Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald

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Foto der Preisträgerinnen  und Preisträger und der Auslober des Wettbewerbs, ©BZgA, Foto: Christian Hahn, Berlin
Foto der Preisträgerinnen und Preisträger und der Auslober des Wettbewerbs, ©BZgA, Foto: Christian Hahn, Berlin

Auszug aus der Wettbewerbsdokumentation

Kommune und Wettbewerbsbeitrag im Überblick

Einwohnerzahl 252.7491
Bundesland Baden-Württemberg
Titel des Beitrags passt! - Prävention im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Schwerpunkt des Beitrags Der Landkreis hat ein themenübergreifendes Präventionskonzept entwickelt, das qualitative sowie strukturelle Aspekte von Prävention ebenso wie konkrete Angebote vor Ort umfasst.
Einzelprojekte
  1. passt!-Fachgepräche
  2. Gewaltbilder
  3. Alter Sucht Hilfe
Kontakt Christoph Keim
Kommunaler Suchtbeauftragter
FB 250, Fachgruppe Planung & Prävention
Stadtstraße 2
79104 Freiburg
Tel.: +49 761 2187-2513
E-Mail: Christoph.Keim@lkbh.de

1 Die Einwohnerzahlen der prämierten Kommunen wurden der folgenden Quelle entnommen: Bertelsmann Stiftung: Wegweiser Kommune, www.wegweiser-kommune.de (Abruf April 2016); die Zahlen beziehen sich auf den Stand vom 31.12.2014.

Anlass und Ausgangssituation

Hintergrund für die Entwicklung des Strategiekonzeptes Prävention für den im Südwesten Baden-Württembergs gelegenen Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald waren die Erkenntnis und Erfahrung im Landkreis, dass es zwar gute einzelne Projekte sowie eine Fülle von Präventionsangeboten gab, diese jedoch häufig unabgestimmt und unkoordiniert nebeneinander existierten. Strukturell arbeiteten Einrichtungen in nahezu parallelen Arbeitskreisen zu sehr ähnlichen Themen wie z.B. der Primärprävention und der Resilienzförderung. Zudem wurde Bedarf an der Entwicklung von Wirksamkeitskriterien für Prävention auf der Basis aktueller Forschungsergebnisse festgestellt.

Konzeption und Ziele

Logo "passt!"Vor diesem Hintergrund erarbeiteten die Arbeitskreise Suchtprävention und Gewaltprävention gemeinsam das Präventionskonzept "passt!" für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Es besteht aus einem gemeinsamen Handlungskonzept von Trägern und Einrichtungen im Bereich der Prävention und umfasst qualitative sowie strukturelle Aspekte von Prävention ebenso wie konkrete Angebote vor Ort.

Zu den Zielen des Präventionskonzeptes zählen unter anderem:

  • die Entwicklung einer wirkungsvollen und nachhaltigen Präventionsstrategie und zwar durch alle Akteure der Prävention im Landkreis gemeinsam,
  • die Entwicklung von überprüfbaren Wirksamkeitskriterien für Präventionsangebote,
  • die Erarbeitung von praktischen Handlungsempfehlungen für die Arbeit vor Ort,
  • das Thema Prävention in der Öffentlichkeit bekannter zu machen.

Vorgehen und Umsetzung

Die politische Legitimation des Konzeptes "passt!" erfolgte durch Beschluss vom Jugendhilfeausschuss, mit dem die bis dahin bestehenden Aktionskreise Suchtprävention und Gewaltprävention sowie weitere Fachdienste in einem neuen Arbeitskreis Prävention zusammengeführt wurden. Der Arbeitskreis Prävention hat die Aufgabe, präventive Aktivitäten im Landkreis zu initiieren, vorzubereiten, aufeinander abzustimmen, umzusetzen, weiterzuentwickeln und zu dokumentieren. Zudem ist er dafür zuständig, zu vernetzen und die Schnittstellen zu anderen Vernetzungsstrukturen (z.B. Kommunales Suchthilfenetzwerk, Kriminalprävention) zu sichern.

Entwicklung der FachgesprächeTeil des Präventionskonzeptes ist eine "Handreichung zur Prävention" mit Grundsätzen, die präventives Handeln bei Kindern und Jugendlichen wirksam und nachhaltig werden lassen (u.a. Partizipation und Teilhabe, Lebensweltbezogenheit, Frühzeitigkeit). Die Handreichung umfasst zudem eine Übersicht über die Bereiche, in denen vorrangiger Präventionsbedarf gesehen wird, wie z.B. bei Bildung, Gesundheit, Sucht, Gewalt, Medien und Infrastruktur. Für jeden Bereich werden Ziele formuliert und konstruktive Handlungsempfehlungen aufgezeigt. Ein Anhang informiert über die in den beschriebenen Handlungsfeldern im Landkreis abrufbaren Angebote, über die Netzwerke der Praktikerinnen und Praktiker sowie über Ansprechpersonen zu den verschiedenen Themenfeldern. Die Handreichung wurde von der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit in Freiburg überprüft, bewertet und ergänzt.

Skizze der KonzeptionUm neue Präventionsangebote qualitativ überprüfen zu können, wurde ergänzend zur "Handreichung zur Prävention" die "passt!-Checkliste" erarbeitet, mit deren Hilfe neue Angebote im Hinblick auf die in der Handreichung zusammengestellten Grundsätze wirksamer Prävention überprüft werden können. Angebote können beim Arbeitskreis Prävention zur Prüfung eingereicht werden. Die dort angebundene Gütesiegelgruppe bespricht mit den einreichenden Institutionen auf Wunsch die eingereichten Angebote in Bezug auf die Berücksichtigung der Grundsätze. Auf diese Weise dient der Check der Qualitätsentwicklung der Präventionsangebote. Sind die Grundsätze bei einem Angebot oder Projekt entsprechend berücksichtigt, wird das "passt!-Gütesiegel" vergeben.

Die im Internet öffentlich zugängliche Datenbank "plAn" bietet Interessierten einen Einblick in abrufbare Module zur Prävention, zur Elternbildung sowie in präventive und lebenskompetenzfördernde Angebote und Projekte im Landkreis. Angebote, für die das passt!-Gütesiegel vergeben wurde, können über eine Suchfunktion ermittelt werden.

Darüber hinaus werden im Beitrag folgende konkrete Angebote vorgestellt:

  • "passt!-Fachgespräche": Mit dem 2015 neu entwickelten Format der "passt!-Fachgespräche" sollen die unterschiedlichen Arbeitsfelder der Prävention zusammengeführt werden. Zielgruppen der Fachgespräche sind die Mitglieder des Arbeitskreises Prävention sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der im Arbeitskreis organisierten Institutionen. Darüber hinaus findet eine Kooperation mit dem Kommunalen Suchthilfenetzwerk statt. Je nach Thema werden auch spezifische Zielgruppen angesprochen, z.B. Jugendhilfeeinrichtungen beim Thema Medienkompetenz. Bisher haben die Fachgespräche "Herausforderung digitale Medien", "Medien und Sucht‚ durchgängig online - wo hört der Spaß auf?'" sowie "Alter Sucht Hilfe" stattgefunden.
  • Projekt "Gewaltbilder": Dieses Projekt ist Teil eines im Arbeitskreis Prävention entwickelten Konzepts zur Prävention alkoholbedingter Jugendgewalt. Foto aus dem Projekt "Gewaltbilder"Das Konzept sieht vor, dass in motivierender Gesprächsführung geschulte Fachkräfte Jugendliche mit auffälligem Verhalten ansprechen und in Trainingskurse vermitteln. Für die einzelnen Module der Trainingskurse werden Materialien und Arbeitshilfen entwickelt. Zur Diskussion über die Erscheinungsformen von Gewalt wurden von anderen Jugendlichen im gleichen Alter Fotos mit verschiedenen Szenen erstellt, wie sie selbst Gewalt im Alltag erleben. Foto aus dem Projekt "Gewaltbilder"Unterstützt wurden sie dabei von einem professionellen Fotografen sowie von Mitarbeiterinnen aus dem Jugendamt und der offenen Jugendarbeit. Nach den Aufnahmen wurde im Jugendtreff ein Workshop zum Thema Gewalt angeboten. Die Gewaltbilder werden mittlerweile im Rahmen verschiedener Präventionsangebote und auch in anderen Landkreisen eingesetzt.
  • "Alter Sucht Hilfe": 2014 habe Akteure aus der Altenhilfe und der Suchthilfe gemeinsam einen Fachtag zum Thema "Sucht im Alter" durchgeführt, aus dem sich ergab, dass konkrete Bedarfe nach weiteren Informationen zu diesem Themenfeld bestehen. Daher wurde ein Informationsordner erstellt, der interessierten Pflegeeinrichtungen kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Darüber hinaus wurde 2015 ein "passt!-Fachgespräch" "Alter Sucht Hilfe" durchgeführt.

Begründung der Prämierung

Der Landkreis hat sich des in vielen Kommunen bestehenden Problems angenommen, dass viele verschiedene Präventionsmaßnahmen unkoordiniert nebeneinander bestehen und es so zu Doppelstrukturen kommt. Er hat mit dem "Arbeitskreis Prävention" und dem gemeinsamen Handlungskonzept "passt!" als Dach eine Struktur für nachhaltige und wirkungsvolle Prävention geschaffen, und zwar mit ausdrücklicher Rückendeckung der Kreisspitze. Dabei werden Kooperation und Vernetzung vorbildlich gelebt.

Der Wettbewerbsbeitrag rückt insgesamt Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Suchtpräventionsmaßnahmen in den Mittelpunkt und präsentiert auf diesem Feld mehrere innovative Ideen:

  • Innovativ ist insbesondere die "passt!-Checkliste", mithilfe derer Projekte auf ihre Wirksamkeit überprüft werden, und das Gütesiegel für bei dieser Überprüfung erfolgreiche Projekte. Auf diese Weise konnte ein umfassendes Qualitätsmanagement etabliert werden, von dem nicht zuletzt das Projekt selbst profitiert, das mit dem Gütesiegel für sich werben kann.
  • Auch die Idee, alle präventiven und lebenskompetenzfördernden Angebote im Kreis in Form einer Datenbank inkl. Suchfunktion ins Internet zu stellen, ist eine innovative Idee, die es den Bürgerinnen und Bürgern im Landkreis erleichtert, das passende Angebot zu finden.
  • Schließlich greifen die "passt!-Fachgespräche" mit "Digitalen Medien", "Onlinesucht", "Sucht im Alter" neue Themen der Präventionsarbeit auf und ermöglichen einen fachlichen Austausch der Akteure und die Entwicklung neuer Aufgabenfelder und Maßnahmen.

 

Zum Originalwettbewerbsbeitrag des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald.