Landkreis Görlitz

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Foto der Preisträgerinnen und der Auslober des Wettbewerbs, ©BZgA, Foto: Christian Hahn, Berlin
Foto der Preisträgerinnen und Preisträger und der Auslober des Wettbewerbs, ©BZgA, Foto: Christian Hahn, Berlin

Auszug aus der Wettbewerbsdokumentation

Kommune und Wettbewerbsbeitrag im Überblick

Einwohnerzahl 260.1881
Bundesland Sachsen
Titel des Beitrags Prävention im Team - Ostsachsen (PiT-Ostsachsen)
Schwerpunkt des Beitrags Schule, Träger der Jugendhilfe und Polizei kooperieren bei präventiven Angeboten im Rahmen von Erziehungs- und Bildungsplänen sowie Schulprogrammen.
Kontakt Marlen Heinze
Landkreis Görlitz, Jugendamt
Postfach 300152
02806 Görlitz
Tel.: +49 3581 663-2853
E-Mail: marlen.heinze@kreis-gr.de

1 Die Einwohnerzahlen der prämierten Kommunen wurden der folgenden Quelle entnommen: Bertelsmann Stiftung: Wegweiser Kommune, www.wegweiser-kommune.de (Abruf April 2016); die Zahlen beziehen sich auf den Stand vom 31.12.2014.

Anlass und Ausgangssituation

Der Landkreis Görlitz liegt im östlichen Sachsen und umfasst 53 Städte und Gemeinden. Gemeinsam mit dem Landkreis Bautzen war er Durchführungsraum für das Modellprojekt Prävention im Team - Ostsachsen (PiT-Ostsachsen) des Landespräventionsrates Sachsen und seiner Arbeitsgruppe "Schulische Prävention".

Die Anforderungen an eine bedarfsgerechte Präventionsarbeit in den Planungs- bzw. Sozialräumen der Landkreise Bautzen und Görlitz setzen - so die Erkenntnis der Akteure vor Ort - eine enge Kooperation der Systeme Kita/Schule und Jugendhilfe voraus und sind zugleich mit dem Präventionsauftrag der Polizei eng verknüpft. Eine Kooperation der für diese drei Felder relevanten Akteure wurde daher als Chance gesehen, die besonderen fachlichen und methodischen Kenntnisse der Beteiligten für eine zielgerichtete und langfristig orientierte Präventionsarbeit bei Kindern und Jugendlichen zusammenzuführen und so "problematische" Kinder und Jugendliche besser aufzufangen.

Konzeption und Ziele

Logo PiT-OstsachsenPiT-Ostsachsen ist eine Form der Kooperation zwischen Schule, den öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe und der Polizei. Mit PiT-Ostsachsen soll durch Einbeziehung wirksamer Angebote vom Vorschul- bis zum Erwachsenenalter in die Erziehungs- und Bildungspläne sowie Schuljahresprogramme ein Dach der Präventionsarbeit und Gesundheitsförderung geschaffen werden. Der Anspruch von PiT-Ostsachsen ist dabei, Präventionsarbeit stärker an die Belange und Bedürfnisse der einzelnen Kita und Schule anzupassen. Kindertageseinrichtungen und Schulen sollen bei der Erfüllung ihres Erziehungsauftrages zur Entwicklung von fachlichen, emotionalen und sozialen Kompetenzen unterstützt sowie Kinder und Jugendliche frühzeitig gefördert werden, um mittelfristig gesellschaftlichen Phänomenen wie Sucht, Gefahren und Risiken von digitalen Medien und Gewalt präventiv zu begegnen. Dazu sollen die Kinder und Jugendlichen mit Blick auf Entscheidungs- und Handlungskompetenzen, Selbstvertrauen, Eigenverantwortung und Zivilcourage gestärkt werden. Darüber hinaus werden Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher intensiv einbezogen und weitergebildet.

Das Team von "Prävention im Team - Ostsachsen"Um dieses Anliegen verbindlich und dauerhaft mit Leben zu füllen, haben die Landratsämter der Landkreise Bautzen und Görlitz, der Polizeipräsident und der Leiter der Sächsischen Bildungsagentur Regionalstelle Bautzen 2012 eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Seit Beginn des Schuljahres 2012/13 wird vorschulische und schulische Prävention/Gesundheitsförderung in den Landkreisen Görlitz und Bautzen nach dem Arbeitsansatz PiT gestaltet. Den Kooperations- und sonstigen Netzwerkpartnern ermöglicht PiT eine langfristige, ressourcenorientierte Planung, verbessert die Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess beteiligten Behörden und Partner und bindet die eigenen Präventionsangebote der beteiligten Akteure optimal in den Erziehungs- und Schuljahresplan ein.

Vorgehen und Umsetzung

Logo "Communities that care"PiT-Ostsachsen greift die Präventionsstrategie "Communities That Care", kurz CTC, auf. CTC wurde in den USA als Antwort auf anhaltendes Problemverhalten und die gesellschaftliche Desintegration von Jugendlichen entwickelt. CTC ist ein sozialraumbezogener Ansatz, der jugendliches Problemverhalten in einem frühen Stadium untersucht und angeht. Das Hauptziel ist die Förderung einer sicheren und förderlichen Lebensumgebung. CTC basiert auf einem theoretisch und empirisch untermauerten Modell, in dem Risiko- und Schutzfaktoren mit Problemverhaltensweisen unter Jugendlichen in Verbindung gebracht werden. CTC richtet sich dabei nicht allein an die Jugendlichen selbst, sondern auch an Personen und Einrichtungen, die direkt mit der Erziehung, Bildung und der sozialen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen befasst sind.

Zentrales Element von PiT-Ostsachsen ist eine umfassende Schülerbefragung. Diese fand in zwei Wellen als Onlinebefragung innerhalb des Schulunterrichts zwischen 2013 und 2015 statt. Befragt wurden 19.092 Jugendliche von Gymnasien, Oberschulen, Förderschulen und berufsbildenden Schulen ab der 5. Klasse und bis zu einem Alter von 25 Jahren, aufgegliedert in fünf Planungsräume. Mit einer Rücklaufquote von 55 Prozent liegen durch die Befragung umfangreiche Daten zu Problemverhaltensweisen, Risiko- und Schutzfaktoren aus den Bereichen Familie, Peergroup, Schule, Wohngegend vor. Diese wurden in Schul- und Planungsraumberichten aufbereitet und erlauben es, raum- und kontextbezogen passende Schwerpunkte für die weitere Arbeit auszuwählen.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Risikofaktoren und deren Einflussmöglichkeiten bilden einen zweiten Ausgangspunkt für die Arbeit innerhalb von PiT-Ostsachsen. Im Rahmen von CTC wurde ein Modell mit 19 Risikofaktoren ausgearbeitet, welche die Entstehung von Problemverhalten von Jugendlichen relativ genau voraussagen können. Diese Risikofaktoren sind es, die in Angriff genommen werden müssen, um Problemverhalten langfristig zu reduzieren. Neben der gezielten Zurückdrängung der Risikofaktoren bieten Einblicke in und das Wissen über Schutzfaktoren die Möglichkeit, um positiven Einfluss auf die soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auszuüben.

BehördenleitertreffenVor diesem Hintergrund wird im Rahmen von PiT-Ostsachsen vornehmlich mit Programmen, Projekten und Methoden gearbeitet, die wissenschaftlich überprüft sind und sich als effektiv in der Bekämpfung von Risikofaktoren und in der Verstärkung von Schutzfaktoren erwiesen haben. Gemäß dem Arbeitsansatz PiT-Ostsachsen werden die Veranstaltungen auf Basis dieser Programme bedarfsgerecht, schülerzentriert, vor allem aber gemeinsam mit den Präventionspartnern vor Ort geplant und durchgeführt. Die individuellen Angebote und Maßnahmen an Schulen erfolgen auf Grundlage der Ergebnisse aus der Schülerbefragung und lassen sich in ihren Wirkungen in künftigen Wiederholungsbefragungen überprüfen. Schwerpunktthemen sind derzeit "Kommunikation und Gesprächsführung", "Gefahren und Risiken im Umgang mit digitalen Medien", "Gewaltprävention", "Drogenprävention" und "Jugendkriminalität".

Begründung der Prämierung

Die Modellregion Landkreis Görlitz legt in ihrem Beitrag ein langfristig angelegtes, nachhaltiges und suchtstoffunabhängiges Vernetzungs- und Beratungskonzept vor. Das mit Unterstützung des Landespräventionsrates Sachsen eingeführte Projekt "Prävention im Team - Ostsachsen" greift den in Deutschland noch immer nur wenig bekannten Ansatz "Communities That Care (CTC)" auf, der die Zusammenarbeit zwischen Behörden, Organisationen sowie sozialen und Bildungseinrichtungen verbessern will, um eine gesunde persönliche und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu fördern.

Die Elemente von CTC - Erhebungen, Identifizierung von Risiko- und Schutzfaktoren, Einsatz effektiver und lokal ausgerichteter Programme und Methoden - werden im Landkreis Görlitz erfolgreich eingesetzt. Die Zusammenarbeit der Partner Sächsische Bildungsagentur, Landratsämter sowie Polizei ermöglicht eine zielgerichtete Beratung von Kitas und Schulen über die für sie passenden und wirkungsvollen Programme zur Prävention.

Positiv hervorzuheben und zu würdigen sind zudem folgende Aspekte:

  • die behördenübergreifende Kooperation und die Verzahnung der einzelnen Präventionsaktivitäten der kooperierenden Behörden,
  • die gemeinsame präventive Arbeit von Schule, Jugendhilfe, Kommunen und Polizei,
  • die flächendeckende Befragung von Kindern und Jugendlichen mit standardisiertem Fragebogen (CTC-Befragung),
  • die Beratungsangebote für Kita und Schule zu passgenauen Präventionsangeboten auf Basis der Ergebnisse der flächendeckenden Befragung,
  • der Ansatz einer umfassenden und verschiedene Lebensphasen einbeziehenden Präventionsarbeit, die bereits im Vorschulalter beginnt und bis zum Erwachsenenalter reicht,
  • der langfristige und nachhaltige Ansatz durch Einbindung der Präventionsangebote in die Bildungspläne und Schuljahresprogramme,
  • der Transfer des Arbeitsansatzes PiT-Ostsachsen und der Methode CTC in andere sächsische Landkreise.

 

Zum Originalwettbewerbsbeitrag des Landkreis Görlitz.