Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Mit Blick auf die Situation der Kinder von Drogenabhängigen ist es Ziel von Kid, drogenabhängige Eltern frühzeitig, wenn möglich noch während der Schwangerschaft zu motivieren, Hilfe und Unterstützung im psychosozialen, therapeutischen, sozialen und finanziellen Bereich anzunehmen.
Oberstes Ziel ist, die Basisversorgung der Kinder gewährleistet zu sehen.
KiD ist Ansprechpartner für alle psychosozialen und praktischen Belange der Familie. Die niedrigschwellig angelegte Unterstützung und Begleitung soll Eltern und Kindern dabei helfen, als Familie zusammenzuleben.
Um den Zugang zur Hilfe möglichst niedrigschwellig zu halten, verzichtet KiD auf die bei Beratungsstellen übliche Komm-Struktur.
In der Regel finden die Kontakte bei Hausbesuchen oder beim Begleiten zu Behörden und/oder anderen Institutionen statt.
Ziel der Beratung ist die Stärkung der sozialen und lebenspraktischen Handlungskompetenzen der Eltern sowie die Förderung der Erziehungsfähigkeit.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation
Als zweite Stadt nach Hamburg beschloss der Gemeinderat schon Anfang 1990, ein spezifisches Angebot für drogenabhängige Eltern und deren Kinder einzurichten.
1994 wurde KiD dann gegründet und war Teil eines Gesamtprojektes zur Erweiterung der bestehenden Drogenhilfe in Karlsruhe. Es gab in dieser Zeit eine große offene, ungeordnete Szene in Karlsruhe. An öffentlichen Plätzen war eine verbreitete Verelendung zu finden und die Gesundheitssituation der Drogenabhängigen war desolat. Vor allem drogenabhängige Frauen haben während ihrer Schwangerschaft häufig ihre Abhängigkeit verschwiegen. Daraus folgten gesundheitliche Gefahren für die Mutter sowie für das ungeborene Kind. Vielen Familien, bei denen eine Drogenauffälligkeit vorhanden war, wurde das Sorgerecht entzogen oder/und wurden die Kinder fremd untergebracht. Dort wo die Probleme verheimlicht werden konnten, gab es für die Kinder Probleme.
Die Drogenhilfe Karlsruhe ist ein trägerübergreifendes Kooperationsmodell zwischen der AWO Karlsruhe und der Stadt Karlsruhe.
KiD war ein Baustein der Drogenhilfe Karlsruhe und wurde zu Beginn mit einer Planstelle unter Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Karlsruhe Stadt e.V. eröffnet. Es gab eine dreijährige Modellphase, in dieser Zeit wurde das Projekt vom Land gefördert und wissenschaftlich begleitet.
Die derzeitige Finanzierung für 1,5 Planstellen liegt bei der Stadt und der AWO Karlsruhe. 2001 kam eine weitere 0,5-Stelle hinzu, so dass derzeit 1,5 Stellen besetzt sind. Die Einrichtung ist wöchentlich an 5 Tagen geöffnet. Lediglich zwischen Weihnachten und Neujahr bleibt sie geschlossen.
Konzeption und Ziele sowie Zielgruppen
Mit besonderem Augenmerk auf die Situation der Kinder ist es Ziel drogenabhängige Eltern frühzeitig, wenn möglich noch in der Schwangerschaft, zu erreichen um zur Annahme von Hilfe und Unterstützung im psychosozialen, therapeutischen, sozialen und finanziellen Bereich zu motivieren.
Drogenabhängige Eltern nehmen in der Regel nicht aktiv und selbst initiiert Hilfsangebote wahr. Misstrauen und Angst, insbesondere die Angst, das Sorge- und Aufenthaltsbestimmungsrecht für die Kinder zu verlieren, herrschen vor.
Allgemeine Schwellenängste, aber auch jede Menge schlechter Erfahrungen von kurzsichtigen, sanktionierenden und moralisierenden Eingriffen in der Vergangenheit, die aber leider nachhaltig in Szenengerüchten kursieren, verhindern die Annahme von Hilfsangeboten.
Gleichwohl besteht Hilfebedarf, denn die Kinder von Drogenabhängigen sind möglichen Risiken und Belastungssituationen und den daraus resultierenden Folgeproblemen im gesundheitlichen, psychischen und psychosozialen Bereich ausgesetzt.
Wir wissen aus Untersuchungen zudem, dass Kinder von Drogenabhängigen auch weitere Problematiken wie Entwicklungsverzögerungen und Hyperaktivität aufweisen können. Dabei ist die Aussage in den Untersuchungsergebnissen aber auch, dass Verhaltensauffälligkeiten und emotionale Probleme der Kinder nicht immer unmittelbar auf den Drogenkonsum der Eltern zurückgeführt werden können, sondern vielmehr die jeweilige Lebens- und Familiensituation eine entscheidende Rolle einnimmt. (Stichworte sind hierbei Leben in Armut, soziale Isolation, etc.)
Nun zeigen weitere Untersuchungen aber auch, dass es durchaus Kinder von Drogenabhängigen gibt, die sich trotz aller Belastungen und theoretisch traumatisierender Erlebnisse psychisch stabil und gesund entwickeln. Diese Kinder verfügen über Resilienzen:
Es gibt also Faktoren, die Kinder vor krankmachender Familienumwelt schützen.
Hilfe für Kinder von Drogenabhängigen muss dementsprechend Resilienzen fördern, und zur Verhinderung, Verringerung oder Beseitigung belastender Faktoren beitragen. Das geht am umfassendsten, wenn man der gesamten Familie Hilfe und Unterstützung anbietet.
Unser Fokus liegt auf der Lebenssituation der Kinder und ihrer Familie. Die Drogenfreiheit der Eltern ist ein sekundäres Ziel. Wir unterliegen der Schweigepflicht, aber wenn die Basisversorgung der Kinder nicht gewährleistet ist oder wir das wohl der Kinder gefährdet sehen, werden wir das Jugendamt auch gegen den Willen der Eltern informieren.
Drogenabhängigkeit ist ein physisches, psychisches und soziales Problem, das die gesamte Lebenswelt bestimmt. Hilfe- und Unterstützungsleistungen müssen dementsprechend umfassend, d.h. lebens- und alltagsweltbezogen angelegt werden, also bedarfsorientiert, impulsgebend und umfassend.
Ein weiteres Ziel ist die intensive Auseinandersetzung und Bearbeitung der Gesamtproblematik unter Einbeziehung der Interaktionsdynamik der Herkunftsfamilie, der Beziehungsdynamik der Mutter (Eltern), der Lebenswelt der Familie, sowie des Entwicklungsstandes bzw. der Entwicklungsbeeinträchtigung der von der Sucht der Eltern betroffenen Kinder.
Vorgehen und Umsetzung
Mit dem Ziel drogenabhängige Eltern frühzeitig, wenn möglich noch während der Schwangerschaft zur Annahme von Hilfe im psychosozialen, therapeutischen, sozialen und finanziellen Bereich zu motivieren, versucht KiD deshalb den Zugang möglichst niedrigschwellig zu gestalten.
In der Regel verzichten wir auf die übliche Kommstruktur.
Wir halten Sprechstunden in 3 Substitutionspraxen ab und übernehmen bei Eltern die psychosoziale Begleitung der Substitutionsbehandlung in Kooperation mit den Ärzten vor Ort.
Wir arbeiten innerhalb der Drogenhilfe eng zusammen. In der aufsuchenden Arbeit sind wir auf der Straße, an Szeneplätzen oder in Sprechstunden tätig.
Aber auch in Zusammenarbeit mit Sozialen Diensten und Einrichtungen sprechen wir Eltern vor Ort an.
Als Beispiel hier die Kooperation mit dem Städtischen Klinikum Karlsruhe:
Wenn dem Sozialen Dienst des Klinikums bei der Entbindung einer schwangeren Frau deren Drogenkonsum bekannt wird, setzt sich die Mitarbeiterin, nach Rücksprache mit der betreffenden Patientin, mit uns in Verbindung und dann kann schon ein erstes Treffen mit der Mutter des Neugeborenen während des Klinikaufenthalts stattfinden.
Im Berichtszeitraum Januar bis Dezember 2009
nahmen 157 Erwachsene Angebote des KiD wahr, 49 Personen erstmals. 17 Personen sind Angehörige Nachbarn, oder PartnerInnen, die selbst nicht konsumieren. Manchmal kann über deren Meldung ein Kontakt zu einer drogenabhängigen Familie hergestellt werden, zum Teil besteht er schon.
Häufiger als in den 90er Jahren, insbesondere vor Ausbau von Substitution und psychosozialer Versorgung, finden wir heute stabile, vollständige Mischfamilien (stabile Paarbeziehungen, in denen nur ein Partner Drogen konsumiert oder abhängig ist) unter den betreuten Familien. (2009 waren 7 nicht süchtige Ehepartner in den Betreuungsprozess mit einbezogen. Eine nicht süchtige Partnerin wurde in der Schwangerschaft begleitet.)
Von illegalen Drogen abhängig waren 140 Erwachsene aus 109 Familien, mit 202
Kindern. 9 drogenabhängige Frauen waren schwanger.
Die wöchentliche Eltern-Kind-Gruppe besuchten 12 Elternteile mit 15 Kindern. Im Sommer fand eine 6-tägige Eltern-Kind-Freizeit statt. Außerdem wurden 1 Tagesausflug, mehrere kleine Ausflüge, sowie diverse Einzelveranstaltungen, z.B. Informationsnachmittage angeboten.
Liste der Einrichtungen (Zusammenarbeit im Einzelfall)
- Sozialer Dienst der Sozial- u. Jugendbehörde (Jugendamt)
- Örtliche Jugendämter
Jugendhilfeeinrichtungen:
- Kindergärten und -tagesstätten
- Schülerhorte
- Schulsozialarbeit
- Schulprojekte
- Frühe Hilfen
- Luzie
- Bingo
- Heime
- Therapeutische Tagesgruppen
- Gruppe Regenbogen
Suchtberatung:
- Jugend- und Drogenberatung
- Get in /AWO-Ambulanz
- Psychologische Beratungsstelle
Einrichtungen der Gesundheitspflege:
- Substituierende Ärzte
- Frauenärzte
- Frauen- und Kinderklinik
- Sozialer Dienst des Klinikums
- Hebammen
- Kinderarzt
- Entgiftungskliniken
- Niedergelassene Therapeuten
- Therapie-/Rehabilitationseinrichtungen
- Frühförderstelle
- Pro familia
- Selbsthilfegruppen
Beratungsstellen und administrative Stellen:
- Abteilung Wohnungssicherung
- Wohnungslosenhilfe
- Schuldnerberatung
- Bewährungshilfe
- Jugendgerichtshilfe
- Krankenkassen
- Rentenversicherungsträger
- ARGE
Träger von Arbeitsprojekten:
- AFB Und Leo 11
- Lokale Arbeitskreise
- Vereine
Jährliche Gesamtkosten 105.720,00 Euro
Städt. Zuschuss 97.095,00 Euro
AWO 8.625,00 Euro
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
Kommunale Hilfen und Beratungsstellen
Substitutionspräparate
Soziale Dienste, Kliniken
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Jugend- und Drogenberatungsstelle