Landkreis Schweinfurt

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Foto von der Preisverleihung durch Prof. Dr. med. Heidrun Thaiss (BZgA) an den Landkreis Schweinfurt © BZgA, Foto: Christoph Petras/pr bild
Preisverleihung durch Prof. Dr. med. Heidrun Thaiss (BZgA) an den Landkreis Schweinfurt © BZgA, Foto: Christoph Petras/pr bild

Auszug aus der Wettbewerbsdokumentation

Kommune und Wettbewerbsbeitrag im Überblick

Einwohnerzahl 115.1061
Bundesland Bayern
Titel des Beitrags „Flashback“ – ein Präventionsprojekt zum Thema Cannabis und (il)legal highs im Setting Schule (Jahrgangsstufen 7 bis 9)
Schwerpunkt des Beitrags Hinter dem Drogenpräventionsprojekt „Flashback“ steht ein primärpräventives und interaktives Konzept – ein Parcours für Schülerinnen und Schüler der siebten bis neunten Jahrgangsstufe. Im Setting Schule sollen potenzielle Risikogruppen adressiert und das Thema Sucht (vor allem Cannabis und Legal Highs) thematisiert werden.
Kontakt Alexandra Göbel
Stadt Schweinfurt
Gesundheitsamt
Arbeitsbereich Suchtprävention und Gesundheitsförderung
Schrammstr. 1
97421 Schweinfurt
Tel.: +49 9721 55-459
E-Mail: Alexandra.goebel@lrasw.de
1 Die Einwohnerzahlen der prämierten Kommunen wurden den folgenden Quellen entnommen: Gemeindeverzeichnis-Online sowie "Daten aus dem Gemeindeverzeichnis.Kreisfreie Städte und Landkreise nach Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte. Statistisches Bundesamt, 2019". Beide Quellen beziehen sich auf den Stichtag 31.12.2018.

Anlass und Ausgangssituation

Projektangebote für junge Menschen, die bereits Drogen konsumieren (z.B. FreD), zeigten vor einigen Jahren deutlich, dass viele Jugendliche Drogen konsumieren. Insbesondere die seinerzeit neuen Suchtstoffe, die sogenannten „Legal Highs“, bereiteten in der Region Schweinfurt Probleme. In Schweinfurt wurden polizeilich erste damit zusammenhängende Todesfälle registriert. Das Gesundheitsamt musste immer mehr Jugendliche intensiver beraten oder weitervermitteln. In der Steuerungsgruppe zu „FreD“ wurde diskutiert, frühzeitiger mit der Prävention für Jugendliche (vor allem hinsichtlich Cannabis und Konsum von Legal Highs) anzusetzen. Als Instrument wurde hierfür ein Parcours – der „Flashback“ – erarbeitet.

Konzeption und Ziele

„Flashback“ ist ein Präventionsprojekt zum Thema Cannabis und (il)legal highs im Setting Schule. Ziele des Präventionsprojekts sind, Jugendliche umfassend über Drogen aufzuklären, den Nichtkonsum zu bestärken und eigene Stärken und Schutzfaktoren zu aktivieren. Bestehende regionale Hilfestellen (Drogenberatung, Schuldnerberatung, Beratungsstelle für Jugend und Familie usw.) sollen bekannter gemacht werden. Auch die sozialen und rechtlichen Konsequenzen (Führerscheinentzug, Führerscheinsperre, Stigmatisierung, Leistungsabfall etc.) werden benannt. Oberste Botschaft aller Maßnahmen ist: „Drogen sind keine Lösung!“

Vorgehen und Umsetzung

Der Parcours besteht aus sechs Stationen, in denen unterschiedliche Aspekte von Sucht behandelt werden: Substanzwissen und Wirkungsweisen (1), Suchtentstehung und Suchtverlauf (2), Konsummuster (3), persönliche Risiko- und Schutzfaktoren/Resilienz (4), Schwangerschaft und Drogen (5) sowie Verhalten im Drogennotfall und regionales Hilfssystem (6). An den Stationen kommen unterschiedliche zielgruppengerechte Methoden sowie ansprechende Materialien zum Einsatz, die die Jugendlichen dazu anregen sollen, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Hervorzuheben sind methodische Bausteine wie eine „Tüte voller Mist“, um die Inhaltsstoffe von Legal Highs zu veranschaulichen, eine „Würfelpyramide“, um die Konsequenzen von Drogenkonsum aufzuzeigen, und zwei Säuglingsmodelle, bei denen eine Puppe veranschaulicht, wie sich ein Säugling unter Drogeneinfluss während der Schwangerschaft entwickelt. Die Teilnahme der Schüler*innen am Parcours findet einmalig an einem Schulvormittag statt. Danach bewerten die Schüler*innen den Ablauf und ihre Erfahrungen mithilfe eines Fragebogens. Die Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung des Parcours sein.

Die Durchführung des Parcours erfolgt in einer festen Kooperation zwischen dem Gesundheitsamt im Landratsamt Schweinfurt, der Suchtprävention der Stadt Schweinfurt und der Polizeiinspektion Schweinfurt, Fachbereich Straßenkriminalität. Ergänzend werden geschulte Honorarkräfte in das Team eingebunden. Die Nachfrage nach dem Angebot ist sehr hoch. Es ist in Schweinfurt im Schuljahr 2020/2021 bereits vollständig ausgebucht.

Das Projekt nimmt eine Vorreiterrolle in der Region Unterfranken ein. 2019 wurde es vom Polizeipräsidium Unterfranken mit Genehmigung des Gesundheitsamtes des Landkreises Schweinfurt auf ganz Unterfranken ausgeweitet. Im Jahr 2019 wurde es 26 Mal eingesetzt, sodass über 1.600 Jugendliche an 19 Schulen (Mittel-, Realschulen und Gymnasien) am Flashback-Parcours teilnahmen.

Begründung der Prämierung

Mit dem Projekt „Flashback“ wird eine frühe Prävention umgesetzt. Es reagiert auf die Feststellung von Polizei, Schulen und Gesundheitsamt, dass die Jugendlichen im Landkreis viel Cannabis und Legal Highs konsumieren. Im Rahmen des Projekts werden die Jugendlichen daher frühzeitig – möglichst noch vor dem ersten Drogenkontakt – über Süchte und deren Auswirkungen aufgeklärt.

Das Gesundheitsamt schafft mit dem Präventionsprojekt ein Angebot, das an den Schulen und damit im alltäglichen Umfeld der Schüler*innen anknüpft und sowohl Ansätze zur Verhaltens- (u.a. Aufklären über Drogenkonsum, Konsummuster) als auch Verhältnisprävention (u.a. soziale und rechtliche Konsequenzen) umfasst. Die Zielgruppe „Jugendliche“ wird in den einzelnen Schritten im Parcours aktiv eingebunden. Suchtspezifische Themen werden mit der Stärkung von Selbstwirksamkeit und der Förderung von Lebenskompetenzen verknüpft. Im Parcours werden adäquate Wege zur Ansprache der Zielgruppe der Jugendlichen gewählt. In den sechs Schritten kommen moderne und ansprechende Methoden und Materialien zum Einsatz, um die aktive Teilnahme der Jugendlichen anzuregen. Der Parcours startet mit einem Theaterstück als „opener“, um die Schüler*innen auf kreative Weise an das Thema heranzuführen. Sie sind dann in den einzelnen Schritten im Parcours aktiv eingebunden. Im Anschluss können sie den Parcours in einem Fragebogen bewerten und ihre Erfahrungen reflektieren. So wird, basierend auf den Rückmeldungen der Zielgruppe, der Parcours inhaltlich und methodisch weiterentwickelt.

Der Durchführung des Projekts liegt eine feste Kooperation des Gesundheitsamtes, der Polizei und der jeweiligen Schulen zugrunde. Bei Bedarf werden geschulte Honorarkräfte eingebunden. Das Projekt ist langfristig angelegt und finanziert. Somit entsteht ein dauerhaftes, kostenfreies suchtpräventives Angebot für die Jugendlichen im Landkreis Schweinfurt. Inzwischen wurde der Parcours wegen der positiven Erfahrungen auf ganz Unterfranken ausgeweitet.

Zum Originalwettbewerbsbeitrag des Landkreises Schweinfurt.