Auszug aus der Wettbewerbsdokumentation
Kommune und Wettbewerbsbeitrag im Überblick
Einwohnerzahl | Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab: 95.184, Landkreis Tirschenreuth: 73.250, Stadt Weiden i.d. Oberpfalz: 41.8171 |
Bundesland | Bayern |
Titel des Beitrags | Präventionsinitiative Need-NO-Speed |
Schwerpunkt des Beitrags | Die drei Kommunen engagieren sich in einer interkommunalen, träger- und grenzübergreifenden Initiative gegen den zunehmenden Crystal-Meth-Konsum in der Nordoberpfalz. |
Einzelprojekte |
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Kontakt | Thomas Bauer Kriminalpolizei Weiden Regensburger Straße 52 92637 Weiden Tel.: +49 961 401-200 E-Mail: thomas.bauer03@polizei.bayern.de |
1 Die Einwohnerzahlen der prämierten Kommunen wurden der folgenden Quelle entnommen: Bertelsmann Stiftung: Wegweiser Kommune, www.wegweiser-kommune.de (Abruf April 2016); die Zahlen beziehen sich auf den Stand vom 31.12.2014.
Anlass und Ausgangssituation
Die Aufgriffszahlen der Polizei in der Oberpfalz in Zusammenhang mit Drogen, insbesondere auch Crystal, sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen (2008: 2.469 Delikte, 2014: 3.203 Delikte). Speziell in der Region Weiden/Neustadt/Tirschenreuth wurden im Jahr 2014 975 Rauschgiftdelikte polizeilich registriert. Das ist die höchste Zahl der letzten zehn Jahre. Auch von den Fachambulanzen, Ärztinnen und Ärzten sowie anderen Institutionen wurde nicht zuletzt aufgrund der Grenznähe eine Zunahme des Konsums von Crystal festgestellt. Drogen allgemein und Crystal Meth im Besonderen stellen damit eine besondere Herausforderung für die grenznahe Region Oberpfalz dar.
Konzeption und Ziele
Als Reaktion auf diese Entwicklung wurde im Jahr 2012 das Präventionsprojekt Need-NO-Speed ins Leben gerufen. Die Schwerpunkte des Projekts liegen, ohne die allgemeine Drogenpräventionsarbeit zu vernachlässigen, in der Vernetzung und der Verbesserung der Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden, Institutionen und Verbände sowie bei der Bekämpfung des aktuellen Phänomens Crystal Meth. Gesamtziel der Initiative ist es, im Rahmen der allgemeinen Drogenprävention das Verbreiten, den Besitz, den Konsum und generell den Umgang mit der Droge Crystal Meth in der Region mit folgenden Teilzielen zu bekämpfen:
- Aufklärung der Öffentlichkeit, in Schulen (Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler, Eltern) durch fachlich fundierte Informationen über die Wirkungen und Folgen der Droge Crystal Meth,
- im Rahmen der bayernweit geltenden Präventionsrichtlinien Durchführung von diversen zielgruppenorientierten Präventionsveranstaltungen zu diesem Themenbereich,
- Gewinnung von weiteren kompetenten, aktiven und problembewussten Partnern bei der Bekämpfung der Drogenkriminalität und der Droge Crystal Meth,
- Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den örtlichen Behörden, den Jugendverbänden, der Staatsanwaltschaft und der Polizei,
- Motivation der Jugendlichen für eine Ablehnung von Drogen, insbesondere Crystal Meth.
Zentrale Aufgabe der Initiative war zunächst vorrangig die Aufklärung und Information über Crystal Meth und seine Folgen. Mittlerweile werden aber auch konkrete Hilfestellungen für Konsumentinnen und Konsumenten, Eltern, Angehörige und Freunde aufgezeigt sowie entsprechende Schulprojekte bzw. Projekte mit Jugendlichen durchgeführt. Grenzüberschreitende Projekte und Aktionen, u.a. mit dem Ziel des Ausbaus der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik, gewinnen immer stärker an Bedeutung.
Vorgehen und Umsetzung
Basierend auf einem Verständnis der Drogenproblematik als gesamtgesellschaftliche und gesamtpolitische Aufgabe wurde mit der Präventionsinitiative Need-NO- Speed ein breites Akteursbündnis geschaffen: Hierfür haben sich der Kreisjugendring Tirschenreuth, der Kreisjugendring Neustadt, der Stadtjugendring Weiden sowie das Polizeipräsidium Oberpfalz und die Kriminalpolizei Weiden zusammengefunden, um gemeinsam mit dem Landkreis Tirschenreuth, dem Landkreis Neustadt und der Stadt Weiden sowie den dort ansässigen Jugend- und Gesundheitsbehörden im Rahmen eines Bündnisses eine zielgerichtete Präventionskampagne durchzuführen. Darüber hinaus wurden weitere Partner wie die Staatsanwaltschaft Weiden, Jugendzentren, lokale Medien und der Lions Club erfolgreich mit einbezogen. Regional bekannte Personen aus Sport, Entertainment und Medien wirken als Botschafter des Netzwerks. Zudem arbeitet Need-NO-Speed grenzüberschreitend mit zahlreichen tschechischen Partnern, wie dem Kinder- und Jugendregionalrat KRDMK in Tschechien (Eger), zusammen.
Kernstück der Zusammenarbeit ist das gemeinsame projektinterne Handbuch des Netzwerkes, das Ziele, Aufbau und Art der Zusammenarbeit zwischen den Partnern verbindlich regelt. Eine besondere Organisationsform ist für das Projekt nicht vorgesehen. Die teilnehmenden Institutionen werden im Rahmen ihrer Kernkompetenz weitestgehend selbständig - aber abgestimmt und nach Möglichkeit kooperativ - tätig. In einem regelmäßig tagenden Arbeitsgremium werden der Fortlauf des Projekts gemeinsam reflektiert sowie einzelne Aktionen vorbereitet und geplant. Für das Projekt steht dabei grundsätzlich kein eigener Haushalt zur Verfügung. Anfallende Kosten werden von den Partnern selbst getragen. Die Landkreise unterstützen das Netzwerk finanziell. Zusammen mit dem Bayerischen Jugendring und mit Unterstützung des Bayerischen Ministeriums für Gesundheit und Pflege implementiert Need-NO-Speed im Jahr 2016 (vorerst für zwei Jahre) eine regionale Präventionsstelle, deren Aufgabe es sein wird, die Netzwerkarbeit organisatorisch zu unterstützen.
Die verschiedenen bisher umgesetzten Projekte sind umfangreich dokumentiert. Hierzu zählen Theaterprojekte, Vorträge, deutsch/tschechische Presseaktionen, Schulveranstaltungen mit dem Jugendmedienzentrum, eine eigene Projektwebseite, gemeinsames Corporate Design, eine zweisprachige (deutsch/tschechisch) Infobroschüre, diverse Info-Veranstaltungen bei politischen Verantwortungsträgern, Schulen und Betrieben, Filmprojekte. Das Netzwerk strebt dabei an, dass bei Projekten oder Veranstaltungen stets alle drei Akteursbereiche, d.h. je ein Vertreter/eine Vertreterin der Jugendarbeit, der Suchtprävention und der Polizei, an der Umsetzung mitwirken oder aber in die Konzeption eingebunden sind.
Begründung der Prämierung
Das Projekt fokussiert in vielfältiger Weise auf den bislang noch wenig einbezogenen Suchtstoff Crystal Meth und ist daher innovativ. Die Teilprojekte zeigen eine Mischung aus verbreiteten - Vorträge sowie Gespräche - und innovativen Ansätzen wie die grenzüberschreitenden Aktivitäten, das Elternwochenende für suchtbetroffene Familien, die (geplante) Einrichtung einer Präventionsstelle und Kinospots.
Das Projekt besticht zudem durch ein umfängliches Einbeziehen verschiedener Akteure und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Neue Zugangswege zu den Zielgruppen werden u.a. durch Kooperationen, wie mit dem Projektpartner "Das Magische Projekt" (Verknüpfung von Jugendkulturarbeit und Alltagsbegleitung in belastenden Lebenssituationen), mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule (Filmprojekt des Studiengangs Medientechnik), dem Landestheater Oberpfalz und dem Jugendmedienzentrum Oberpfalz Nord T1 (grenzüberschreitende Umsetzung medialer Ideen von Jugendlichen), beschritten. In der grenzüberschreitenden Kooperationsarbeit wie auch in einzelnen Veranstaltungen werden kultursensible Ansätze verfolgt, so wurden beispielsweise Informationsveranstaltungen gezielt für russischsprachige Eltern und Angehörige durchgeführt.
Auch in der Organisation beschreitet das Projekt neue Wege. Es verzichtet auf eine gemeinsame Aufbauorganisation, stattdessen koordiniert ein Kernteam die Maßnahmen und Planungen. Als zentraler Ansprechpartner des Projektes nach außen fungiert die Polizei. Auf diese Weise schafft das Projekt einen Spagat zwischen gemeinschaftlichem Handeln und Eigeninitiative der Partner, die wegen des gemeinsamen Ziels miteinander arbeiten wollen. Gleichzeitig wird das Projekt nicht organisatorisch überfrachtet, entwickelt aber dennoch Verbindlichkeit unter den Partnern. Wichtig hierfür ist auch das projektinterne Handbuch, das die gemeinsame Arbeit und die Verfahren im Team regelt. Zudem schafft ein gemeinsames Branding einen Wiedererkennungseffekt in der Öffentlichkeit.
Zum Originalwettbewerbsbeitrag der Landkreise Neustadt a. d. Waldnaab, Tirschenreuth und der Stadt Weiden i.d. Oberpfalz.