Gruppenangebot "Risiko-Check"

Gruppenangebot "Risiko-Check" als Baustein in der Arbeit mit exzessiv Alkohol konsumierenden Jugendlichen (nach Notaufnahmen in Kliniken, in Verbindung mit Strafsachen, im Rahmen der konzertierten Aktionen "Jugendschutz und Alkoholprävention")

In einem 1½-tägigen "RISIKO-Check" (Freitag /Samstag) wird mit Jugendlichen nach einer Notaufnahme im Krankenhaus wegen lebensbedrohlicher Alkoholvergiftung in einem Gruppensetting an Motiven und Hintergründen des eigenen Trinkverhaltens, am Thema Risiko, Grenzen und "Sicherungen" vor Grenzüberschreitungen gearbeitet. Dieses Angebot wurde im März 2008 nach Anregung durch das Bundesmodell "HaLT" entwickelt, nachdem in der Geschäftsführung und Kuratorium des Aktionskreises Suchtprophylaxe festgestellt wurde, dass die Notaufnahmen im Landkreis in den Kliniken auf jährlich 140 gestiegen sind und immer mehr Jugendliche mit exzessivem Alkoholkonsum in den Kommunen, bei Festen, um die Schulen u.a. aufgefallen waren, verbunden mit sexuellen Übergriffen, Gewalt, Unfällen und Straftaten. Dieses Gruppenangebot soll weiter entwickelt werden für Jugendliche, die über die Schulen, Jugendarbeit oder Jugendhilfe wegen exzessivem Konsum vermittelt werden, bereits weit im Vorfeld von Alkoholvergiftungen. Aktuell wird ein Gruppenangebot aufgebaut für Jugendliche, die über Straftaten unter Alkohol aufgefallen sind, zusammen mit der Jugendgerichtshilfe, Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugend- und Drogenberatung. mit vergleichbarem Konzept wie das Bundesmodellprojekt FreD (Frühintervention bei erstauffälligen Cannabiskonsumenten) und dem Baustein des Risiko-Checks.

Gleichzeitig werden Mitarbeiter der Schulen und Jugendeinrichtungen geschult in gezielten Kurzinterventionen durch die dreitägige Fortbildung MOVE für Tür-und-Angel-Gespräche mit konsumierenden Jugendlichen. Sensibilisiert werden Jugendliche für ihren riskanten Umgang mit Alkohol auch im Rahmen des Peer-Projektes an Fahrschulen durch ausgebildete engagierte junge Leute, die in einer zusätzlichen Einheit an der Fahrschule ihre Erfahrungen, Haltungen und Gefahren diskutieren. Geplant ist auch, stärker mit den Ansätzen des Risiko-Checks in den Workshops für Auszubildende in Betrieben und Verwaltungen zu arbeiten, die oft durch exzessives Konsumverhalten am Wochenende auffallen, ebenso in der Ausbildung und Schulungen von Jugendtrainern und Jugendleitern der (Sport)Vereine und Jungfeuerwehrwarten der 100 Feuerwehren im Landkreis. Es wird eng mit Schulen, Jugendarbeit und Betrieben zusammen gearbeitet, auch mit dem Projekt "Schau hin" (bei dem Mitarbeiter der Jugend- und Drogenberatung, der offenen und mobilen Jugendarbeit Jugendliche auf ihren Konsum bei Festen ansprechen), um in Kontakt mit exzessiv konsumierenden Jugendliche zu kommen. Multiplikatoren werden auf diese Zielgruppe aufmerksam gemacht und für einen hilfreichen Umgang fachlich gestärkt. Bisher fanden drei "Risiko-Checks" für Jugendliche zeitnah nach Notaufnahmen statt.

Die eigene Betroffenheit der Alkoholvergiftung verbunden mit Scham hat sich als wichtige motivierende Ausgangslage für die gemeinsame Auseinandersetzung gezeigt. Methodisch wurde mit den Jugendlichen an ihrer Alkohol-Konsumgeschichte (erlebte Vor- und Nachteile des Alkoholkonsums, Konsumprofil bezogen auf alle Konsummittel), an Konsummotiven und Suchtverlauf und an der Erweiterung des Verhaltensrepertoire in der Alltags- und Problembewältigung gearbeitet. Über Klettern und Tauchen im Tauchturm wurden Jugendliche an das Thema Grenzen und Risiko erlebbar herangeführt. Strategien entwickelt für einen sich selbst schützenden Umgang mit Risiken, die Rolle der Clique beleuchtet. Bezogen auf die Situation der Alkoholvergiftung wurden mögliche Alarmzeichen und Umkehrpunkte in kritischen Situationen und schützende Strategien erarbeitet, festgehalten auf einem Notfall-Kärtchen in Scheckkartengröße, das mitgeführt werden sollen. Um in Kontakt mit den Jugendlichen nach Alkoholvergiftung zu kommen, wurden in Anlehnung an das Bundesmodellprojekt HaLT ("Hart am Limit") die Ärzte und Pflegekräfte der sechs Kliniken, die Sozialen Dienste und Psychologischen Beratungsstellen, die Sucht-/Jugend- und Drogenberatung und eine Bank als Sponsor gewonnen.

Als Bausteine wurden neben dem Risiko-Check aufgebaut: ein offensives und nachgehendes Beratungs- und Unterstützungsangebot für die Jugendlichen und ihre Eltern unmittelbar nach der Notaufnahme mit dem Angebot des Hausbesuchs, Elternveranstaltungen (Riskanter Alkoholkonsum bei Jugendlichen, Schwieriges Jugendalter - Beziehung schaffen, Grenzen setzen) und mit Weitervermittlungen an Soziale Dienste und Psychologische Beratungsstellen bei erforderlicher weiterer Unterstützung. Es wurden Informationsmaterialien selbst und aus dem HaLT-Projekt weiter entwickelt, das Projekt über Pressearbeit bekannt gemacht. Es ist eingebettet in eine breite konzertierte Öffentlichkeitsaktion "Jugendschutz und Alkoholprävention" mit der Kommunalen Kriminalprävention (mit Anschreiben des Landrats und Leitenden Polizeidirektors an die Bürgermeister, Materialien für die Kommunen, Vereine, Veranstalter, Verkaufsstellen, Informationsveranstaltungen und Schulungen, polizeilichen Kontrollen, Gelber Karte für Verkaufsstellen und Veranstalter).

Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein