Das Projekt KIDS (Abk. für "Kinder In Der Szene") unter Trägerschaft des Vereins basis & woge e.V. ist eine Anlaufstelle für Kinder in besonderen Lebenslagen (u.a. Straßenkinder).
Die Zielgruppe hat in der Regel einen überdurchschnittlich hohen Konsum legaler und illegaler Drogen und wird daher aus Landesmitteln des Bereiches Suchtprävention finanziert.
Der Auftrag des KIDS ist, über Straßensozialarbeit und diverse Angebote in der Anlaufstelle, Kontakt zu minderjährigen Mädchen und Jungen bis zum 18. Lebensjahr herzustellen, die sich aus verschiedensten Gründen kaum oder gar nicht mehr an ihren Wohnorten aufhalten und deren Lebensmittelpunkt sich überwiegend im öffentlichen Raum befindet.
Ein 12-köpfiges Fachkräfteteam der Sozialarbeit erreicht mit diesem niedrigschwelligen Angebot jährlich durchschnittlich ca. 430 unterschiedliche junge Menschen. Die Reintegration in bestehende oder neu zu entwickelnde Bezüge mit tragfähigen Beziehungen steht, unter direkter Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen, nach der Kontaktaufnahme im Vordergrund. Zur Stärkung der eigenen Ressourcen und der Entscheidungskompetenz werden im Folgenden zwei integrierte Projektangebote in den Bereichen Arbeit und Lernen vorgestellt.
Das Lernprojekt "Hirntoaster" wurde initiiert, um über die Krisenbewältigung und Grundversorgung hinaus ein sinnvolles und alternatives Angebot zum Szeneleben zu schaffen.
Viele Jugendliche haben wenig oder keinen Kontakt mehr zur Schule. Sie verbinden damit negative Erfahrungen wie Lernschwierigkeiten, Leistungsversagen und Ausgrenzung. Die meisten Jugendlichen haben keinen Schulabschluss. Damit sind die Chancen auf eine Arbeit oder auf eine Lehrstelle aussichtslos. Die jungen Menschen fühlen sich nutzlos.
Dennoch formulieren viele den Wunsch, etwas zu lernen oder gar einen Schulabschluss machen zu wollen, um so am "normalen" Leben der Dominanzgesellschaft teilzuhaben. Der Hirntoaster ist keine schulersetzende Maßnahme. Vielmehr ist das Projekt ein Schonraum, der es den Jugendlichen ermöglicht, vorhandene Blockaden zu überwinden, das einseitig negativ geprägte Selbstbild durch positive Aspekte zu ergänzen vorhandene
Ressourcen zu aktivieren. Diesen Prozess will das Projekt gezielt fördern.
Der "Hirntoaster" gehört zu den tagesstrukturierenden Maßnahmen der Anlaufstelle KIDS und wird über diese gesteuert. Das Projekt läuft am 2 Nachmittagen in der Woche und beginnt jeweils mit einem "Frühstück" im KIDS, denn mit Hunger und Durst macht lernen keinen Spaß! Diese lockere Atmosphäre nutzen die Sozialarbeiter/innen für Angebote, die die Neugier der Jugendlichen auf den Hirntoaster wecken könnten. Dabei ist Freiwilligkeit das oberste Gebot, denn Zwang und negative Erfahrungen haben bereits oft zu einer inneren Verweigerung geführt. Die Jugendlichen sollen freiwillig an eigenen Interessen und Stärken orientiert lernen und bestimmen die Richtung und die Schritte selbst.
Die pädagogische Arbeit im "Hirntoaster" folgt niedrigschwelligen Lernzielen, die an die Lebenswelt der Jugendlichen angepasst sind.
Hier setzen die praktische Arbeit bzw. die Lernziele des "Hirntoasters" an.
- Spaß am Lernen, Erfolgserlebnisse vermitteln (Abbau von schlechten Schulerfahrungen und daraus resultierender schulischer Hemmschwelle, Scham),
- Soziales Lernen (soziale Kompetenz, Teamarbeit, Frustrationstoleranz, etc.)
- Förderung der Kulturtechniken, lebenspraktische Fertigkeiten,
- Ausdauer, Struktur, Konzentration üben: "Das Lernen lernen"
- Kurzurlaub von der Szene, Erleben von "Normalität"
- Stärkung des Selbstbewusstseins, der Selbstwahrnehmung und -akzeptanz durch Erfolgserlebnisse,
- Reduzierung von Suchttendenzen
- Kontinuierliches Beziehungsangebot
Das Arbeitsprojekt "Flohbuy" - ein Second-Hand-Laden im Hamburger Stadtteil Eilbek - wurde ebenfalls initiiert, um über die Krisenbewältigung und Grundversorgung hinaus ein sinnvolles und alternatives Angebot zum Szeneleben zu schaffen.
Viele Jugendliche wollen arbeiten, um wenigstens etwas Geld zu verdienen, um unabhängiger zu sein und um sich Dinge selbst kaufen zu können. "Flohbuy" gehört zu den tagesstrukturierenden Maßnahmen der Anlaufstelle KIDS und wird ebenfalls über diese gesteuert.
"Flohbuy" will in einem niedrigschwelligen Rahmen die Möglichkeit zum Geldverdienen und sich Ausprobieren geben, sie werden "Mitarbeiter/innen". Durch die Arbeit und dem partizipativen Ansatz können die Jugendlichen ihren Verfügungsspielraum über ihre Lebenswelt ausweiten.
Während der Arbeitszeit im Laden bewegen sich die jugendlichen Mitarbeiter/innen in einem neuen Kontext und agieren in einem anderen sozialen Milieu. Basierend auf dem Prinzip der Freiwilligkeit sowie einem demokratischen Grundverständnis unserer Arbeit wird den jugendlichen Mitarbeiter/innen Selbstwertgefühl und Ich-Stärke vermittelt. Diese sind nach bestehenden Theorien wesentliche Bestandteile identitätsbildender Prozesse und beugen Suchttendenzen vor.
Beide Angebote werden über den Förderverein "Paten für Strassenkids e.V." vollständig aus Spenden finanziert.