Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Es handelt sich um die Darstellung vernetzter Prävention in Wesel mit den Schwerpunkten frühe Hilfen für Kinder von drogenabhängigen Eltern und am Beispiel der Cannabispräventionskampagne. Das Besondere der Beiträge ist die Mitgründung und Verankerung von lokalen Präventionsnetzwerken wie dem Prävnetz Wesel, dem AK Frühe Hilfen und AK Prävention, Beratung und Therapie bei sexueller Misshandlung, Missbrauch und Gewalt.
Erwähnenswert ist dabei die Umsetzung vielfältiger Präventionsangebote in den verschiedenen Settings der universellen, selektiven und indizierten Prävention. Dabei werden verschiedene bewährte Ideen, Materialien und Methoden u. a. vom Cannabispräven-tionsprogramm Stark statt breit NRW, Cannabisparcours der Villa Lörrach und Realize It - bundesweites Beratungsprogramm, bundesweites Präventionsprojekt Trampolin des Deutschen Instituts für Sucht- und Präventionsforschung der KFH Köln und des Deutschen Zentrums für Suchtfrage des Kindes- und Jugendalters an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Kinderprojekt Iglu Hamburg, Kinderen van dragverslawte Olders der Jellinek Klinik Amsterdam, MAKS - Kinderprojekt Freiburg angewendet.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Früh hilft früh - Ganzheitlich vernetzte Prävention in Wesel am Beispiel von "Cannabis denn Sünde sein" - Cannabispräventionskampagne und "Fitkids" - Hilfen für Kinder von drogenabhängigen Eltern.
Ausgangslage und Bedarfsanalyse
Die Drogenberatungsstelle Wesel des Vereines "Information und Hilfe in Drogenfragen e.V." hat sich dem ganzheitlichen Ansatz verpflichtet. Nach den Anforderungen von DIN ISO 9001:2008 werden Arbeitsabläufe beschrieben, untersucht und gegebenenfalls ergebnisorientiert optimiert. In der Beratungsarbeit verändern sich die Rahmenbedingungen seit 1996 weg von der Arbeit mit dem Einzelnen, dem Symptom hin zur Arbeit mit dem (Familien-)system. Nur durch die Erweiterung des Arbeitsansatzes ist es möglich, die Kinder von drogenabhängigen Eltern als Angehörige mit einem eigenständigen Hilfebedarf wahrzunehmen und ihnen adäquate Prävention und Hilfen anzubieten oder zu vermitteln. In der BRD leben 40.000-60.000 Kinder drogenabhängiger Eltern und ihre Anzahl ist weiter steigend. Diese Kinder sind besonders gefährdet und besonders benachteiligt, darin sind sich Wissenschaft und Praxis einig. Prof. Klein von der KFH Köln bezeichnet sie als die Marginalisierten der Marginalisierten. Neben der Kompetenzstärkung der Kinder gilt es auch, nichtkonsumierende Kinder und Jugendliche aus anderen Bereichen früh in ihren Lebenskompetenzen zu stärken und aufzuklären. Dies geschieht in Wesel durch Präventionsangebote von Schwangerschaft und Kindergarten/Grundschule an.
Ausgangspunkt für die vernetzte Cannabispräventionskampagne war die Feststellung des Bedarfs an verstärkter Cannabisprävention im Prävnetz Wesel. Das Prävnetz Wesel wurde 2004 vom Jugendamt der Stadt Wesel und der Drogenberatung gegründet. Es setzt sich aus Vertretern örtlicher Einrichtungen und Vertretern von Jugendzentren, Schulen, Jugend- und Ordnungsamt, Polizei, Beratungsstellen etc. zusammen und trifft sich i. d. R. vier Mal jährlich.
Ziele und Zielgruppen:
Hauptziel der vernetzten Prävention in Wesel ist die Persönlichkeitsstärkung. Als besondere Hauptzielgruppen selektiver und indizierter Prävention bildeten sich in Wesel die Kinder der Drogenabhängigen für "Fitkids" und die SchülerInnen der zentral gelegenen Hauptschule am städtischen Jugendzentrum und des Berufskolleges für die Präventionskampagne "Cannabis denn Sünde sein?" heraus. Neben der indizierten Prävention durch Frühintervention und Förderung von Kindern bereits drogenabhängiger Eltern gilt es, noch nicht drogen-konsumierende Kinder und Jugendliche zu erreichen.
Wichtig ist außerdem Sensibilisierung und Information von Eltern und (Fach-)Öffentlichkeit als universelle Prävention.
Umsetzung:
Die Arbeit mit den Kindern drogenabhängiger Eltern wird durch wöchentliche geschlechtssensible Kindergruppenarbeit (9-15 Jährige) seit 2003, Ferienfreizeiten, Beratungsangebot für Kinder von drogenabhängigen Eltern durchgeführt. Außerdem gibt es ein (aufsuchendes) Beratungsangebot für (werdende) drogenkonsumierende Eltern, Schulungen für MultiplikatorInnen in Jugend- und Drogenhilfe, Fachtagungen etc. Unter anderem wurde ein spezieller Leitfaden für die praktische Arbeit von Drogen- und Jugendhilfe entwickelt.
Zur Cannabisprävention wurde auf Ideen, Materialien und Maßnahmen aus bewährten Kampagnen zurückgegriffen und diese wurden und werden kombiniert und geschlechter-sensibel umgesetzt. Dabei handelt es sich um:
- Stark statt breit – Cannabispräventions-programm NRW,
- Realize it – bundesweites Cannabisberatungsprogramm,
- Cannabisparcours Villa Lörrach,
- MOVE – Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung NRW.
Über die Zusammenarbeit in den verschiedenen Netzwerken in Wesel hinaus gibt es verschiedene Kooperationsvereinbarungen. So wurde 2003 ein Kooperationsvertrag zur Versorgung von drogenabhängigen Schwangeren durch das Jugendamt Stadt Wesel, die Drogenberatung und das Marienhospital abgeschlossen. Außerdem gibt es verschiedene Verfahrensvereinbarungen zum Kindeswohl hinsichtlich des § 8a SGB VIII, bei dem neben dem Jugendamt und der Drogenberatung auch die Gesundheitshilfe involviert ist.
Die Mitgründung von und Verankerung der Präventionsarbeit in lokalen Präventions-netzwerken wie dem Prävnetz Wesel, dem AK Frühe Hilfen und AK Prävention, Beratung und Therapie bei sexueller Misshandlung, Missbrauch und Gewalt ist bedeutender Schwerpunkt der Arbeit in Wesel. Außerdem ist die Arbeit kreisweit im "Runden Tisch gegen häusliche Gewalt" und landesweit im AK Frauen und Sucht und der AG Prophylaxe Ginko vernetzt.
Ergebnisse und Erreichtes:
Die Präventionsangebote der Beratungsstelle Wesel werden von Kindern, Jugendlichen, Eltern, MultiplikatorInnen, NetzwerkpartnerInnen und Öffentlichkeit sehr geschätzt.
Durch die Arbeit mit den Kindern von drogenabhängigen Eltern in Fitkids erfahren die Kinder, dass es verlässliche Ansprechpartner gibt, die von der elterlichen Suchterkrankung wissen und bei denen sie über das Familiengeheimnis Sucht sprechen können. Kinder erfahren Entlastung, entwickeln Handlungskompetenzen gegen die Ohnmacht und haben Kapazitäten frei für die eigene Entwicklung und die Stärkung ihrer Resilienzen – ein Hauptbestandteil von Prävention. Sie dürfen wieder Kind sein und z. B. durch die Ferienfreizeiten auch "normale" Dinge erleben, von denen sie in der Schule berichten können. Drogenabhängige Eltern werden in ihrer Elternrolle gefordert und gefördert und lernen, ihre Kompetenzen zu erweitern. Durch die lokale Netzwerkarbeit gelingt es, diesen Familien das Gesamthilfe-system in der Stadt näher zu bringen, Klärungsprozesse zu verkürzen und bei Bedarf früh Hilfen anbieten zu können. Die Angebote des Kinderprojektes sind mittlerweile etablierter Bestandteil der Beratungsarbeit und haben Einfluss auf alle Bereiche. Fitkids ist wissenschaftlich begleitet und evaluiert.
Die generelle Präventionsarbeit an Berufskolleg und Hauptschule wird durch die Cannabis-präventionskampagne "Cannabis denn Sünde sein?" verstärkt und verankert. SchülerInnen der Hauptschule und des Berufskolleges sind und werden erlebnisorientiert in ihren Kompetenzen gestärkt und ihr Wissen über Cannabis und mögliche Auswirkungen von Cannabiskonsum wird erweitert, was durch SchülerInnenbefragung evaluiert wird. Cannabiskonsumierenden SchülerInnen konnte durch die "Realize It" - Beratung weiter geholfen werden.
Durch MultiplikatorInnenfortbildung aus der Kinder- und Jugendhilfe und eine landesweite Fachtagung konnte erreicht werden, dass die Kinder drogenabhängiger Eltern als besonders bedürftige Risikogruppe mit einem eigenständigen Hilfebedarf besser wahrgenommen werden. Dafür ist eine Qualifizierung von Fachkräften unabdingbar.
MultiplikatorInnen aus Jugendarbeit und Jugendhilfe haben 2011 die Chance, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten im Umgang mit konsumierenden Jugendlichen durch die Fortbildung MOVE (Motivierende Kurzintervention bei konsumierenden Jugendlichen) zu erweitern. Diese bieten Drogenberatung und Stadt Wesel in Kooperation an.
Mit einer Öffentlichkeitsaktion in der Fußgängerzone wurden PassantInnen mit einem Cannabisquiz erreicht. Hierbei wurden auch die Flyer für Jugendliche und die Broschüren für Eltern vom Cannabispräventionsprogramm "Stark statt breit" verteilt.
Um die breite Öffentlichkeit auf das Thema Kinder aus suchtbelasteten Familien aufmerksam zu machen, wurde im Rahmen dieser Aktion ein Bild von Kindern und Jugendlichen gemalt. Sie konnten malerisch darstellen, was Kinder aus suchtbelasteten Familien brauchen. Dieses Bild wurde von den Soroptimisten zum Anlass genommen, daraus ein Plakat drucken zu lassen, um mehr Menschen für die Belange dieser Kinder zu sensibilisieren. Die große Akzeptanz der Präventionsarbeit in der Öffentlichkeit in Wesel ist an der Unterstützung auch finanzieller Art der Bevölkerung messbar.
Durch die aktuelle Förderung einer Stiftung werden Bausteine für die Umsetzung der Implementierung von Hilfen entwickelt und an der Entwicklung einer Verbreitungsstrategie von Hilfen für Kinder und ihre drogenabhängigen Eltern in andere Fachstellen in Deutschland gearbeitet.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
Drogenberatungsstelle
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Kooperationsvereinbarung Marienhospital – Infor-mation und Hilfe in Drogenfragen e. V. - Jugendamt
Cannabis-Parcours (Villa Lörrach)
Hanf Dampf – Arbeitsheft und Infomaterialien für Jugendliche und Eltern - Stark statt breit (Präventi-onsprogramm Cannabis NRW)
Kinderprojekt Iglu (Hamburg) –
Kinderen von dragverslavte Olders (Amsterdam, Jellinek-Klinik)
Fitkids – Erfahrungen aus Wesel wurden u. a. in Moers und Mönchen-Gladbach eingesetzt