Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Durch die Platzierung von Kunst im Themenfeld Suchtprävention wird niedrigschwellig und durch den emotionalen Zugang dem Konsum illegaler Suchtmittel vorgebeugt und für den verantwortungsvollen Umgang mit legalen Substanzen sensibilisiert. Das Kulturjahr Sucht schafft es, Suchtprävention aus dem alleinigen Verantwortungsbereich der Gesundheitsförderung zu heben und viele Multiplikator*innen der Stadtgesellschaft den Zielen ebendieser zu verpflichten. Durch (Kunst-)Aktionen im öffentlichen Raum werden Austausch und Sensibilisierung mit dem Thema angeregt. Die Gesamteinbettung dieses Ansatzes erfolgt regelmäßig in der Unterarbeitsgruppe Sucht der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft der Stadt Dresden. Das Vorhaben startete als Modellprojekt 2017 und wurde bis Ende 2019 in Dresden verstetigt. Eine Handreichung und Konferenz zum Vorhaben im März 2020 soll es anderen Kommunen ermöglichen das Projekt ebenfalls zu etablieren. Eine Fortschreibung des Projektes ist geplant.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation
Ausgangspunkt des Projektes mittels Zuwendungen durch die BZgA für die Jahre 2016 und 2017 war die Zunahme des Crystalkonsums in Dresden und die damit verbundenen Behandlungsfolgen und Anforderungen an Suchtprävention.
Der erste Schwerpunktbereich steht nach wie vor im Zusammenhang mit dem Konsum von Alkohol und dessen gesundheitlichen Folgen. Im Vergleich zu allen anderen Substanzen nehmen mit 73 Prozent die stationär zu versorgenden Alkoholkonsumierenden den größten Anteil ein. Krankenhausbehandlungen infolge des Konsums von Stimulanzien einschließlich Crystal bilden mit elf Prozent den zweiten Schwerpunktbereich. Den dritten Schwerpunktbereich bilden mit neun Prozent unter allen Substanzen Einweisungen wegen multiplen Substanzgebrauchs.
Besonders besorgniserregend ist vor allem der rasante Anstieg an Krankenhausfällen aufgrund von Stimulanzienkonsums (vorwiegend Crystal) sowohl im Freistaat Sachsen als auch in der Stadt Dresden. Auch in den Dresdner Suchtberatungs- und Behandlungsstellen (SBB) zeigt sich ein ähnliches Bild. Anliegen in Zusammenhang mit Alkohol stehen an erster Stelle, gefolgt von illegalen Drogen. Dabei hat sich der Anteil der Klient*innen mit Suchtproblemen im Bereich illegale Drogen in den letzten Jahren drastisch erhöht. Der Anteil der Drogenkonsumierenden, die aufgrund einer crystalspezifischen Problematik eine SBB aufsuchten, ging im Jahr 2016 zwar von 56 Prozent auf 51 Prozent zurück. Jedoch ist die Zunahme des Konsums von Cannabinoiden auffällig.
Der Forschungsverbund Public Health Sachsen erarbeitet momentan ein Forschungsvorhaben, das in Kooperation mit Dresdner und tschechischen Institutionen Abwasseranalysen in Dresden und grenznahen Regionen vornehmen wird, um den „gesellschaftlichen“ Gebrauch von Crystal Meth einzuschätzen und so neue Präventionsmaßnahmen abzuleiten. Das Dresdner Gesundheitsamt soll hier als Partner insbesondere für die Ableitung von Präventionsmaßnahmen eingebunden werden.
Konzeption, Ziele und Zielgruppen
Das Kulturjahr Sucht verknüpft auf einzigartige Weise Kunst, Kultur und Suchtprävention. Mittels unterschiedlicher künstlerischer Produktionen wurde zwischen 2017 und 2019 die Dresdner Stadtbevölkerung angeregt, ihren Suchtmittelkonsum zu reflektieren.
Zur Konzeption der künstlerischen Produktionen wurden Ausschreibungen veröffentlicht, auf die sich insgesamt mehr als 70 Künstler*innen mit rund 40 Projekten bewarben.
Eigens für das Projekt wurde ein Fachgremium einberufen, welches sich aus elf verschiedenen Akteuren des Dresdner Stadtgeschehens zusammensetzt und über die Konzeptionen entschied. Darüber hinaus wurde durch die Mitwirkenden im Fachgremium entscheidend dazu beigetragen, die Thematik Suchtprävention in die unterschiedlichen Bereiche des Stadtlebens (Kultur und Tourismus, freie Kunst, Theater, Ärztekammer u.A.) zu tragen. Insgesamt konnten so 22 Projekte, größtenteils mehrfach und in verschiedenen Kontexten, gezeigt werden.
Das Kulturjahr Sucht als Möglichkeit, der Dresdner Bevölkerung auf niedrigschwellige und emotionale Weise das Thema Suchtprävention und Suchtgefahren näherzubringen, hat sich bis dato als erfolgreich erwiesen. Folgende Ziele wurden festgelegt:
Niedrigschwellige Ansprache/Auseinandersetzung mit dem Thema Sucht und Suchtprävention
Nachhaltigkeit und Vernetzung
- künstlerische Auseinandersetzung zum Thema Sucht/Suchtprävention mit dem Schwerpunkt Crystalprävention im Stadtraum Dresden über den Projektzeitraum hinaus
- Verstetigung und Ausbau der Schnittstelle Kultur und Suchtprävention im Hinblick auf die Stadtgesellschaft, Akteure aus Kultur, Soziokultur und Gesundheitsförderung hin zu einer gefestigten Struktur
Übertragbarkeit des Ansatzes auf andere Städte
Handreichung/Fachtag zur Nutzbarmachung für andere Kommunen/Städte; Sicherung der Nachhaltigkeit des Projektes
Während der Beratungen zur Ausschreibung und aus den künstlerischen Konzepten selbst ging hervor, dass die Beschäftigung mit dem Thema Sucht und Suchtprävention für viele der beantragenden Künstler*innen keinen neuen Anstoß bedeutete, sondern vielmehr das Kulturjahr Sucht die Möglichkeit bot, sich diesem lange bestehenden Thema zu zuwenden. Ein etwas geringerer Teil der Antragsteller wendet sich dem Thema Suchtprävention angestoßen durch die Ausschreibung Kulturjahr Sucht zu. Besonders für diese Antragsteller*innen konnte die Schnittstelle Kulturmanagement und Suchtprävention eine multiperspektivische Beratung gewährleisten, welche sowohl auf die künstlerische Qualität als auch auf die Methodik der Suchtprävention einzugehen vermochte.
Künstler*innen konnten in diesem Zusammenhang nicht nur als Nutzer*innen der Projektmittel, sondern auch als Zielgruppe von Suchtprävention sowie als Multiplikator*innen gewonnen werden. Nicht nur die freie Kunst- und Kulturszene der Stadt Dresden befindet sich in Auseinandersetzung mit dem Thema Crystalprävention, sondern auch feste Institutionen. So wurde 2018 das Theaterstück „9 Tage wach“ des Staatsschauspiels Dresden in Kooperation mit dem Kulturjahr Sucht begleitet.
Vorgehen und Umsetzung
Zunächst wurde für die Durchführung des Projektes ein Kulturmanagement beauftragt. Ziel war es, bestehende Kontakte zu Kunstschaffenden zu etablieren, die Expertise im Planen, Organisieren und Durchführen von Veranstaltungen und auch der Verwaltung der Projektmittel haben. Außerdem wurde von Anfang an großer Wert auf die Schnittstellenfunktion des Kulturmanagements gelegt – als Vermittler zwischen Kunst, Kultur und Gesundheit.
Ziel dieses Aspektes ist es, das Thema Suchtprävention durch die künstlerische Aufarbeitung während des Kulturjahres Sucht aus der Nische der Gesundheitsförderung zu heben. Das Thema Sucht und deren Prävention ist für alle Menschen alltäglich spürbar nicht nur ein gesundheitliches Thema, sondern betrifft vielmehr auch Bereiche wie Sport, Freizeitgestaltung, Schule und Berufsalltag. Aus diesem Grund wird das Kulturmanagement großen Wert auf die Vermittlung dieses Aspektes legen.
Dies soll nicht nur in der Beratung der einzelnen Projekte und der Verknüpfung von Künstler*innen und Akteur*innen der Gesundheitsförderung/ Suchtprävention Ausdruck finden, sondern wird auch über die Ansprache der institutionellen Kulturlandschaft in Form von Anregungen zum Thema, der Einbindung des Kulturjahres Sucht in diese Institutionen und eine mögliche Vernetzung mit den Akteuren zur Suchtprävention erfolgen. Weiterhin soll auch auf kommunaler Ebene erwirkt werden, einen Fonds speziell für die künstlerische Auseinandersetzung zum Thema Suchtprävention auszustatten. Dieser soll es Kunstschaffenden der Landeshauptstadt Dresden oder sogar des Freistaates Sachsen ermöglichen, auch nach Ende des Förderzeitraumes des Kulturjahres zum Thema zu arbeiten.
Gemeinsam mit dem Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Dresden wurde ein Fachgremium einberufen.
Das Fachgremium Suchtprävention prüft die effektive und nachhaltige Nutzung der Zuwendung für die programmspezifische Crystal-Meth-Prävention und stellt die wirksame Vielfalt der Veranstaltungen im Rahmen des Kulturjahres Sucht sicher.
Die Arbeitsweise des Fachgremiums wird dabei von einer Geschäftsordnung geregelt. Diese dient vor allem der einheitlichen und transparenten Auswahl zu unterstützender Projekte sowie einer abgestimmten Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit. Das Fachgremium Suchtprävention ist pluralistisch besetzt und vereint die unterschiedlichen Fachkompetenzen zur multiperspektivischen Begutachtung der Projektanträge.
Das Fachgremium Suchtprävention hat insbesondere die folgenden Aufgaben:
- Sichtung der Antragsunterlagen zur Unterstützung von Kunst- und Kulturprojekten an der Schnittstelle zur Suchtprävention nach Vorlage durch das beauftragte Kulturmanagement
- Entscheidung über die Finanzierung einzelner Projekte dem Grunde und der Höhe nach
- Anregung der Abstimmung zur strukturierten Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit (u.a. Sensibilisierung für das Sujet, Anregung zur Auseinandersetzung mit den für das Kulturjahr Sucht relevanten Themen)
Die Schaffung einer Gesamtdramaturgie oblag, nach Prüfung der Anträge und Bewilligung der Projektmittel durch das auch für die Fortschreibung geplante Fachgremium Suchtprävention, dem Kulturmanagement in der Kultopia gGmbH. Hierbei wurde verstärkt Wert daraufgelegt, möglichst viele Produktionen miteinander zu verbinden und so möglichst Synergieeffekte zu schaffen, die einen spartenübergreifenden, emotionalen und somit individuellen Zugang zum Thema Suchtprävention ermöglichen. Dies geschah mittels der sogenannten „Aktionstage für Suchtprävention“ innerhalb von drei Stadtgebieten, die mithilfe des Jugendamtes der Landeshauptstadt ausgewählt wurden. Um eine Anbindung innerhalb der Stadtteile zu gewährleisten und eine möglichst heterogene Besucherschaft anzuziehen wurden verschiedene Akteure des jeweiligen Stadtgebietes zur Kooperation gebeten.
Ergebnisse und Erreichtes/Wirkungen
Zu Beginn des Modellprojektes setzten die Veranstaltenden und Kunstschaffenden auf einen Mix aus Performances im öffentlichen Raum, einzelne Veranstaltungen in Theatern, öffentlichen, städtischen Veranstaltungen, Workshops, Klassenzimmerstücken und Ausstellungen. Diese große Vielfalt ermöglichte es, geeignete Formen zur Ansprache des Zielpublikums herauszufiltern. Schnell stellte sich heraus, dass vor allem in der Stadtteilarbeit als Schnittstelle zwischen Jugend- und Altenhilfe, Quartiersmanagement und (sozio-)kulturellen Akteuren eine große Chance für persönliche, niedrigschwellige Ansprache lag. So wurden bereits 2018 einzelne Stadtteilakteure in die Planung und Ausführung von Projekten eingebunden. Ab Januar 2019 wurden dann Aktionstage für Suchtprävention in drei Stadteilen etabliert. Sowohl bei der Evaluation als auch beim Qualitätsmanagement wurde sich auf direkt Beteiligte, also Kunstschaffende, Fachgremium, Kulturmanagement und Akteure konzentriert, da eine Evaluation mit Besucher*innen des öffentlichen Raumes kaum umsetzbar war.
Aus fast allen Sachberichten (Selbstevaluationen der Kunstschaffenden) geht hervor, dass sich in den Gesprächen, die sich den Aufführungen anschlossen, intensiv mit Publikum und Künstler*innen sowie Expert*innen der Suchtprävention diskutiert wurde und so eben jenem Publikum vertieftes Wissen vermittelt werden konnte.
Gleiches war während der Aktionstage im Mai, Juni und September 2019 zu beobachten: Angeregt und angesprochen durch die Performances im Öffentlichen Raum konnte das Publikum mit Expert*innen der Suchtprävention in Austausch treten Wissen rund um das Thema Suchtprävention vertieft werden.
Das als Modellprojekt geplante Kulturjahr Sucht wurde in den Jahren 2018/2019 verstetigt, um einen langfristigen Einsatz von Kunst und Kultur als eine Möglichkeit zur Suchtprävention zu etablieren und eine Evaluierung zu eröffnen. Diese Evaluation soll dazu dienen, den Dresdner Ansatz von Kunst und Kultur in der Suchtprävention aufzubereiten und mithilfe einer Handreichung anderen Kommunen und Städten einen vereinfachten Zugang zu diesem Ansatz zu bieten.
Es erscheint sinnvoll, dass gesundheitsrelevante Informationen im direkten Lebensumfeld der Menschen platziert werden, um einen Zugang für möglichst viele Interessierte anzubieten.
Allein der Umstand, dass diese Informationen dadurch von einer Vielzahl von Menschen wahrgenommen werden können, trägt positiv zur Bildung von konsumkritischen Einstellungen bei und schärft das Gefahrenbewusstsein. Suchtprävention in der Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger kann so erlebbar und besonders wirksam sein.
Ausblick - Handreichung und Fachtagung März 2020
Am 12. und 13. März 2020 findet im Deutschen Hygiene-Museum Dresden die Fachtagung zum Modellprojekt Kulturjahr Sucht der Landeshauptstadt Dresden „Wie gelingt die Symbiose aus Suchtprävention und Kunst in Kommunen?“ statt. Durch einen künstlerisch-kreativen Ansatz entstanden innovative Veranstaltungen im öffentlichen Raum zum Thema Abhängigkeit. So wurde eine deutschlandweit einzigartige Schnittstelle zwischen Suchtprävention, Kulturarbeit und Gesellschaft geschaffen.
Die Fachtagung zum Kulturjahr Sucht dreht sich vor allem um die Frage, wie die Anwesenden die Ideen und die Ziele des Kulturjahres Sucht in ihrer Stadt oder Kommune verwirklichen können. Die zweitägige Veranstaltung richtet sich an Fachkräfte sowie an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Suchtprävention und Gesundheitsförderung aus den Städten und Kommunen, Kunst- und Kulturschaffende, an pädagogische Fachkräfte aus Schule und Kita sowie an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten mit interdisziplinärem Interesse an Kultur und Suchtprävention.
Inhalte
- Wie gelingt die Netzwerkarbeit entlang der Schnittstelle von Gesundheit sowie Kunst und Kultur?
- Welche Bedingungen sind für interdisziplinäres Kooperieren im Themenfeld Suchtprävention notwendig? Welche Erfolgsfaktoren und Fallstricke finden sich in der Planung, Koordination und Durchführung?
- In Workshops, Podiumsdiskussionen und Szenariorunden werden Erfahrungen und Wissen aus dem Kulturjahr Sucht in Dresden geteilt und im lebhaften Austausch auf Augenhöhe wird Neues produziert.
Weiterführung der Stadtteilarbeit über Aktionstage für Suchtprävention und künstlerische Angebote im außerschulischen Bereich
Auch 2020, nach Auslaufen des Modellprojektes, werden Veranstaltungen zum Thema Suchtprävention im öffentlichen Raum der Landeshauptstadt angeboten. Das gut ausgebaute Netzwerk aus Stadtteilakteuren, Kultur, Kunstschaffenden und Stadtverwaltung wird nunmehr dazu beitragen, dies zu ermöglichen. Eine Idee ist die zielgerichtete Nutzung von Projektideen aus dem Kulturjahr Sucht für Workshops und außerschulische, künstlerische Projekte mit Kindern und Jugendlichen. Gerade in den marginalisierten Stadtteilen Dresdens wird der Zugang zu Kultur und Suchtprävention für Kinder und Jugendliche oft erschwert. Um diese Schwellen abzubauen, plant das Gesundheitsamt in Kooperation mit dem Kulturmanagement und mittels geeigneter Förderung diese Zielgruppe zu erreichen. Hauptaugenmerk liegt auf dem Spannungsfeld Sucht und Migration.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Einzelprojekte
Einzelprojekt Nr. 1
Das FabMobil ist ein zur fahrenden Technologiewerkstatt umgebauter Doppeldeckerbus. Im Rahmen von Workshops in und vor dem Bus werden temporäre Streetart-Techniken vermittelt. Ein öffentlicher Platz wird von den Teilnehmenden etwa mit Sprühkreide und selbstgestalteten Schablonen, kleineren Skulpturen und Urban Hacks umgestaltet. Gemeinsam mit Sozialpädagogen setzen sich die Teilnehmenden mit der Thematik Sucht und Rauschgift auseinander und werden bei der Umsetzung ihrer kreativen Ideen vom Team des FabMobils begleitet.
Mit digitalen und computergestützten Technologien wie Grafikprogrammen, Lasercuttern und 3-D-Druckern entstehen kleine und außergewöhnliche Kunstwerke. Die entstehenden Schablonen können mit nach Hause genommen werden, verbleiben als digitale Kopie im Bus und werden bei einer Abschlussveranstaltung gesammelt ausgestellt. So entstehen über den Nutzungszeitraum hinaus vor Ort breitenwirksame Straßenkunstinstallationen.
The Constitute als Entwickler der Idee ist ein Design- und Forschungsstudio mit Sitz in Dresden und Berlin unter der Leitung von Sebastian Piatza und Christian Zöllner. Durch die Kombination von künstlerischen und wissenschaftlichen Methoden schafft The Constitute interaktive Erfahrungen für den Öffentlichen Raum. Gegründet Anfang 2012, arbeitet The Constitute mit Kund*innen und Partner*innen aus den Bereichen Kultur, Bildung, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Die Projekte und Arbeiten sind international in Galerien und Museen vertreten. Neben den Aktivitäten des Designstudios betreibt The Constitute einen gemeinnützigen Verein, um sozial nachhaltige Projekte in ländlichen und dezentralen Gebieten in Ostdeutschland zu realisieren.
Einzelprojekt Nr. 2
Im Zentrum der Performance steht ein überdimensionaler Fernseher. Auf der „Mattscheibe“: drei Performerinnen, die mittels tänzerischer und schauspielerischer Elemente die Themen Mediensucht, Kaufsucht und Drogenmissbrauch in mehreren kurzfilmartigen Szenen verhandeln. Ob Talkshow, Doku, Nachrichtensendung oder Youtube-Tutorial – altbekannte Formate werden zur interaktiven Plattform der künstlerischen Auseinandersetzung.
Außerhalb des Fernsehers werden die Szenen von zwei Musikern live vertont. Sie bilden gleichzeitig die Brücke zwischen Darstellenden und Publikum. Dieses kann u.a. mit einem großen Buzzer aktiv in das Geschehen eingreifen und wie mit einer Fernbedienung zwischen einzelnen Szenen wählen.
Über die Künstlerinnen: Die JuWie Dance Company wurde im April 2013 von den Tänzerinnen Wiebke Bickhardt und Jule Oeft gegründet. Das gemeinsame Interesse an einem zeitgenössischen erzählerischen Tanz und die geteilte Unruhe in Bezug auf eine immer unübersichtlicher werdende Welt ist Verbindung und Quelle für ihr tänzerisches Experimentieren. Das Genre sind übergreifende Kooperationen und Diskurse zu gesellschaftlich brennenden, aber auch unter den Tisch gekehrten Themen.