Raupe Nimmersatt

Ein Theaterpädagogisches Projekt für Kita-Kinder zur Prävention von Ess-Störungen - ein Baustein Familienorientierter Suchtprävention

Festgestellt wurde in den Kindertagesstätten und Grundschulen im Landkreis eine Zunahme von übergewichtigen Kindern, auffällig in ihrem Ernährungsverhalten, ihrer Mediennutzung und Bewegungsmangel. Von der Fachgruppe "Suchtvorbeugung im frühen Kindesalter" und dem "Kooperationstreffen Ess-Störungen" wurde deshalb ein Theaterpädagogisches Kinderprojekt "Raupe Nimmersatt" zur Prävention von Ess-Störungen entwickelt, eingebettet in Elternarbeit und Fortbildungen für Erzieherinnen, begleitet mit Öffentlichkeitsarbeit. Es sollte Erzieherinnen als Baustein zur Gesundheits- und Suchtprävention unterstützen bei der Umsetzung des Orientierungsplans, der in den Kitas in BaWü zur ganzheitlichen Bildung und Förderung von Kindern eingeführt wird. Das Projekt wurde bisher in zwei Kindertageseinrichtungen im Landkreis durchgeführt. Es wurde den Fachberaterinnen für Kindertageseinrichtungen vorgestellt, über einen Info-Brief zur Suchtvorbeugung in den 400 Kindertageseinrichtungen und mit Pressearbeit beworben. Die Methoden und Erfahrungen aus dem Projekt sollen in Fortbildungen Erzieherinnen vermittelt werden, um sie zu qualifizieren, das Projekt selbst in der eigenen oder benachbarten Kita umzusetzen. Das Kinderprojekt richtet sich an Kinder im Alter von 5-6 Jahren, wird von einer Theaterpädagogin und Suchtprophylaxe-Fachkraft umgesetzt, zusammen mit einer Erzieherin der Einrichtung, damit die Erfahrungen in der Kita weiter aufgegriffen werden können (6 Vormittage je 1,5 Std. über 3 - 4 Wochen). Ausgehend von der Bildergeschichte "Die Raupe Nimmersatt" werden eigene Geschichten aus dem Alltag der Kinder entwickelt und gespielt. Die "Raupe Nimmersatt" begleitet die Kinder bei der Essenssuche, beim Sattwerden und wie sie ihre eigenen Sinne und Bedürfnisse entdecken und erkennen können. Es wird mit Atem-, Stimm- und Körper-Übungen, Rhythmus- und Gruppenspielen und Phantasiereisen gearbeitet. Ziel ist die Stärkung von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, Sensibilisierung für die eigenen Bedürfnisse und Ausprobieren neuer Verhaltensweisen. Die Erfahrungen zeigen, dass körperlicher und sprachlicher Ausdruck, Phantasie, Konzentrationsfähigkeit und solidarisches Zusammenspiel gefördert werden. Die abschließende Präsentation für die Eltern und Elternabende zur Suchtvorbeugung (Förderung protektiver Faktoren, Umgang mit Essen / Naschen und Konsummitteln wie Medien, Alkohol, Medikamente u.a.) runden das Projekt ab. Von den Kindern, Erzieherinnen und Eltern wurde das Projekt begeistert angenommen.

Für die Erzieherinnen wurde mit Familien- und Kunsttherapeutinnen und Dozentinnen der Fachschule für Sozialpädagogik ergänzend eine Fortbildung zur Prävention von Ess-Störungen entwickelt, um informativ und spielerisch Ansätze für eine präventive Arbeit mit Eltern und Kindern im Kiga-Alltag zu vermitteln und gemeinsam zu entwickeln (Reflektion des eigenen Umgangs mit Essen, Haltungen zum Dick- und Dünnsein, Formen der Ess-Störungen und Hilfsangebote, Essensrituale im Kiga, Förderung von Bewegung, Entspannung u.a.). Ernährungsberaterinnen (Krankenkassen, Landwirtschaftsministerium), Psychotherapeutinnen, Psychologische und Suchtberatungsstellen erarbeiteten eine Elternreihe von interaktiven Elternabenden zur Prävention von Ess-Störungen aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln.

Zur Weiterarbeit an Themen der Suchtvorbeugung werden interessierte Kitas unterstützt beim Projekt "Spielzeugfreier Kiga" (6 Wochen bis 3 Monate ohne", mit Elternarbeit), mit suchtpräventiven Puppen- und Theaterstücken ("Mäxchen trau dich" u.a.) und Fortbildungen für Erzieherinnen (Grundlagen Sucht und Suchtvorbeugung, Kinder in suchtbelasteten Familien, Suchtpräventive Handlungskompetenz, Jeux dramatiques zur Suchtprävention, Ess-Störungen) angeboten. Für die Elternarbeit können Elterntrainings (wie "KESS erziehen") genutzt werden und Elternabende durch die Sucht- und Psychologischen Beratungsstellen (mit einer "Elternschule" zu wichtigen pädagogischen Fragestellungen) und durch speziell ausgebildete Volunteers, die ehrenamtlich im Tandem Elternabende durchführen. Beworben werden diese Angebote durch Info-Rundbriefe an die Kitas und Pressearbeit. Ziel ist es, Eltern in der Suchtprävention früh einzubinden in die Mitarbeit in Kita und Schule (Runde Tische, Mitarbeit bei Veranstaltungen) und als Multiplikatoren zu gewinnen (Volunteers für Elternabende u.a.). Um darüber hinaus frühzeitig Eltern zu erreichen wurde eine enge Zusammenarbeit mit der Jugend- und Erziehungshilfe ausgebaut, die für ihre fachliche Arbeit und für die Entwicklung von Präventionsangeboten für Familien mit Fortbildungen zu allen Sucht- und Präventionsthemen unterstützt werden (Familien- und Betreuungshelfer, Erziehungsbeistände, Leiter Sozialer Gruppenarbeit und Mitarbeiter der Sozialen Dienste und Erziehungshilfeeinrichtungen). Mit dem 3-tägigen Fortbildungsangebot MOVE werden sie qualifiziert für Kurzinterventionen bei konsumierenden Jugendlichen oder Erwachsenen. Die Suchtprävention will sich noch stärker in die sozialraumorientierte, niedrigschwellige Arbeit der Jugendhilfe im Rahmen der Erziehungshilfestationen und der Frühen Beratung und Hilfen für Familien mit Kleinkindern (ProjuFa) mit Elternveranstaltungen und Familienwochenenden, kollegialer Beratung und Fallbesprechungen einbringen, in die Arbeit mit alleinerziehenden Eltern beim Mutter-Kind-Projekt und bei Eltern-Kind-Cafés, bei Femme Tischen und in der Elternbildung der Familienbildungsstätten und Volkshochschulen. Für Eltern werden therapeutisch angeleitete Elternkreise (Ess-Störungen, Cannabis-Konsum) angeboten. Zur Unterstützung suchtbelasteter Familien wurden zusammen mit den Suchtberatungsstellen Familienwochenenden, Familientreffen, Kinder-, Jugend- und Selbsthilfegruppen initiiert und aufgebaut, für Arbeitslose mit Familie mit der Agentur für Arbeit ein Projekt entwickelt, für Migrationsfamilien zusammen mit dem Ausländerbeauftragten bei Moschee- und Migrantenvereinen Elternveranstaltungen.

Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
Anlagen: