Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation
Neben der klassischen Drogen- und Suchtberatung des Caritasverbandes Hattingen / Sprockhövel nimmt seit 1991 die Prävention einen wichtigen Teil der Arbeit ein. In Kooperation mit dem zum 01.12.2002 eigenen Jugendamtes der Stadt Sprockhövel ist das bestehende Konzept fortgeschrieben und den immer stärkeren Bedarfen zur konkreten fachlichen Unterstützung seitens der Schulen, Eltern und Schülern erweitert worden.
Dazu zählen Lehrerfortbildungen und Lehrer-Arbeitskreis, regelmäßige Schulsprechstunden, mehrtägige Seminare mit verschiedenen Jahrgangsstufen der weiterführenden Schulen und Elternarbende.
Ziele
Prophylaxe ist ein ganzheitlicher und lebenslang angelegter Prozess, eingebettet in die Gesamtbemühungen für ein gesundes und sinnvolles Leben. In der Suchtprophylaxe soll die seelische, geistige und körperliche Gesundheit eines Menschen erhalten und gefördert werden.
Suchtvorbeugung heißt für uns die Förderung von psychosozialen Kompetenzen wie Selbständigkeit, Selbstachtung, Sinnfindung und Lebensfreude sowie kommunikativen und kooperativen Konfliktbewältigungsfähigkeiten. Die Stärkung des Selbstwertgefühls und des Selbstbewusstseins (Ich-Stärkung) wird dadurch zum zentralen Ziel. Somit werden Kinder und Jugendliche in die Lage versetzt, in schwierigen Situationen u. a. eigenständig zu entscheiden, „Nein“ zu sagen und Verantwortung zu übernehmen.
Arbeitsschwerpunkt
Die wesentliche Aufgabe von Prophylaxe liegt in der Förderung der Wahrnehmung krankheitsfördernder Verhaltenweisen der Gesamtbevölkerung mit dem Schwerpunkt der Suchtgefährdung. Das beinhaltet, dass Suchtprophylaxe bei den Ursachen von Sucht und Abhängigkeit ansetzen muss. Langfristig soll durch diesen Ansatz eine Verringerung des Suchtverhaltens in der Gesellschaft erreicht werden.
Durch die langjährige intensive Prophylaxearbeit können Jugendliche davon abgehalten werden, harte Drogen zu konsumieren, weil nicht auf Abschreckung, sondern auf die Stärkung der Persönlichkeit gesetzt wird. Dies hat zur Folge, dass viele potentielle Konsumenten gelernt haben, sich in Konfliktsituationen andere Hilfsmöglichkeiten zu suchen als in den Drogenkonsum zu flüchten. Auch konnten
sie frühzeitig ins Drogenhilfesystem gelangen, um Schlimmeres abzuwenden. Schwerpunkt der Prophylaxe in Sprockhövel ist die schulische Suchtvorbeugung. Angesprochen werden in der Regel die 7. oder 8. Klassen aller weiterführenden Schulen in Sprockhövel. Wichtig und notwendig ist eine Vor- und Nachbereitung mit den Lehrern der Schule, sowie eine Einbeziehung der Eltern bzw. Familien durch Elternabende, Elternsprechstunden bzw. Elternschulungen.
In den Seminaren werden stoffgebundene und stoffungebundene Süchte besprochen aber vor allem wird auf die Bedarfe der Jugendlichen eingegangen mit Themen wie z. B. Computersucht, Ess-Störungen, Komasaufen, etc.
Die Suchtforschung bzw. die Arbeit mit suchtgefährdeten/suchtkranken Menschen hat deutlich gemacht, dass Abhängigkeit nicht erst dann entsteht, wenn junge Menschen mit Suchtmitteln direkt konfrontiert werden. Sieht man sich die Entwicklung von Kindern an, dann lernen sie im Umgang mit anderen Menschen Konflikte zu lösen, Verzichte auszuhalten, Durchhaltevermögen und
Anstrengungsbereitschaft zu entwickeln. Dazu benötigen sie ein Übungsfeld und brauchen Ansprechpartner für ihre Sorgen und Ängste.
Hier muss suchtvorbeugende Arbeit ansetzen. Somit fällt schon dem Kindergarten die Aufgabe zu, einem Mangel an Selbstwertgefühl und Selbstverantwortung vorzubeugen und die Kontakt-, Beziehungs- und Konfliktfähigkeit intensiv zu fördern. Diese Unterstützung in der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern beinhaltet bereits einen großen suchtpräventiven Schritt. Etwa 90% aller Erstkonsumenten machen ihre ersten anfänglichen Erfahrungen mit Rauschmitteln im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Also in einer Phase, die geprägt ist von pubertärer Entwicklung, Identitätsfindung, Ideenkrisen, schulischer und/oder beruflicher Neuorientierung, Loslösung aus dem Elternhaus etc.
Kurzfristige Aktionen oder ausschließliche Wissensvermittlung zur Suchtvorbeugung in der Schule sind günstigstenfalls nicht effektiv, zumeist haben sie sich sogar als schädlich erwiesen. Durch das Vermitteln eines bewussten Umgangs mit den eigenen Bedürfnissen, Möglichkeiten und Kompetenzen dagegen kann eine Suchtentstehung auf der Ebene des Individuums verhindert werden.
Das Konzept regt die Auseinandersetzung mit dem Thema Sucht auf der kognitiven, wie auf der emotionalen Ebene an. Es erreicht Schüler/innen. Die Notwendigkeit einer frühzeitigen und kontinuierlichen Intervention bestärkt die wichtige Rolle der Schule als Ort suchtvorbeugender Maßnahmen:
Suchtvorbeugung in der Schule zeigt positive Effekte.
Das Kooperationskonzept hat sowohl für Schüler/innen und Schulen, als auch für den Bereich Suchtvorbeugung grundlegende Möglichkeiten und Bedeutung und ist ein fundierter Einstieg in die schulische Suchtvorbeugung.
Das Konzept
- ist ein Beitrag zur Vernetzung der Präventionsaktivitäten.
- orientiert sich am Erfahrungshorizont der Jugendlichen.
- bietet die Möglichkeit zur Reflexion eigenen Verhaltens.
- ist sowohl informativ als auch emotional anregend.
- senkt institutionelle Hemmschwellen.
- kann durch Unterrichtseinheiten unterstützt und ergänzt werden.
- ist flexibel auf die jeweiligen schulischen Bedingungen abzustimmen.
Zur Umsetzung dieses vielseitigen und umfassenden Konzeptes ist es erforderlich, mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammen zu arbeiten.
Neben den jeweiligen Schulklassen sind
- Klassenlehrer/innen
- Fachlehrer/innen
- Mediatoren / ältere Schüler/innen (falls vorhanden)
- Beratungslehrer/in für Suchtvorbeugung
- Koordinationslehrer für Suchtvorbeugung
- Polizei
- Jugendamt
- Ehemalige Konsumenten
- Selbsthilfegruppen (bei Bedarf)
- Therapieeinrichtungen (bei Bedarf)
- u. a. Kooperationspartner
beteiligt.
Die gemeinsame Entwicklung des Konzeptes sorgt für eine alltags- und praxisnahe Ausgestaltung dieses Angebotes. Dies Konzept ist in sich geschlossen, bietet aber interessierten und engagierten Schulen einen Rahmen mit vielfältigen weiteren Ergänzungsmöglichkeiten. Durch Feedbackbögen und Befragungen haben auch die Schüler die Möglichkeit, ihre Ideen und Wünsche mit einfließen zu lassen.
Das Seminar findet in der Regel zwischen 9.00 - 13.00 Uhr statt. Die Schulklasse teilt sich in zwei Gruppen, damit in kleineren Gruppen auf den Einzelnen individueller eingegangen werden kann und wird jeweils von einem Referenten betreut. Möglich sind gemischte Gruppen, aber auch getrennte Jungen und Mädchengruppen, so dass die Möglichkeit besteht geschlechtsspezifische bzw. geschlechtssensible Themen zu besprechen.
In der Regel werden die Veranstaltungen in den Räumlichkeiten des Caritasverbandes durchgeführt. Dadurch können die Schüler/innen die Arbeit der Sucht- und Drogenberatungsstelle, das Beratungsangebot und nach Möglichkeit Mitarbeiter kennen lernen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass auf diese Weise die vorhandenen Schwellenängste bei den Schülern abgebaut werden können, damit sie bei Drogen- und Suchtproblemen das Beratungsangebot früher wahrnehmen.
Die Seminare selbst orientieren sich immer an den Interessen der Jugendlichen, wobei die Themen-Rahmenbedingungen von den Referenten vorgegeben werden. In der Regel geht es um Suchtmittel, Süchte allgemein, mögliche Suchtursachen und Alternativen zu Suchtmitteln.
Diese Themen werden nicht als Frontalunterricht bearbeitet, sondern in Kleingruppen, u. a. durch Rollenspiele, Spiele, Übungen, Erfahrungsaustausch etc., er- und bearbeitet.
Zusätzlich werden die einzelnen Arbeitseinheiten durch Spiele, Filme, Rollenspiele, malen etc. aufgelockert oder der Thematik entsprechend vertieft.
Damit die Suchtprophylaxe-Seminare qualifiziert und an den Interessen der Schüler (und der Eltern) orientiert durchgeführt werden können, müssen im Vorfeld diverse Bedingungen erfüllt sein, die mehrere Vorbereitungstreffen erfordern.
Im Anschluss an die Seminarreihe erfolgt eine Nachbesprechung mit dem Lehrer und den beteiligten Kooperationspartnern (diese erfolgt unter Berücksichtigung unserer Schweigepflicht gegenüber dem einzelnen Schüler).
Ziele der Prophylaxe:
- Kennen lernen der Gruppe
- Vertrauen aufbauen
- Überblick allgemein
- Möglichkeiten der Gefühlsverbesserung ohne Drogen
- Suchtmittelaufklärung
- Ursachen für Sucht
- Selbsterfahrung
- Umgang mit emotional belastenden Situationen (Angst, Neid, ...)
- Klassensituation
- Gruppensituation
- Information über Drogen
- Übungen zur Gefühlsverbesserung ohne Drogen
- Umgang mit Suchtkranken/Suchtgefährdeten
- Abbau der Schwellenangst
Methoden:
- Stimmungsbarometer
- Wünsche und Fragen formulieren
- Kennenlernspiele
- Suchtkiste
- Film
- Meditation/Entspannungsübungen
- Fragebogen zur Klassenatmosphäre
- Gefühlskarten
- Fragebogen Angst
- Gespräch über Klassensituation
- Phantasiereisen
- Suchtmensch
- Rollenspiel über Sucht
- Gespräch mit Suchtkranken
- Heft über Drogen
- Statistik
- Besichtigung des Caritas-Suchthilfezentrums
Das Suchtprophylaxekonzept richtet sich an:
- die Schüler/innen:
Im Rahmen eines in jeder 7. bzw. 8. Klasse stattfindenden 2-tägigen Seminars in der Drogenberatungsstelle in Hattingen. - die Lehrer/innen:
Durch Vorbereitungsgespräche und Projektplanung mit dem/der jeweiligen Klassenlehrer/in sowie einer gemeinsamen Reflektion nach Abschluss des Seminars. - die Eltern:
Das Angebot eines im Vorfeld stattfindenden Elternabends bindet die Eltern thematisch ein und bietet Kontaktaufnahme, fachliche Information und nach Bedarf Beratungsmöglichkeiten.
Zahlenmäßiger Überblick über die Supro - Seminare 2007
Schule |
Klassen |
Schüler |
Elternabend |
Eltern |
Gesamtschule |
6 |
266 |
1 |
70 |
Hauptschule |
3 |
57 |
1 |
5 |
Die Suchtprophylaxe besteht bereits seit 1991 und findet auch in der Nachbarkommune in ähnlicher Form statt. Durch die Kooperationspartner finden regelmäßige Vernetzungstreffen statt, so dass ein Transfer in und von der Nachbarstadt gewährleistet wird.