Bad Nauheim

Name der Stadt, der Gemeinde, des Landkreises: 
Bad Nauheim
Typ: 
kreisangehörig
Bundesland: 
Hessen
Einreichende Dienststelle: 
Fachbereich Soziales, Sport und öffentliche Ordnung
Name des Ansprechpartners: 
Jochen Mörler
Funktion des Ansprechpartners: 
pädagogische Fachberatung
Straße/Postfach: 
Parkstraße 36-38
Postleitzahl: 
61231
Ort: 
Bad Nauheim
Telefon des Ansprechpartners: 
(0 60 32) 343 279
Telefax des Ansprechpartners: 
(0 60 32) 343 6 279
E-Mail des Ansprechpartners: 
Internetadresse der Kommune: 

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Bad Nauheim - Die Gesundheitsstadt

Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags

Langfristig angelegtes ganzheitliches Gesamtkonzept, welches alle Kinder der Kommune ab der Geburt bis zum Ende der Grundschule erreicht und stärkt. Bereits nach der Geburt eines Kindes stützt mit dem Projekt E.v.A. ein eigens dafür ausgebildeter muttersprachlicher Elternbegleiter die Familie und bietet Unterstützung an. Er hat Verweisungskompetenz und ist kommunal stark vernetzt. Ein umfangreicher Elternbegleitordner sowie eigens konzipierte Elternbriefe und der Elternbegleiter stützen das System Familie dauerhaft.

Alle Krippen und Krabbelstuben sowie Kindertagesstätten und Grundschulen aus Bad Nauheim haben ihre Teilnahme an KIKS UP konzeptionell verankert bzw. durch die Schulkonferenz abgesichert. Die eingesetzten Maßnahmen sind sowohl verhaltens- als auch verhältnispräventiv und beziehen das familiäre Umfeld der Kinder intensiv ein.

Über eine Kooperationsvereinbarung mit integrierter Bildungsvereinbarung sind Mütterzentren, Krankenhaus, Hebammen, Sportvereine, usw. im KIKS UP-familie.net vernetzt. Kinder- und Jugendärzte überweisen an das integrierte Interventionsprogramm KIKSUP Camp, sowie an präventive Maßnahmen.

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Ausgangslage

Anfang 2002 war Bad Nauheim eine Stadt mit hohem Altersdurchschnitt, die Geburtenzahlen waren rückläufig und der Zuzug von jungen Familien gering. Die Kindertagesstätten in der Stadt waren einzelne kleine Satelliten, die eingebettet in ihr Universum nach ihrem Konzept mit den Kindern in ihrer Einrichtung arbeiteten. Elternarbeit beschränkte sich auf Elternabende mit unterschiedlich starker Resonanz. Eltern standen mit ihrer Erziehungsaufgabe allein und die Schwelle ins Rathaus oder zu anderen Institutionen war hoch, für viele zu hoch. Die Kooperation zwischen Grundschule und Kita beschränkte sich auf das Wesentlichste. Suchtpräventive Maßnahmen wurden nur partiell und wenig koordiniert unternommen, sodass Erfolge wenig erkennbar waren.

Konzeptionelle Vorüberlegungen, Grundannahmen und Ziele

Eine umfangreiche Bedarfsanalyse, die vom Fachbereich Soziales, Sport & öffentliche Ordnung Ende 2002 in allen Kindertagesstätten durchgeführt wurde, ergab neben individuellen Betreuungsbedarfen auch eine inhaltliche Neustrukturierung der pädagogischen Arbeit des Fachdienstes Soziales & Sport. In Folge dieser Erhebung wurde ein Konzept entwickelt, wie kommunale Sucht- und Gewaltprävention so angelegt werden kann, dass sie langfristig wirkt und alle Kinder und Jugendlichen der Kommune sowie deren Familien erreicht.
In Anlehnung an das Entwicklungsmodell von Verhaltensstörungen und Substanzmissbrauch von Webster-Stratton & Taylor konnten früh einsetzende Verhaltensstörungen von Kindern als Ursprung von späterem Substanzmissbrauch, Delinquenz und Gewalttätigkeit lokalisiert werden. Diese werden vor allem gespeist durch Erziehungsfaktoren (ineffektive Erziehung; geringe kognitive Anregung), Kindfaktoren (soz. Fertigkeiten; emotionale Kompetenzen; schwieriges Temperament), Kontextfaktoren (Armut; psych. Störungen und Eheprobleme der Eltern) und KiTa- bzw. Peerfaktoren (Aggression in der Gruppe; Ablehnung durch Peers). Weiterhin wurden die Risikobedingungen für Substanzmissbrauch und aggressiv-dissoziales Verhalten in die Vorüberlegungen einbezogen.

Auf Grundlage dieser Ergebnisse wurde ein Modell entwickelt, welches Handlungsstrategien für vier Säulen beschreibt:

a) Kindebene:

Es sind Kindmaßnahmen zu entwickeln bzw. zu finden, die sowohl die sozialen als auch die emotionalen Kompetenzen der Kinder stärken und deren Kreativität und Phantasie anregen und bereichern. Die Sprache als wichtige Schlüsselkompetenz für Bildungserfolg ist institutionell zu fördern. Es ist darauf zu achten, dass möglichst alle Kinder der Kommune erreicht werden und Stigmatisierungen vermieden werden.

b) Familienebene:

Die Familie als wichtigste Sozialisationsinstanz ist zu stützen und wertzuschätzen. Es sind Maßnahmen zu entwickeln, welche die Erziehungskompetenz aller Eltern stärken und ein unterstützendes Erziehungsklima fördern. Informationen zu identifizierten Risikofaktoren sind milieuangepasst aufzubereiten und zu vermitteln.

c) Expertenebene:

Erziehungsexperten wie Erzieher und Lehrer sind fortzubilden, zu vernetzen und in ihrer Vorbildrolle zu bestärken. Ihre professionelle Multiplikatorenfunktion ist zu stützen und zu stärken. Dabei sind die Fachkräfte aller Träger zu berücksichtigen.

d) soziales Umfeld:

In Kindereinrichtungen wie Kita und Schule sind niedrigschwellige Hilfesysteme zu installieren, die gut im Sozialraum vernetzt sind. Die Anbindung in die jeweilige Einrichtung muss gegeben sein. Junger Familien sind ggfs. zu stärken, indem sie in vorhandene Angebote aus dem Sozialraum eingebunden werden.

Zielgruppen

Die Zielgruppen lassen sich gemäß der Handlungsstrategien in drei Gruppen einteilen:

a) Alle Bad Nauheimer Kinder im Alter von 0 bis 10 Jahren
b) Alle Eltern und Familien der angesprochenen Kinder
c) Alle pädagogisch Handelnden also Erzieher und Lehrer der Grundschulen.

Aus den Vorüberlegungen und Grundannahmen sowie aus den daraus abgeleiteten Zielgruppen ist erkennbar, dass das Modell vorsieht, Eltern und Kinder in allen Lebenslagen anzusprechen.

Konzeptionelle Schlussfolgerungen

Es war also ein mehrgleisiges Konzept zu entwickeln, welches neben der Informationsvermittlung und der Integration einerseits auf die Stärkung der Erziehungsfaktoren aller an der Erziehung beteiligten Instanzen abzielt, andererseits die allgemeinen Lebenskompetenzen der Kinder und Jugendlichen fördert. Folgerichtig wurde ein Konzept erarbeitet, welches konsequent auf den ressourcenorientierten Ansatz baut, welcher die Stärkung von Schutzbedingungen vorsieht. Diese Überlegungen werden durch die Bildungs- und Erziehungspläne der Länder gestützt bzw. bestätigt.

Maßnahmen

Im Rahmen des Gesamtkonzeptes kommen verschiedene Programme in unterschiedlicher Trägerschaft zum Einsatz.

1. E.v.A.

E.v.A. bedeutet "Elternbegleitung von Anfang an". Das Programm zielt auf die Integration aller Familien in die Gesellschaft und die Stärkung der Elternkompetenz ab. Es wird von der Kommune getragen und wurde 2009 in Bad Nauheim gestartet. E.v.A basiert auf vier 6 Säulen: der Stärkung der Sprachkompetenz, der Förderung der Elternkompetenz, der Verbesserung der interkulturellen Kompetenz und dem Knüpfen verlässlicher Netzwerke. Zur Koordination der Maßnahmen wurde bei der Stadt die Stelle eines E.v.A. Koordinators geschaffen.

Die Grundidee von E.v.A. ist einfach. Eltern erhalten von Beginn ihrer Elternschaft, also kurz nach der Geburt ihres Kindes, einen kompetenten Unterstützer, ihren Elternbegleiter, zur Seite gestellt. Dieser hat möglichst den gleichen kulturellen Hintergrund, so dass er spezifische Lebenslagen der Familien gut nachvollziehen kann. Für die Familien zeigt das positive Vorbild des gut integrierten Elternbegleiters, dass Integration möglich ist. Der Elternbegleiter kennt die Ansprechpartner für unterschiedliche Problemsituationen oder weiß, wo er nachfragen kann. Wichtig für die Akzeptanz von E.v.A. ist, dass bei der Auswahl der zu besuchenden Familien keine Selektion vorgenommen wird, sondern alle Familien zur Geburt ihres Kindes gratuliert bekommen, auch diejenigen Bildungsbürger, deren Vater und Mutter Akademiker sind. Bis zum dritten Lebensjahr des Kindes meldet sich der Elternbegleiter von sich aus zu jedem Geburtstag des Kindes wieder und bringt sich und seine Kompetenzen in Erinnerung. Die Eltern haben ihrerseits jederzeit die Möglichkeit über den E.v.A. Koordinator Kontakt zu ihrem Elternbegleiter aufzunehmen. Bis Mitte 2010 setzte die Stadt Bad Nauheim im Rahmen der weiterführenden Elternbegleitung von Kitas auf das Programm "frühstart", welches von der Hertie-Stiftung und der Türkisch-Deutschen-Gesundheitsstiftung entwickelt und getragen wird. Leider war es nicht möglich die beiden Projekte synergetisch zusammenzuführen, so dass die Stadt Bad Nauheim das Programm E.v.A. entsprechend der Handlungsstrategien weiter entwickelt hat. Das Grundprinzip von E.v.A. mit den vier genannten Säulen wurde beibehalten und um die Bereiche Kita und Grundschule erweitert.

Ende 2010 wurde die Landesregierung auf E.v.A. aufmerksam und finanziert derzeit eine Evaluation der Ergebnisse des Bereichs Familie. Auch wird gegenwärtig ein Antrag auf Förderung und Ausbau von E.v.A. als Multiplikatorenprogramm auch für andere Kommunen vom hessischen Sozialministerium wohlwollend geprüft, sodass davon ausgegangen werden kann, dass Mitte 2011 weitere Kommunen von den positiven Wirkungen von E.v.A. profitieren können.

Alle Maßnahmen von E.v.A. werden bisher voll von der Stadt Bad Nauheim finanziert. Für die kommenden Jahre wird mit einer Unterstützung zur Weiterentwicklung durch das hessische Sozialministerium gerechnet.

2. KIKS UP - Das ganzheitliche Präventionsprogramm aus Bad Nauheim

KIKS bedeutet "Kinder in Kindertagesstätten und Schulen" und Up steht für die nach oben gerichteten Ziele. Das Programm zeichnet sich durch seinen ganzheitlichen Settingansatz aus, der in verschiedenen Bereichen der Kommune die Sucht- und Gewaltprävention (KIKS UP-Leben) sowie Bewegungsförderung (KIKS UP-Fit), Ernährungsbildung und Genussschulung (KIKS UP-Genuss) zusammenfasst.

KIKS UP wird getragen vom Förderverein SV Schwalheim Jugend und Kultur e.V. und ist damit nicht in städtischer Trägerschaft, wird jedoch von städtischer Seite finanziell und in personeller Form unterstützt. Die Planungsrunde, das Entscheidungsgremium von KIKS UP, ist interdisziplinär besetzt. Sie setzt sich zusammen aus einem Vertreter des Trägervereins, einem Mitarbeiter der Sportklinik Bad Nauheim, dem Mitarbeiter der Fachstelle Suchtprävention des Wetteraukreises und einem Vertreter des Fachdienstes Soziales & Sport der Stadt Bad Nauheim. KIKS UP startete seine Aktivitäten 2004.

a) KIKS UP-Kommunal
In allen Bereichen - Eltern, Kitas, Schulen, Vereine und Gewerbe - zu denen KIKS UP Maßnahmen anbietet galt es vorhandene Ressourcen am Markt nach klar definierten Gütekriterien zu nutzen. Neben einer aussagekräftigen Evaluation und der Lebenskompetenzorientierung sollten bestehende Programme auf unterschiedlichen Ebenen (Eltern, Kinder, Fachkräfte) wirken. KIKS UP greift im Bereich der Lebenskompetenzförderung auf die bewährten Programme "Papilio®", "Eigenständig werden®" und "Starke Eltern, Starke Kinder®" zurück.

Die Angebote in den Bereichen KIKS UP-Fit und KIKS UP-Genuss sind selbst entwickelt und werden auf die Bedürfnisse bzw. Gegebenheiten der jeweiligen Einrichtung angepasst bzw. weiterentwickelt. Die Philosophie von KIKS UP-Fit und KIKS UP-Genuss orientiert sich an den beschriebenen Vorüberlegungen und Grundannahmen. Für KIKS UP Fit bedeutet dies, dass neben einer gezielten Bewegungsförderung darauf geachtet wird, dass sich Bewegung im Alltag der Zielgruppe verankert. In KIKS UP-Genuss wird der Fokus nicht auf gesunde Lebensmittel gelegt sondern auf ausgewogene genussorientierte Ernährung bei der Essen mehr ist als die reine Nahrungsaufnahme. Die Maßnahmen von KIKS UP-Fit und KIKS UP-Genuss zielen neben der Reduktion von Adipositas auch auf ein gesundes Essverhalten ab.

Alle Angebote, Maßnahmen und Interventionen von KIKS UP sind darauf angelegt, dass sie vom teilnehmenden System (Familie, Kita, Schule oder Verein) selbst getragen bzw. umgesetzt werden können. Es handelt sich also (fast) immer um Multiplikatorenprogramme, deren Umsetzung von KIKS UP begleitet wird. Darüber hinaus werden im institutionellen Kontext immer alle Mitglieder des Systems geschult. In Bad Nauheim werden die Schulungsmaßnahmen für alle Träger von der Kommune organisiert und finanziert. Hierzu wurde ein Mitarbeiter zum Trainer der eingesetzten Programme qualifiziert.

KIKS UP hat bereits im Jahr 2006 den Hessischen Präventionspreis erhalten und war auch für den Deutschen Präventionspreis 2008 nominiert. Gleichzeitig ist KIKS UP Teil des bundesweiten Modellprogramms des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz "Besser essen. Mehr bewegen. KINDERLEICHTREGIONEN". Im Rahmen einer ausführlichen Untersuchung beurteilt die Bertelsmann- Stiftung und das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) Projekte gemeinnütziger Organisationen im Hinblick auf deren Förderwürdigkeit, um sozial orientierten Investoren eine Entscheidungshilfe zu geben. Dabei schnitt KIKS UP in der Bewertung der Organisation mit ca. 85 % (u.a. Vision und Strategie, Leitungsgremium, Finanzen, Fundraising, Aufsichtsgremien, Öffentlichkeitsarbeit) und Wirkung der Aktivitäten mit ca. 97 % (u.a. Ziele und Zielgruppen, Konzept, Qualitätssicherung) sowohl insgesamt als auch unter den sieben ausgewählten Organisationen am besten ab.

Im Rahmen des Konzeptwettbewerbs "Besser essen. Mehr bewegen." wurden nicht nur die Einzel-Maßnahmen von KIKS UP-Fit (Bewegungsförderung) und KIKS UP-Genuss (Ernährungsschulung und Genussbildung) evaluiert. In einer vertiefenden Evaluation konnte nachgewiesen werden, dass die Maßnahmenkombination aus KIKS UP-Leben (Sucht- und Gewaltprävention), KIKS UP-Fit und KIKS UP-Genuss sinnvoll und erfolgreich ist, sie hat Modellcharakter und seine Weiterförderung und Übertragung auf andere Regionen wird vom BMELV empfohlen.

In seinem Vortrag im Rahmen der InForm Jahreskonferenz am 23.11.2010 in Berlin zum Thema Arbeit in vernetzten Strukturen hebt Thomas Altgeld (LVG & AFS Niedersachsen e.V.) KIKS UP als beispielhaftes Präventions-Netzwerk hervor.

Die Stadtverordnetenversammlung hat 2010 den Beschluss gefasst, dass alle Kindertagesstätten im Stadtgebiet, die KIKS UP komplett umsetzen einen erhöhten Personalschlüssel von 2,0 pro Gruppe finanziert bekommen. Die Mindestverordnung des Landes Hessen schreibt derzeit 1,5 bzw. 1,75 Erzieherinnen pro Gruppe vor. Diese Maßnahme zeigt die kommunalpolitische Verankerung von KIKS UP und wirkt positiv auf eine flächendeckende Umsetzung innerhalb der Kommune.

Der Aufbau von KIKS UP wurde vom BMELV im Rahmen des Wettbewerbs "Besser essen. Mehr bewegen." finanziert. Seit 2009 stellt die Stadt Bad Nauheim Gelder in den Haushalt ein, mit denen die Grundfinanzierung von Raummiete, Geschäftsführung usw. gesichert ist. Für 2011 ist die Erweiterung von KIKS UP auf die Bereiche Krippen bzw. Krabbelstuben und weiterführende Schulen geplant.

b) KIKS UP-familie.net
Als weiteres Modul von KIKS UP wurde 2010 das Netzwerk KIKS UP-familie.net gegründet. Träger dieses Moduls ist ebenfalls der Förderverein SV-Schwalheim Jugend und Kultur e.V., Entscheidungsinstanz ist ein Gremium bestehend aus zwei Mitgliedern der KIKS UP-Planungsrunde und zwei Mitgliedern der Netzwerkpartner. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Netzwerktreffen, die von der KIKS UP-Geschäftsstelle organisiert werden.

Mitglieder des Netzwerks sind Vereine, Verbände und Institutionen aus Bad Nauheim und Umgebung. Gemeinsam wurde eine Kooperationsvereinbarung erarbeitet, zu deren Einhaltung sich alle Netzwerkpartner per Unterschrift durch den Vorstand verpflichten. Neben Punkten wie Aufgaben, Aufnahme oder Ausschluss usw. wurde eine eigene Bildungsvereinbarung integriert. Mit ihrer Unterschrift garantieren Vereinsvorstände auch die Sicherstellung der Umsetzung dieser hohen Erziehungsstandards. Als weitere qualitätssichernde Maßnahme wurde eine Schulung aller Qualitätsbeauftragten der Netzwerkpartner vereinbart. Diese beinhaltet nochmals die selbst gesetzten Erziehungsstandards sowie deren Umsetzungsmöglichkeiten. Darüber hinaus erhalten die Netzwerkpartner von KIKS UP-familie.net jederzeit personelle Unterstützung in Bezug auf die Vermittlung der Standards. Mit der Einhaltung der Erziehungsstandards sowie der Kenntnis des eigenen Vorbildverhaltens wird darauf hingewirkt, dass auch Sportvereine, Feuerwehren, Verbände oder andere Institutionen suchtpräventiv bzw. lebenskompetenzfördernd wirken.

Netzwerkpartner haben jederzeit die Möglichkeit auch ihre Übungs- oder Gruppenleiter zur KIKS UP-familie.net Grundlagenschulung zu schicken.

Mitglieder des KIKS UP-familie.net sind derzeit neben Schulen und Kitas auch Sportvereine oder Mütterzentren, Hebammen, Naturheilvereine usw. aber auch die Stadt Bad Nauheim oder der Wetteraukreis oder der Landesverband des deutschen Kinderschutzbundes.

Gemeinsam betreibt das Netzwerk eine Internetplattform auf der die Angebote der einzelnen Partner sicht- und buchbar sind. Eltern und Familien können somit aus einer Reihe von Angeboten wählen, deren Vereinsvorstände Wissen über die Entstehung von Sucht und/oder Gewalt haben, sich zu aktuellen Erziehungsidealen bekennen, diese in ihrem Kontext umzusetzen und somit auch sucht- und gewaltpräventiv arbeiten. KIKS UP-familie.net wird gefördert aus Mitteln des BMELV. Die Förderung läuft noch bis Ende 2011. Nach Beendigung der Förderung kann sich das System weitestgehend selbständig tragen.

c) KIKS UP Waldspielplatz
Der Waldspielplatz wurde von KIKS UP im Rahmen der Landesgartenschau 2010 in Bad Nauheim entwickelt. Seine Einzigartigkeit macht sich nicht nur an den eigens für diesen Spielplatz entwickelten Spielgeräten und seiner exponierten Lage in einem neu gestalteten Waldpark fest. Einmalig dürften die für den Waldspielplatz konzipierten Geländespiele und Fortbildungen sein.

d) KIKS UP-Akademie
Mit finanzieller Unterstützung der Willy-Robert-Pitzer-Stiftung wird derzeit die KIKS UP Akademie aufgebaut, die darauf abzielt die positiven Maßnahmen von KIKS UP auf unterschiedlichste Systeme, wie Schulen, Kitas, Kommunen, Experten, etc. bundesweit zu übertragen. Eröffnet wird die KIKS UP Akademie voraussichtlich Mitte 2011. Eine geeignete Räumlichkeit wurde Ende 2010 bereits gefunden und bezogen.

3. Projektgruppe Kita

Etwa 2007 gründete sich in Bad Nauheim die Projektgruppe Kita, an der Vertreter aller Kindertagesstätten teilnehmen. Die Projektgruppe hat sich zur Aufgabe gestellt wichtige Themenbereiche aus dem Arbeitsfeld der Erzieher zu bearbeiten.

a) Elterngespräche
Erstes Aufgabenfeld war die Standardisierung von Elterngesprächen. Hierzu wurden für unterschiedliche Settings (Aufnahme-, Entwicklungs- und Abschlussgespräche) Fragebögen erarbeitet, die den Eltern vor den Gesprächen zur Bearbeitung ausgehändigt werden. Zur intensiven und individuellen Vorbereitung geben die Eltern ihren ausgefüllten Fragebogen ein bis zwei Tage vor dem Gespräch an die zuständige Erzieherin ab. Diese Maßnahme war wichtig, da sie sowohl die Wertschätzung der Erzieherin als auch die der Eltern immens gestärkt hat, beide fühlen sich anerkannt und (fachlich) kompetent.

b) QuiK
QuiK bedeutet "Qualitätsentwicklung in Kindertagesstätten". Es wurde von Pädquis, einem Institut der Freien Universität Berlin unter der Leitung von Wolfgang Tietze entwickelt. Es beinhaltet 20 Qualitätsbereiche die nach einheitlichen Leitgesichtspunkten beste Kindergartenfachpraxis beschreiben. Alle Erzieherinnen eines Kita-Teams beurteilen anhand von Checklisten ihre Arbeit und geben ihren ausgefüllten Bogen an die Qualitätsbeauftrage der Einrichtung zur Erstellung eines Einrichtungsprofils. Aus diesem werden im Team Veränderungsbedarfe festgestellt, die in verbindlichen Zielvereinbarungen münden. Aufgabe jedes Teams ist es jedes Jahr mindestens zwei Qualitätsbereiche zu bearbeiten, sodass eine permanente Qualitätsentwicklung stattfindet.

c) Elternarbeit
Das nächste Thema, welches die Projektgruppe Kita ab Februar 2011 bearbeiten wird ist die Elternarbeit. Ziel ist es die Erziehungspartnerschaft noch mehr zu stärken.

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags

C 10 Gibt es zu den Suchtpräventionsaktivitäten in Ihrer Kommune eine schriftliche Gesamtkonzeption?: 
ja
nein
C 11 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag in diese Gesamtkonzeption eingebunden?: 
ja
nein
C 12 Hat sich der (Ober-)Bürgermeister bzw. Landrat öffentlich für Ihren Wettbewerbsbeitrag eingesetzt?: 
ja
nein

C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags

C 20 Gibt es zu Ihrem Wettbewerbsbeitrag ein schriftliches Konzept? : 
ja
nein
C 21 Sind die Präventionsziele Ihres Wettbewerbsbeitrags detailliert festgelegt?: 
ja
nein
C 22 Wurde vor der Zielfestlegung eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse erstellt?: 
ja
nein
C 23 Welche Faktoren stehen in ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt?: 
Familiensituation, z.B. suchtbelastete Familien, gewaltbelastete Familien,Teenager-Schwangerschaften/sehr junge Eltern
Armut und/oder besondere Finanz- und Einkommenssituation, z.B. Arbeitslosigkeit, Sozialhilfebezug und/oder Schulden in den Familien
Wohnverhältnisse und Wohnbedingungen, unter denen Kinder/Jugendliche aufwachsen, z.B. Wohnen in benachteiligten Stadtteilen
Bildungslagen, z.B. bildungsbenachteiligte/bildungsferne Kinder und Jugendliche/Familien
Integrationsbedingungen, z.B. Migrationshintergrund, Armut, fehlende soziale Kontakte
Weitere
C 24 An welche Altergruppe (der Kinder und Jugendlichen) richtet sich Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
0-6jährige
7-10jährige
11-14jährige
15-18jährige
C 25 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag geschlechtsspezifisch/geschlechtersensibel ausgerichtet?: 
ja
nein
C 26 An welche weiteren Zielgruppen (über Kinder und Jugendliche hinaus) richtet sich Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Eltern
Familie
Multiplikatoren
Weitere
C 27 Welche Strategie der Suchtprävention verfolgt Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Verhaltensprävention
Verhältnisprävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
Welche?: 

Vereine & Verbände, Gewerbetreibende

C 28 An welche Settings und Einrichtungen knüpft Ihr Wettbewerbsbeitrag an?: 
Kindergarten/Kita
Grundschule / Primarbereich
Hauptschule
Realschule
Sekundarschule
Gymnasium/Fachoberschule
Gesamtschule
Gemeinschaftsschule
Berufsschule
Familienbildungsstätte
Kinder- und Jugendeinrichtung
Sportverein
Ausbildungsstätte
Diskotheken
Gaststätten/Restaurants
Fahrschulen
Einzelhandel
Strasse/Öffentlicher Raum
Spielplatz
Quartier/Stadtteil
Weitere
C 29 Auf welche Suchtstoffe und Suchtformen ist Ihr Wettbewerbsbeitrag ausgerichtet?: 
Tabak
Alkohol
Cannabis
Medikamente
Heroin, andere illegale Drogen
(Glücks-)Spielsucht
Online- und Internetsucht
Weitere
Welche?: 

Esssucht, Magersucht, Kaufsucht

C 30 Welche Akteure aus Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Bei: 
Gemeinde-, Stadt- bzw. Kreisrat
Bürgermeister bzw. Landrat
Suchtpräventionsstelle
Gesundheitsamt
Jugendamt
Erziehungs- und Familienberatungsstelle
Schulverwaltungsamt
Sportamt
Ordnungsamt
Polizei
Sozialamt
Weitere

C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags

C 31 Welche verwaltungsexternen Akteure beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags?: 
Suchtberatungsstellen
Krankenkassen
Krankenhäuser
Niedergelassene Ärzte
Apotheken
Kindergärten/Kitas
Schulen
Einrichtungen der Jugendarbeit
Mobile Jugendarbeit
Sportvereine
Ausbildungsstätten
Kirchen
Wohlfahrtsverbände
Quartiersmanagement
Migrantenorganisationen
Selbsthilfeeinrichtungen
Ehrenamtliche Helfer
Einzelhandel
Tankstellen
Gaststätten
Diskotheken
Fahrschulen
Lokale Medien
Sponsoren
Stiftungen
Weitere
C 32 Gibt es schriftliche und verbindliche Vereinbarungen zur Vernetzung und Kooperation der Akteure?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 

Kooperationsvereinbarung

C 33 Welche Laufzeit hat Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
C 34 Wie lange ist die Finanzierung des Wettbewerbsbeitrags gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
C 35 Wird der Wettbewerbsbeitrag in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
C 36 Werden im Rahmen der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags von anderen entwickelte Projekte und Maßnahmen übernommen?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 

Papilio ®
Eigenständig werden ®
Starke Eltern, Starke Kinder ®
KIGAGO ®
Schmexperimente ®
Science Kids®

C 37 Sind umgekehrt im Rahmen Ihres Wettbewerbsbeitrags entwickelte Projekte und Maßnahmen andernorts übernommen worden?: 
nein

Einzelprojekte