Schülermultiplikatorenseminar

Schülermultiplikatorenseminar ergänzt durch die Ausbildung schulischer Streitschlichter als ein Baustein schulischer Suchtvorbeugung mit Peer-Ansatz

Um eine schulische Suchtvorbeugung entsprechend den alters- und lebenslagen-spezifischen Fragen, Interessen und Bedürfnissen Jugendlicher zu entwickeln und sie aktiv als Mitstreiter einzubinden, wurde im Landkreis Esslingen schon 1993 das Schülermultiplikatorenmodell entwickelt. Es sollte Schulen bei der Umsetzung eines Gesamtkonzeptes Suchtvorbeugung, das alle Zielgruppen umfasst (Schüler, Lehrer, Eltern) unterstützen, und die Akzeptanz bei den Jugendlichen erhöhen. Anfangs wurden zwei Seminare jährlich von der Jugend- und Drogenberatung mit Realschülern umgesetzt: Heute finden mit modifizierter Konzeption jährlich fünf dreitägige Seminare mit Übernachtung in der Bauernschule mit 100 Schülern der 7./8. Klassen aus 20 Schulen aller Schularten statt, die zu aktiven Multiplikatoren ausgebildet werden. Beworben wird das Projekt über die Presse, mit Rundschreiben über das Schulamt an alle Schulen, bei Fortbildungen und Sitzungen mit Schulräten, Schulleitern, Suchtpräventionslehrern und Schulsozialarbeitern.

Das Projekt wurde finanziert von Krankenkassen und Betrieben, aktuell durch die Stiftung einer Bank. Bereichernd ist die Umsetzung gemeinsam mit dem Kreisjugendring als Träger der offenen und verbandlichen Jugendarbeit mit seinen Jugendhäusern und Erlebnis- und Theaterpädagogen, was neue Kompetenzen und Ressourcen ins Projekt bringt und für die Jugendlichen Zugänge zu alternativen Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung und des persönlichen Engagements schafft. Gewonnen werden beliebte Schüler und "Meinungsmacher" (peer-leader), je zwei einer Klasse, männlich und weiblich, der 7. und 8. Klassenstufe. Ziel ist es, die Lebens- und Konsumkompetenz der Jugendlichen zu stärken (Kompetenzen zur Alltags- und Problembewältigung) und eine suchtmittelspezifische Auseinandersetzung zu fördern. Inhalte sind Themen wie Suchtentstehung, Konsummotive, eigenes Konsumverhalten, Haltungen und alternative Verhaltensweisen. Es geht dabei um alle Suchtmittel und Suchtformen, zunehmend auch um Internetspiel.

Über Theater- und Erlebnispädagogik (Hochseilgarten, Natur) wird an Themen wie Grenzerfahrung und Kooperation gearbeitet, beliebtes Highlight ist das Erlernen des HipHop-Tanzens, das im Jugendhaus weitergeführt werden kann. Lehrer nehmen am Ende des Seminars teil, wenn es um konkrete Fragen der Umsetzung von Suchtprävention an der Schule "von Schülern für Schüler" geht. Durch die jahrelange Schulung (über 1500 Schüler) sind in vielen Schulen im Landkreis jugendliche Multiplikatoren aktiv, initiieren, planen und beteiligen sich an Projekten der Suchtvorbeugung. Sie vermitteln Gelerntes aus dem Seminar, setzen sich mit anderen Jugendlichen über ihr Konsumverhalten auseinander, leisten punktuell Beratung und schaffen eine ernsthafte jugendgerechte Lobby für diese Thematik an der Schule. Wichtig ist eine Einbettung dieser Multiplikatoren in ein Gesamtkonzept "Suchtvorbeugung an der Schule" und die kontinuierliche Unterstützung durch die Suchtpräventionslehrer und Suchtprophylaxe (Erfahrungsaustausch, Anleitung).

Durch das Kennenlernen der Mitarbeiter und Arbeitsweise der Jugend- und Drogenberatung können Schwellenängste abgebaut werden. Erfolgreich umgesetzt wurden von den "Schülermultis" Aktionstage, Unterrichtseinheiten "Suchtprävention in der Klasse" und für untere Klassenstufen, suchtpräventive Discos, Arbeitskreise "Suchtprävention an der Schule" mit Lehrern und Eltern, ein Vertretungsstunden-Dienst (Gestaltung eines suchtpräventiven Unterrichts bei Erkrankung eines Lehrers). Sie machen sich als Ansprechpartner an der Schule über das Schwarze Brett und die Schülerzeitung bekannt. Seit 2008 werden die als Streitschlichter schulisch ausgebildeten Schüler aller Schularten ganztägig in Fragen der Suchtvorbeugung in Kooperation mit dem Suchtbeauftragten des Regierungspräsidiums geschult. Auf Anfrage an die Schulen gab es spontanes Interesse von über 100 Streitschlichtern der unterschiedlichsten Klassenstufen. Durch diese Ausbildung werden weitere wertvolle Mitstreiter an den Schulen gewonnen, "Schülermultis" und Streitschlichter können sich bei Aktionen unterstützen, was zu ihrer gegenseitigen Stärkung beiträgt und die Wirkung ihrer Arbeit in der Schule erhöht.

Zur Umsetzung eines Gesamtkonzeptes Suchtvorbeugung werden die Schulen mit Angeboten für alle Zielgruppen wie Elternabende, Fortbildungen für Lehrer und Projekten für die Schüler unterstützt ("Future for all", Projekt zur Kriminalitäts- und Suchtprävention mit ehemaligen Drogenabhängigen, jährlich 100 Projekte mit 7. Schulklassen und Elternabenden), Soziales Kompetenztraining, Kampagne Nichtrauchen "Be smart", Interaktive Thementafeln "Mädchen Sucht Junge" u.a.). Im Landkreis Esslingen bewährt sich dieser Ansatz ganz herausragend auch im Peer-Projekt an Fahrschulen zum Thema Alkohol und Drogen im Straßenverkehr, für das engagierte junge Leute ausgebildet werden, um eigene Erfahrungen, Haltungen und Strategien zu vermitteln, wie man Feiern und Fahren miteinander verbinden kann, ohne sich und andere zu gefährden. Auf gleicher Augenhöhe, mit gleicher Sprache und vergleichbarem Lebenshintergrund werden die Peers zur wichtigen Orientierung. Gute Erfahrungen gibt es mit der Ausbildung von "Konfi-Begleitern" als Peers (ehrenamtliche Mitarbeiter in der kirchlichen Jugendarbeit, die den Konfirmationsunterricht mit gestalten und Freizeitmaßnahmen für Konfirmanden durchführen). Ebenso werden Jugendleiter, Jugendtrainer und Jungfeuerwehrwarte als Multiplikatoren im (Sport-)Vereins- und Freizeitbereich über ganztägige Schulungen angeleitet und motiviert (beworben über den Sportkreis, die Bürgermeister für die Kommunen und den Landrat für die Feuerwehren).

Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein