Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation
In jüngster Vergangenheit wurde durch Presseberichte (Die Welt, Zeit, Spiegel etc.) von Alkoholexzessen ("Flat-rate-Trinken") immer jüngerer Jugendlicher berichtet, die zum Teil tödlich endeten. Die Motive für das exzessive Trinken sind vielfältiger Natur; ein Grund ist sicherlich in der unzureichenden Aufklärung über das Thema Alkohol zu sehen.
Insbesondere in der Gruppe der 11-25 -jährigen ist nicht nur der Alkoholkonsum, sondern gerade auch der Alkoholmissbrauch zur "Normalität" geworden. Besorgniserregend ist dabei vor allem, dass die Konsumenten immer jünger werden. Der Erstkontakt und das Erlernen des Umgangs mit Alkohol finden in der Regel innerhalb der Gleichaltrigengruppen (Peer-Groups) statt. In einer Studie der Krankenkassen 2006 wurden 19 500 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wegen Alkoholintoxikation in eine Klinik eingeliefert; im Jahr 2000 waren es noch unter 10 000 Jugendliche. (DAK 2007) Im europäischen Vergleich der 15-Jährigen Jungen und Mädchen (regelmäßiger Alkoholkonsum) liegt Deutschland mit 39,3 % an vierter Stelle. Ein sehr früher riskanter Alkoholkonsum kann nach neuesten Studien langfristig zur Alkoholabhängigkeit führen und das Gesundheitswesen finanziell erheblich belasten. (BZGA 2007).
Aufgrund dieser Fakten hatte das Projekt "Klinische Sozialarbeit" der FHOOW, Studienort Emden, in Kooperation mit der Polizeiinspektion Aurich, dem Jugendamt Aurich und dem Landkreis Aurich sowie der Hauptschule Aurich-Sandhorst eine Suchtpräventionswoche im Juli 2007 organisiert. Anfang 2008 wurde eine empirische Erhebung zum Alkoholkonsum von Schülerinnen und Schülern an der Realschule Herrentor in Emden (600 Schülerinnen und Schüler, insgesamt 31 Fragen) durchgeführt. Die Ergebnisse wurden der Öffentlichkeit Anfang Mai 2008 vorgestellt. Gleichzeitig wurde an dieser Schule in vier Klassen (9. Schuljahrgang) ein Suchtpräventionsprogramm (14 Lehr- und Lerneinheiten) realisiert; zwei Schulklassen wurden genderspezifisch unterrichtet. Für die Unterrichtung dieser Lehr- und Lernprogramme wurden ein Handbuch (75 Seiten) und entsprechende Medien konzipiert.
Zielsetzung des Suchtpräventionsprojektes
Zielsetzung des Suchtpräventionsprojektes ist es, informelle Führer (sog. Peer-Header), durch StudentenInnen zu "Peer-Multiplikatoren" auszubilden. Diese Ausbildung erfolgt in Kooperation mit der Polizeiinspektion Emden, dem Jugendamt der Stadt Emden, dem Arbeitskreis "Sucht", dem kommunalen Präventionsrat, dem Arbeitskreis Schule und Jugendhilfe, der Kinder- und Jugendschutzbeauftragten der Stadt Emden sowie der Fachhochschule Ostfriesland/Oldenburg/Wilhelmshaven ,Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, Projekt "Klinische Sozialarbeif6 und Studierenden des Wahlmoduls 8 "Suchtprävention in Schulen" . Unterstützt wird das Projekt von Prof. Andrea Gaby (FHOOW) und Prof. David Groneberg (Charité Berlin). Da Schüler am ehesten von Gleichaltrigen (sog. Peers) erreicht werden, sollen die Peer-Leader zunächst einmal befähigt werden, das erworbene Wissen, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten an die Peers weiterzugeben. Darüber hinaus sollen die ausgebildeten "Peer-Multiplikatoren" mithilfe eines so genannten Präventionskoffers sowie professioneller Anleitung und Unterstützung solche Ausbildungseinheiten weitestgehend selbstständig durchfuhren. Die Ausbildung wird nicht im Sinne herkömmlicher Schulkonzepte realisiert, sondern vielmehr werden die Schüler auf partizipative Weise an der inhaltlichen Gestaltung beteiligt. Die Peer-Multiplikatoren-Ausbildung soll sowohl auf der Wissensebene als auch auf der Einstellungs- und Verhaltensebene wirken. Es werden alle Schulgattungen der Stadt Emden in das Projekt einbezogen; später sollen auch Vereine und Kirchengemeinden einbezogen werden. Zu den vorrangigen Präventionszielen gehören die
- Vermeidung und/oder Verzögern des Konsums von Alkohol,
- Verringerung von Missbrauch und Sucht,
- Stärkung der Sozialkompetenz und
- Sensibilisierung der Eigen- und Fremdwahrnehmung.
Eine qualitativ gute Suchtprävention erfordert unterschiedlichste Maßnahmen und Methoden, je nach Zielgruppe und angestrebten Zielen. Dieses Präventionskonzept hat zunächst im klassischen Sinn die Funktion der Aufklärung von Alkoholkonsum und -missbrauch. Darüber hinaus zielt Prävention darauf ab, die Verhaltens-, Verhältnis und - Einstellungsebene der Jugendlichen zu verändern. Folgende Inhalte sollten Gegenstand der Peer-Ausbildung sein:
- Wissensvermittlung bzgl. des Alkoholkonsums und -missbrauchs,
- Partizipation der Peer-Multiplikatoren-Auszubildenden bei der Gestaltung der Lehr- und Lerneinheiten,
- Individuelle Kompetenzen stärken und fördern,
- Veränderung des Verhaltens der Schüler im Umgang mit Alkohol,
- Wahrnehmung der Umwelt stärken (bzgl. Alkohol und Gesellschaft),
- Einflussnahme in der eigenen Peer-Group, aber auch bei anderen Peers und Peer-Groups,
- Peer-Multiplikatoren sollen befähigt werden, selbst als Informationsagenten zu fungieren (hierfür wird ein sog. Präventionskoffer erstellt),
- Empowerment und Selbsthilfe (im Sinne der Gesundheitsförderung).
Um die Nachhaltigkeit und Ergebnisse der Peer-Mulitplikatoren-Ausbildung zu sichern, gilt es, diese zu evaluieren. Die Evaluation findet auf mehreren Ebenen statt: der Prozess-, Inhalts- und Zweckdienlichkeitsebene. Die benannten Ebenen sind auf die Ausbildung, die teilnehmenden Peers und die Mitglieder der Peer-Groups unter größtmöglicher Partizipation aller Beteiligten anzuwenden. Das Projekt wird zunächst für die Dauer von drei Jahren konzipiert. Ein weiteres Forschungsziel ist es, die Ergebnisse aus der empirischen Erhebung an der Herrentor Realschule zu prüfen, ggf. den Fragebogen zu korrigieren und zu ergänzen und an allen Emder Schulen durchzuführen (zirka 1 600 Schülerinnen und Schüler).
Die Ergebnisse aus den empirischen Erhebungen sollen weitere Impulse für das Suchtpräventionsprogramm vermitteln.