Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Der Landkreis Esslingen bewirbt sich mit seiner Gesamtkonzeption zur Kommunalen Suchtprävention, die ihre Strukturen zur Vernetzung der Suchtprävention stetig weiterentwickelt und ausbaut. Zentral ist die Stärkung der fachlichen (suchtpräventiven) Kompetenzen von Multiplikator*innen in allen „Settings“. Sieben kontinuierlich arbeitende, multidisziplinäre Fachgruppen garantieren Aktualität und hohe Fachlichkeit. Entwickelt wurde ein vielfältiges Unterstützungsangebot mit differenzierten Maßnahmen und Projekten für unterschiedliche Zielgruppen, unabhängig vom Suchtmittel und süchtigem Verhalten. Der partizipative Ansatz der Präventionsmaßnahmen ist wesentlicher konzeptioneller Baustein. Regelhafte, verbindliche Zusammenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit schaffen eine hohe Nachhaltigkeit suchtpräventiver Interventionen und fördern Transparenz und Engagement. 2018 wurden mit 417 Maßnahmen 4790 Endadressat*innen und 2000 Multiplikator*innen erreicht (dot.sys).
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Suchtprävention: aktiv, kontinuierlich und vernetzt
Unter dem Slogan “Suchtprophylaxe geht uns alle an!“ wurden seit 1992 im Rahmen des Kommunalen Netzwerkes für Suchtprävention und Suchthilfe im Landkreis Esslingen Strukturen zur Vernetzung der Suchtprävention aufgebaut, die in die Breite der Bevölkerung hineinwirken, nachhaltig ausgebaut, in ihrer Wirksamkeit reflektiert und kontinuierlich weiterentwickelt werden.
Die Vernetzung ermöglicht eine konsequente Stärkung der fachlichen Kompetenzen durch Qualifizierung von Multiplikator*innen aller Settings in suchtpräventiver Handlungskompetenz. Ein breites, abrufbares Unterstützungsangebot ist entstanden. Es beinhaltet Maßnahmen zur universellen, selektiven und indizierten Suchtprävention. Grundlage ist das ursachenorientierte Gesamtkonzept Suchtprophylaxe Baden-Württemberg. Alle Maßnahmen werden bedarfs- und zielgruppenorientiert (weiter-) entwickelt, sind evaluiert (Bundesmodellprojekte) oder werden regelmäßig ausgewertet. Einzelne Projekte des Landkreises Esslingen sind bereits in vorhergehenden Bundeswettbewerben ausgezeichnet worden. Berücksichtigt werden unterschiedliche Suchtmittel und süchtiges Verhalten, ebenso wie Zielgruppen aller Altersstufen und spezifische Zielgruppen. Partizipation ist für uns ein wichtiger Ansatz (Peerprojekte/ Kooperation Selbsthilfe).
Regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit trägt zur Enttabuisierung und Sensibilisierung für dieses gesellschaftlich wichtige Thema bei. An der Schnittstelle von Frühintervention und Beratung werden „Schwellen gesenkt“.
Aktiv sind sieben Fachgruppen in folgenden Settings: Kinder und Familien, Schule, Jugendarbeit und in Vereinen, Jugendhilfe, Straßenverkehr, Betriebe, Senioren (Sucht im Alter). Die Zusammensetzung der Fachgruppen ist multidisziplinär (Vertreter*innen unterschiedlicher Einrichtungen aus jeweiligen Settings). In je 2-3 Sitzungen pro Jahr werden aktuelle Themen diskutiert, Bedarfe beleuchtet und konkrete suchtpräventive Maßnahmen (weiter-) entwickelt.
Setting Kinder und Familien
Wichtige Kooperationspartner sind die Frühen Hilfen, Psychologische Beratungsstellen, Interdisziplinäre Frühförderstelle, Soziale Dienste, Suchtberatungsstellen, Kindertageseinrichtungen und die Fachberatungen für Kindertageseinrichtungen. Sie sind Teilnehmende der Fachgruppe "Suchtprävention für Kinder und Familien". Angeboten wird eine Weiterbildungsreihe zur Qualifizierung von Erzieher*innen in suchtpräventiver Handlungskompetenz (3 Basismodule und ergänzende Module: Medien, Spielzeugfreie KiTa, FAS(D), Kita-MOVE).
In regelmäßigen Abständen (alle zwei Jahre) erscheint der Rundbrief „Suchtvorbeugung in Kindertageseinrichtungen“ und weist auf Fortbildungen, Materialien und weitere Unterstützungsangebote, wie Elternabende hin. Das Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten“ wurde in mehreren KiTas im Landkreis initiiert und begleitet. Zur Durchführung von Elternabenden "Kinder stark machen" in Kindertageseinrichtungen sind Volunteers ausgebildet und werden fachlich begleitet. Die Suchtberatungsstelle führt in Kooperation mit der Psychologischen Beratungsstelle Elternabende „Exzessiver Medienkonsum - Medienerziehung in der Familie“ durch. Vortragsveranstaltungen „Suchtvorbeugung im Kindesalter“ durch ProJuFa bei Runden Tischen, in Eltern-Cafes, in Familienbildungsstätten ergänzen das Angebot.
Neu soll im Jahr 2020 ein Konzept zur Prävention von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft (FAS(D)) entwickelt werden.
Setting Schule
Im Setting Schule werden die meisten Projekte und Maßnahmen durchgeführt. Es kooperieren Polizei, Suchtberatungsstellen, Schulsozialarbeit, Elternbeirat, Präventionsbeauftragte des RP, Präventionslehrkräfte und Krankenkassen. Zielgruppen der Maßnahmen sind alle am Schulleben Beteiligten: Schüler*innen, Lehrkräfte, Schulsozialarbeit und Eltern. Ziel ist die Unterstützung von Schulen bei der Entwicklung eines eigenen Gesamtkonzeptes (Sozialcurriculum).
In der Fachgruppe "Suchtprävention in der Schule" wird über Projekte informiert und Neue werden initiiert. Aktuell arbeitet die Fachgruppe am Thema „Umgang mit konsumierenden Schüler*innen“ nach dem Konzept der Neuen Autorität (Haim Omer).
Zentral ist die Aus- und Fortbildung für Lehrkräfte und Schulsozialarbeit (ca. zehn Fortbildungen/Jahr), in Kooperation mit den schulischen Beauftragten. Ein zweitägiges Basis-Seminar „Sucht und Suchtprävention“ wird ergänzt durch halbtägige thematische Fortbildungen (z.B. Cool sein, Cannabis, NPS, etc.). Pädagogische Tage, Vorträge bei Lehrerkonferenzen, Elterninformationsabende, Workshops „Auf der Suche nach dem Kick“ bei Projekttagen bzw. Projektwochen oder Klassenbesuche werden von Mitarbeiter*innen der Beratungsstelle Sucht und Prävention durchgeführt.
Darüber hinaus wurde ein Referentenpool zur Suchtvorbeugung für die Durchführung von Workshops mit den Materialien „Mädchen SUCHT Junge“ und „Mobiler Mitmachparcours" aufgebaut. „Mädchen SUCHT Junge“ sind interaktive Thementafeln (Alkohol, Rauchen, Medien, BodyKult und Cannabis), die von den Beauftragten für Suchtprophylaxe in Baden-Württemberg entwickelt wurden. Diese werden auch an eigens für den Einsatz geschulter Lehrer*innen und Schulsozialarbeiter*innen verliehen. Auch zum Mobilen Mitmachparcours KlarSicht (BZgA), den interaktiven Materialien Quo Vadis zur Cannabis-Prävention und dem Glückspielkoffer des LGA Baden-Württemberg werden Schulungen und Verleih angeboten. Jährlich werden vier Schülermultiplikator*innenseminare (dreitägig) in Kooperation von Suchthilfe und Jugendarbeit durchgeführt. Es nehmen ca. 20 Schulen teil, pro Schule drei bis vier Schüler*innen (s. Einzelprojektbeschreibung). Der Wettbewerb „Be Smart-Don’t Start“ (Kampagne Nichtrauchen) wird beworben und kreative Projektarbeiten in einem eigenen Abschlussevent mit Preisverleihung geehrt. Klassenpreise werden mit Unterstützung durch Sponsoren und die AOK eingeworben. Das Projekt „Future for all“, ein theaterpädagogisches Projekt mit der Wilden Bühne (ehemalige Drogenabhängige) wird jährlich mit ca. 120 Schulklassen und 30 Elternabenden pro Schuljahr umgesetzt. Die Net-Piloten (BZgA) wurden 2019 erstmalig im Landkreis umgesetzt.
Ausgebaut ist das Angebot an das Präventionstheater in Kooperation mit der Theatergruppe „MachWas“ und Alexej Boris. Zu folgenden Themen werden Theaterstücke angeboten: „Püppchen“ (Ess-Störungen) „You never wALK alone“ (Alkohol), „Max und Maxi“ (Suchtprävention Grundschule), „ZOCKER“ (Glücksspiel), „Von Menschen und anderen Mäusen“ (Medien). Sie werden mit Schulklassen nachbereitet.
Setting Jugendarbeit / Vereine
Die Fachgruppe "Suchtprävention in der Jugendarbeit" führt Fachveranstaltungen durch und arbeitet aktuell an einem Konzept „Rausch und Risiko“ zur Durchführung von Workshops und Elternabenden (Umsetzung 2020). Kooperationspartner sind der Kreisjugendring Esslingen und die Suchtberatungsstelle. Zielgruppen der Maßnahmen sind Jugendliche, Multiplikator*innen, wie z.B. Nachtwanderer, Mitarbeiter*innen in der Jugendarbeit/Vereine. Die Qualifizierung von Mitarbeiter*innen der Jugendarbeit im Umgang mit konsumierenden Jugendlichen ist zentral. Angeboten wird regelmäßig die Fortbildung MOVE – Motivierende Kurzintervention.
Für die Suchtvorbeugung in Vereinen steht das Angebot von Info-Abenden, Workshops und Schulungen für Jugendtrainer*innen zur Verfügung.
Setting Jugendhilfe
Die Fachgruppe "Suchtprävention in der Jugendhilfe" dient vor allem der Kooperation von Jugend- und Suchthilfe. Es werden Fallbesprechungen durchgeführt und Fortbildungen entwickelt. Teilnehmende Kooperationspartner sind Jugendhilfeeinrichtungen, Suchtberatungsstelle, Kinder- und Jugendpsychiatrie. Mitarbeiter*innen in der Jugendhilfe nehmen an Fortbildungen wie MOVE, Cannabis & NPS etc. teil. Mit Jugendlichen in Wohngruppen werden Workshops zum Thema „Auf der Suche nach dem Kick“ durchgeführt.
Setting Straßenverkehr
In der Fachgruppe “Sucht und Straßenverkehr” werden aktuelle Themen (zum Beispiel Unfallzahlen, Führerschein, Cannabis auf Rezept) diskutiert. Es kooperieren die Führerscheinstelle, TÜV, Gesundheitsamt, Selbsthilfegruppen, Suchtberatung, Polizei (Verkehrsprävention) und Fahrlehrerverband.
Das Peer-Projekt an Fahrschulen „jung, mobil & KLAR“ wird seit 2004 umgesetzt, in Kooperation mit dem Landkreis Göppingen. Das Peerprojekt ist bundesweit vernetzt (s. Einzelprojektbeschreibung). Eine weitere Maßnahme beinhaltet die GELBE Karte, als Warnhinweis der Führerscheinstelle bei Auffälligkeiten mit Suchtmitteln oder Gewalt. Bei Aktionen „Junge Fahrer“ in Beruflichen Schulen finden Kooperationen mit der Polizei statt, z.B. Infostände und Workshops durch die Peers. Zielgruppe sind Berufsschüler*innen und Öffentlichkeit.
Setting Betriebe und Verwaltungen
Im Betrieblichen Setting sind wichtige Kooperationspartner die Suchtberatung, GARP, Südwestmetall, IHK, Handwerkskammer, Krankenkassen etc. Zielgruppen der Maßnahmen sind Betriebliche Suchthelfer*innen, Personalverantwortliche, Betriebs- und Personalräte, Betriebsärzt*innen. Im Erfahrungsaustausch Betriebliche Suchtprävention werden Fallbesprechungen ergänzt durch fachliche Inputs. Betriebe und Verwaltungen werden bei der Umsetzung eines Gesamtkonzeptes Betriebliche Suchtprävention unterstützt. Eine Muster-Dienstvereinbarung Sucht wurde entwickelt und angepasst (Datenschutz etc.). Entwickelt wurde eine IHK zertifizierte Ausbildung für Betriebliche Suchthelfer*innen, die über die GARP angeboten wird (2x pro Jahr).
Ergänzend werden Fortbildungen für Führungskräfte (landkreisweit oder Inhouse), Workshops für Auszubildende und Vorträge bei Betriebsversammlungen angeboten. Ein Fachteam Betriebliche Suchtprävention bearbeitet die Anfragen und führt Veranstaltungen mit hoher Fachlichkeit durch.
Setting Senioren (Sucht im Alter)
Im Setting Sucht im Alter sind wichtige Kooperationspartner der Sozialpsychiatrische Dienst für alte Menschen, Krankenkassen, Altenhilfeplanung, Pflegeschulen, Suchtberatungsstellen, Kreisseniorenrat etc.. Zielgruppen der Maßnahmen sind Mitarbeiter*innen in der Gesundheits- und Altenpflege, Senioren und die Öffentlichkeit.
Die Fachgruppe “Sucht im Alter” konzipiert und plant Fachveranstaltungen, wie Fortbildungen für Fachkräfte in der Kranken- und Altenpflege und Unterrichtseinheiten in der Ausbildung. Einrichtungen werden durch Fallbesprechungen und Institutionelle Beratungen unterstützt. Für die Öffentlichkeitsarbeit wurden Infobriefe und Flyer entwickelt. Das Präventionstheater „Alte Hasen kehren besser“ (MachWas) greift die Thematik auf und regt zum Gespräch an.
Folgende Querschnittsthemen ergänzen die Angebote in den Settings:
Kinder in suchtbelasteten Familien
Das Projekt „Hängebrücke“ (zwei Kinder-/Jugendgruppen) wurde in Kooperation von DKSB Kirchheim, dem Frauenhaus und der Beauftragten für Suchtprophylaxe aufgebaut. Zielgruppe sind betroffene Familien und deren Kinder. Im Jahr 2020 steht die Erweiterung des Angebotes für jüngere Kinder (zunehmend Anfragen) an. Wichtig ist auch das Engagement zur weiteren finanziellen Absicherung, da das Projekt über Spenden finanziert wird.
Die jährlich stattfindende Fortbildung für Multiplikator*innen fördert die Kompetenz von Multiplikator*innen in der Wahrnehmung und im Umgang mit betroffenen Kindern. Ergänzend wird eine Selbsthilfegruppe „Erwachsene Kinder“ aus suchtbelasteten Familien angeboten. Ein Kinderschutzkonzept wurde gemeinsam mit der Suchthilfe und dem Sozialen Dienst entwickelt und fortgeschrieben (Handlungsleitfaden).
Frühintervention in der Beratungsstelle Sucht und Prävention
Frühintervention (indizierte Prävention) richtet sich an konsumierende und experimentierende Jugendliche und junge Erwachsene. Durchgeführt werden:
- FreD (Frühintervention erstauffälliger Drogenkonsumenten)
- HaLT (Hart am LimiT)
- „next level“ (Prävention alkoholbedingter Jugendgewalt-PAJ)
- ALF (Alkohol-Frühintervention)
Kooperationspartner sind Krankenhäuser (Notaufnahmen), Polizei und Justiz, Kinder-und Jugendpsychiatrie.
Essstörungen
Im Kooperationstreffen Essstörungen arbeiten Mitarbeiter*innen der Psychologischen Beratung, Anlaufstelle Essstörungen, Psychosomatische Kliniken, Therapeut*innen, Krankenkassen, Suchtberatungsstellen, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Wohngruppen für Mädchen zusammen. Die Anlaufstelle Essstörungen konnte durch diese intensive Kooperation initiiert werden. Gemeinsam werden Fortbildungen entwickelt und durchgeführt. Das Präventionstheater „Püppchen“ wird fachlich begleitet. Präventionsmaßnahmen in Schulen werden angeboten.
Flucht und Sucht
Für den Integrationsplan des Landkreises wurde ein Gesamtkonzept Suchtprävention und Beratung erarbeitet. Angeboten werden Fortbildungen für Hauptamtliche in der Arbeit mit Geflüchteten, Workshops und Fallbesprechungen für Ehrenamtliche, Workshops mit unbegleiteten Minderjährigen (UMAs) und Infoveranstaltungen in Anschlussunterbringungen.
Selbsthilfe
Selbsthilfegruppen werden begleitet (Supervision für Leiter*innen) und zu Seminaren (zweimal pro Jahr je zwei Tage) eingeladen. In die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen werden Selbsthilfegruppen einbezogen.
Dokumentation
Es wird mit Dot.sys dokumentiert: im Jahr 2018 wurden 417 Maßnahmen durchgeführt, erreicht wurden 4790 Endadressat*innen und 2000 Multiplikator*innen.Darüber hinaus werden in allen Settings weitere Maßnahmen durchgeführt, die im Netzwerk angeregt wurden und nicht über dot.sys dokumentiert sind.
Sponsoring
Die Finanzierung wird unterstützt durch die AOK Baden-Württemberg und Sponsoren, insbesondere die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen mit ca. 40.000 Euro/Jahr.
Suchtprävention: aktiv, kontinuierlich und vernetzt
Eine herausragende Bedeutung kommt der Kontinuität des Netzwerks zu, so wird eine hohe Nachhaltigkeit suchtpräventiver Wirkungen erreicht.
Steuerung und Netzwerk-Versammlung
Das Kommunale Netzwerk für Suchtprävention und Suchthilfe wird von einem Lenkungsgremium gesteuert. Aufgaben und Ziele regelt eine schriftliche Kooperationsvereinbarung. Zentral ist die jährliche Lenkungskonferenz („große“ Netzwerkversammlung), an der Vertreter*innen aller Settingbereiche teilnehmen. Hier werden Weichen für neue Themen und Bedarfe gestellt (2019: Alkoholkonsum in der Schwangerschaft) und somit die Gesamtkonzeption der Kommunalen Suchtprävention stetig weiterentwickelt.
Netzwerk-Koordination in einer Hand
Die Beauftragte für Suchtprophylaxe ist zentrale Ansprechpartnerin mit vielfältigen Aufgaben (z.B. Geschäftsführung für das Kommunale Netzwerk, landkreisweite Bestandsaufnahmen etc.). Unter ihrer Federführung werden Maßnahmen zur Suchtprävention weiterentwickelt sowie Projektförderungen und Sponsoren akquiriert. Dokumentation und Öffentlichkeitsarbeit sind wesentliche Bestandteile. Das Land Baden-Württemberg fördert die Stelle mit 17.900 € pro Jahr.
Landesweite Vernetzung
Kooperation mit den Landesbehörden/-einrichtungen (Landkreistag, Sozialministerium, Landesgesundheitsamt, Landesstelle für Suchtfragen) in Baden-Württemberg
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Einzelprojekte
Einzelprojekt Nr. 1
Schülermultiplikator*innenseminare zur Suchtvorbeugung
Jährliche Durchführung von vier Schülermultiplikator*innenseminare zur Suchtvorbeugung im Landkreis Esslingen:
- zwei bis dreitägige Schulungen plus Nachtreffen
- Schüler*innen der achten Klassen aller Schularten
- finden in Jugendbildungshäusern statt – teilweise mit Übernachtung und Selbstverpflegung
- Schulartübergreifend (hat sich positiv ausgewirkt)
- aus jeder Schule werden zwei bis vier Schüler*innen (Klassensprecher*innen oder andere positive „Meinungsmacher*innen“ – möglichst Jungen und Mädchen)
Ziel ist es, dass die Schüler*innen an der eigenen Schule aktiv werden. Schülermultiplikator*innenseminare sollen ja nicht nur die beteiligten Schüler*innen unterstützen und ihre Haltung zum Thema Sucht bilden, sondern in die Schulen und Jugendarbeit hineinwirken.
Kooperationspartner
- Beratungsstelle Sucht und Prävention
- Jugendhäuser des Kreisjugendrings Esslingen
- Beauftragte für Suchtprophylaxe
Es nehmen durchschnittlich ca. 60-80 Schüler*innen aus ca. 20 Schulen teil
- Werkrealschulen
- Realschulen
- Gemeinschaftsschulen
- Gymnasien
Seminarinhalte
- Hintergrundwissen zu Sucht
- Diskussion und Auseinandersetzung mit eigenem Konsumverhalten
- Übungen zur Förderung von Lebenskompetenz
- Stärkung von Selbstwert und Selbstvertrauen
- Stärkung kooperativer Fähigkeiten
- Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenssituation
Methoden
Theoretischer Input, Gespräch und Diskussion, Übungen zur Selbstreflexion, Rollenspiele, Erlebnispädagogik, Theaterpädagogik
Gespräch mit einem Betroffenen/einer Betroffenen
Zum Schülermulti eingeladen wurden Betroffene (Ex-User illegaler Drogen oder „trockene“ Alkoholiker), die aus ihrem Leben berichten und den Jugendlichen die Möglichkeit geben, in einer offenen Atmosphäre Fragen zu stellen. Das Thema Sucht betrifft viele Familien und einige Jugendliche nutzen hier auch die Gelegenheit, ihre eigne Betroffenheit ein Stück weit zu enttabuisieren.
Beispiele aus teilnehmenden Schulen:
- Suchtpräventionstage mit den sechsten Klassen
- Kurzvorträge über Sucht und den Weg in die Sucht in Klasse fünf
- Verkauf von alkoholfreien Cocktails beim Schulfest
- Einführung ins Thema Sucht in den siebten Klassen: Konsumprofil, Tankmodell, Suchtverlauf, Alternativen zu Alkohol
- eine „richtige“ Suchtpräventions-AG, bei der sich die Multis regelmäßig treffen und besprechen, wie sie ihre Aufgaben sehen und was sie dieses Jahr durchführen wollen
- eine Aktion zum Thema Handy in Klasse fünf
- Discoveranstaltung im Jugendzentrum für Schülerinnen und Schüler
- ein Film-Nachmittag für Klasse fünf
- Smoothie-Aktion in der großen Pause/in der Mittagspause
- Schuldisko
- Durchführung von Elternabenden
Kreisweites Austauschtreffen der Schülermultis/Suchtpräventions AGs
Eingeladen von einer der SuchtpräventionsAGs: Austausch über Erfahrungen der Umsetzung in der eigenen Schule.
Einzelprojekt Nr. 2
Peer-Projekt an Fahrschulen „Jung, mobil & KLAR“ (Alkoholprävention im Straßenverkehr)
Junge Fahrer sind besonders häufig an Verkehrsunfällen mit der Unfallursache Alkohol- oder Drogeneinfluss beteiligt. Die Diskounfälle verdeutlichen, dass gerade an den Wochenenden zwischen Alkohol- oder Drogenkonsum und Autofahren nicht immer zuverlässig getrennt wird. Diese Unfälle haben oft schwere gesundheitliche Folgen für alle Beteiligten – für die Verursacher aber auch für die unschuldigen Opfer.
Konzept und Ziele
Im Peer - Projekt gehen Peers (Gleichaltrige) in Fahrschulen und informieren die Fahrschüler*innen in zusätzlichen Einheiten über die Gefahren von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr. Sie diskutieren über mögliche Folgen. In den so genannten „Peer-Einheiten“ werden gemeinsam mit den Fahrschüler*innen Strategien und Regeln entwickelt, wie alkohol- und drogenbedingte Rauschfahrten vermieden werden können (Trink-Fahr-Konflikte). Eine Peer-Einheit wird jeweils von zwei Peers durchgeführt und dauert zwischen 45 und 60 Minuten.
Peer-Ansatz
Erste Erfahrungen mit Alkohol und ggf. auch illegalen Drogen haben die Jugendlichen zum Zeitpunkt der Fahrausbildung bereits gesammelt. Die Peers sind auch Fahranfänger*innen und kennen Trink-Fahr-Konfliktsituationen. Sie stammen aus der betreffenden Region, kennen die lokalen Treffpunkte, Discotheken, Parties etc., die für die Adressaten von Interesse sind. Mit ihren eigenen Erfahrungen besitzen die Peers für die Adressat*innen eine hohe Authentizität, so dass eine offene Diskussion möglich wird und auch heikle Themen besprochen werden können. Informationen über gesetzlichen Bestimmungen, Gesundheitsgefährdung und Risikopotentiale können somit niederschwellig und für die Zielgruppe verständlich und angemessen übermittelt werden.
Ausbildung der Peers (1-2 x pro Jahr)
- Informationsabend
- Zweitägige Schulung
- Präsentation der eigenen Einheit
- Regelmäßiger Austausch
Bereits die Ausbildung ist ein wichtiger Baustein: Die Peers haben viele Fragen rund um das Thema Alkohol und Drogen, sie berichten von Erfahrungen im Freundeskreis, auch von Unfällen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss, bis hin zu tödlichen Unfällen. Die Peerausbildung ist intensiv (eineinhalb Tage) und die jungen Menschen setzen sich mit ihren eigenen Konsumerfahrungen auseinander. Ihre reflektierte Haltung tragen sie auch in ihre Familien und Freundeskreise.
Das Peerprojekt wird in Kooperation mit dem Landkreis Göppingen durchgeführt (seit 2004). Erreicht werden pro Jahr in ca. 20 Peereinheiten ca. 300 Fahrschüler*innen in etwa zwölf beteiligten Fahrschulen.
Darüber hinaus:
- Aktionsstand in Beruflichen Schulen
- Durchführung von Workshops in Beruflichen Schulen
- Disko-Aktionen
Bundesweite Vernetzung
- Einheitliche Qualitätskriterien
- bundesweites Logo
- gemeinsamer Dokumentationsbogen
- gemeinsame Homepage (www.peer-projekt.de).
In Baden-Württemberg ist das Peerprojekt „jung, mobil & KLAR“ einzigartig.