Herzogenaurach

Typ: 
kreisangehörig
Name der Stadt, der Gemeinde, des Landkreises: 
Herzogenaurach
Bundesland: 
Bayern
Einreichende Dienststelle: 
Bürgermeisteramt
Name des Ansprechpartners: 
Herr Dr. German Hacker
Funktion des Ansprechpartners: 
Erster Bürgermeister
Straße/Postfach: 
Marktplatz 11
Postleitzahl: 
91074
Ort: 
Herzogenaurach
Telefon des Ansprechpartners: 
+49 9132 901100
Telefax des Ansprechpartners: 
+49 9132 901109
E-Mail des Ansprechpartners: 
Internetadresse der Kommune: 

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Suchtprävention in Herzogenaurach

Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags

Alkoholprävention ist ein vielschichtiges und komplexes System, das nicht durch punktuelle Lösungsansätze gelöst werden kann. Hierfür muss auf möglichst vielen Ebenen, vom Elternhaus über Schulen, Feiern im öffentlichen Raum bis hin zu Jugendeinrichtungen und Vereinen präventiv eingegriffen werden. Die Stadt Herzogenaurach hat ab 2008 begonnen, einzelne Aktivitäten ins Leben zu rufen, die an möglichst vielen der betroffenen Ebenen ansetzen sollen.

Bei Einladungen zu Festen appellieren die Stadt Herzogenaurach und ihr Bürgermeister immer offen an die Vorbildfunktion der Erwachsenen und erinnern daran, dass man auch ohne Alkohol feiern kann. Durch die Zusammenarbeit von Polizei, Jugendbetreuern, Schülervertretungen und der Stadt Herzogenaurach wurde eine Aktion gegen übermäßigen Alkoholgenuss gestartet.

Durch weitere unterstützende Maßnahmen, für die während des Aktionszeitraums der Grundstein gelegt wurde, wurde es möglich, die Wahrnehmung der Bevölkerung für die Problematik Alkoholmissbrauch zu schärfen. Die verschiedensten Kräfte aus allen Bevölkerungsschichten haben sich in Herzogenaurach gebündelt, um dieses Tabuthema publik zu machen.

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Maßnahmen zur Suchtprävention sind in Herzogenaurach seit langem umgesetzt worden. Es zeigte sich aber immer wieder, dass sie sich noch zu wenig an den spezifischen Problemen der Stadt und ihrer Anwohner orientieren. Die Statistik über alkoholisiert aufgegriffene Jugendliche ist erschreckend hoch, ebenso der Alkoholisierungsgrad. Der Mädchenanteil liegt zwischen 20% und 30%. Die Ausgangsanalyse zeigte, dass zudem die örtlichen Verantwortlichen bei Weitem nicht genug miteinbezogen waren. Aus diesem Grunde startete man neben bereits laufenden Aktionen und Programmen der Stadt Herzogenaurach auf verschiedenen Ebenen und mit der Teilnahme unterschiedlicher Partner zwei weitere sehr umfangreiche und aus unserer Sicht höchst erfolgreiche Projekte.
Beide sind in die kommunale Gesamtkonzeption zur Alkoholprävention eingebettet.

Um eine Verbesserung der Situation zu erreichen, beschloss der Stadtrat im Januar 2008, dass sich Herzogenaurach um eine Teilnahme am Projekt "Guat beinand" - Suchtvorbeugung im Landkreis Erlangen-Höchstadt - bewirbt. Das Projekt lief über zwei Jahre.

Ziel sollte es sein, alle wichtigen Sozialinstanzen von Kindern und Jugendlichen zu gemeinsamen suchtpräventiven Aktivitäten zu motivieren und auf diesem Weg die ganze Stadt noch mehr für einen bewussten und kritischen Umgang mit Suchtmitteln im Alltag zu sensibilisieren.

Es erfolgte die detaillierte Festlegung der Ziele, in die alle Partner vor Ort und im Landkreis, von Familien, Schulen und städtischen Einrichtungen über soziale Institutionen bis hin zur Wirtschaft einbezogen wurden.

Um eine aussagekräftige Bewertung der Arbeit und Projekte vornehmen zu können und damit eine Basis für weitere Maßnahmen und Aktivitäten stets bereit zu haben, wurde vor Ort eine Trägergruppe ins Leben gerufen, die jedem zur Mitarbeit offenstand. Nur durch die Einbeziehung aller Teilnehmer und betroffenen Seiten und einem konsequenten Qualitätsmanagement konnte eine erfolgreiche Arbeit geleistet werden.

In einer Stadt, die durch Technologie und Innovationskraft in der Wirtschaft überzeugt, sind auch in der Jugendarbeit Innovationen gefragt und notwendig. Somit hat die Stadt Herzogenaurach unter anderem auf neue und innovative suchtpräventive Strategien gesetzt. So gab es z.B. eine öffentliche Aktion auf dem Marktplatz mit einer Rauschbrille (0,8 und 1,3 Promille), die man testen konnte sowie einen Fahrsimulator. Damit konnte den Jugendlichen ein stark alkoholisierter Zustand gezeigt werden. Sie konnten auch ausprobieren, wie sie z.B. einen Hindernissparcour mit einer Sackkarre, ein Ballwurfspiel oder Laufen auf einer Linie jeweils mit und ohne Rauschbrille bewältigen.

Im Rahmen des Projekts "Guat beinand" wurde an den drei weiterführenden Schulen in der Stadt (Haupt-, Realschule und Gymnasium) sehr erfolgreich das Planspiel "Voll die Party" durchgeführt, dessen Ziel es war, den Kindern und Jugendlichen einen korrekten Umgang mit Alkohol zu zeigen. Bei diesem Planspiel wurde die reale Situation rund ums Party-Machen nachgespielt, um den sozialen Druck beim Trinken und die Auswirkungen von Alkoholmissbrauch aufzuzeigen. Das Spiel half den Jugendlichen, ihr Verhalten im Alltag zu reflektieren und sich mit dem Thema Gruppendruck und Risikoeinschätzung auseinander zu setzen. Bei den Vertiefungsstunden in den Schulen reflektierten die Teilnehmer auf der Basis von Erfahrungen bei sich selbst oder bei Anderen die Wirkung von Alkohol. Sie konnten subjektive und objektive Risikoeinschätzungen vornehmen und Wege entwickeln, riskante Grenzen zu meiden. Das Planspiel hat sich besonders bei den 9. Klassen der Hauptschule bewährt.

Auch der größte Arbeitgeber am Ort, die Firma Schaeffler nahm mit ca. 30 Azubis aus dem zweiten Lehrjahr sehr erfolgreich am Planspiel "Voll die Party" teil.

Eine weitere Aktion des Projekts lief unter dem Motto "Drivers‘ drinks - man kann auch MIT Alkohol KEINEN Spaß haben". Im Zentrum standen die vermeintlichen Freuden des Alkoholgenusses und dessen Folgen am Steuer. Dies geschah bewusst, da der Führerschein gerade für junge Erwachsene zu den höchsten Werten zählt und somit auch ein deutlich positives Motiv zum Alkoholverzicht darstellt. Ziel war das bessere Bekanntmachen des alkoholfreien Angebotes durch gezieltes Bewerben von Softdrinks. Dies geschah durch besondere Nachlässe auf die üblichen alkoholfreien Getränke, aber auch im erweiterten Angebot von alkoholfreien Drinks, Cocktails und Bowlen. Diese wurden über die Werbetafel von "Drivers‘ drinks" im Lokal bekannt gemacht. Die Tafeln stellte den mitwirkenden gastronomischen Betrieben kostenlos das Gesundheitsamt zur Verfügung.

Bei der Suchtpräventionswoche im Juni 2009 wurde ein Aktionstag auf dem Marktplatz und in der Fußgängerzone organisiert. Erster Bürgermeister Dr. German Hacker eröffnete gemeinsam mit Landrat Eberhard Irlinger die Aktion im Rathaus. Eine Vielzahl von Angeboten gab der Bevölkerung die Möglichkeit, sich zum Thema Alkoholprävention zu informieren und sich damit auseinanderzusetzen. Im Foyer des Rathauses wurden verschiedene Aktionen und Initiativen zur Hilfe bei der Sucht vorgestellt. Jede Institution präsentierte sich mit Tafeln und Plakaten. Auch wenn man meint, solche lokalen Aktionen seien ein Tropfen auf den heißen Stein, so "gebe man doch einen Fingerzeig", wie der Erste Bürgermeister in einem Presseartikel zitiert wird. Immerhin könne man damit jene Jugendlichen in ihrem Verhalten bestätigen, die eben nicht den Griff zur Flasche und harten Sachen reizvoll finden. Speziell für diese Aktion mixte eine Stadträtin gemeinsam mit ihrem 14-jährigen Sohn alkoholfreie Cocktails aller Farben und Geschmacksrichtungen, die nicht nur den Erwachsenen schmeckten, sondern in erster Linie den Kindern und Jugendlichen eine interessante, neue und alkoholfreie Alternative zu den üblichen "Fest-Getränken" boten.

Alle Aktionen sollten nicht nur Jugendlichen ansprechen, obwohl diese natürlich im Mittelpunkt standen, sondern auch Generationen übergreifend wirken. Die Gefahr des Alkoholmissbrauchs kommt sehr oft aus der Familie und näheren Umgebung. So ist dringend notwendig, dass Erwachsene selbst als gute Vorbilder in Erscheinung treten und einen korrekten und vernünftigen Umgang mit Alkohol an den Tag legen.

Bei der Sommerkirchweih verzichtet der Bürgermeister und andere Lokalpolitiker auf alkoholische Getränke und ruft zum verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol auf. In der Einladung zur Herzogenauracher Sommerkirchweih im Amtsblatt appelliert er an die Vorbildfunktion der Erwachsenen und ruft sie dazu auf, bereits im Vorfeld Gespräche über die Gefährlichkeit übermäßigen Alkoholgenusses zu sprechen.

Darüber hinaus untersagt die geltende "Verordnung für die Sommerkirchweih" der Stadt Herzogenaurach seit 2009 z.B. das Mitbringen von Alkohol in den Festbereich und die nähere Umgebung. Die Polizei setzt diese Verordnung um und achtet zusammen mit dem Sicherheitsdienst verstärkt auf Alkoholmissbrauch sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen.

Die eigene Erfahrung stand dabei immer im Mittelpunkt des Projekts, weil gerade bei Jugendlichen sehr oft das von Gleichaltrigen Erlebte mehr Gewicht hat, als alle Worte von Erwachsenen zusammen. So nahm an der Aktion u.a. die Laufer Mühle, eine soziotherapeutische Einrichtung der Suchthilfe, mit aktuellen Bewohnern und ehemaligen Suchtkranken teil und ließ tiefe Einblicke in verschiedene Biographien nehmen, informierte aber auch über Therapie- und Beschäftigungsmöglichkeiten in ihren Sozialen Betrieben.

Allein diese Beispiele zeigen, dass die durchgeführte Arbeit (im Fall der Sommerkirchweih – dauerhaft) unterschiedliche Altersgruppen anspricht und nicht nur z.B. an den Schulen stattfindet kann, sondern an vielen unterschiedlichen Orten der Stadt (Kirchweihgelände, Lokale und Vereinsstätten usw.), damit die Akzeptanz und natürlich auch die Mitwirkung der Bevölkerung erreicht werden.
 

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags

C 10 Gibt es zu den Alkoholprävention in Ihrer Kommune eine schriftliche Gesamtkonzeption? (wenn ja, bitte als Anlage beifügen): 
ja
nein
C 11 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag in diese Gesamtkonzeption eingebunden?: 
ja
nein
C 12 Hat sich der (Ober-)Bürgermeister bzw. Landrat öffentlich für Ihren Wettbewerbsbeitrag eingesetzt?: 
ja
nein

C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags

C 20 Gibt es zu Ihrem Wettbewerbsbeitrag ein schriftliches Konzept? (wenn ja, bitte als Anlage beifügen): 
ja
nein
C 21 Sind die Präventionsziele Ihres Wettbewerbsbeitrags detailliert festgelegt?: 
ja
nein
C 22 Wurde vor der Zielfestlegung eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse erstellt?: 
ja
nein
C 23 An welche Zielgruppe richtet sich Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Kinder
Jugendliche
Junge Erwachsene
Erwachsene
Senioren
Eltern/Erziehungsberechtigte
Familien
Obdachlose
Multiplikatoren
Veranstalter
Gastronomie
Clubs/Diskotheken
Einzelhandel
Tankstellen
Weitere
C 24 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag geschlechtsspezifisch/geschlechtersensibel ausgerichtet?: 
ja
nein
C 25 Welche Maßnahmen zur Alkoholprävention im öffentlichen Raum stehen in ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt?: 
Strategische Konzepte mit dem Ziel eines verantwortungsvollen Umgangs mit Alkohol
Maßnahmen zur Verhinderung des Rausch-Trinkens (Koma-Saufen, Binge Drinking)
Multiplikatoren-Fortbildung
Peer-Education
Streetwork und aufsuchende Hilfen
Beratung
Verzicht auf Alkoholwerbung auf kommunalen Werbeflächen
Alkoholbeschränkungen/-verbote im öffentlichen Raum
Alkoholbeschränkungen/-verbote im öffentlichen Personennahverkehr
Abgabebeschränkungen bei Sport- und anderen Großveranstaltungen
Abgabebeschränkungen bei Karnevalsfeiern, Kirmes-, Schützen- und Volksfesten
Förderung von Punktnüchternheit und reduziertem Alkoholkonsum im Straßenverkehr
Dialog- und Mediationsverfahren, Konfliktmanagement
Erarbeitung von Leitfäden, Arbeitshilfen, Info-Material
Weitere
Welche? (bitte benennen): 

"Kommunikation zur Vorbildfunktion Erwachsener"; Die Vorbildfunktion von Erwachsenen ist eminent wichtig und wird vor allem durch Kommunalpolitiker authentisch vorgelebt und gegenüber der Bevölkerung, altersspezifisch auch so kommuniziert.

C 26 Welche Strategie der Suchtprävention verfolgt Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Verhaltensprävention
Verhältnisprävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
C 27 Welche öffentlichen Orte stehen im Fokus Ihres Wettbewerbsbeitrags?: 
Quartier/Stadtteil
Besondere Straßen/Plätze
Spielplätze
Öffentliche Park- und Grünanlagen
Öffentlicher Personennahverkehr
Öffentliche Veranstaltungen
Öffentliche Feste
Weitere
C 28 An welche Settings und Einrichtungen knüpft Ihr Wettbewerbsbeitrag an?: 
Grundschule/Primarbereich
Hauptschule
Realschule
Sekundarschule
Gymnasium/Fachoberschule
Gesamtschule
Berufsschule
Ausbildungsstätte
Jugendeinrichtung
Senioreneinrichtung
Obdachloseneinrichtung
Sportverein
Weitere

C3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags

C 30 Welche Akteure aus Kommunalpolitik und -verwaltung beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags?: 
Gemeinde-, Stadt- bzw. Kreisrat
Bürgermeister bzw. Landrat
Suchtpräventionsstelle
Gesundheitsamt
Jugendamt
Sozialamt
Ordnungsamt
Polizei
Weitere
C 31 Welche verwaltungsexternen Akteure beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags?: 
Suchtberatungsstellen
Krankenkassen
Krankenhäuser
Niedergelassene Ärzte
Apotheken
Schulen
Einrichtungen der Jugendarbeit
Mobile Jugendarbeit
Sportvereine
Ausbildungsstätten
Kirchen
Wohlfahrtsverbände
Quartiermanagement
Einrichtungen der Seniorenarbeit
Obdachlosenhilfe
Migrantenorganisationen
Selbsthilfeeinrichtungen
Veranstalter
Gastronomie
Clubs/Diskotheken
Einzelhandel
Tankstellen
Fahrschulen
Lokale Medien
Sponsoren
Stiftungen
Weitere
C 32 Gibt es schriftliche und verbindliche Vereinbarungen zur Vernetzung und Kooperation der Akteure?: 
ja
nein
C 33 Welche Laufzeit hat Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
C 34 Wie lange ist die Finanzierung des Wettbewerbsbeitrags gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
C 35 Wird der Wettbewerbsbeitrag in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
C 36 Werden bei der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags von anderen entwickelte Projekte/Maßnahmen übernommen und eingesetzt?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 

Eine "Kirchweihsatzung" (Einschränkung des Fremdalkoholkonsums auf Kirchweihgelände) wurde übernommen und in ihrer Form und Inhalt an die Stadt Herzogenaurach angepasst.

C 37 Sind im Rahmen Ihres Wettbewerbsbeitrags entwickelte Projekte und Maßnahmen andernorts übernommen und eingesetzt worden?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 

Es wurde innerhalb der 25 Kommunen des Landkreises ERH darüber berichtet; inwieweit Einzelmaßnahmen von einer der anderen 24 Kommunen übernommen wurden, ist nicht bekannt.

Einzelprojekte