Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Das Gesundheitsamt der Stadt Dortmund hat im Rahmen kommunaler Suchtberichterstattung bereits 1991 Suchtprävention als wichtiges Handlungsfeld in den Blick genommen. 1992 fand die 1. Dortmunder Präventionskonferenz Sucht statt. Die Bestandsaufnahme und konzeptionelle Weiterentwicklung der Suchtprävention waren schon hier wesentliche Zielsetzung.
Suchtpräventive Einzelmaßnahmen wurden durch das Zusammenwirken der Akteure im Handlungsfeld zu lebensphasen- und institutionsübergreifenden Präventionsketten fortentwickelt. Diese kommunale Gesamtstrategie sowie ausgewählte Umsetzungsbausteine bilden den hier eingereichten Wettbewerbsbeitrag.
Das zugrundeliegende Rahmenmodell, Qualitätsstandards, Zielsetzung und -gruppen werden beschrieben. Umsetzungserfolge und die Planungsmatrix Erfolgreiche Suchtprävention werden dargestellt. Als aktuelle Einzelprojekte werden der flächendeckende Ausbau des Programms Klasse 2000 sowie ein Maßnahmenpaket zur Alkoholprävention in der Schwangerschaft beschrieben.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation
Abhängigkeitserkrankungen sind gesamtgesellschaftliche Probleme, die viele Menschen in Deutschland betreffen. Sie sind chronische Krankheiten, die häufig zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, sozialer Verelendung und vorzeitiger Sterblichkeit führen. Ebenso wie für den Abhängigen selbst können Abhängigkeitserkrankungen auch für Familienangehörige und Freunde mit schweren persönlichen Schicksalen verbunden sein. Hinzu kommt die gesellschaftliche Dimension, wie etwa der durch Suchterkrankungen verursachte volkswirtschaftliche Schaden. Entsprechend kommt der Prävention von Suchterkrankungen eine hohe Bedeutung zu.
Vor diesem Hintergrund hat das Gesundheitsamt der Stadt Dortmund im Rahmen kommunaler Suchtberichterstattung bereits 1991 die Suchtprävention als wichtiges Handlungsfeld in den Blick genommen. 1992 fand die erste Dortmunder Präventionskonferenz Sucht mit über 200 Teilnehmenden statt. Eine Bestandsaufnahme und konzeptionelle Weiterentwicklung der Suchtprävention in Dortmund waren schon zu diesem Zeitpunkt als wesentliche Zielrichtung benannt worden. Als Ergebnis dieser Konferenz gründete sich der „Arbeitskreis Suchtprävention“. Dieser bietet bis heute eine Struktur für die im Handlungsfeld tätigen Akteure, um Planungen und Angebote zur Suchtprävention miteinander abzustimmen. Aus einzelnen suchtpräventiven Angeboten hat sich so ein synergetisches Zusammenwirken im Sinne erfolgreicher Suchtprävention entwickelt, das in einem lebendigen gesamtstädtischen Suchtpräventionskonzept zusammenfließt. Diese kommunale Gesamtstrategie sowie beispielhaft ausgewählte Umsetzungsbausteine bilden den hier eingereichten Wettbewerbsbeitrag.
Konzeption, Ziele und Zielgruppen
Als Rahmenmodell für die Dortmunder Gesamtstrategie zur Suchtprävention dient neben dem Setting-Ansatz gesundheitsförderlicher Maßnahmen der Gesundheitspolitische Aktionszyklus (Public Health Action Cycle). Sowohl auf der Ebene der Gesamtstrategie (Meta-Ebene) als auf der Ebene von Einzelmaßnahmen findet sich deshalb eine Schrittfolge aus
- Bedarfs- und Ressourcenermittlung,
- Maßnahmenplanung,
- Maßnahmenumsetzung,
- Evaluation und Dokumentation.
Letztere mündet im Sinne eines fortlaufenden Qualitätsentwicklungskreislaufs wieder in eine neue Bedarfs- und Ressourcenermittlung.
Ziel der Dortmunder Gesamtstrategie ist der Aufbau kommunaler, lebensphasen- und institutionsübergreifender Präventionsketten. Verfügbare Unterstützungsangebote öffentlicher und freier Träger sollen zusammengeführt und über Altersgruppen und Lebensphasen hinweg so aufeinander abgestimmt werden, dass die verfügbaren Mittel möglichst wirkungsvoll eingesetzt werden. Hierfür notwendige Strukturen sollen – soweit bereits vorhanden – nutzbar gemacht werden. Zusätzlich erforderliche sowie förderliche Strukturen sollen möglichst nachhaltig aufgebaut werden. Hierzu gehört auch die Unterstützung suchtpräventiver Maßnahmen durch entsprechende kommunalpolitische Beschlussfassungen.
Suchtprävention im Sinne lebensphasenübergreifender Präventionsketten richtet sich letztlich an Bürger*innen aller Altersstufen. Anknüpfend an das Dortmunder Kindergesundheitsziel „Alle Kinder in Dortmund wachsen – auch unter schwierigen Lebensbedingungen – gesund auf“ liegt ein Umsetzungsschwerpunkt der hiesigen Suchtprävention auf den Zielgruppen Kinder, Jugendliche und Adoleszente sowie auf den Settings Kita, Grundschule und weiterführende Schule bzw. Ausbildung. Sozial benachteiligte Zielgruppen werden besonders in den Blick genommen (z.B. vorrangige Förderung des Programms Klasse2000 in Sozialräumen mit besonderem Präventionsbedarf, vgl. Einzelprojekt 1 dieses Antrags).
Die Gesamtkonzeption schließt bestimmte Qualitätsstandards mit ein, wie
- die Einbeziehung übergeordneter Zielvorgaben aus der Nationalen Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik, dem jährlichen Sucht- und Drogenbericht der Bundesdrogenbeauftragten, dem Aktionsplan gegen Sucht NRW und dem Leitfaden Prävention der Gesetzlichen Krankenversicherung.
- die Umsetzung bereits evaluierter Präventionsprogramme und -maßnahmen (anstelle fortwährender Neukonzeptionierung redundanter Programme: das Rad nicht immer wieder neu erfinden),
- den Aufbau nachhaltiger Strukturen in Bezug auf die Implementierung, Umsetzung und Finanzierung suchtpräventiver Maßnahmen (anstelle von zeitlich begrenzter Projektförderung).
Damit entspricht die Dortmunder Gesamtstrategie zur Suchtprävention wesentlichen Grundsätzen des Leitfadens Prävention des GKV-Spitzenverbandes.
Vorgehen und Umsetzung
Die Umsetzung suchtpräventiver Maßnahmen erfolgt im Rahmen des Public Health Action Cycle:
1. Ermittlung von Bedarfen und vorhandenen Ressourcen
Eine regelmäßig wiederkehrende Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse der Suchtprävention erfolgt mindestens alle fünf Jahre im Rahmen der Suchtberichterstattung des Dortmunder Gesundheitsamtes. Gleichzeitig werden die vorhandenen Personalkapazitäten dargestellt.
Darüber hinaus werden aktuelle Problemanzeigen und kurzfristige Bedarfe im Arbeitskreis Suchtprävention besprochen und entsprechend verfügbarer Personalressourcen im Handlungsfeld abgearbeitet.
Vorhandene Bausteine zur Suchtprävention werden sowohl nach universeller, selektiver und indizierter Prävention sowie dem jeweiligen Setting (Kita, Schule, Betrieb, usw.) in eine Präventionsmatrix (s. Anlage) einsortiert. Auf diese Weise entsteht eine Übersicht über bereits vorhandene Präventionsketten sowie noch fehlende Bausteine.
2. Maßnahmenplanung und 3. Maßnahmenumsetzung
Das Gesundheitsamt wertet die erhobenen Daten zu den durchgeführten Maßnahmen aus, leitet daraus Aussagen zu vorhandenen Bedarfen ab und spricht Handlungsempfehlungen aus (Dortmunder Suchtberichte 2012 und 2017; s. Anlage). Diese Handlungsempfehlungen bieten eine Grundlage für die Maßnahmenplanung. Eine Abstimmung suchtpräventiver Maßnahmen erfolgt zusätzlich im Arbeitskreis Suchtprävention und weiteren fachlichen sowie kommunalpolitischen Abstimmungsgremien.
Die Maßnahmenumsetzung erfolgt zunächst im Rahmen vorhandener personeller Ressourcen. Über Multiplikatoren-Ausbildungen, Kooperationsabsprachen und Netzwerkbildung können zusätzliche Umsetzungsressourcen erschlossen werden. Sofern sich aus der Auswertung vorhandener Daten ein Bedarf an zusätzlichen Ressourcen ableiten lässt, kann der Aufbau personeller bzw. finanzieller Ressourcen (etwa durch entsprechende politische Beschlüsse) selbst zu einer Maßnahme werden (vgl. Einzelprojekt Nr. 1 Ausweitung des Programms Klasse2000 in Dortmunder Grundschulen und Förderschulen).
4. Evaluation und Dokumentation
Nach der Evaluation durchgeführter Maßnahmen erfolgt die Dokumentation der erzielten Wirkung wieder im Rahmen kommunaler Gesundheitsberichterstattung, aber auch über entsprechende Vorlagen in kommunalpolitischen Gremien.
Ergebnisse und Erreichtes/Wirkungen
Durch die Entwicklung einer kommunalen Gesamtstrategie konnten suchtpräventive Förderketten für die benannten Zielgruppen etabliert werden. Die Auswertung der Jahre 2006 bis 2015 (s. Dortmunder Suchtbericht 2012 und 2017) ergab, dass
- für die primären Zielgruppen sowohl in den relevanten Settings als auch auf den drei Präventionsebenen (universelle, selektive und indizierte Prävention) suchtpräventive Arbeit geleistet wird,
- mit den durchgeführten suchtpräventiven Maßnahmen zunehmend mehr Personen erreicht werden konnten,
- die Bausteine Papilio und Klasse2000 schrittweise ausgebaut werden konnten,
- stationär behandlungsbedürftige Alkoholintoxikationen bei Jugendlichen („Koma-Saufen“) seit 2009 rückläufig sind.
Identifizierte Versorgungslücken werden schrittweise (auch durch den Aufbau weiterer Personalkapazitäten) geschlossen, etwa im Bereich der Bausteine FreD und Klasse2000 sowie der Fetalen Alkohol-Spektrums-Störungen (FASD):
- Speziell für Cannabisprävention wurde 2016 mit Mitteln des Gesundheitsamtes eine zusätzliche Personalstelle in der Fachstelle für Suchtvorbeugung geschaffen. Damit konnte u.a. das Angebot an FreD-Kursen der hohen Nachfrage angepasst werden.
- Die suchtpräventive Wirkung von Klasse2000 wurde im Sucht- und Drogenbericht der Bundesdrogenbeauftragten in den letzten Jahren immer wieder betont. Für eine flächendeckende Umsetzung des Programms Klasse2000 in Dortmunder Stadtteilen mit besonderem Präventionsbedarf wurden 2018 vom Rat der Stadt Dortmund kommunale Mittel in ausreichender Höhe bereitgestellt. Bereits im ersten Jahr der Umsetzung (2019) kamen so 60 Grundschulklassen und sechs Förderschulklassen in den entsprechenden Sozialräumen zusätzlich ins Programm. Die dafür benötigten Gesundheitsförder*innen werden über den Trägerverein Klasse2000 bereitgestellt. Das Gesundheitsamt unterstützt die Gewinnung zusätzlicher Gesundheitsförder*innen.
- Die Prävention von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zur Vermeidung von FASD hatte die Bundesdrogenbeauftrage 2014 zu einem ihrer Schwerpunktthemen gemacht. Mit einem ganzen Maßnahmenbündel wurde das Thema in Dortmund bearbeitet (vgl. Einzelprojekt 2). Mit Gründung eines örtlichen FASD-Netzwerkes 2018 wurde außerdem eine nachhaltige Struktur für weitere Präventionsmaßnahmen geschaffen.
Weitere Erfolge der kommunalen Gesamtstrategie Suchtprävention:
- Ausbau von Maßnahmen zur Prävention von Mediensucht inklusive der Gründung eines Dortmunder Netzwerkes für Medienkompetenz (2014)
- Umbau der Fachstelle für Suchtprävention zur Fachstelle für Jugendberatung & Suchtvorbeugung („FEEDBACK“, 2017)
- Weiterentwicklung von Maßnahmen zur Prävention von Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen => Dortmund wird HaLT-Standort (2017)
- Verabschiedung des ersten Dortmunder Gesundheitsziels für Dortmunder Kinder durch den Rat der Stadt Dortmund (auf Initiative der Dortmunder Gesundheitskonferenz): „Alle Kinder in Dortmund wachsen - auch unter schwierigen Lebensbedingungen - gesund auf“ (2017) Damit wurde eine wichtige Grundlage auch zur weiteren Stärkung der Suchtprävention geschaffen.
- Aktionswoche zur Suchtprävention im Rahmen der Landeskampagne „Sucht hat immer eine Geschichte“ als Gemeinschaftsaktion von 38 Dortmunder Akteuren mit 47 Einzelaktionen, u.a. eine Plakataktion im öffentlichen Raum (2018)
- Ratsbeschluss für eine weitere Personalstelle zum Ausbau der Suchtprävention an weiterführenden Schulen (2018)
- Implementierung des Programms MOVE in die Ausbildung der Schulsozialarbeiter*innen (2018)
- Ausbildung zweier Papilio-Trainerinnen vor Ort (2018) und Kooperationsgespräche mit zwei Dortmunder Berufskollegs zur Implementierung von Papilio in die Erzieher*innen-Ausbildung (2019)
- Weiterentwicklung des Bausteins FreD für Menschen mit Fluchthintergrund (2019)
- Entwicklung einer Methodentasche "Sucht – Flucht – Jungenarbeit" für die suchtpräventive Arbeit mit männlichen Jugendlichen mit Migrations- oder Fluchthintergrund zur überregionalen Nutzung (2019)
- Ausbau der Personalkapazitäten für Suchtkoordination im Gesundheitsamt (2019)
Die Aktivitäten im Bereich Klasse2000 und FASD werden im Folgenden als ausgewählte Einzelprojekte eingehender beschrieben.
Ausblick
Die Umsetzung suchtpräventiver Maßnahmen im Rahmen des Public Health Action Cycle führt zu fortwährenden Überprüfung des Erreichten und der Anpassung von Aktivitäten im Handlungsfeld. So bleibt Suchtprävention ein lebendiger, sich stetig weiter entwickelnder Prozess.
Für die Zukunft wird neben der Ausweitung von Personalressourcen (u.a. im Jugendamt) auch ein Netzwerkbasiertes Qualitätsmanagement (NBQM) angestrebt mit dem Ziel, die bestehende Vernetzung und Kooperation wesentlicher lokaler Akteure in Form schriftlicher und verbindlicher Kooperationsvereinbarungen festzuschreiben. Ein möglichst flächendeckender Ausbau der Suchtprävention nicht nur im Setting Grundschule, sondern auch in den Settings Kita (Papilio) und weiterführender Schule wird angestrebt, ebenso wie die Wiederholung/Ausweitung öffentlichkeitswirksamer Plakatkampagnen. Bei vorhandenen Ressourcen ist darüberhinaus eine Ausweitung verhältnispräventiver Maßnahmen sowie letztlich auch eine stärkere Bearbeitung des Themas Sucht im Alter geplant.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Einzelprojekte
Einzelprojekt Nr. 1
Klasse2000 ist ein Programm zur Gesundheitsförderung und Suchtprävention in Grundschulen. Die Wirksamkeit ist durch Studien und die Grüne Liste Prävention belegt.
Das Programm begleitet Schulkinder vom ersten bis vierten Schuljahr und zielt auf die Stärkung von Gesundheitskompetenzen, des Selbstwertgefühls sowie allgemeiner Lebenskompetenzen. Die Eltern werden miteinbezogen.
Die Teilnahme am Programm kostet pro Schulklasse- und jahr 220€. Die Finanzierung erfolgt über Paten (häufig Eltern). Der damit verbundene Aufwand kann die Teilnahme erschweren.
Bedarfsermittlung
Die Auswertung von Klasse2000-Daten durch das Gesundheitsamt ergab, dass 2015 nur 17,8% aller Dortmunder Grundschulkinder erreicht wurden. In Sozialräumen mit erhöhten sozialen und gesundheitlichen Belastungsindikatoren nahm nur eine unterdurchschnittliche Anzahl der Schulen teil, obwohl gerade in diesen Sozialräumen ein besonderer Präventionsbedarf gesehen wird („Aktionsräume“). Drei Viertel der Grundschulen hier wurden nicht erreicht.
Darum erging folgende Handlungsempfehlung (Dortmunder Suchtbericht 2017, S.71):
„Aus Sicht des Gesundheitsamtes ist die flächendeckende Implementierung von evaluierten Suchtpräventionsprogrammen wie Klasse2000 sinnvoll. Entsprechende Angebote sollten insbesondere dort ausgebaut werden, wo soziale Belastungsfaktoren als Risikofaktoren für das Entstehen einer Suchterkrankung überrepräsentiert sind. Dies ist ein wichtiger Schritt im Hinblick auf die Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen.“
Eine Abfrage bei allen Grundschulen ergab, dass ein deutlicher Ausbau von Klasse2000 auch in Aktionsräumen möglich ist, wenn die Schule sich nicht um die Finanzierung kümmern muss.
Maßnahmenplanung
Der Rat der Stadt Dortmund folgte der Handlungsempfehlung und beschloss am 02.10.2018 die flächendeckende Finanzierung von Klasse2000 an Grundschulen in Aktionsräumen für die Jahre 2019 bis 2022 aus dem städtischen Haushalt.
Maßnahmenumsetzung
Die Umsetzung von Klasse2000 wird grundsätzlich durch den Trägerverein Klasse2000 e.V. koordiniert. In Dortmund arbeitet die Regionalkoordinatorin eng mit dem Gesundheitsamt zusammen. Das Gesundheitsamt befördert die Teilnahme von Grund- und Förderschulen mit Infoveranstaltungen und Anschreiben und bringt sich mit Klasse2000-Gesundheitsförderern ein.
Durch die bereitgestellten Haushaltsmittel bietet das Gesundheitsamt nun allen Grund- und Förderschulen in Aktionsräumen die Kostenübernahme für Klasse2000 an.
Evaluation
Bereits im ersten Jahr der Maßnahme kamen 66 Schulklassen zusätzlich ins Programm.
Auf Basis dieser Ergebnisse erscheint das Ziel einer flächendeckenden Umsetzung in Aktionsräumen bis 2022 realistisch. Damit ist Dortmund die erste Kommune bundesweit, in der Klasse2000 derart strukturiert und flächendeckend umgesetzt wird.
Eine Ergebnisdokumentation erfolgt fortlaufend im Rahmen lokaler Suchtberichterstattung und in lokalpolitischen Gremien. Eine dauerhafte Verankerung im städtischen Haushalt wird angestrebt.
Einzelprojekt Nr. 2
Alkoholkonsum in der Schwangerschaft und FASD wurden in der Vergangenheit in div. Arbeitskreisen thematisiert. Durchgeführte Einzelmaßnahmen wurden mit dem Ziel einer größeren Gesamtwirkung ab Mitte 2016 systematisiert und zu einem Maßnahmenpaket weiterentwickelt.
Kooperationspartner
Jugendamt, Gesundheitsamt, Behindertenbeauftragte, Lebenshilfe, Selbsthilfegruppen, Pflegeeltern, Fachkräfte aus Jugendhilfe und Gesundheitssystem, Fachhochschule
Bedarfsermittlung, Maßnahmenplanung
Eine dialogisch begleitete Gesprächsrunde ermöglichte einen Erfahrungsaustausch der Kooperationspartner sowie die Formulierung von Angebotslücken und Handlungsbedarfen im breiten Konsens. Beschrieben wurden Bedarfe bzgl.
- Vernetzung und Austausch
- Sensibilisierung von Fachverwaltung, Jugendhilfe, Gesundheitshilfe u.a. Fachkräften für die Problematik FASD und Steigerung des Fachwissens in den entsprechenden Berufsgruppen
- Ausbau von Beratungs- und Diagnostikangeboten
- Ausbau der Prävention
Maßnahmenumsetzung
Zunächst wurde Mitte 2018 ein Dortmunder FASD-Netzwerk gegründet. Dieses bietet eine Struktur, um dauerhaft Informationen und Erfahrungen auszutauschen, Handlungsbedarfe aufzuzeigen sowie Angebote zu entwickeln und umzusetzen.
Im Zuge der Netzwerkgründung konnte auch eine FASD-Fachberatung installiert werden.
In Kooperation mit weiteren Akteuren organisierte das Gesundheitsamt im April 2019 einen FASD-Fachtag. Neben Fachvorträgen wurden bestehende Angebote sowie das lokale Netzwerk vorgestellt. Die Arbeit in Austauschforen, ein Besuch der Ausstellung „ZERO“ und eine Filmvorführung rundeten das Informationsangebot für Fachkräfte ab.
Ebenfalls im April 2019 wurde die Ausstellung „ZERO! Schwanger? Dein Kind trinkt mit!“ im Gesundheitsamt gezeigt. Studierende der Fachhochschule entwickelten gemeinsam mit Fachkräften ein Konzept zur pädagogischen Ausstellungsbegleitung und begleiteten Schulklassen durch die Ausstellung.
Im September 2019 informierte das Gesundheitsamt mittels einer öffentlichkeitswirksamen Plakataktion über die Gefahren des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft. Es wurden
- in 25 U-Bahnhöfen 120 Werbetafeln plakatiert,
- 500 Plakaten an Apotheken, Pädiater, Gynäkologen, Schulen und Akteure der Frühen Hilfen versendet,
- 25.000 Gratis-Postkarten (city-cards) an 175 Standorten (u.a. Gastronomiebetriebe) ausgelegt.
- Ein Pressetermin mit der Gesundheitsdezernentin fand statt am Tag des alkoholgeschädigten Kindes (09.09.).
- Um die Aufmerksamkeit für die Aktion zu erhöhen, wurde diese parallel zur Tagung von FASD Deutschland (27./28.9.2019 in Dortmund) umgesetzt.
Evaluation
Der lokale Fachtag war mit 400 Anmeldungen ausgebucht.
Die Ausstellung besuchten 174 Schüler sowie 270 Fachkräfte und Interessierte. Eine Prä-Post-Befragung zeigte einen signifikanten Wissenszuwachs bei den teilnehmenden Schülern.
Zur Plakataktion gab es positive Resonanz. Überlegungen zur Nachahmung in anderen Kommunen bzw. einer analogen bundesweiten Kampagne wurden seitens der ÄGGF geäußert.