Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Allgemeines
Die noch recht junge, seit 1. Juli 2007 fusionierte, Stadt Dessau-Roßlau liegt im Dessau-Wörlitzer Gartenreich an Elbe und Mulde. Sie bietet viele kulturelle und historische Besonderheiten. 89.934 Einwohner leben im Moment in Dessau-Roßlau.
Viele Städte Ostdeutschlands befinden sich derzeit in einem anhaltenden Schrumpfungsprozess.
Die Veränderung der Bevölkerungsstruktur durch Abwanderung und geringe Geburtenraten ist eng verbunden mit einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Strukturwandel, der auch die beiden, jetzt zur Doppelstadt Dessau-Roßlau gehörenden Städte erfasst hat.
Stadtgebiete die besonders stark durch strukturelle Veränderungen betroffen sind, müssen sich als Stadtteil neu definieren. Anwohner, die diesen Wandel spüren und weitere Veränderungen kompensieren müssen, werden in Zukunft ein neues "Kiez-Gefühl" entwickeln müssen und sich wieder mehr ihrem Wohnort, dem sozialen Umfeld und dem eigenen Leben verpflichtet fühlen. Diese aufgezwungene Dynamik ist eine große Chance für die Menschen, die dort leben. Allerdings ist die Motivation bei einem großen Teil der Bevölkerung in beschriebenen Stadtgebieten eher gering, sich mit gesellschaftlich ganzheitlichen Problemen auseinander zu setzen.
Deutliche Auswirkungen ergeben sich durch die Schrumpfungsprozesse auf die Bildungseinrichtungen. Im Rahmen des Schulentwicklungsplanes existieren von ursprünglich sieben Gymnasien in Dessau-Roßlau noch drei, zum Teil mit extrem hoher Auslastung. Dies bedeutet für Schüler und Pädagogen mehr Stress, weniger soziale Kontakte in Pausenzeiten und zu wenig Möglichkeiten für Entspannung zwischen den Unterrichtseinheiten.
Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass sich verstärkt die Schulform Sekundarschule häufiger mit sozialen Problemlagen, Schulmüdigkeit und Gewalt auseinandersetzen muss. Oft verbleiben an den Sekundarschulen Schüler die nicht die geforderten hohen Leistungen erbringen, die in sozial schwierigen Familien leben, die unter Schulmüdigkeit leiden oder aggressives Potential besitzen. Neben der Wissensvermittlung, müssen sich die Pädagogen an den Schulen täglich mit den oben beschriebenen Lebenslagen der einzelnen Schüler auseinandersetzen.
Aufgrund der Komplexität der sozialen Problemlagen wird der Netzwerkarbeit in der Präventionstätigkeit der Stadt Dessau-Roßlau ein immer höherer Stellenwert eingeräumt. Deshalb setzten wir auf Kooperation zwischen Jugendamt und Schule.
Das bestehende Kooperationsnetzwerk im Bereich der Suchtprävention war jährlich Veränderungen unterworfen. Ein ständiger Wechsel der Kooperationspartner erschwerte häufig eine kontinuierliche Präventionstätigkeit. Die gleichen Schwierigkeiten waren auch Folge fusionierter Schulen.
Im Bereich der Jugendhilfe wurde es somit notwendig speziellere Vernetzungsangebote zu schaffen. Das Projekt Kooperation Jugendhilfe und Schule verdeutlicht die Entwicklung sehr gut.
Projekt: Kooperation Jugendhilfe - Schule
Allgemeines zum Projekt:
Seit der letzten Bewerbung zum Präventionspreis sind Projekte entstanden, die den weitreichenden gesellschaftlichen Wandel mit seinen sozialen Auswirkungen entgegen wirken sollen. Denn obwohl die Vorbeugungsarbeit in den Schulen integriert wurde, stellten das Jugendamt und auch die Schulen fest, dass die rein präventiven Angebote nicht immer ausreichten. Durch die oben beschriebenen Veränderungen und Probleme wurde immer dringender nach einer Lösung gesucht, welche die Präventionsarbeit und wenn erforderlich mit direkten sozialen Hilfen verband. Durch die Koordinierungsstelle im Jugendamt besteht die Möglichkeit Präventionsangebote mit Hilfen des Allgemeinen Sozialen Dienstes und Angeboten der Kindertageseinrichtungen zu verbinden, um durch möglichst frühzeitige Vernetzung schnell handeln zu können.
Anlass zum Vernetzungsgedanken ergab sich durch:
- Vielfältige Formen und Methoden der Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendförderung (vor allem im Bereich Prävention) die in den vergangenen Jahren aufgebaut und genutzt wurden und weiterhin genutzt werden sollen.
- Die Ergebnisse der Zusammenarbeit waren jedoch sehr unterschiedlich. Die angestrebte Zielstellung konnte dabei nicht überall erreicht werden. Gründe dafür waren z.B. dass eine dazu durchgeführte Studie und eine Fachtagung leider nicht die gewünschte Resonanz bei den Schulen hervorrief, so dass die Ergebnisse aus der Studie nicht allen Schulen bekannt geworden ist und keine Ansätze erarbeitet werden konnten.
- Deshalb sollten bessere Strukturen geschaffen werden, um entstehende Freiräume zu nutzen, bedarfsorientierter zu arbeiten und bestehende Vernetzungen zu aktivieren.
- Vorteile ergeben sich für beide Bereiche durch:
- Bessere Nutzung vorhandener Fachkräfte.
- Projekte können sich direkt am Bedarf orientieren.
- Vorhandene Materialien können intensiver genutzt werden.
- Eine Rückkopplung über erzielte Ergebnisse erfolgt auf beiden Seiten.
- Für den Bereich Jugendhilfe ist es von ausschlaggebender Bedeutung verbindliche, dauerhafte Formen der Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendhilfe zu finden, um:
- soziale Ausgrenzung zu vermeiden,
- Orte zum Wohlfühlen zu schaffen,
- Soziales Lernen zu fördern.
Dadurch sind Kinder und Jugendliche im Stadtteil entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen optimal zu fördern.
Das Projekt Kooperation Jugendhilfe /Schule wurde mit der obersten Verwaltungsebene abgestimmt und soll perspektivisch die Qualität der Zusammenarbeit auf eine höhere Stufe stellen.
Ziele:
Die grundsätzlichen Ziele, Zielgruppen und Methoden sind trotz der starken Veränderungen erhalten geblieben und aktuell.
Deshalb war und wird es weiterhin notwendig sein, die Prävention (stoffgebunden und stoffungebunden) lebensphasenbezogen anzubieten.
Das bedeutet, der Ansatz der Vorbeugung muss vor Konsumbeginn anfangen und zum Ausstieg motivieren.
Folgende Ziele werden durch dieses Präventionsprojekt langfristig angestrebt:
- Reduzierung der Nachfrage und Gebrauch von legalen und illegalen Drogen
- "Frühe Suchtkarrieren" von Jugendlichen vermeiden
- Gesunde Lebensführung für bessere Lebensqualität
- Genussvoller und verantwortlicher Umgang mit Rauschmitteln
- Schnelle Intervention bei akuter Lebenslage
- Passende Hilfen einsetzen
Zielgruppen:
Die Vielfalt des Präventions- und Koordinationsprojektes begründet sich durch die unterschiedlichen Zielgruppen. Die Projekte decken die Bannbreite jugendlichen Lebens ab von 7 bis 21 Jahren und darüber hinaus für alle sozialen Gruppen wie z.B. Eltern, Großeltern oder Lehrer, die mit Kindern und Jugendlichen in Berührung kommen.
Beispiele für Aktionen/Projekte, die in Zusammenarbeit mit den Schulen durchgeführt wurden:
Die Entwicklung der Kooperationsvereinbarung mit den Schulen war ein konsequenter Schritt der langjährigen Arbeit mit den Bildungseinrichtungen und sollte die bisher bestehende Kooperation mit neuer Qualität beleben. Die Liste verdeutlicht Projekte die vor der Entstehung der Kooperationsvereinbarung und danach durchgeführt wurden. Deutlicher wird die Vielfältigkeit der Aktionen durch die Veranstaltungskalender der einzelnen Schulen im Anhang.
1. Fachtagungen:
"Prävention geht alle an", Mai 1999
"Mit Fotofantasien zu mehr Lebensqualitäten", April 2000
"Mehr Respekt vor Kindern", Sept. 2001
"Leid(t)bilder", Sept. 2002
"Jugend in Dessau", Januar 2004
2. Befragungen:
"Drogen in Dessau", 1998/99
"Drogen und Lebenswelt", 2001
"Jugend in Dessau", 2003
"Jugend und Drogen in Dessau-Roßlau 2008", 2008/2009
3. Entwicklung von Projekten für die selbständige Nutzung im Unterricht:
- Beratungsdetektive
- Gewaltkiste
- Suchtsack
Ausblick:
- Veröffentlichung der Befragung der Dessau-Roßlauer Schüler 2008/2009
- Überarbeitung der Konzepte
- Ausbau der Kooperation Jugendhilfe/ Schule
- Aktionswoche Alkohol 2009
Ein weiteres Projekt der Präventionskoordination zur Alkoholprävention in einer Ausbildungsstätte mit geistig behinderten Menschen wird in Punkt D11 beschrieben.