Auszug aus der Wettbewerbsdokumentation
Kommune und Wettbewerbsbeitrag im Überblick
Einwohnerzahl | 2.1271 |
Bundesland | Rheinland-Pfalz |
Landkreis | Südliche Weinstraße |
Titel des Beitrags | Weinkerwe ohne Komasäufer |
Schwerpunkt des Beitrags | Seit 2013 gilt bei der traditionellen "Weinkerwe" ein generelles Verbot von "harten" alkoholischen Getränken, um alkoholbedingten Zwischenfällen mit jugendlichen Besucherinnen und Besuchern zu begegnen. |
Kontakt | Dieter Rühling Ortsgemeinde Insheim/Kulturverein Insheim e.V. In den Gerlachsgärten 9 76865 Insheim Tel.: + 49 171 1434-489 E-Mail: info@kulturverein-insheim.de |
1 Die Einwohnerzahlen der prämierten Kommunen wurden der folgenden Quelle entnommen: Bertelsmann Stiftung: Wegweiser Kommune, www.wegweiser-kommune.de (Abruf April 2016); die Zahlen beziehen sich auf den Stand vom 31.12.2014.
Anlass und Ausgangssituation
Bei der Ortsgemeinde Insheim handelt es sich um die kleinste Gemeinde unter den teilnehmenden Kommunen. Die traditionelle "Weinkerwe" der Ortsgemeinde Insheim erlebte in den letzten Jahren einen immer stärkeren Qualitätsverlust. Die Festveranstaltung entwickelte sich zunehmend zu einem Treffpunkt von Jugendlichen, die vor allem durch exzessiven Alkoholkonsum auffällig wurden. In diesem Zusammenhang waren immer mehr Zwischenfälle mit gewalttätigen und betrunkenen Jugendlichen zu beobachten. Schärfere Auflagen der Aufsichtsbehörden, erhöhte Präsenz von Sicherheitspersonal, Polizei und Einsatzkräften des Deutschen Roten Kreuzes sowie verstärkte Jugendschutzkontrollen zeigten keine Wirkung.
Konzeption und Ziele
Im Jahre 2013 wurde ein Weg gesucht, dieses Problem zu lösen, ohne die Jugendlichen von der Veranstaltung zu verbannen. Man einigte sich daher darauf, nicht auf das kulturelle Angebot für die jungen Gäste - das heißt angesagte Musik und Bands - zu verzichten. In Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt und der Jugendpflege der Verbandsgemeinde Herxheim bei Landau, dem Deutschen Roten Kreuz, der Polizeiinspektion sowie den örtlichen Vereinen wurde aber ein neues Konzept für die Weinkerwe verabschiedet, das den Verzicht aller branntweinhaltigen Getränke auf der Kerwe vorsah. Die vorgesehenen Maßnahmen zielten damit nicht nur auf die Jugendlichen, sondern auf alle Besucherinnen und Besucher des Festes gleichermaßen. Ganz bewusst sollten die Jugendlichen nicht das Gefühl haben, in eine Ecke gedrängt zu werden, sondern sehen, dass alle Gäste in derselben Weise von dem Verbot betroffen sind.
Vorgehen und Umsetzung
Im Jahr 2013 wurden zur Einführung dieser Maßnahme alle beteiligten Personen noch einmal vor Beginn der Veranstaltung sensibilisiert, da zu erwarten war, dass die Maßnahme nicht von allen Gästen mit Verständnis zur Kenntnis genommen würde. Alle Ausschankbetreiber verpflichteten sich, auf jeglichen "harten" Alkohol zu verzichten, und bemühten sich, stattdessen mit alternativen, kreativen Getränkevariationen die Gäste zufriedenzustellen. Die Ordnungskräfte sollten aufkommende konflikthafte Diskussionen rechtzeitig erkennen und deeskalierend eingreifen. Vor Ort kam flankierend ein Infomobil des Blauen Kreuzes zum Einsatz, um die Wirkung von Alkohol zu demonstrieren und den Jugendlichen vorzuführen, wie schon geringe Mengen von Alkohol wirken. In Folge dieser Maßnahme war ein Rückgang der alkoholbedingten Ereignisse erkennbar. Im Jahr 2015 verzichtete daraufhin die Ordnungsbehörde auf die Stationierung eines Rettungswagens. Im Jahr 2016 wird zudem die Polizeiinspektion auf eine Präsenz ihrer Beamten verzichten, da in 2015 keine Vorkommnisse mit rechtlichen Folgen zu verzeichnen waren.
Begründung der Prämierung
Der Innovationsgrad der Maßnahme ist für diese Gemeindegröße als hoch anzusehen. Die Grundphilosophie, Jugendliche aufgrund der Vorkommnisse nicht auszugrenzen, sondern ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, indem alle Festgäste gleich behandelt werden, ist positiv. Diese - aus Sicht einiger Besucherinnen und Bescher des Festes durchaus unpopuläre - Maßnahme wird politisch getragen und inzwischen in der Gemeinde akzeptiert. Der politische Mut, eine traditionsreiche Veranstaltung mit festem Bezug zum Alkohol auf diese Weise einzugrenzen, ist bemerkenswert. Hervorzuheben ist auch das akteursübergreifend abgestimmte Vorgehen von Politik, Vereinen, Suchtpräventionsstelle, Jugend-, Sozial- und Ordnungsamt, Polizei sowie Veranstaltern. Die Maßnahme zeigt offensichtlich deutliche Erfolge. Inzwischen wird das Verbot von "hartem" Alkohol auch bei weiteren Veranstaltungen in der Verbandsgemeinde umgesetzt.
Zum Originalwettbewerbsbeitrag der Ortsgemeinde Insheim.