Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation:
Den grundsätzlichen Bedarf an systematischer Suchtprävention setze ich aus bekannten Gründen voraus. Interessant ist die Frage der kommunalen Umsetzung. In Erlangen und Erlangen-Höchstadt hat Prävention eine Jahrzehnte lange Tradition, wenn auch sie in den ersten Jahren dem damaligen Erfahrungsstand entsprechend eher unkoordiniert erschien. Dies führte zu einer Vielzahl von Einzelprojekten, abhängig von zufällig interessierten und engagierten Multiplikatoren. Auch entwickelte gerade im Landkreis jede Gemeinde eigenen Strategien und Regeln, was dazu führte, dass gerade Auflagen einzelner fortschrittlicher Gemeinden oft als individuelle Ambitionen gesehen wurden, und nicht als verbindliche sinnvolle Vorgehensweise. Hier galt es, durch den Aufbau effektiver Formen von Kooperation und gemeinsamer konzeptioneller Arbeit die Vorraussetzungen für eine flächendeckende, Erfolg versprechende Vorgehensweise zu schaffen, die neben den professionellen Pädagogen auch viele andere mit einbezogen, die wesentliche Erziehungsbeiträge liefern, bzw. das Verhalten unserer Kinder und Jugendlichen beeinflussen.
Ausgangslage und Ziele
1) Die Forschung belegt: Prävention kann nur unter Beachtung wichtiger Standards wirksam werden, wie Frühzeitigkeit, Langfristigkeit und der Kombination von Verhaltens- und verhältnisorientierten Ansätzen. Als am effektivsten haben sich grundsätzliche Maßnahmen zur Beschränkung des Zugriffs erwiesen, wenn diese von den Betroffenen akzeptiert und für richtig angesehen werden. Optimalerweise werden die Betroffenen in die Entwicklung von Maßnahmen miteinbezogen.
Auf der Basis dieser Forschungsergebnisse legten wir unser Gewicht zunächst auf Arbeitsansätze, die die breite Bevölkerung für die Problematik sensibilisieren, die eigenes Verhalten reflektieren und die die Akzeptanz von, unter Umständen auch als Einschränkung erlebten Maßnahmen fördern. Auf diesem Boden ließen sich im zweiten Schritt weitere Maßnahmen effektiver bewerben und umsetzen.
2) Suchtprävention ist eine Querschnittsaufgabe, sie betrifft alle Gruppen der Bevölkerung, bzw. alle Settings menschlichen Zusammenlebens wie
Vor- und Grundschule, Schulen ab der 5. Klasse, (Sport-) Vereine, Jugendarbeit, Gastronomie/ Handel, Öffentlichkeit, Betriebe, Politik und Verwaltung, Risikogruppen
Aus diesem Grund entwickelten wir unter einem Obertitel "Frei ab 12?" settinggerechte Angebote und setzen diese vor Ort um. (Projekt 1)
3) Suchtprävention muss zur Steigerung der Akzeptanz die Teilhabe an der Entwicklung von Meinung und Maßnahme sicherstellen.
Es war uns wichtig, gleich Partizipation bei der Neuentwicklung von Projekten als Arbeitsstrategie zu wählen, um die Etablierung zu vereinfachen. (Projekt 2)
4) Suchtprävention muss grundsätzliche Lebensbedingungen verbessern (strukturelle Maßnahmen), um für alle möglichst risikoarme Rahmenbedingungen zuschaffen und für einzelne Mitglieder der Gesellschaft spezielle Risikofaktoren zumindern. Hierfür müssen Politik und Verwaltung ihre Verantwortung erkennen und handeln.
Unsere Ziele waren demnach
- die Bürgermeister für unser Anliegen zu gewinnen, also Suchtprävention zur "Chefsache" zu machen bzw. ihnen und ihren Verwaltungen konkrete Handlungsvorschläge an die Hand zu geben,
- eine bessere Verortung suchtpräventiver Maßnahmen unter Berücksichtigung der jeweiligen Bedarfslage in den einzelnen Gemeinden
- eine möglichst einheitliche Auflagenpraxis für Festveranstaltungen im Landkreis Erlangen-Höchstadt, um durch geschlossene Außendarstellung die Glaubwürdigkeit zu steigern.
(Projekt 3)
Folgende Standards haben wir berücksichtigt:
- Koordinierte, zielgruppen- und ergebnisorientierte Langzeitplanung von Maßnahmen
- Verbesserung des Informationsstandes in der Bevölkerung und der Handlungskompetenz durch Angebote in allen Settings, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten
- Multiplikatorenarbeit für eine langfristige Verankerung der Maßnahmen
- Partizipation von Kindern und Jugendlichen
- Einbindung der Politik und Verwaltung
- Entwicklung von möglichst einheitlichen strukturellen Maßnahmen in den einzelnen Gemeinden des Landkreises und der Stadt Erlangen durch gezielte Auflagen und effektive Kontrollen
- Transparenz der Angebote durch eine gemeinsame Außendarstellung
- klare Kommunikationsstrukturen durch regelmäßige Rundbriefe, virtuelle Newsletter für alle Schulen und den Internetauftritt www.das-wohlfuehlhaus.de (Name stammt aus einem unserer Projekte zur Primärprävention)
Vorgehen und Umsetzung
Die grundlegende und daher wichtigste Maßnahme war die Gründung unseres Arbeitskreises Suchtprävention, dem alle Stellen angehören, die im Bereich Suchtprävention tätig werden. Er sieht sich verantwortlich für die Bedarfsfeststellung und Bereitstellung nötiger Angebote. Nach Möglichkeit werden bereits evalu-ierte Arbeitsansätze verwendet, die unser bestehendes Angebot ergänzen. So setzen wir seit 11 Jahren Schülerprojekte im Peeransatz durch, wir bieten Fortbildungen zu MOVE an =Motivierende Kurzintervention bei konsumierenden Jugendlichen (Ginko Köln), seit November 2007 "Half (Villa Schöpflin- Lörrach) und "Guat beinand!" (Trapez - Traunstein). Vorstellen möchte ich hier drei Projekte, die bei uns entstanden sind, da vergleichbare Ansätze damals noch nicht verfügbar waren. Sie dienten daher selbst anderen Kommunen als Vorlage und wurden bereits wiederholt übernommen.
- Die Kampagne "Frei ab 12?" (Projektvorstellung 1) mit der Zielgruppe der Erwachsenen als Multiplikatoren, Verantwortung tragende und Vorbilder. Sie setzt in allen Lebensbereichen an, in der Erwachsene erreichbar sind. Jeder soll da, wo er lebt und wirkt, Stellung beziehen, handeln und Einfluss nehmen, Eltern, wie Lehrkräfte, Politiker, Sport- und Übungsleiter, u.v.m.
- Das Schulprojekt "Verantwortung setzt die Grenze- Jugendschutz aus Jugendsicht" (Projektvorstellung 2) mit der Zielgruppe der Jugendlichen von ca. 13-18 Jahren. Es zeigt ein Beispiel von gelungener Partizipation und dem Transfer zu den politisch Verantwortlichen.
- Beispiel drei, "Die Präventionskonferenz" (Projektvorstellung 3) mit der Zielgruppe der Gemeinden als Lebensraum von Kindern und Jugendlichen. Es zeigt einen effektiven Weg zu sinnvollen strukturellen Verbesserungen durch das Mandat der Politik.
Ergebnisse
Durch die o.g. Projekte konnten in Stadt und Landkreis die Anliegen der Suchtprävention effektiv und flächendeckend bekannt gemacht werden. Stadt- und Kreisräte, Bürgermeister und Landrat sehen sich als mit verantwortlich, nahmen Handlungsmöglichkeiten wahr und entwickeln in ihren Kommunen mit unserer Begleitung und Beratung eigene Strategien. Hierdurch vergrößerte sich kontinuierlich der Kreis der Aktiven, die durch Projekte, aber vor allem durch ihr Vorbild und ihr Handeln vor Ort das Bewusstsein gemeinsamer Verantwortung und somit Sucht reduzierender Lebensbedingungen fördern.
Der durch die aufgeführten Projekte entstandene Prozess wird weiter fortgeführt.