Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Zusammenspiel von drei kooperativen Einzelprojekten als Gesamtpaket von Alkoholprävention im öffentlichen Raum und Teil des Handlungsfeldes Suchtprävention und Gesundheitsförderung:
- Verfahren zum Umgang mit alkoholisierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen im öffentlichen Raum
- Kooperative Vorbereitung von Festen am Beispiel vom Burger Karneval und Dürpelfest
- Projekte "Aktiv auf der Straße" und "Ansprechpartner im Südpark"
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
1. Anlass und Ausgangssituation
In der Stadt Solingen gibt es traditionell im Stadtteil Burg einen Karnevalsumzug, der in der Vergangenheit insbesondere bei Familien mit Kindern sehr beliebt war. In den letzten Jahren hat sich der Zug für Jugendliche zu einem Party-Event entwickelt, bei dem Alkoholkonsum als Störpotential zunehmend eine Rolle spielte. Von der Jugendförderung wurde deshalb zur Vorbereitung des Burger Karnevals und anderer Veranstaltungen sowie zur Verbesserung der Kooperation unterschiedlicher Dienste im Sinne der gemeinsamen Prävention im Jahr 2010 ein Arbeitskreis ins Leben gerufen, der Fragen des Umgangs mit auffällig alkoholisierten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im öffentlichen Raum aufgegriffen und Lösungen dafür entwickelt hat. In diesem Rahmen sind die im Wettbewerb eingebrachten Einzelprojekte entstanden. An dem regelmäßig stattfindenden Arbeitskreis, der die Umsetzung und Weiterentwicklung der einzelnen Maßnahmen begleitet und fachlich bewertet, sind beteiligt:
- Jugendförderung, SD Jugend
- Geschäftsstelle "Auffällige Jugendliche", SD Jugend
- Jugendrotkreuz des DRK Solingen e.V.
- Gesundheitsplanung/Psychiatrie-Koordination, SD Gesundheit
- Suchtprophylaxefachstelle, Jugend- und Drogenberatung anonym e.V.
- SD Ordnung
- Kommissariat Vorbeugung, Polizei
- Dienststelle Solingen, Polizei
Im Zusammenhang mit dem Karneval sind auch Kooperationskontakte zur Rhein-Schiene entstanden (NRW Fachkonferenz "Kommunale Alkoholprävention – wenn aus Schunkeln Schwanken wird, hört der Spaß ganz schnell auf", Köln, 2010, 2011, 2012).
Da Karneval als ein Beispiel für örtliche Feste zu verstehen ist, wo Alkoholkonsum problematisch werden kann, wurde nach Wegen gesucht, wie Jugendliche präventiv angesprochen werden können, bevor sie unkontrolliert zur Flasche greifen. Die vereinbarten Absprachen und Verfahren finden inzwischen auch bei anderen örtlichen Festen und Veranstaltungen Anwendung.
2. Konzept und Ziele
Die Stadt Solingen hat 2009 einen umfangreichen Suchtbericht mit Handlungsempfehlungen in den politischen Fachgremien verabschiedet (s. Anlage). Die Handlungsempfehlungen werden seitdem umgesetzt. In dem Bericht sind auch Grundsätze und Leitlinien zum Bereich Suchtprävention/Gesundheitsförderung abgestimmt worden, die für die Beteiligten handlungsleitend sind. Auch im Rahmen der Jugendhilfeplanung gewinnt das Handlungsfeld Prävention zunehmend an Bedeutung, es werden grundsätzliche Leitlinien dazu gemeinschaftlich entwickelt. Alkoholprävention für Jugendliche und junge Erwachsene im öffentlichen Raum ist ein Baustein des umfassenden Konzeptes zur Suchtprävention und Gesundheitsförderung, das in Solingen zielgruppenspezifisch und settingorientiert ausgerichtet ist. Ein weiterer wichtiger und unverzichtbarer Baustein ist in diesem Zusammenhang Suchtprävention in der Schule und die Arbeit der Suchtprophylaxefachkraft bei der Jugend- und Drogenberatung anonym e.V. als einem freien Träger (s. Anlage Maßnahmenübersicht 2011/2012 zur Alkoholprävention von Kindern und Jugendlichen).
Ziel der in dem Wettbewerbsbeitrag eingebrachten Einzelprojekte, die sich als Gesamtpaket auf den öffentliche Raum beziehen, ist es, Jugendliche und junge Erwachsene, die dort durch ihr Verhalten auffallen, frühzeitig über Wirkungen von riskantem Alkoholkonsum zu informieren und im Einzelfall ggf. auf unterstützende Hilfen hinzuwirken. Die Einbeziehung der Eltern oder Familie bei Minderjährigen ist fester Bestandteil einzelner Maßnahmen. Der Erfahrung, dass Jugendliche und junge Erwachsene von Gleichaltrigen leichter angesprochen werden können, wird durch die Umsetzung eines Peer-Projektes Rechnung getragen. Die abgestimmte Kooperation der an den Aktionen beteiligter Dienst ist zwingende Voraussetzung für die Wirksamkeit.
3. Zielgruppe
Jugendliche und junge Erwachsene, die im öffentlichen Raum im Zusammenhang mit Alkoholkonsum auffallen, im Weiteren deren Eltern, Familien, Erziehungsberechtigte, aber auch Jugendliche und junge Erwachsene, die sich für das Thema interessieren (Jugendstadtrat) sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in anderen Diensten und Einrichtungen der Jugendhilfe und des Gesundheitswesens.
4. Vorgehen und Umsetzung
Im ersten Schritt wurde 2010 eine Analyse der Situation beim Karnevalszug in Burg (Solinger Stadtteil) durchgeführt. Es wurde ein gemeinsames Verfahren entwickelt und abgestimmt, wie Jugendliche und junge Erwachsene, die Polizei und Stadtdienst Ordnung im Öffentlichen Raum im Zusammenhang mit Alkoholkonsum auffallen, einer individuellen Beratung zugeführt werden können, in die ggf. auch Erziehungsberechtigte einbezogen werden. Das Verfahren ist mehrstufig entwickelt worden und wird seit 2011 praktiziert. Dieses abgestimmte Verfahren ist unabhängig von einem bestimmten Ort, wo der Jugendliche oder junge Erwachsene auffällt, und verfolgt eine präventive Zielsetzung (s. Einzelprojekt Nr. 1).
Im 2. Schritt wurde zur Vorbereitung der Karnevalszüge 2011und 2012 Absprachen zwischen Stadtdienst Ordnung und Jugendförderung getroffen, um auch bei den Veranstaltungen selbst präsent zu sein. Die Absprachen wurden von Mal zu Mal reflektiert und den Gegebenheiten und Erfahrungen angepasst. Inzwischen wird auch bei anderen örtlichen Festen in diesem Sinn kooperiert (s. Einzelprojekt Nr. 2).
Zeitgleich wurde vom Jugendrotkreuz des DRK Solingen e.V. ein Peerkonzept entwickelt, das inzwischen ebenfalls umgesetzt ist. An der Fortbildung der Peers sind Jugendförderung und Jugend- und Drogenberatung anonym e.V. fachlich beteiligt. Das Konzept beinhaltet bezüglich der Einsatzorte eine Kooperation mit dem Stadtdienst Ordnung. Auch das Projekt "Ansprechpartner im Südpark" ist darauf gerichtet, Störungen frühzeitig aufzugreifen und Eskalation entgegen zu wirken (s. Einzelprojekt Nr. 3).
5. Ergebnisse und Erreichtes
Zu Einzelprojekt Nr. 1:
Bei der Auswertung des Verfahrens zum Umgang mit auffälligen Jugendlichen und jungen Erwachsenen im öffentlichen Raum im ersten Jahr (2011) konnten folgende Fallzahlen festgestellt werden:
- von der Polizei gemeldete Fallzahlen: 91
- davon wurden 60 Fälle ins Verfahren aufgenommen
- davon waren 23 weiblich (9 zwischen 13 und 15 Jahre, 14 zwischen 16 und 17 Jahre) und 37 männlich (13 zwischen 13 und 15 Jahren und 24 zwischen 16 und 17 Jahren)
- von den angeschriebenen Eltern/Jugendlichen haben 10 eine Erstberatung bei der Jugend- und Drogenberatung anonym e.V. wahrgenommen und 10 haben Kontakt zur Geschäftstelle Auffällige Jugendliche aufgenommen.
Das Verfahren wird von allen beteiligten Institutionen als sinnvoll bewertet, da es zu mehr Transparenz führt und den auffälligen Jugendlichen und deren Eltern niederschwellig ein Hilfsangebot gemacht wird. Meldungen verlaufen nun nicht mehr einfach im "Nichts", "Wiederholungstäter" werden identifiziert und Suchtpotential kann besser eingeschätzt werden.
Zu Einzelprojekt Nr. 2:
Kooperative Vorbereitung von Festen am Beispiel Karneval: die Mischung dieser Initiative zeigte positive Wirkung und im Jahr darauf war schon ein zurückhaltenderer Umgang mit Alkohol feststellbar. Diese Vorgehensweise wird in den nächsten Jahren fortgeführt und hat sich auch schon bei anderen Festen, wie dem Dürpelfest (eine Art Kirmesvolksfest) im Stadtteil Ohligs bewährt.
Es hat sich schnell unter Jugendlichen herumgesprochen, das kontrolliert wird und über den ASD vom Jugendamt Erziehungsberechtigte benachrichtigt werden. Auch das Verfahren Alkoholprävention zeigte Wirkung, weil Eltern in Kenntnis gesetzt wurden über die Alkoholauffälligkeit ihrer Kinder/ Jugendlichen und es fanden Auseinandersetzungen und Konsequenzen statt, wie aus Rückmeldungen zu erfahren war.
Zu Einzelprojekt Nr. 3:
Die Peers des Projektes "Aktiv auf der Straße" waren im ersten Projektjahr 2012 ca. 121-mal im Einsatz. Davon 80-mal vor Diskotheken im Rahmen von Veranstaltungen, die auch von Jugendlichen ab 16 Jahren besucht werden durften. Die restlichen Einsätze verteilten sich im öffentlichen Raum, wie z.B. Stadtparks, Innenstadt, etc. Insgesamt wurden 180-mal die Eltern benachrichtigt, 6-mal musste die Polizei und 8-mal ein Rettungsdienst hinzugezogen werden.
Im Projekt "Ansprechpartner im Südpark" konnte zu einigen Besuchergruppen Kontakt aufgenommen und Zugang entwickelt werden, zu anderen ist dies nicht möglich, wie zu radikalen Fußballfans, welche teils massiv trinken und aggressiv sind.
Um die Gegend positiv zu beleben und den Alkohol auf natürliche Weise in den Hintergrund zu bringen, wurde nun mit Hilfe der Stelle Platzmanagement, eine Anrainerprojektgruppe gegründet. Für 2013 werden Projekte entwickelt mit den unterschiedlichen Akteuren, aus den Bereichen Kunst, Jugendhilfe, Gastronomie, etc. Hierdurch soll die Gegend zu positivem Verhalten und bewusstem Umgang mit Alkohol anregt werden.
Weitere Informationen:
- Suchtbericht der Stadt Solingen – Analysen – Strukturen – Empfehlungen, 2008
Link zum Download - Beschlussempfehlung für den Suchtbericht der Fachausschüsse, 2009
Link zum Download - Maßnahmen zur Alkoholprävention bei Jugendlichen, Vorlage für die Fachausschüsse mit Anlagen, 2012
Link zur Webseite der Stadt Solingen
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
C3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Jugendstadtrat
DRK, Jugend- und Drogenberatung anonym e.V.