Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Im Jahr 2007 häuften sich die Berichte über so genannte "Flatrate-Parties" und "Komasaufen". Der traurige Höhepunkt selbiger ereignete sich bereits im Februar des Jahres, als ein 16jähriger Berliner nach dem Konsum von rund 50 Gläsern Tequila ins Koma fiel und wenige Wochen später verstarb. Auch in der Kronacher Frankenwaldklinik stieg die Zahl der Behandlungen alkoholisierter Jugendlicher.
Diesen Umstand nahm die kommunale Jugendarbeit, in enger Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring, zum Anlass sich des Bereiches "Sucht" als Jahresthema anzunehmen.
Ausgangssituation war, dass die Konsumenten des Stoffes Alkohol immer jünger werden und das Einstiegsalter inzwischen bei ungefähr 11,5 Jahren liegt. Anhand dieser Zahl stellte sich die Frage, woher die Jugendliche in diesem Alter Alkohol bekommen. Zum einen wahrscheinlich durch Eltern oder ältere Freunde, zum anderen durch Gastronomiebetriebe und Veranstalter, welche das Jugendschutzgesetz missachten.
Aus diesem Grund musste die Zielgruppe für die präventive Arbeit sehr weit gehalten werden. Einerseits sollen Jugendliche ab dem Einstiegsalter bis zum Status des Heranwachsenden angesprochen werden, um möglichst viele - ob Erstkontakt oder regelmäßiger Konsum - vor Gefahren zu warnen.
Andererseits müssen auch Erwachsene in ihrer Funktion als Eltern aufgeklärt und ihnen Strategien an die Hand gegeben werden, um ihre Kinder vor Abhängigkeiten zu schützen.
Dritte Zielgruppe sind Gastronome, Diskothekenbesitzer und Veranstalter, die für ihre Verantwortung und auch rechtliche Verpflichtung sensibilisiert werden sollten.
Auch in und um Kronach ist Drogenkonsum längst kein männliches Phänomen mehr. Oftmals fallen am Wochenende betrunkene, weibliche Jugendliche auf. Heute gilt der als cool, welcher am meisten verträgt - bei Jungs, wie bei Mädchen. Allerdings unterscheiden sich Anlässe und konsumierte Drogen, wodurch Prävention sowohl mit geschlechtsspezifischen, als auch mit koedukativen Elementen sinnvoll schien.
Um das gesamte Angebot der Präventionsarbeit sehr niederschwellig zu halten, sollte keine Einschränkung auf der Ebene der Bildung, bzw. auch der sozialen Herkunft gemacht werden. Dieser Punkt ergab sich, da evident war, dass sowohl Hauptschüler als auch Gymnasiasten gleichermaßen potentiell Gefährdete sind. Der eine mehr, der andere weniger, dennoch lohnt die präventive Arbeit bei der gesamten Gruppe, wobei einige Programmpunkte die breite Masse ansprechen sollten, andere auch das Individuum mit seinen speziellen Problemlagen.
Des Weiteren ist der Beitrag nicht nur auf legale Drogen, sondern ganzheitlich auf alltägliche Süchte ausgelegt. Dies erscheint in Zeiten von Online-Sucht, Sucht nach Liebe und Essstörungen ein wichtiger Punkt, da diese "Suchtstoffe" oftmals nicht ganz aus dem Leben gestrichen werden können. Aus diesem Grund sollen legale Drogen der Zielgruppe nicht mit erhobenem Zeigefinger verboten, sondern ein Weg aufgezeigt werden, zu genießen ohne in eine Abhängigkeit abzurutschen.
Dies stellt auch das grundlegende Konzept unseres Beitrags dar: Genießen ja, aber in Maßen.
Als aufgabenbezogenes Grundsatzziel unseres Projektes sehen wir, dass Jugendliche die Gefahren von Suchtmitteln kennen und diesen durch Selbstbewusstsein und Lösungsstrategien standhalten, dabei aber auch auf Unterstützung von Familie und Gesellschaft bauen können.
Auf Rahmenzielebene sollen dann die Ziele "Die Eltern kennen jugendschutzrechtliche Bestimmungen und Strategien diese durchzusetzen", "Gastronome und Veranstalter erkennen ihre Verpflichtung und halten sich an die Gesetze zum Jugendschutz" und "Jugendliche kennen die Gefahren verschiedener Suchtmittel und wissen um Strategien diesen nicht zu erliegen" erreicht werden.
Ergebniszielorientiert bedeutet dies vor allem Aufklärung in den Bereichen Jugendschutz und Suchtproblematiken, aber auch ein Training der sozialen Kompetenzen und des Selbstbewusstseins der Jugendlichen. Dahinter steckt der Gedanke, diese nicht nur auf Sachebene zu informieren, sondern auch social skills zu bilden.
Auf Prozesszielebene war uns besonders ein Beziehungsaufbau zu den Jugendlichen wichtig, um bei weiteren Aktionen zum Thema Suchtprävention vertraute Gesichter zu haben. Außerdem sollte eine Schüler-Lehrer-Situation vermieden werden, damit die Teilnehmer frei und im Vertrauen mit uns über Probleme reden konnten.
Um diese Ziele zu erreichen, wurden verschiedene Angebote in einer Suchtwoche zusammengefasst. Dabei fanden am Tag Veranstaltungen für die Jugendlichen statt, während das Abendprogramm besonders den Erwachsenen zugedacht war.
Tagsüber wurden besonders Strategien der sozialen Gruppenarbeit eingesetzt. Drei Pakete standen zur Auswahl: das Schatzpaket, das Actionpaket und das Erfahrungspaket. Letzteres beinhaltete eine geschlechtsgetrennt geführte Ausstellung zur Suchtprävention von der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern.
Das Abendprogramm bestand aus insgesamt vier Veranstaltungen. Am Montag der Woche wurde die Ausstellung durch Landrat Oswald Marr eröffnet und der Öffentlichkeit die Möglichkeit gegeben, sich über das Projekt zu informieren. In diesem Rahmen konnte auch das Theaterstück "Jump - Wann leben wir los?" des Bamberger Theaters Chapeau Claque besucht werden, welches im Laufe des Jahres bereits an mehreren Schulen des Landkreises zur Drogenprävention eingesetzt worden war.
Am Dienstag wurde in Kooperation mit dem Kronacher Kino der Film "Lauf um dein Leben - vom Junkie zum Ironman" als Sondervorstellung gezeigt, um an einem realen Beispiel Wege aus der Sucht zu zeigen.
Der darauf folgende Abend bot Eltern und Veranstaltern Informationen und Gespräche zum Thema Jugendschutz. Zu dem Motto "Ich kann sie doch nicht anbinden!" gab es die Möglichkeit mit dem Leiter der Suchtpräventionsstelle Coburg, einem Besitzer einer ansässigen Konzerthalle und einem Vertreter der Polizei über Gesetze und Einhaltung dieser zu diskutieren.
Der letzte Abend war für die Verleihung des Jugendpreises 2008 reserviert. Dieser war durch den Landkreis zu dem Thema "Die alltägliche Versuchung - Leben zwischen Genuss und Abhängigkeit" ausgeschrieben worden und sollte Jugendliche dazu animieren sich mit dem Problem Sucht auseinanderzusetzen und kreative Lösungen zu erarbeiten.
Der organisatorische Teil des Projektes besteht in der "BaB-Aktion". Diese ruft Gaststätten und Veranstalter im Landkreis Kronach auf, mindestens ein attraktives alkoholfreies Getränk billiger als die gleiche Menge Bier anzubieten.
Im Suchtarbeitskreis des Landkreises wurde von diesen Projekten immer wieder berichtet, woraufhin die Präventionsbeauftragte der Kriminalpolizei Coburg Interesse anmeldete die "BaB-Aktion" auch in Stadt und Landkreis Coburg anzuwenden. Das genaue Vorgehen der Projektteile und die Besonderheiten dieser Aktion sollen unter Punkt D dargestellt werden.
Die drei Projekte des Beitrags bedurften jeweils einer spezifischen Auswertung. Die Veranstaltungen der Suchtwoche wurden durch teilnehmende, offene, nicht strukturierte Beobachtung evaluiert. Diese Methode schien am geeignetsten, da jede Gruppe anders war und ein Beobachtungsraster wenig sinnvoll gewesen wäre. Weiterhin war diese Evaluation am einfachsten vom jeweiligen Moderator durchzuführen, da dieser im Gespräch mit den Jugendlichen erkennen konnte, ob sie die Informationen zum Thema Sucht aufgenommen hatten, bzw. Alternativstrategien aufzeigen konnten. Bei den meisten Gruppen war dies auch der Fall, wobei auch festgestellt werden musste, dass einige Jugendliche zwar um ihre Gefährdung wissen, diese jedoch herunterspielen. Selbiges galt für die Gruppen, welche das Actionpaket mit Boulderwand und Niedrigseilgarten besuchten, wobei in diesem Fall nochmals besonderes Augenmerk auf die Unterstützung im Team gelegt wurde. Auch hier konnten sich letztlich alle Gruppen beweisen, wobei bei einigen vermehrt Hilfe der Betreuer nötig war.
Die Auswertung des Schatzpaketes mit Geocaching fand vor allem durch die Lehrkräfte und Jugendgruppenleiter statt. Da die Teilnehmer durch Ablaufen der Stationen verschiedene Beratungsstellen kennen lernten, war ein Ziel dieses Paketes bereits erfüllt. Welche Informationen erworben wurden, konnte anschließend an Hand des Fragebogens in der nächsten Unterrichts- /Gruppenstunde ausgewertet werden. Laut Rückmeldung der Teilnehmer stimmten die meisten Ergebnisse mit dem ausgehändigten Lösungsblatt überein und wurden von den Lehrern/ Gruppenleitern nochmals nachbereitet.
Für die Bewertung der Jugendpreis-Beiträge stand ein genaues Raster zur Verfügung, nach welchem die Vertreter aus Politik und Wirtschaft Punkte vergeben konnten. Hierbei zählte vor allem Themenbezug, technische Umsetzung und Kreativität. Die Preise wurden dann entsprechend gestaffelt nach Punkten vergeben.
Eine besondere Kategorie bildet die Aktion "Billiger als Bier". Zum einen, da diese noch nicht ausgewertet werden konnte, bzw. einer dauerhaften Auswertung unterliegt. Bis heute beteiligen sich 59 Gaststätten aus Stadt und Landkreis Kronach. Die Verbraucher selbst sind aufgerufen zu kontrollieren, ob die Verpflichtung der Gastwirte zum Ausschank billigerer attraktiver alkoholfreier Getränke billiger als Bier eingehalten wird.