Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Hinter dem Begriff "Singener Ausgeh- und Festkultur" verbergen sich mehrere Bausteine und Teilprojekte, die ein gesellschaftlich einzigartiges Netzwerk in Singen ergeben. Gemeinsames Ziel aller Bausteine ist ein sicheres Singen und friedliches Feiern und Ausgehen zum Ziel haben. Da im Zusammenhang mit Festen und Ausgehen das Thema "Alkohol" ein zentraler Faktor ist, der oftmals Gewalt zur Folge hat, wird besonders auf dieses Thema - und in diesem Zusammenhang vor allem auf den Jugendschutz - sehr großen Wert gelegt.
Da das Projekt sehr viele Facetten, Bereiche und Zielgruppen umfasst, gibt es auch mehrere Einzelbausteine:
- Festkultur (Zielgruppe: Festveranstalter und deren Gäste)
- Ausgehkultur (Zielgruppe: Gastronomen und deren Gäste)
- Neue Schulball-Kultur (Zielgruppe: Abiturienten)
- Gut drauf! (Zielgruppe: junge Fahranfänger)
- Jugendschutz-Teams (Zielgruppe: Einzelhandel, Tankstellen sowie öffentliche Plätze, öffentliche Feste)
- Projekt "Blaue Briefe" (Zielgruppe: Eltern von Jugendlichen die durch Alkoholkonsum im öffentlichen Raum aufgefallen sind)
- HALT! (Zielgruppe: Eltern von Jugendlichen, die mit Alkoholintoxikation ins Klinikum eingeliefert werden mussten)
Zunächst soll aber der Ausgangspunkt für die Schaffung eines solch großen und gesellschaftsübergreifenden Netzwerk dargestellt werden.
i) Ausgangslage/ Bedarfsanalyse:
Ausgangspunkt der Singener Festkultur waren verschiedene negative Vorkommnisse im Rahmen des Singener Stadtfestes im Jahr 2006 sowie eskalierende Verhältnisse bei sogenannten Abi-Warm-Up-Partys in Singen bis ins Jahr 2006.
Singener Stadtfest
Das Singener Stadtfest ist ein öffentliches Fest in der Singener Innenstadt, welches an einem Wochenende (Freitag bis Sonntag) im Sommer Gäste aus Singen und der Umgebung zum gemeinsamen Feiern einlädt. Leider konnte bereits in den Jahren vor 2006 ein stetiger Anstieg von Polizeieinsätzen aufgrund von Beleidigungen, Körperverletzungen – zumeist unter Alkoholeinfluss - und Alkoholmissbrauch festgestellt werden, der seinen Höhepunkt im Jahr 2006 erreichte. In diesem Jahr konnte nur durch die zusätzliche Unterstützung der Polizei durch einer Gruppe der Bereitschaftspolizei aus Biberach die Lage unter Kontrolle gebracht werden. Daneben konnten im gesamten Innenstadtgebiet Unmengen von Glasscherben und Müll (vor allem Tetrapackungen von Saftgetränken, welche mit hochprozentigem Alkohol – überwiegend Wodka – gemischt worden waren) gefunden werden. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass ein sehr kleiner Teil der Besucher durch ihr negatives Verhalten das gesamte Fest in ein schlechtes Licht brachten.
Abi-Warm-Up-Partys
Im Rahmen einer sogenannten Abi-Warm-Up-Party kam es in einer Singener Diskothek zur Eskalation. Solche Partys wurden von Abiturjahrgängen der Gymnasien organisiert, mit dem Ziel Geld für die gemeinsame Abschlussfahrt nach dem Abitur zu erwirtschaften. Dabei zählte vor allem der Gedanke "möglichst viel Geld - egal wie - zu erwirtschaften". Im Rahmen dieser letzten Party kam es zu einer schweren Körperverletzung einer jungen Frau, die durch eine abgeschlagene Glasflasche im Gesicht verletzt worden war. Daneben kam es zu unzähligen körperlichen Auseinandersetzungen zwischen betrunkenen Gästen. Die Polizei musste die Veranstaltung gegen 1.30 Uhr auflösen. Hierzu waren mehrere Einsatzkräfte der Polizei nötig. Auch waren unzählige Jugendliche – vor allem unter 18-Jährige – in stark betrunkenem Zustand in und vor der Lokalität anzutreffen.
Weißbuch zur Sicherheitslage in Singen
Die Untersuchung der SKP zum subjektiven Sicherheitsgefühl in Singen - unterstützt durch Prof. Dr. Wolfgang Heinz von der Universität Konstanz -, bei der 2.000 Singener Bürgerinnen und Bürger befragt wurden, zeigte, dass das Thema "Alkohol/Betrunkene" eine große Rolle in der Wahrnehmung der Singener Bürger spielt. Die Frage, inwiefern "Betrunkene" in Singen ein Problem sind, bejahten insgesamt 32,94 Prozent – immerhin ein Drittel (s. Weißbuch ab Seite 188). Dieser Wert erhält noch mehr Prägnanz, wenn dieser Wert in einen interkommunalen Vergleich gesetzt wird. Vor allem ist aber auffällig, dass vor allem die unter 21-Jährigen bei dieser Frage sehr hohe Werte erzielten ( 55 Prozent). Dabei stuften 25 Prozent das Thema "Betrunkene" als "großes Problem" ein. Ähnlich hohe Werte ergaben die Antworten auf die Frage, inwiefern "aggressive Menschen" ein Problem in Singen seien. Diese Frage bejahten 41,67 Prozent. Die Gruppe der unter 21-Jährigen ergaben hier 65 Prozent!
Einlieferungszahlen ins Hegau-Klinikum
Im Kalenderjahr 2007 kam es zu 20 alkoholbedingten Einlieferungen von Jugendlichen aus Singen ins Hegau-Klinikum. Leider ist auch in diesem Bereich ein stetiges Ansteigen zu verzeichnen. Waren es im Jahr 2005 noch 8 Einlieferungen, so kam es 2006 schon zu 14 und im darauffolgenden Jahr sogar zu 20 Fällen.
Polizeieinsätze
Gerade im Zusammenhang mit Festveranstaltungen kommt es immer wieder zu Polizeieinsätzen. Dabei verlagert sich die Auseinandersetzung zunehmend in den Bereich vor der Halle/Lokalität, da professionelle Security-Dienste innerhalb der Festveranstaltung für Ruhe sorgen. Die Erfahrung der Beamtinnen und Beamten verdeutlicht, dass der Alkohol eine zentrale Rolle bei solchen körperlichen Auseinandersetzungen spielt. Gerade zu späten Stunden werden solche Einsätze verstärkt nötig und die Qualität der Auseinandersetzungen höher.
Dies gab der – im Juni 2006 neugeschaffenen - Stabsstelle der "Singener Kriminalprävention" (SKP) Anlass sich mit dem Thema "Festkultur" näher zu beschäftigen.
ii) Ziele:
Das primäre Ziel der Singener Fest- und Ausgehkultur ist im Netzwerk gemeinsam das Thema "Jugendschutz" mit Leben zu füllen und konsequent anzuwenden. Daneben sollen Feste und Kneipenbesuche In Singen sicher sein und der Besucher kann und soll sich wohlfühlen.
Dabei sind die Initiatoren keine Festverhinderer oder Spaßbremsen, sondern wollen gemeinsam solche Veranstaltungen auch weiterhin erhalten. Dazu gehören z. Bsp. in diesem Zusammenhang Brauchtumsfeste wie die Bohlinger Sichelhenke oder aber Fasnachtveranstaltungen in der sogenannten "Fünften Jahreszeit".
Es ist auch wichtig, dass die engagierte ehrenamtliche Arbeit, zum Beispiel von Verantwortlichen bei Festveranstaltungen, nicht von Negativnachrichten des Festes (Polizeieinsätze, Körperverletzungen etc.) überschattet wird, sondern sich dadurch ein positives Bild ergibt.
Aus dem Konzept ergibt sich auch eine Reduzierung der Einsatzzahlen der Polizei und ein Rückgang der Einlieferungszahlen von Jugendlichen aufgrund von Alkoholvergiftungen nach Festen bzw. Kneipenbesuchen.
Es wird angestrebt, dass die Verantwortlichen – Festveranstalter, Gastronomen, Einzelhändler – den Jugendschutz sehr ernst, indem es nicht nur ein geschriebenes Gesetz ist, sondern auch wirklich leben und anwenden. Den Verantwortlichen soll vermittelt werden, dass solche Konzepte auch Eltern Sicherheit geben, wenn ihre Kinder an Festveranstaltungen gehen (siehe Neue Schulball-Kultur). Diese können ihre Kinder mit gutem Gewissen an diese Veranstaltungen schicken, da hier zum Beispiel der Jugendschutz sehr restriktiv eingehalten wird.
Durch die positiven Erfahrungen geprägt gehen die Menschen auch wieder gerne an Festveranstaltungen und in Kneipen aus, ohne Angst davor zu haben, dass es zu Vorfällen kommt. Des Weiteren soll sich durch diese Projekte der Alkoholkonsum an solchen Veranstaltungen – vor allem bei Jugendlichen –positiv verändern (s. Neue Schulball-Kultur, Gut drauf). Mittelfristig soll erzielt werden, dass durch die positive mediale Begleitung und die Reduzierung der Vorfälle auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Singener Bürgerinnen und Bürger verbessert wird.
iii) Erste Schritte/Projekte:
Sicherheitskonzept für Singener Stadtfest
Basierend auf diesen Fakten und Vorkommnissen hat sich die SKP zusammen mit dem Singen aktiv Standortmarketing, dem Ordnungsamt sowie der Polizei Gedanken gemacht, wie das Singener Stadtfest sicherer und friedlicher veranstaltet und das Thema "Betrunkene" und deren Folgen deutlich reduziert werden kann. Hierzu wurde gemeinsam ein umfassendes Maßnahmenpaket für das Jahr 2007 geschnürt (siehe Anlage D). Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl im Jahr 2007 und 2008 deutlich sicherer und friedlicher Stadtfeste gefeiert worden sind und auch die Problematik der "Betrunkenen", den zerschlagenen Flaschen und Vorglühen (Tetrapackungen) drastisch verbessert werden konnte.
Neue Schulball-Kultur
Darauf aufbauend hat die SKP zusammen mit den Jugendsachbearbeitern der Polizei, den Schulleitungen, den Schülervertretungen, den Gesamtelternbeirat und den Abiturienten des Jahrgangs 2007 die Konzeption einer "Neuen Schulball-Kultur" entwickelt, die eine Abkehr von sogenannten Abi-Warm-Up-Partys bedeutete und an die Tradition klassischer Schulbälle anknüpfte. Hierzu wurden gemeinsame Regeln vereinbart, die vor allem auch das Thema "Alkohol" und "Jugendschutz" betreffen (s-. Anlage D). Nach fünf Veranstaltungen dieser Art zeigt die Evaluation, dass es zu keinem Polizeieinsatz, keine Einlieferung ins Krankenhaus und keine stockbetrunkenen Jugendlichen gab.
Gut drauf
Ergänzend dazu wurde das Projekt "Gut drauf" für junge Fahranfänger ins Leben gerufen. Es wurde gezieltz diese Altersgruppe gewählt, da eine Analyse zeigte, dass Autounfälle verstärkt von Menschen der Altersgruppe 18-25-Jährigen verursacht werden und diese sehr häufig in den späten Abend- und frühen Morgenstunden stattfinden (Heimweg nach Festen und Diskotheken). Gemeinsam mit der Audi BKK, der Suchtberatung, Jugendhausmitarbeitern, der Verkehrserziehung der Polizei sowie der Kreisverkehrswacht wird den Jungerwachsenen auf theoretischer und praktischer Ebene das Thema "Alkohol im Straßenverkehr" und Rasereien nähergebracht. Das Projekt besteht aus drei Phasen. In der ersten Kick-off-Veranstaltung wird das Projekt vorgestellt. In der zweiten Phase wird in zwei Teilen das Thema theoretisch vermittelt. Zum einen vermittelt die Verkehrserziehung der Polizei vor allem die Folgen anhand von Bildern und Filmen in einem Vortrag. Im zweiten Teil der zweiten Phase schätzen die jungen Menschen ihre eigene Risikobereitschaft im Umgang mit Alkohol ein. Dabei reden, diskutieren und erarbeiten sie gemeinsam mit Jugendhausmitarbeitern und der Experten der Suchtberatung in Gruppenarbeit die eigene Risikobereitschaft und deren potentielle Folgen.
Konzept für Feste und Gastronomie
Basierend auf diesen Erfahrungen der beiden Veranstaltungen und Erfahrungen von Kollegen des Landkreises Sigmaringen – die ein Konzept zur Festkultur entwickelt hatten - nahm sich die SKP vor, das Thema auf eine allgemeine Ebene in Singen zu heben und möglichst alle Vereine, Institutionen, Schulen zu einer gemeinsamen Festkultur zusammenzubringen. Des Weiteren wurde auch für die Gastronomie ein Gesamtkonzept entwickelt, dass unter anderem auch das Projekt Nightlife aus Freiburg beinhaltet, sowie der Einzelhandel (Jugendschutz-Teams) miteinbezogen. Ergänzt wird das Konzept durch Projekte wie die Blauen Briefe – die in Singen maßgeblich entwickelt worden sind – oder aber der Einbeziehung des Projekts HALT! aus Lörrach.
Jugendschutz-Teams
Nachdem immer wieder festgestellt werden muss, dass die Jugendlichen sich im Einzelhandel und an Tankstellen den Alkohol besorgen und im Vorfeld "vorglühen" sind sogenannte Jugendschutz-Teams im Einsatz. Diese bestehen aus der SKP, dem Ordnungsamt, Kreisjugendamt, Suchtberatung, Jugendsachbearbeiter der Polizei sowie Polizeifreiwilligen. Diese kontrollieren in Zivil und in Uniform die Einhaltung des Jugendschutzes im Einzelhandel, in Kneipen und an Tankstellen. Dabei geht es aber nicht nur darum den erhobenen Zeigefinger zu erheben, sondern im Dialog mit den Verantwortlichen die Nachschubwege der Jugendlichen zu unterbinden. In diesem Zusammenhang ist innerhalb der letzten 18 Monate eine deutlich erhöhte Sensibilisierung für das Thema festzustellen.
iv) Netzwerk und Bausteine des Projekts (Ganzheitlichkeit)
Das Gesamtkonzept beinhaltet eine Vielzahl von Einzelprojekten, die verschiedene Partner und Zielgruppen haben, aber letztlich ein gesamtgesellschaftliches Netzwerk in Singen geschaffen hat, das sich mit den Themen "Fest- und Ausgehkultur", "Alkohol/Betrunkene" und "Jugendschutz" beschäftigen. Insofern kann von einem ganzheitlichen Ansatz gesprochen werden, da die Einzelprojekte verschiedene Altersgruppen bzw. gesellschaftliche Institutionen (z. Bsp. Vereine, Gastronomen, Wirtschaftsvertreter etc.) als Zielgruppe haben. Ein geschlechterspezifischer Ansatz wird hierbei in keinem Projekt verfolgt.
Nachdem die Untersuchung zum subjektiven Sicherheitsgefühl zeigte, dass vor allem junge Menschen das Thema "Betrunkene" nannten, wurde sehr deutlich, dass "Jugendliche" sehr differenziert betrachtet werden müssen und dass es sehr wohl einen großen Teil Jugendlicher gibt die ein Problembewusstsein besitzen und das Thema "Alkohol unter Jugendliche" sehr deutlich als Problem artikulierten. Dieser Aspekt wird von der SKP auch immer betont und bei allen Projekten berücksichtigt. Aus diesem Grund war es auch sehr wichtig, dass Jugendliche selbst als Partner gewonnen werden, die für eine neue Art des "Feierns" in Singen stehen. Hierfür steht vor allem die Neue Singener Schulball-Kultur (siehe Teil D).
Neben den genannten Akteuren und Partnern sind aber auch ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger im Einsatz; so zum Beispiel des Singener Stadtfestes an dem ehrenamtlich agierende Partner den Saftladen des Alkoholpräventionsnetzwerks b.free in Abstimmung mit der SKP betreuen.
v) Innovative Strategien
Die Singener Fest- und Ausgehkultur hat verschiedene Projekte, die sich in anderen Städten bzw. Landkreisen bewährt hatten auf die Singener Verhältnisse übertragen und zu einem Gesamtpaket geschnürt. Dabei sind aber auch innovative Elemente eingeflossen.
So konnte zum Beispiel innerhalb der Neuen Schulball-Kultur ein Teilprojekt initiiert werden, welches einen neue Zielrichtung in Singen verfolgt. Unter den knapp 1.000 Besuchern wurden am Ende der Veranstaltung attraktive Preise (ipods, etc.) unter jenen Jugendlichen und Jungerwachsenen verlost, bei denen zu diesem Zeitpunkt ein Alkoholgehalt unter 0,3 Promille gemessen wird. Diese Aktion wird bereits im Vorfeld angekündigt und von der SKP und Helfern (Suchtberatung und b.free-Botschafter) umgesetzt. Die Messungen erfolgen eine halbe bis dreiviertel Stunde vor Veranstaltungsende.
Ziel ist es unter den Jugendlichen den Nichtkonsum von Alkohol an diesem Schulball attraktiv zu machen. Die Resonanz fiel sehr gut aus und die 12 Preise (sechs ipods und sechs Warengutscheine) kamen sehr gut an und eine große Anzahl der Besucher konnten an der Verlosung teilnehmen, beziehungsweise hatten einen Alkoholwert unter 0,3 Promille.
Gleiches gilt für die Ausgehkultur unter den Gastronomen, innerhalb derer sich verschiedene Singener Gastronomen zusammenschlossen und gewisse Regeln einhalten und sich an dem Projekt "Nightlife" beteiligen. Dies beinhaltet, dass ein ausgesprochenes Hausverbot aufgrund einer Körperverletzung oder ähnlichem (Voraussetzungen sind genau definiert) dieses auch bei allen anderen Partnern gilt. Dieses Hausverbot wird von einem Juristen der Dehoga, die als Partner gewonnen werden konnte, schriftlich ausgesprochen. Falls eine Person ein zweites Mal innerhalb dieser Lokalitäten negativ auffällt, erhält dieser eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Der erneute Verstoß wird dahingehend bekannt, da alle Hausverbote an die Dehoga weitergeleitet werden und diese anhand der Akten einen erneuten Verstoß sofort ahnden können.
vi) Politische Unterstützung und gesellschaftliche Wirkung
Bevor die einzelnen Projekte in Singen durch die SKP federführend umgesetzt worden sind, wurden diese im Singener Sicherheitsbeirat vorgestellt. Diese Gremium wurde nach der Schaffung der Stabsstelle im Januar 2007 geschaffen, um die kriminalpräventiven Aspekte und Themen zu besprechen und politische Unterstützung seitens des Gemeinderats einzuholen. Diesem Gremien gehören unter der Leitung von Oberbürgermeister Ehret neben Vertretern aller Fraktionen auch der Leiter des Polizeireviers, der Leiter des Amtsgerichts, Vertreter der Polizeidirektion Konstanz (Abteilung KKP), das Ordnungsamt als feste Mitglieder an. Ergänzend werden themenspezifisch Experten und Partner hinzugeholt (Leitung Kreisjugendamt, Schulleiter, Bundespolizei, etc.).
In diesem politischen Gremium wurden die einzelnen Projekte vorgestellt, erhielten Zustimmung und die Mitglieder werden über den Fortgang informiert. Des Weiteren ist Herr Oberbürgermeister Ehret auch Mitglied der Lenkungsgruppe KKP im Landkreis und wirbt auch hier aktiv darum, das Projekt flächendeckend über die Singener Grenzen hinweg auszubreiten. Dieser Aspekt ist vor allem auch den Vereinen und Gastronomen wichtig, da ansonsten immer wieder das Argument genannt wird, dass außerhalb der Stadtgrenzen die Regeln keine Gültigkeit hätten. Ergänzend wirbt die SKP auch in der landkreisweit agierenden Arbeitsgruppe b.free um die Ausbreitung des Projekts "Fest- und Ausgehkultur".
Neben der politischen Unterstützung ist vor allem die breite gesellschaftliche Unterstützung durch das Projekt einzigartig. Durch das Projekt "Singener Fest- und Ausgehkultur" stellen sich verschiedenste gesellschaftliche Kräfte hinter dieses Thema und damit auch vor allem hinter den Jugendschutz, unterstützen und leben dies.
vii) Vorteile des Projekts
Die Beschäftigung mit dem Thema zeigte, dass sich mehrere Vorteile aus dem Projekt ergeben:
- von einer Wegschau- zur Hinschaugesellschaft
- Schulung und Aufklärung der Verantwortlichen (Festveranstalter, Gastronomen, Eltern und Jugendlichen, Institutionen etc.)
- neues Bewusstsein für das Thema "Jugendschutz" bei Partnern und Jugendlichen
- hohe Vernetzung untereinander
- breite gesellschaftliche Unterstützung
- dauerhaft angelegt
- ganzheitlicher Ansatz (verschiedene Bausteine für unterschiedliche Zielgruppen in einem Gesamtkonzept)
- höheres Sicherheitsgefühl bei Besuchern
- deutliche Reduzierung der Polizeieinsätze
- weniger Einlieferungen ins Hegau-Klinikum wegen Alkoholintoxikationen nach Veranstaltungen
- politische Unterstützung
- positives Medienecho
- geringe Kosten
- Senkung der Allgemeinkosten (Krankenkassen, Polizeieinsätze etc.)
viii) Evaluation
Nachdem die Ausgangslage durch eine wissenschaftliche Untersuchung in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Wolfgang Heinz von der Universität Konstanz eruiert worden ist, werden die einzelnen Projekte mit Hilfe der Faktoren Polizeieinsätze, Einlieferungen ins Hegau-Klinikum nach Fest- bzw. Kneipenbesuchen bzw. Unfällen bei Fahranfängern unter Alkoholeinfluss evaluiert. Des Weiteren werden die "Blauen Briefe" statistisch ausgewertet und qualitativ überprüft.