Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Ausgangssituation:
Lange bevor das Thema "Jugendliche und Alkohol" in den deutschen Medien thematisiert wurde, gab es bereits erste wissenschaftliche Artikel zu den rauschhaften Trinkgewohnheiten englischer Jugendlicher ("binge drinking"). Zwar hatten sich die Konsumzahlen von Alkopops in Deutschland nach der Einführung einer Sondersteuer etwas verringert, jedoch war Alkoholmissbrauch nach wie vor ein Thema für die Suchtprävention. Bundesweiter Indikator war unter anderem der zunehmende Anteil der Jugendlichen, die sich aufgrund einer Alkoholvergiftung behandeln lassen mussten.
"Die bundesweiten Fallzahlen von stationär behandelten Alkoholintoxikationen von Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 19 Jahren steigen kontinuierlich an. Beispielsweise ist in Bayern eine Fallzahlsteigerung vom Jahr 2000 auf das Jahr 2001 in Höhe von +22% und vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2002 in Höhe von + 37% feststellbar" (prognos-lnstitut: Wissenschaftliche Begleitung des Modellprogramms "Alkoholvergiftungen bei Kindern und Jugendlichen).
Eine geschlechtsspezifische Auswertung der Daten zeigte, dass der Anstieg bei den Mädchen sehr viel höher ausfiel, d. h. immer mehr Mädchen mussten aufgrund einer Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Ähnliche besorgniserregende Ergebnisse lieferte die Studie "Gesundheitsverhalten von Jugendlichen in Bayern 2005" des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz: "46% aller Jugendlicher in Bayern haben an mindestens einem Tag innerhalb der letzten 30 Tage fünf alkoholische Getränke wie Bier, Wein oder Spirituosen und mehr hintereinander zu sich genommen. 28% aller Jugendlichen trinken exzessiv an ein bis zwei Tagen pro Monat, 10% an drei bis vier Tagen pro Monat und 9% an fünf oder mehr Tagen".
Aus Rückmeldungen der Praktiker in der Offenen Jugendarbeit in Bayreuth, der Schulen bzw. der Schulsozialarbeiter und aus informellen Gesprächen mit der Polizei und den Jugendlichen selbst ging hervor, dass auch die jungen Menschen der Stadt Bayreuth von diesen Tendenzen betroffen waren.
Konzeption und Ziele:
Die beiden Mitarbeiter des präventiven Jugendschutzes Heiko Sollmann und Siglinde Seidler-Rieß, die zu je 50% einer Vollzeitstelle im Jugendamt der Stadt Bayreuth angestellt sind, konzipierten deshalb ein Suchtpräventionsprojekt gegen Alkoholmissbrauch von Jugendlichen, das auf verschiedenen Ebenen ansetzen sollte.
Zum einen sollte sich das Projekt nicht nur auf Jugendliche konzentrieren, sondern möglichst auch Schulen, Lehrkräfte, Gastwirte und Gewerbetreibende sowie eine breite Öffentlichkeit mit einbeziehen, zum anderen sollten bereits bestehende und bewährte Konzepte der Alkoholprävention in das Gesamtkonzept mit eingebunden werden. Schließlich wurde auch überlegt, welche Maßnahmen mit den vorhandenen Ressourcen eine Chance auf Verwirklichung haben.
Weiterhin bezog sich die Konzeption nicht nur auf eine Einzelveranstaltung, sondern auf viele verschiedene Aktionen in einem Zeitraum von 2-3 Jahren.
Die Bündelung dieser langfristigen Aktionen auf mehreren Ebenen sollte zu Synergieeffekten führen, die den missbräuchlichen Alkoholkonsum Jugendlicher reduzieren sollte.
Durch die Berichterstattung über die Projekte sollte auch die gesamt Öffentlichkeit für die Thematik sensibilisiert werden.
Umsetzung:
Projekte und Aktionen für die Zielgruppe "Jugendliche":
- Projekt "Durchblick"
- Aktionsspiel "Voll die Party"
- Umfrage zum Thema "Alkohol"
Projekt "Be hard - drink soft" on tour gefördert durch das Bayerische Gesundheitsministerium im März 2008.
Zielgruppe dieses Projektes waren Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe der Bayreuther Hauptschulen. An insgesamt 7 Stationen wurden die Schüler spielerische an verschiedene Themen zum Alkoholkonsum herangeführt. Das Stadtjugendamt hat bei diesem Projekt mit verschiedensten Kooperationspartner zusammengearbeitet: Mit der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt, der Suchtberatungsstelle, dem Verein Treff, der Schulsozialarbeit, Lehrkräfte der Albert-Schweitzer-Hauptschule, Staatliche Berufsschule II, und dem Kommunalen Jugendzentrum. Dieses Projekt war ein weiterer Baustein des Gesamtkonzeptes gegen den Alkoholmissbrauch Jugendlicher.
Zielgruppe "Multiplikatoren"
Lehrerfortbildung am 27.05.08 zum Thema "Jugend und Alkohol"
Die Suchtpräventionsfachkräfte des Stadtjugendamtes führten eine Lehrerfortbildung für alle Bayreuther Schulen zum Thema "Jugend und Alkohol" an der Albert-Schweitzer-Schule durch. An der Fortbildung nahmen insgesamt 8 Lehrkräfte aus folgenden Schulen teil: Albert-Schweitzer-Hauptschule, Realschule I, Berufsschule II, Richard-Wagner-Gymnasium, Gymnasium Christian-Ernestinum, Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium.
Die Schwerpunkte dieser Fortbildung bestanden aus allgemeinen Information über das Phänomen des Rauschtrinkens bei Jugendlichen (Daten, Zahlen, Fakten) und der Vorstellung von Angeboten des Stadtjugendamtes zur Suchtprävention für Schulen. Zudem wurden verschiedene Materialien zur Thematik vorgestellt, die bei Bedarf beim Stadtjugendamt ausgeliehen werden können. Die Lehrkräfte hatten auch die Möglichkeiten, die Rauschbrillen des Jugendamtes auszuprobieren.
Zielgruppe: Gastwirte und Gewerbetreibende
Vereinbarung gegen den Alkoholmissbrauch in Bayreuther Gaststätten und Diskotheken:
Die Stadt Bayreuth hat gemeinsam mit Gaststätten-, Discothekenbetreibern und Event-Veranstaltern, dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband e. V., sowie der Polizeiinspektion Bayreuth Stadt im Mai 2007 eine Vereinbarung gegen den Alkoholmissbrauch in Bayreuther Gaststätten und Discotheken geschlossen. Damit soll ein umfassender Beitrag zur Bekämpfung des übermäßigen Alkoholkonsums durch Jugendliche und junge Heranwachsende und letztlich auch ein Stück gesamtgesellschaftlicher Verantwortung dokumentiert werden. In der Vereinbarung sagen die Gaststätten und Gewerbetreibende unter anderem zu, auf "Billigparties" zu verzichten, die auf vergünstigte Abgabe alkoholischer Getränke und die Werbung hierfür abzielen (Ein-Euro-Parties, Flatrate-Parties, etc.).
Neben dieser freiwilligen Vereinbarung verstärkte das Stadtjugendamt Bayreuth in Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt die Jugendschutzkontrollen im Bereich der Gaststätten und Discotheken.