Stadt Zeitz

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Foto von der Preisverleihung durch Prof. Dr. med. Heidrun Thaiss (BZgA) an die Stadt Zeitz © BZgA, Foto: Christoph Petras/pr bild
Preisverleihung durch Prof. Dr. med. Heidrun Thaiss (BZgA) an die Stadt Zeitz © BZgA, Foto: Christoph Petras/pr bild

Auszug aus der Wettbewerbsdokumentation

Kommune und Wettbewerbsbeitrag im Überblick

Einwohnerzahl 27.9551
Bundesland Sachsen-Anhalt
Titel des Beitrags Stark statt breit – Gemeinsam gegen Drogen und Gewalt
Schwerpunkt des Beitrags Der Schwerpunkt der Suchtprävention liegt im Themenfeld „Alkoholmissbrauch“ mit verschiedenen Angeboten, die unter Beteiligung vieler Netzwerkpartner entwickelt und überwiegend durch die Zielgruppe der Jugendlichen eigenständig umgesetzt werden
Einzelprojekte Internetplattform mit Website und Videokampagne „Warum nicht"
Fachvorträge für Schülerinnen „Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD) – Ein Glas geht noch" mit Workshop
Kontakt Stefan Pöschel
Stadt Zeitz
Fachbereich Soziales, Sachgebiet Bildung, Jugend und Sport
Stadtjugendpfleger
Altmarkt 1
06712 Zeitz
Tel.: +49 3441 21-2006
E-Mail: stefan.poeschel@stadt-zeitz.de
1 Die Einwohnerzahlen der prämierten Kommunen wurden den folgenden Quellen entnommen: Gemeindeverzeichnis-Online sowie "Daten aus dem Gemeindeverzeichnis.Kreisfreie Städte und Landkreise nach Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte. Statistisches Bundesamt, 2019". Beide Quellen beziehen sich auf den Stichtag 31.12.2018.

Anlass und Ausgangssituation

Die Stadt Zeitz hat bereits seit einigen Jahren einen Sicherheitsrat. Dieser stellte 2017 fest, dass es erhebliche Bedarfe im Bereich einer verstärkten Drogen- und Gewaltpräventionsarbeit gibt. Eine Projektgruppe aus Vertreter*innen der Stadt Zeitz, des Polizeireviers Burgenlandkreis, aus Bildungseinrichtungen und der Suchtberatungsstelle wurde beauftragt, eine Konzeption dafür zu erarbeiten. Als Stadt in einer strukturschwachen Region verfügt Zeitz selbst nicht über strukturelle oder finanzielle Ressourcen, um dem Problem entschieden gegenübertreten zu können. Daher war von Beginn an für alle beteiligten Netzwerkpartner klar, dass sie sich gemeinsam und arbeitsteilig für die Präventionsaufgaben engagieren und auch die Zielgruppen aktiv in das Konzept eingebunden und angesprochen werden müssen.

Konzeption und Ziele

Für die Erarbeitung des Projektkonzepts analysierte die Arbeitsgruppe zunächst, welche Beratungsangebote in der Drogen- und Suchtberatungsstelle besonders häufig nachgefragt werden und welche Art von Rauschgiftdelikten im Umfeld der Stadt Zeitz auffällig ist. Zusätzlich wurden verschiedene Erhebungen im schulischen Umfeld bei der Schülerschaft, Eltern und Pädagog*innen durchgeführt. Aus diesen Erkenntnissen wurden die Ziele und die Zielgruppen für ein Projekt abgeleitet, das zunächst bis August 2020 laufen wird. Dieses Projekt wurde dem Kriminalpräventiven Beirat vorgelegt, in den städtischen Ausschüssen beraten und danach im Stadtrat bestätigt. Das Projekt wird durch die Stadt finanziert. Die Stadt Zeitz richtete zur Umsetzung des Projektes eine Netzwerkstelle im Haus der Jugend ein.

Vorgehen und Umsetzung

Eine Vielzahl von Netzwerkpartnern ist an der Planung und Umsetzung von Maßnahmen beteiligt (Stadt Zeitz, Staatsanwaltschaft, Polizei, Landratsamt, Sucht- und Drogenberatungsstelle, Fachstelle für Suchtprävention, Klinikum, Ärztinnen und Ärzte, diverse Schulen und eine Apotheke).

Der Schwerpunkt der Suchtprävention liegt derzeit im Themenfeld „Alkoholmissbrauch“, aber auch andere Suchtstoffe wie Crystal Meth und Cannabis werden in den Fokus genommen. Die Veranstaltungen wurden durch die Netzwerkpartner entwickelt, dazu gehören z.B.:

  • Workshops zu „(il)Legal High" (Apotheke Zeitz),
  • Workshops zu Alkohol, Cannabis, Crystalkonsum, Rauchen (Polizei, Suchtberatungsstelle),
  • öffentliche Symposien (Ärzt*innen, Staatsanwaltschaft, Jugendamt, Polizei, Drogenberatungsstelle, Beratungsstelle ProFamilia, Fachstelle für Suchtprävention),
  • verschiedene Buchlesungen in Schulen (Betroffene, Polizei),
  • Sportnacht „Night of Baskets“ als alternatives Freizeitangebot (in Kooperation mit dem Erstligisten Mitteldeutscher Basketball Club),
  • thematische Elternversammlungen (je nach Schulwunsch mit Polizeivertreter*innen, der Drogenberatungsstelle oder Ärzt*innen),
  • themengebundene Weiterbildungen zur Aufstellung eines schulischen Managements im Handlungsfeld „Drogen und Drogenmissbrauch“,
  • Veranstaltungen zu Crystal Meth in verschiedenen Schulfächern (Polizei, Selbsthilfegruppe des Blauen Kreuz Zeitz),
  • Gesprächsrunden zu Crystal Meth mit ehemaligen Konsument*innen (Selbsthilfegruppe des Blauen Kreuz Zeitz).

Die verschiedenen Netzwerkpartner setzen die Veranstaltungsformate unter Beteiligung der jeweiligen Zielgruppen um. Bei einigen Angeboten beschränkt sich die Netzwerkstelle auf die materielle, finanzielle oder organisatorische Unterstützung. Die jeweiligen Angebote werden von den Jugendlichen selbst verantwortet.

Alle Angebote werden evaluiert. Die 54 Veranstaltungen, die 2018/19 an acht Schulen durchgeführt wurden, wurden von den Teilnehmenden durchweg positiv bewertet. Vor diesem Hintergrund und einer zunehmenden Nachfrage wird eine Verlängerung des Projekts angestrebt. Zudem ist der Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit allen Beteiligten vorgesehen.

Zwei Einzelprojekte veranschaulichen die suchtpräventiven Aktivitäten. Im ersten Projekt wird eine Internetplattform mit Website und Videokampagne vorgestellt („Warum nicht?“). Im Rahmen eines Schüler*innenprojekts entstanden im Schuljahr 2018/19 verschiedene Videoclips zum Thema „Drogen und soziale Folgen“. Sie wurden unter dem selbst erarbeiteten Kampagnennamen „Warum nicht?“ über einen Instagram-Kanal verbreitet. Im Nachfolgeprojekt wurde eine Internetplattform www.starkstattbreit.com erarbeitet, auf der neben den Videos auch Informationen zum Projekt, Veranstaltungsangebote, Ansprechpartner, Hilfsangebote und News veröffentlicht werden. Nachfolgende Schüler*innengruppen sollen an den Inhalten weiterarbeiten und sich selbst mit eigenen Ansichten einbringen können.

Im zweiten Projekt wird das Thema „Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD) – Ein Glas geht noch“ vorgestellt. Dahinter steht ein von einem Schüler entwickeltes Workshop-Konzept für Mädchen und junge Frauen zur Wissensvermittlung über die Folgen von Alkoholmissbrauch während der Schwangerschaft. Mittlerweile führt der ehemalige Schüler die Workshops im Rahmen seines Freiwilligendienstes im Präventionsprojekt der Stadt Zeitz eigenständig durch. Die Veranstaltungen werden sehr gut angenommen, da die Inhalte eindrucksvoll veranschaulicht und durch eine gleichaltrige Person vermittelt werden.

Begründung der Prämierung

Die Stadt Zeitz hat auf der Basis der regelmäßigen Beratungen im Sicherheitsrat die Notwendigkeit einer intensiveren Präventionsarbeit festgestellt. Die im Beitrag vorgestellten Maßnahmen wurden zielgenau und angepasst an die Bedarfe vor Ort von einer institutionenübergreifenden Arbeitsgruppe entwickelt. Dazu führte die Stadt Zeitz im Vorfeld eine umfassende Umfrage bei den Zielgruppen Schüler*innen, Eltern und Pädagog*innen zum Thema legale und illegale Drogen durch. Zusätzlich wurden unterschiedliche Daten und Quellen zur Entwicklung von Suchtverhalten, Drogenmissbrauch und Kriminalität in Stadt und Landkreis herangezogen.

Beeindruckend sind das Netzwerk unterschiedlicher Akteure und Institutionen (verwaltungsintern: Stadtrat/Sicherheitsrat, Bürgermeister, Suchtpräventionsstelle, Jugendamt, Sozialamt, Ordnungsamt; extern: Suchtberatungsstellen, Krankenhäuser, Apotheken, Schulen, Einrichtungen der Jugendarbeit, Sportvereine, Selbsthilfeeinrichtungen, Polizei, lokale Medien) und die in diesem Netzwerk verabredete verlässliche Arbeitsteilung. Die Zusammenarbeit funktioniert offensichtlich sehr gut und soll in diesem Jahr zusätzlich durch eine Kooperationsvereinbarung fixiert werden.

Hervorzuheben ist der partizipative Ansatz bei einer Vielzahl von Angeboten. Die Zielgruppe wird vorbildlich in die Erarbeitung der Angebote eingebunden und fühlt sich offensichtlich von den Angeboten passend angesprochen. Dies machen die beiden Einzelprojekte deutlich. Alle Formate werden ganzjährig (mit steigender Nachfrage) angeboten und sind – sowohl von der konzeptionellen Anlage als auch vom Zielerreichungsgrad – bemerkenswert.

Das zunächst zeitlich befristete Projekt wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit fortgeführt werden. Es ist nachhaltig und langfristig konzipiert und verfügt über die entsprechende politische Unterstützung. Es ist flexibel angelegt, so dass die Angebote bei Bedarf auf andere Suchtstoffe und -themen ausgedehnt werden können, und es wird darauf geachtet, alle Angebote zu evaluieren, um nachsteuern zu können.

Zum Originalwettbewerbsbeitrag der Stadt Zeitz.