Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Das Angebot Wiesel besteht seit 2006 und greift die Problematik der Kinder und Jugendlichen aus suchtbelasteten Familien, insbesondere ihr hohes Risiko für die Entwicklung einer eigenen Abhängigkeitserkrankung und/oder anderweitiger psychischer Störungen in differenzierten Ansätzen und Settings auf. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen erhalten in altershomogenen Gruppen sowie im Einzelsetting die Möglichkeit, sich von den widrigen Erlebnissen und Erfahrungen mit suchtkranken Elternteilen zu entlasten. Innerhalb der Gruppenarbeit werden Resilienzfaktoren wie Einsicht in die elterliche Erkrankung, Beziehungsfähigkeit und Initiative gefördert. Auch eng mit (der Entwicklung von) Suchterkrankungen assoziierte Themen wie Selbstbild, Emotionen, Umgang mit dem eigenen Körper und – bei Jugendlichen – die Einschätzung einer etwaigen eigenen Gefährdung sind regelhafter Bestandteil der Sitzungen. In den Beratungsgesprächen mit den Eltern kommen vor allem deren Schuld- und Schamgefühle und, oftmals damit einhergehend, Erziehungsprobleme zum Tragen; weiterhin die altersgerechte Aufklärung des Kindes über die Suchterkrankung sowie die Vermittlung in weiterführende Hilfsangebote. Für Fachkräfte aus dem Bereich der Kinder- und Jugend- sowie der Suchthilfe werden Fortbildungen durchgeführt. Bezogen auf einzelne Familien finden gemeinsame Fallberatungen statt.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation
Es ist davon auszugehen, dass in Deutschland über drei Millionen Kinder und Jugendliche mindestens einen suchtkranken Elternteil haben. Gemäß einer aktuelleren Studie leben schätzungsweise bis zu 6,6 Mio. Kinder bei einem Elternteil mit riskantem Alkoholkonsum, respektive 4,2 Mio. Kinder bei einem Elternteil mit regelmäßigem Rauschtrinken (siehe Klein, M. et al., 2017, in: Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung: Kinder aus suchtbelasteten Familien). Diese Kinder und Jugendlichen sind nicht nur einer übermäßigen Belastung ausgesetzt, sondern als Hochrisikogruppe für die Entwicklung einer eigenen Abhängigkeitserkrankung und/oder Entwicklung weiterer psychischer Störungen bekannt.
Basierend auf den vorhandenen Daten wurde 2005 die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen von der Bundes- auf die Landkreisebene transformiert (siehe auch „Fokus“ im Jahresbericht 2005). Es wurden - bei 150.000 Einwohnern - rund 5.000 Kinder und Jugendliche ermittelt, die in einer suchtbelasteten Familie oder Lebensgemeinschaft wohnten, und davon ein Drittel, also rund 1.700 Kinder und Jugendliche, die unter psychosozialen Beeinträchtigungen litten. Nicht nur aufgrund des durch die Daten festgestellten Bedarfs, sondern auch infolge der Erfahrungen der Mitarbeiter*innen der Suchtberatungsstelle der Caritas (ein Großteil des Klientels stammt selbst aus suchtbelasteten Elternhäusern; hat eigene Kinder; kommt mit einer Auflage durch das Jugendamt, etc.) wurde 2006 ein selektives bzw. indiziertes Präventionsangebot für die Betroffenen konzipiert und seitdem kontinuierlich fortentwickelt.
Konzeption, Ziele und Zielgruppen
Der Problematik der Kinder in suchtbelasteten Familien bzw. ihrem hohen Risiko für eigene spätere Erkrankungen nähert sich Wiesel über verschiedene Zielgruppen und in unterschiedlichen Settings an.
Zielgruppe sind zunächst die Kinder und Jugendlichen, die in einer suchtbelasteten Familie oder Lebensgemeinschaft aufwachsen. Unter Suchtbelastung wird der missbräuchliche oder abhängige Konsum eines oder beider Elternteile von legalen Mitteln wie Alkohol, Medikamenten oder von illegalen Drogen bzw. das pathologische Glücksspiel gefasst - das Suchtgeschehen kann ein akutes oder in jüngerer Vergangenheit liegendes sein.
Die Zielsetzung beinhaltet, den Kindern (einen) Raum vorzuhalten, in welchem sie ihre spezifischen Erlebnisse zum Ausdruck bringen und aufarbeiten können und in ihren Resilienzen (Widerstandskräften) gestärkt werden. Als wesentlich werden die Resilienzfaktoren „Wissen und Einsicht in die elterliche Suchterkrankung und deren Auswirkungen“ (Psychoedukation) sowie der Faktor der „Beziehungsfähigkeit“ erachtet. Weitere eng mit der Verhinderung einer (eigenen) Abhängigkeitserkrankung assoziierte Themen sind die Entwicklung eines realistischen Selbstbildes, das Gewahr werden und der Ausdruck von Emotionen sowie ein gesundheitsfördernder Umgang mit dem eigenen Körper. Gerade mit den Jugendlichen stehen die verstärkte Befassung mit unterschiedlichen Suchtstoffen und die Einschätzung des eigenen Konsumverhaltens bzw. einer etwaigen eigenen Gefährdung im Vordergrund.
Auch die Eltern bzw. die Erziehungsberechtigten sind Adressat*innen des Angebots. Hier besteht die Zielsetzung der Beratungsgespräche darin, die elterliche Wahrnehmung für die Erlebenswelt, Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen ihrer Kinder zu fördern. Mögliche Verhaltensauffälligkeiten des Kindes können in Verbindung zu den eigenen Problemen bzw. zum Suchtgeschehen eine Neubewertung erfahren. Die Eltern werden in ihrer elterlichen Rolle und Verantwortung (Erziehungskompetenz) gestärkt und ggf. im Aufsuchen ergänzender oder weiterführender Hilfeangebote unterstützt.
Eine weitere Zielgruppe des Angebots stellen die Fachkräfte der psychosozialen Einrichtungen dar, die mit den betroffenen Familien arbeiten (Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen in der Sucht- bzw. der Kinder- und Jugendhilfe, medizinisches System). Hier geht es zum einen um die Schulung der Fachkräfte zur Erlangung von Kompetenzen im Umgang mit suchtkranken familiären Systemen, zum anderen um eine enge Kooperation, um möglichst effektiv und frühzeitig auf Anzeichen von Belastungen bei einzelnen Kindern reagieren zu können.
Schlussendlich stellt auch die (Fach-)Öffentlichkeit eine Zielgruppe dar – im Sinne der Sensibilisierung für die Situation der Kinder und Jugendlichen sowie mit dem Fernziel einer flächendeckenden Versorgung im Saarland (öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen z.B. im Rahmen der alljährlich stattfindenden bundesweiten COA-Aktionswoche, Fachtagungen, Presseartikel etc.)
Vorgehen und Umsetzung
Die Zugangswege der Kinder in Wiesel verteilen sich etwa paritätisch auf die lokale Suchthilfe, das heißt über die Eltern, die sich als Klient*innen in Beratung, Behandlung oder psychosozialer Begleitung für Substituierte im Beratungszentrum der Caritas befinden; zum anderen auf Einrichtungen der öffentlichen und freien Jugendhilfe. Nur ein kleiner Teil der betroffenen Familien wendet sich als Selbstmelder an Wiesel.
Das Kernstück stellen die fortlaufenden altershomogenen Gruppen dar. Sie finden in teils wöchentlichem, teils 14-tägigem Rhythmus statt, die Teilnahme erfolgt unter der Voraussetzung der Zustimmung zumindest eines Erziehungsberechtigten. Das Einverständnis des Elternteils in die Gruppenteilnahme und die Erlaubnis gegenüber dem Kind, über die häusliche Situation sprechen zu dürfen, ist essenziell zur Vermeidung bzw. Minimierung von Loyalitätskonflikten. Das Kind oder der/die Jugendliche erhält Gelegenheit, zwei Schnupperstunden zu besuchen und sich dann für oder gegen eine verbindliche Teilnahme auszusprechen. Da die Kinder häufig nicht allein in die Gruppenstunden kommen können (ländliches Gebiet, Elternteile aufgrund der Suchterkrankung oft nicht in der Lage, das Kind zu bringen oder für eine regelmäßige Gruppenteilnahme zu sorgen), existiert ein Hol- und Bringdienst, den die Co-Leitung in der Gruppe (zumeist eine studentische Hilfskraft) ausführt.
Feste Rituale wie ein gemeinsamer Imbiss zu Beginn der Gruppensitzung und ein Abschlusskreis vermitteln den Teilnehmenden das Gefühl von Sicherheit, Kontrolle und Kontinuität. Zur Gestaltung der inhaltlichen Arbeit rund um die mit (elterlicher) Sucht assoziierten Themen (Familie, Rollen in der Familie, Gefühle, Suchtprävention, s.o.) steht inzwischen ein Methodenhandbuch zur Verfügung, das die beiden Mitarbeiter*innen von Wiesel auf Basis ihrer langjährigen Erfahrung erstellt und publiziert haben (siehe Flyer: Oswald, C. & Meeß, J. (2019): Methodenhandbuch für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus suchtbelasteten Familien. Freiburg: Lambertus).
Ergänzt wird die inhaltliche Arbeit durch regelmäßige Freizeitaktivitäten im Landkreis Neunkirchen bzw. den angrenzenden Landkreisen wie beispielsweise klettern, schwimmen, zelten, kochen und backen (z.B. in Kooperation mit der TAFEL in Neunkirchen). Da ein nicht unerheblicher Anteil der Kinder und Jugendlichen Übergewicht aufweist, generell nur wenig Bezug zum eigenen Körper hat und durch die Eltern eine gesunde, auch die Teilnahme an Vereinsaktivitäten einschließende Lebensweise kaum gewährleistet werden kann, kommen verschiedene Herangehensweisen und Methoden, die den Aspekt des Somas aufgreifen, zum Tragen. So wurde bspw. 2019 in Kooperation mit dem lokalen Hallenbad, „die Lakai“, und einer Schwimmlehrerin ein Schwimmkurs installiert, in vergangenen Jahren Schnupperkurse in Bogenschießen und Wing Tsun initiiert. Auch das Heranführen der Kinder an die kulturellen Angebote des Landkreises ist ein Ansinnen, wie die Kooperation mit der Stadtbücherei Neunkirchen, die 2018 eine Lesung für die Kinder organisierte - in deren Folge gemeinsame Besuche in der Bücherei stattfanden und -finden. Auch die Nutzung von weiteren Freizeitangeboten des Landkreises Neunkirchen und die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten der Region (z.B. Exkursionen in das stillgelegte Bergwerk Landsweiler-Reden, Aufstieg auf die Alm, Nachtwanderungen durch den Kasbruch, Picknick am Wingertsweiher in Ottweiler, Besteigung des Schaumbergturms in Tholey) stehen regelhaft auf dem Programm. An der Planung der Gruppenstunden sowie der Freizeitaktivitäten partizipieren die Kinder und Jugendlichen, indem sie eigene Ideen, Wünsche und Anregungen einbringen, sodass die Gestaltung der Gruppenstunden zumeist auf absehbare Zeit feststeht und von den Kindern und Jugendlichen überblickt werden kann.
Erscheint die Gruppenteilnahme eines Kindes oder Jugendlichen aus zeitlichen Gründen nicht zu bewerkstelligen oder nicht ausreichend, können Einzelberatungen entweder in Form von zeitlich terminierten Kurzzeitinterventionen oder fortlaufenden Gesprächen in Anspruch genommen werden. In diesem Rahmen können Jugendliche oder auch junge Erwachsene Themen äußern und bearbeiten, die sie sich im Gruppenkontext nicht anzusprechen trauen, es kann bei Krisen interveniert oder der Bedarf einer Kinder- und Jugendpsychotherapie abgeklärt werden.
Parallel zur Gruppenteilnahme des Kindes werden durchschnittlich alle zwei Monate Elternberatungen angeboten. Immer wieder werden hier Scham- und Schuldgefühle durch die Eltern benannt, die auf der Handlungsebene häufig zu Inkonsequenz im Erziehungsverhalten führen – mit der Folge weiterer innerfamiliärer Konflikte. In der Beratung werden die Eltern (auch Stiefeltern, Großeltern etc.) in ihrer elterlichen Rolle und Verantwortung, auch in der (Wieder-)Etablierung eines familiären Gefüges, in dem die Rollen nicht diffundiert, sondern Eltern- und Kindesebene abgegrenzt sind, gestärkt. Das Aufsuchen ergänzender oder weiterführender Hilfeangebote (wie z.B. Kinder- und Jugendpsychotherapie, schulische Nachhilfe, Adipositas-Beratung, Elterntrainings, etc.) stellt einen weiteren Inhalt der Elterngespräche dar. Unabhängig von der Gruppenteilnahme eines Kindes werden auch Gespräche für solche Elternteile und Familienangehörige vorgehalten, die einen grundsätzlichen Informationsbedarf (z.B. die altersgemäße Aufklärung ihres Kindes über die eigene Abhängigkeitserkrankung oder die des (Ex-)Partners) haben, fernerhin Elternkurse und Familienseminare.
Schulungen für Fachkräfte
Neben der Multiplikatorenschulung „Kind s/Sucht Familie“ (Hg.: Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V., 2007), die seit 2009 etwa 30 mal für saarländische Fachkräfte zur Anwendung kam, wurde 2012 am Beratungszentrum der Caritas ein spezifisches Curriculum für Erzieher*innen: „Kinder aus Suchtfamilien, Kinder mit komorbid psychisch erkrankten Eltern/teilen“ konzipiert und in Kooperation und Feinabstimmung mit der Fachberatung der kommunalen Kindertageseinrichtungen der Kreisstadt Neunkirchen mehrfach inhouse und outhouse durchgeführt (zu den Inhalten der Schulungen: siehe Konzeption Wiesel 2019).
Weitere Formen der Kooperation mit Fachkräften und Institutionen
Eine enge Kooperation mit den Fachkräften im Landkreis (z.B. den Mitarbeiter*innen des Kreisjugendamts Neunkirchen: ASD, Pflegekinderdienst, Schoolworker; den Mitarbeiter*innen des Gesundheitsamts Neunkirchen: Adipositasberatung; Schulpsychologischer Dienst, Frühe Hilfen); den Mitarbeiter*innen der Familienberatungszentren etc.) findet sich in der Vermittlung von Kindern sowie in gemeinsamen Fallbesprechungen und einem in Folge abgestimmten Vorgehen in Bezug auf einzelne Familien. Dies betrifft auch die Zusammenarbeit mit Einrichtungen der stationären Jugendhilfe im Landkreis Neunkirchen (Wohngruppen des Diakonischen Werks, Pallottihaus etc.), in denen ein nicht unerheblicher Anteil der Kinder und Jugendlichen zeitweise oder dauerhaft untergebracht ist.
Beispielhaft kann hier auf die Vermittlung von übergewichtigen Kindern aus Wiesel in das im Gesundheitsamt Neunkirchen lokalisierte Kursprogramm „Wieder fit! Wieder dabei!“ für übergewichtige Kinder und deren Eltern verwiesen werden.
Als ein weiterer relevanter Kooperationspartner im Landkreis ist die Fachklinik Münchwies (Medianklinik) zu nennen, in der die Mitarbeiter*innen von Wiesel regelhaft Sprechstunden für in Rehabilitation befindliche Eltern/teile anbieten, bei Bedarf auch die Durchführung von Familienseminaren.
Nicht zuletzt kann das Familiengericht Neunkirchen angeführt werden, dessen Vertreterin Dr. Britta Wagner mehrmals auf Einladung von Wiesel über Kindeswohlgefährdung bei Kindern und Jugendlichen in suchtbelasteten Familien referierte (z.B. im Rahmen der Fachtagung „Früh gefordert – immer gefährdet“ im Februar 2019).
Ergebnisse und Erreichtes/Wirkungen
Das Angebot Wiesel wurde 2018/2019 in Bezug auf deskriptiv-statistische Parameter ausgewertet. Diese Evaluation fand zum einen intern statt, indem die von 2006 – 2017 betreuten Kinder respektive Familien im Hinblick auf verschiedene Kriterien untersucht wurden (insgesamt 50 Kriterien, von Alter und Geschlecht der Kinder über Verweildauer in Wiesel, Anzahl der Kontakte bis hin zu Diagnosen auf Seiten der Elternteile (Abhängigkeit von welchen Substanzen?), Komorbiditäten, Behandlungen sowie psychosozialen Auffälligkeiten auf Seiten der Kinder, Verdacht auf Adipositas, Verdacht auf FASD etc.. Diese Daten bzw. das Rohmaterial wurde extern von der HTW (Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Studiengang „Pädagogik der Kindheit“) im Rahmen einer Bachelor-Arbeit ausgewertet (siehe Anhang).
Einbindung in eine Gesamtkonzeption zur kommunalen Suchtprävention
Das Angebot Wiesel basiert auf einer eigenen Konzeption (siehe Anhang), die wiederum die Grundlage für die Finanzierung über die Landkreise Neunkirchen und St. Wendel und das Land bildet und die sowohl die präventiven Ziele als auch die Vernetzung mit den verschieden kommunalen Akteuren enthält. Eine jeweils eigene Konzeption zur Suchtprävention existiert in den vergleichsweisen kleinen Landkreisen des Saarlandes nicht, dahingegen eine saarlandweite Strategie (siehe Anhang).
Ausgangs- und Bedarfsanalyse - siehe Anlass und Ausgangssituation
Ganzheitliche Anlegung - siehe Vorgehen und Umsetzung
Kombination verhaltens- und verhältnispräventiver Maßnahmen
Wiesel ist in erster Linie ein Angebot zur Verhaltensprävention. Die präventiven Maßnahmen sind speziell auf die Risikogruppe der Kinder und Jugendlichen aus suchtbelasteten Familien zugeschnitten. Als Beispiele können hier genannt werden: Wissensvermittlung in Bezug auf die verschiedenen stoff- und nichtstoffgebundenen Süchte und insbesondere der Wirkungsweise von Substanzen, z.B. mithilfe des Suchteimers; Einheiten zum Thema Jugendschutz und Alkohol, Einladen der Präventionsfachkräfte zum Thema Rauchen und Shisha -Rauchen; Präventionseinheiten zum Thema Alkohol und Nikotin in der Schwangerschaft.
Verhältnispräventive Maßnahmen erfolgen vor allem im schulischen Kontext
- Durch eine regelhafte Teilnahme an der Präventionswoche an der Gemeinschaftsschule Neunkirchen: Gestaltung eines Workshops zum Thema „Kinder aus Suchtfamilien“
- Kinoprojekt mit der Gemeinschaftsschule Elversberg im Landkreis Neunkirchen: Präventionsfilm „Zoey“; im Anschluss Vorstellung aller relevanten Institutionen und Personen, die in Bezug auf elterliche Suchtbelastung Ansprechpartner*innen für die Schüler*innen sein können
- Hinweis auf das Angebot Wiesel bzw. Vermittlung an Wiesel durch die Mitarbeiter*innen der Fachstelle Suchtprävention während primärpräventiver schulischer Veranstaltungen
Partizipation der Zielgruppen - siehe Vorgehen und Umsetzung
Innovative suchtpräventive Strategien
Hierunter lässt sich die Einbindung des Themas „Situation von Kindern und Jugendlichen, die in einer Suchtfamilie aufwachsen“ in primärpräventive schulische Veranstaltungen sehen (s.o.) – ermöglicht sie doch auf indirekte Art und Weise betroffenen Kindern Entlastung („ich bin nicht alleine“) bzw. eine Kontaktaufnahme zum Angebot Wiesel.
Auch die Entwicklung neuer und kreativer Methoden in der Arbeit mit der Hochrisikogruppe der Kinder und Jugendlichen aus Suchtfamilien, zum Teil sogar gemeinsam mit den Betroffenen (wie Gestaltung einer Home Page oder eines Theaterstücks), kann als innovativ bezeichnet werden (siehe Flyer Methodenhandbuch).
Verbindlich vereinbarte Vernetzung und Kooperation von verschiedenen Akteuren
Die Kooperation mit unterschiedlichen Akteuren im Landkreis Neunkirchen wurde bereits dargestellt. Eine verbindliche Vernetzung findet sich innerhalb des Beratungs- und Behandlungszentrums der Caritas selbst, in dem Wiesel als Clearingstelle für die Kinder (aller Altersgruppen) der KlientInnen fungiert, Jugendliche, die schon einen bedenklichen eigenen Konsum aufweisen, von Wiesel in die Fachstelle „Jugendberatung“ oder in Angebote der Frühintervention wie HALT und FRED vermittelt werden und selbst in der JVA in Ottweiler einsitzende suchtmittelkonsumierende KlientInnen besucht werden, um diese frühzeitig für das Risiko einer späteren Suchterkrankung ihrer Kinder zu sensibilisieren.
Weiterhing finden regelhafte und verbindliche Kooperationstreffen zwischen Suchthilfe (Caritas), Jugendhilfe (Kreisjugendamt Neunkirchen) und Medizinischem Kinderschutz (Dr. Lotti Simon-Stolz als Vertreterin der DGKiM – Deutsche Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin) zur Weiterentwicklung der Zusammenarbeit, verbindlichen Verfahrensabläufen etc. statt.
Angeführt werden soll auch die Arbeitsgemeinschaft FASD, die sich im Anschluss an eine Fachtagung zum Thema der Alkoholembryopathie im Dezember 2016 im Kreisjugendamt Neunkirchen formiert hat. Ihr gehören Wiesel, Vertreter*innen des saarländischen Landesinstituts für Präventives Handeln (LPH) und die o.g. Dr. Lotti Simon-Stolz (DGKiM) an. Sie hat zum Ziel, die Prävention, Diagnostik und Beratung hinsichtlich Fetaler Alkoholspektrumstörungen im Saarland zu forcieren und hat zu diesem Zweck einen Round Table mit den kinder- und jugendmedizinischen bzw. -psychiatrischen Institutionen im Saarland etabliert.
Verankerung auf der kommunalpolitischen Ebene und Unterstützung
- Leitung des Unterausschusses „Kinder in Suchtfamilien“ der Saarländischen Landesstelle für Suchtfragen (im Ausschuss sind wiederum Teilnehmer*innen aus dem Landkreis Neunkirchen vertreten)
- Mitglied im Arbeitskreis Kommunale Gesundheitsförderung des Landkreises Neunkirchen und in deren Untergremien: Ernährung und Medienkonsum
- Mitglied im Arbeitskreis Frühe Hilfen des Landkreises Neunkirchen
- Gemeinsame Konzipierung und Organisation von Fachtagungen mit unterschiedlichen Kooperationspartnern im Landkreis (FASD (2016); Borderline-Mütter und ihre Kinder (2017), Kinderarmut (2018), „Früh gefordert – immer gefährdet“ (2019)
- Sitz im Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Landkreises Neunkirchen
- Sitz in der Kinderkommission der Stadt Neunkirchen
- alljährliche Teilnahme am Weltkindertag des Landkreises Neunkirchen (z.B. mit Sinnesparcours)
Transfer in andere Kommunen
Ein Transfer der Konzeption des Angebots Wiesel in andere Landkreise ist vom saarländischen Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie gewünscht und anvisiert (siehe auch Ankündigung Staatssekretär Kolling, Presse Ministerium für Soziales vom 11.2.2019) Durchgeführt wurden saarlandweit zahlreiche Präsentationen zu Wiesel und Fortbildungen von Fachkräften zur Umsetzung der Inhalte (z.B. zum Einsatz der Methoden).