Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Bei diesem Workshop geht es um die Begleitung von Jugendlichen zur Thematik Alkohol und entsprechenden Präventionsmöglichkeiten. Ziel ist es, die Bedeutung von Alkohol für die Jugendlichen zu schwächen und im gleichen Zuge ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstwirksamkeit zu stärken. Ebenfalls werden durch die Simulation mit Rauschbrillen Gefahren und Wirkungen von Alkohol verdeutlicht.
Bei einem anschließenden Mix-Workshop werden alkoholfreie Alternativen für Jugendliche vermittelt und das Gemeinschaftsgefühl gestärkt.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation
Einen Anlass sehen wir durch die fortlaufende Entwicklung des Alkoholkonsums bei Minderjährigen. Es wurde in den aktuellen Studien der BZgA (2019) herausgestellt, dass die Anzahl der konsumierenden Jugendlichen abgenommen hat, sich jedoch das Verhalten in Richtung Extrema entwickelt hat. Es wurde ein Anstieg der Jugendlichen und Kinder bemerkt, welche sich bis in den Rauschzustand versetzen oder sogar das Koma dabei erreichen. Das ist dahingehend als besorgniserregend zu betrachten, da die Zahl der jungen Erwachsenen im Vergleich ebenfalls deutlich zugelegt hat. Für uns leitet sich hierbei eine weitere Verfestigung des "Legal-High" Alkohol als etablierte und gesellschaftsfähige Droge ab, die in gewissen Teilen auch als "Traditionsgut", oder auch Bestandteil des "Erwachsenseins" betrachtet wird.
Wir sehen uns daher aufgefordert, auch weiterhin für eine Förderung und Schulung des Bewusstseins bzgl. Alkoholkonsum zu agieren und präventiv Maßnahmen zu ergreifen, welche Kinder und Jugendliche dabei unterstützen sollen, verantwortungsbewusst, selbstwirksam und reflektierend mit den Gefahren und Wirkungen von Alkohol umzugehen und zu handeln, damit dieser Kreis durchbrochen werden kann.
Zielgruppe
Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren in Hinblick auf die hauseigene Konzeption des M24.
Jugendliche in dieser Lebensphase, in der es vor allen darum geht, sich selbst zu entdecken, seine Fähigkeiten und Talente zu sehen und zu finden und dabei seine eigene Persönlichkeit zu entfalten, weisen eine hohe Vulnerabilität auf, welche auf die Veränderungen während der Pubertät, als auch die gesellschaftliche Phase Jugend und deren Anforderungen zurückzuführen ist. Hierbei sind nicht nur die unzähligen Leistungsanforderungen von Schule und Beruf zu nennen, sondern auch die sozialen Erwartungen, die an sie gestellt werden, z.B. durch Elternhaus, Freunde und Bekannte, weitere Systeme, in denen sie sich bewegen, wie etwa Vereine oder politischen Landschaft. Jugendliche vollbringen hier eine Höchstleistung von Anpassung, welche sich mit der noch im Aufbau befindenden Reflexionsfähigkeit und den noch zu erwerbenden Bewältigungsstrategien konfrontiert sieht.
Da hier auch noch eine Neuorientierung des Wertesystems stattfindet, wird hier nach Orientierung eines eigenen Ethos gesucht, um ein gutes und gelingendes Leben zu führen. Hierbei kann es aber auch zu Manipulation und Beeinflussungen kommen, die Jugendliche auch auf destruktive Wege führen können. Diese Gefahr ist in dieser Phase so groß, wie sonst nur zuvor in der Kindheit.
Da Alkohol, wie bereits im Anlass dargestellt, eine hohe gesellschaftliche Etablierung erfährt und als Zugehörigkeit des "Erwachsenseins" definiert wird, sind besonders Jugendliche und Kinder davon gefährdet, welche sich an diesen Rollenbildern und Werten orientieren.
Konzeption
Alkohol ist stetiger Begleiter von vielen traditionellen Anlässen und gesellschaftlichen Zusammenkünften unserer Gesellschaft, wie etwa Volksfeste, Geburtstage, Partys und Discotheken, Ehrungen, Vereinsleben, Hochzeiten, Festen, etc.. Die Substanz wird in diesem Maße oft mit Spaß und dem Gelingen der entsprechenden Situationen verbunden und gilt daher als unabdingbar. Dies ist auf die enthemmende Wirkung zurückzuführen, welche jedoch, neben den Langzeitschäden, ebenfalls bereits eine große Gefahr darstellt und oft unterschätzt wird.
Der Workshop besteht aus zwei Teilen. Der erste besteht aus einen Parcours aus Alltagssituationen, welcher mit Rauschbrillen durchlaufen werden muss. Rauschbrillen sollen den Zustand des Rausches im nüchternen Zustand greifbar machen und entsprechende Einschränkungen in Motorik und Wahrnehmung simulieren. Hierbei erleben sich Jugendliche sowohl als der "Betrunkene" als auch als Beobachter. Sie werden somit in die Lage versetzt, beide Perspektiven in Augenschein zu nehmen, Wirkungen zu spüren und über diese nachzudenken.
Durch gezielte Moderation und das Aufzeigen, Erläutern und Verdeutlichen von Situationen und den dazugehörigen Faktoren werden Jugendliche dazu animiert, aktiv über ihre Empfindungen und Gedanken zu reflektieren und diese zu verbalisieren. Sie werden auch in Sozialkompetenzen und Bewältigungsstrategien gefördert und somit befähigt einzuschätzen, wie in solchen Situationen gehandelt werden sollte und muss, um Gefahren abzumildern oder im besten Falle komplett abzuwenden.
Anschließend werden im zweiten Teil gemeinsam alkoholfreie Cocktails zubereitet. Neben den Techniken und dem generellen Wissen zum Mixen von Getränken, erleben die Jugendlichen ein Gefühl der Gemeinschaft und Zugehörigkeit und das ohne Alkohol. Das gemeinsame Mixen und Ausprobieren lädt dazu ein, offen miteinander zu agieren, Beziehungen zu knüpfen und auch womöglich bereits die nächste Party zu planen. Sozialkompetenzen und das Erweitern von Netzwerk und Ressourcen stehen hier im Vordergrund, wie aber auch die Persönlichkeit der einzelnen Individuen und deren Entfaltung im Hinblick auf Bedürfnisse oder dem Entdecken neuer Talente und Fähigkeiten.
Weiterhin erleben die Jugendlichen, dass entsprechende Festivitäten auch ohne Alkohol Erfolg haben und dass dort ebenfalls gute Stimmung vorherrschen kann. Sie erfahren auch, dass solche Zusammenkünfte etwas Besonderes durch die dort teilnehmenden Menschen werden und nicht durch den dort angebotenen Alkohol.
Bestärkt wird dies durch eine professionelle Barkraft, die als Rollenmodell dient und positiv in diesem Zusammenhang wirken soll.
Global werden Jugendliche dazu befähigt, selbstwirksam und verantwortungsvoll zu handeln und über ihr Konsumverhalten nachzudenken und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Ziele
- Förderung von Fremd- und Selbstwahrnehmung
- Befähigung über das eigene Konsumverhalten zu reflektieren
- verantwortlich und selbstbestimmt Handeln
- erkennen von Gefahrensituation und negativen Wirkungen und Schäden, welche durch Alkoholkonsum entstehen
- erfahren und Erleben von alternativen Möglichkeiten ohne Einbezug von Alkohol
- lernen, dass Traditionen nicht durch Alkohol bestimmt sind, sondern durch Menschen und deren Werte gefüllt werden
- erleben, dass man selbst etwas an Situationen ändern kann, ein Teil von etwas ist
- sensibel sein für Menschen in Notsituationen
Umsetzung
Der Workshop wird seit 2016/2017 nach Anfrage im Jugendzentrum Mühldorf in Verbindung mit den Kooperationspartnern, den betreffenden Schulen, durchgeführt. Jede Klasse wird hierbei von ihrer Lehrkraft begleitet und mitbetreut.
Zum Einstieg erfolgt ein kurzer Überblick über das Konsumverhalten der Jugendlichen. Hierbei wird eine Eingangsfrage gestellt, welche die Jugendlichen mithilfe der Abgabe ihrer Stimme beantworten können. Dies erfolgt über farbige Kugeln, die in den entsprechenden Antwortröllchen aufgefangen werden. Hier geschieht bereits die erste Visualisierung und Stimulierung zur Reflexion.
Anschließend folgt eine kurze Erklärung und Einweisung zu den Rauschbrillen. Nach Möglichkeit darf jede*r Teilnehmer*in die Brille einmal tragen. Hierbei wird jedoch darauf geachtet, dass dies nicht in eine reine Belustigung verfällt. Um dies sicherzustellen, werden moderative Fragen und Handlungen vorgenommen, die zu den jeweiligen Äußerungen der Jugendlichen passen und Themen aufgreifen. Grundsätzlich werden jedoch aber auch Gefahrensituationen erläutert und mit zusätzlichem Wissen zum Thema Alkohol untermauert und ergänzt.
Herbei wird besonders auf das emotionale und physische Erleben und Befinden der einzelnen Teilnehmer*innen eingegangen, um die Wirkungen, Folgen und Schäden von exzessivem Alkoholkonsum zu verbalisieren und greifbar zu machen. Teilnehmer*innen wird jederzeit die Möglichkeit eingeräumt, sich zu äußern und mitzuteilen. Ebenfalls wird dazu aktiv aufgefordert und animiert.
Im zweiten Teil erfolgt eine kurze Unterweisung des "Chef de Bar". Es werden Fähigkeiten und Techniken des Barmixens für alkoholfreie Cocktails vermittelt. Die Jugendlichen werden dazu motiviert, selbst kreativ zu sein und alle gezeigten Tipps und Tricks selbst anzuwenden. Die Getränke werden verköstigt und anschließend noch weiter verfeinert. Dabei agieren sie in der Gruppe und in Teams, treffen Absprachen und geben sich Feedback.
Für eine gute Stimmung und Partylaune sorgt zudem auch eine musikalische Begleitung.
Zum Abschluss erfolgt eine erneutes Abfragen der Stimmung zum Thema Alkohol und dem Konsumverhalten im gleichen Setting wie zu Beginn. Ergänzt wird dies durch ein kurzes Feedback in Form eines Blitzlichtes, bei dem jeder die Möglichkeit hat, sich nochmals zu Wort zu melden.
Ergebnisse und Wirkungen
Aufgrund des vorherrschenden empirischen Vakuums zu vielen Methodiken der offenen Kinder- und Jugendarbeit, ist eine konkrete Prognose über den weiteren Verlauf des Konsumverhaltens nicht möglich. Es besteht die Chance, einzelne Jugendliche weiterhin zu beobachten und Ihnen im Fall des Falles zur Seite zu stehen.
Wir fokussieren uns in diesem Zusammenhang auf die theoretischen Grundlagen zum Beitrag einer gesunden Entwicklung, der Salutogenese, in Form von Risiko- und Schutzfaktoren. In unserer Zielsetzung werden die Stärkung von Schutzfaktoren und eine Abschwächung der Risikofaktoren in Bezug auf die gesellschaftliche Haltung zu Alkohol und das eigene Verhalten angestrebt.
Die angesprochenen Punkte wie Selbstwirksamkeit, Reflexionsfähigkeit und Sozialkompetenz stellen zudem Kerne für Bewältigungaufgaben der Jugendphase dar und wirken sich somit im generellen Rahmen förderlich aus.
Die weitere Durchführung des Projektes soll mit qualitativen Methoden der Sozialforschung evaluiert und verbessert werden. Auch werden zur Aktualisierung immer wieder die neusten Erkenntnisse der Thematik Alkohol miteinbezogen.