Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Der Treptow-Köpenicker Gesundheitszieleprozess „Medienkonsum und Gesundheitskompe-tenz im Visier“ entstand aus einem artikulierten Bedarf pädagogischer Fachkräfte im Bezirk, die zunehmend mit Eltern konfrontiert sind, die gedankenlos Bildschirmmedien für ihre Kin-der vorhalten und sich selbst in der digitalen Blase verlieren. Hinzu kommen wachsende Auffälligkeiten der Kinder im Vorschulalter, die gut durch die Einschulungsuntersuchungen dokumentiert sind (Sprachentwicklungsstörungen, Störungen der Körperkoordination und Visuomotorik). Eine Vielzahl an Studien bestätigen diese Befunde. Beispielhaft sei hier ver-wiesen auf die „AOK – Familienstudie 2018“. Beschrieben wird in dieser Studie ein Anstei-gen körperlicher Inaktivität, deren Gründe vor allem in Zeitknappheit, Stress und wachsen-dem Medienkonsum zu sehen sind. Deutlich wird durch die AOK - Familienstudie, dass viele Eltern ihrer Vorbildfunktion nicht ausreichend nachkommen. Hier setzen wir an und entwi-ckeln sowie implementieren bezirkliche verhaltens- und verhältnispräventive Angebot.
Gemeinsam wollen wir Kinder und deren Eltern sowie die hiesige Bildungslandschaft sensi-bilisieren, aufklären und Handlungsoptionen aufzeigen, wie mit den Herausforderungen des digitalen Wandels sinnvollerweise umgegangen werden kann.
Wir etablieren eine regionale Infrastruktur, die Projekte, Fortbildungen und Kommunikations-möglichkeiten bietet, sich dem Thema nicht nur mit einer kritischen Haltung in der Distanz, sondern mit einer kritischen Haltung in der Mitgestaltung zu nähern.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Medienkonsum außer Kontrolle?! – Neues Gesundheitsziel in Treptow-Köpenick setzt auf Prävention und die Entwicklung von Medienkompetenz
Soziale Medien sind in unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Viel zu groß ist der positive Nutzen, den sie in der Freizeit und im Berufsalltag bieten. Eine Abstinenz von sozialen Medien kann und wird daher nicht möglich und zielführend sein und ist auch (meist) nicht gewünscht. Handlungsbedarf besteht dennoch, will man Eltern, pädagogischem Fachpersonal und der Forschung Glauben schenken.
So unter anderem Ende 2017 auf verschiedenen bezirklichen und überbezirklichen Veranstaltungen geschehen, in denen sich Menschen aus verschiedensten Settings (Familie, Kita, Schule, Jugendfreizeit u.v.m.) hilfesuchend nach Lösungen an uns wandten. Die Häufung und Vehemenz nach DEN Lösungsratschlägen im Umgang mit sozialen Medien veranlasste uns letztlich zur Entwicklung des Gesundheitszieles „Medienkonsum und Gesundheitskompetenz im Visier“ im Bezirk Treptow-Köpenick.
Auch eine Vielzahl an Studien bestätigen die subjektive Wahrnehmung: Die „AOK Familienstudie 2018“ beschreibt beispielhaft ein Ansteigen körperlicher Inaktivität, deren Gründe vor allem in Zeitknappheit, Stress und wachsendem Medienkonsum zu sehen sind. Deutlich wird durch die Studie, dass viele Eltern ihrer Vorbildfunktion nicht ausreichend nachkommen.
Wir bewegen uns damit zudem in einem Handlungsfeld, das zunehmend auch stärker im Forschungsinteresse steht: In der vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten BLIKK-Studie konnten eine Reihe von Zusammenhängen zwischen der Nutzung digitaler Medien in der Familie und möglicher Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen hergestellt werden.
Diese Ergebnisse und vielfältigen Signale hilfesuchender Eltern und pädagogischer Fachkräfte nahmen und nehmen wir zum Anlass, uns diesem Thema ganzheitlich und fachübergreifend im Bezirk Treptow-Köpenick zu widmen. Hier setzen wir an und versuchen, über das Thema Medienkonsum und Gesundheitskompetenz verhaltens- und verhältnispräventive Angebote zu entwickeln und vorzuhalten.
Die Durchführung eines Gesundheitszieleprozesses zur Steuerung kommunaler Strukturen zur Gesundheitsförderung und Prävention und Sicherung ihrer Qualität, ist für uns dabei nicht neu. Er fußt vielmehr auf Erfahrungen, die bereits mit dem erfolgreich umgesetzten Gesundheitsziel „Sucht im Alter“, auch über den Bezirk Treptow-Köpenick hinaus, bis heute seine Wirkung entfaltet.
Gestartet haben wir den Gesundheitszieleprozess „Medienkonsum und Gesundheitskompetenz im Visier“ im April 2018 mit einer Auftaktwerkstatt, zu der wir Professor Riedel (RFH Köln), der gemeinsam mit Herrn Dr. Büsching die BLIKK – Medienstudie erstellte, als Referenten eingeladen haben. Im Verlauf einer ersten (Auftakt-)Werkstatt wurde deutlich, dass die Ergebnisse der BLIKK-Studie auch der Wahrnehmung der bezirklichen Akteure entsprechen. In der Folge wurde ein bezirklicher Handlungsbedarf diskutiert. Diesen nahmen wir zum Anlass, einen Gesundheitszieleprozess zu initiieren, der sich nachhaltig mit den gesundheitlichen Risiken eines riskanten oder übermäßigen Medienkonsums auseinandersetzt und über mehrere Jahre verfolgt wird. Im Gesundheitszielprozess verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl die Kinder und Jugendlichen und ihre Familien, als auch die Bildungs- und Betreuungsinstitutionen im Bezirk im Blick hat, die wir darüber hinaus, mit Beginn des Prozesses aktiv eingebunden haben.
Nachfolgend wurde durch den für Gesundheit und Umwelt zuständigen Stadtrat im selben Jahr und in Zusammenarbeit mit der Qualitätsentwicklungs-, Planungs- und Koordinierungsstelle (QPK) einen Bezirksamtsbeschluss herbeigeführt, mit dem ein Gesundheitszieleprozess initiiert wurde, der sich nachhaltig und ganzheitlich mit den gesundheitlichen Risiken eines übermäßigen Medienkonsums auseinandersetzt und der über mehrere Jahre forciert wird. Darüber hinaus dokumentiert der Bezirksamtsbeschluss die Implementierung des kommunalen Gesundheitszieles in Treptow-Köpenick als politisch gewollt. Ein beratender Arbeitskreis unter Vorsitz des Gesundheitsstadtrates, Herrn Geschanowski, wurde gegründet. In diesen beratenden Arbeitskreis, der gleichzeitig als Steuerungsgremium fungiert, wurden Akteure des Bezirkes mit multiprofessioneller Perspektive, aber auch Vertreterinnen und Vertreter überbezirklicher Institutionen (u.a. die Koordinierungsstelle für Gesundheitliche Chancengleichheit Berlin, die Fachstelle für Suchtprävention Berlin und die Caritas) berufen.
Im Rahmen des Zieleprozesses sollen Projekte und Programme entwickelt und vorgehalten werden, die Kinder, Jugendliche und Familien sowie deren Bezugspersonen - wie z.B. pädagogisches Fachpersonal - im Alltag unterstützen, um kritische Entwicklungen, die aufgrund eines übermäßigen und unreflektierten Medienkonsums beobachtbar sind, entgegenzuwirken. Den involvierten Akteuren geht es einerseits um die Sensibilisierung der Familien für das Thema, andererseits aber auch um die Aufklärung über gesundheitliche Gefährdungspotentiale für Kinder und Jugendliche in ihren jeweiligen Entwicklungsphasen. Entwickelt wurden und werden partizipativ Schulungsprogramme für Multiplikator*innen, Beratungs- und Informationsangebote sowie aktivierende und alternative Freizeitangebote für Eltern und deren Kinder, die einen Gegenpol zu digitalen Angeboten bilden, die Kinder und Jugendliche, aber auch ihre Eltern vielfach in eine konsumierende Haltung drängen.
Zur Umsetzung des bezirklichen Gesundheitszieles wurde die Implementierung eines Querschnittsgremiums, welches aus berufenen Mitgliedern besteht, gegründet. Dabei sollen die berufenen Mitglieder als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fungieren und mit Kompetenzen ausgestattet sein, die es gewährleisten, dass Empfehlungen für fachliche Gremien ausgesprochen werden können. Das Gremium soll berechtigt sein, fachliche Berichterstattungen abzufordern und entgegenzunehmen. Bei der Bildung des Querschnittsgremiums wurden bestehende Strukturen, Netzwerke und Gremien im Bezirk berücksichtigt.
Im Ergebnis der Sitzungen des berufenen Arbeitskreises, dem gut 25 Personen mit multiprofessioneller Expertise angehören, wurden zwei Gesundheitsprozessziele für den Bezirk Treptow-Köpenick verabschiedet, entsprechend konkrete Maßnahmen und Angebote vereinbart und im Jahr 2019 bereits erfolgreich umgesetzt.
1. Gesundheitsziel
„Am Ende der Legislatur sehen sich Bildungseinrichtungen für Kinder, Jugendliche und Familien im Bezirk Treptow-Köpenick gestärkt und befähigt, alle Beteiligten am Bildungsprozess für einen gesunden Umgang mit Medien zu sensibilisieren und aufzuklären sowie bei Bedarf Handlungsoptionen aufzuzeigen.“
2. Gesundheitsziel
„Zum Ende der Legislatur stehen Eltern, pädagogischen Fachkräften, Interessierten und Betroffenen Handlungsoptionen und Angebote zur Verfügung, die auf die Vermeidung von oder Hilfe bei riskantem Medienkonsum zielen. Handreichungen werden erstellt.“
Aus dem ersten Gesundheitsprozessziel ergeben sich konkrete Bedarfe und Angebote, die drei Träger/Anbieter im Jahr 2019 und ab 2020 vier Träger/Anbieter in Kooperation mit dem Bezirk Treptow-Köpenick anbieten: Fachstelle für Suchtprävention Berlin, Caritas „Lost in Space“, „Cabuwazi“ und ab 2020 die Medienetage von WETEK.
Es wurde entwickelt und vorgehalten: Schulungsprogramme für Multiplikator*innen, Beratungs- und Informationsangebote sowie aktivierende, alternative Freizeitangebote, die einen Gegenpol bilden können zu digitalen Angeboten, die Kinder eher in eine konsumierende Haltung zwingen. Darüber hinaus wurden auch Austauschplattformen zur Thematik für Pädagogen und/oder Eltern konzipiert.
Die Angebote reichen von Workshops für Schüler*innen, inkl. anschließender Elternabende über Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte in der Kita, Informationsveranstaltungen für Eltern und Lehrer*innen bis hin zu zirkus-, theater- und medienpädagogischen Angeboten für Kitakinder und Grundschüler*innen. Bereits seit April 2019 befinden sich die benannten Angebote in der konkreten Umsetzung.
Wir verfolgen dabei stets den Ansatz, alle Zielgruppen gleichermaßen anzusprechen und einzubinden. Nur so lässt sich Medienkompetenz ganzheitlich entwickeln. Alle entwickelten und vorgehaltenen Angebote für den Bezirk Treptow-Köpenick zielen darauf ab, die definierten Zielgruppen ganzheitlich anzusprechen und zu gewinnen und folglich in alle jeweiligen Angebote einzubeziehen und in den gemeinsamen Austausch kommen zu lassen. So werden z.B. Angebote mit der primären Zielgruppe „Kinder und Jugendliche“ (Workshops für Schüler*innen, Theaterpädagogische Angebote „Cabuwazi“ an Schulen und/oder Kitas) zwingend ergänzt durch sich anschließende und eingebettete fachlich begleitete Elternabende und/oder Vorführungen mit sich daran anschließenden/darauf auf-bauende Informations- und Austauschplattformen. Bestehende und/oder verpflichtende Termine (u.a. Elternabende) nutzend, zeigen dabei großen Wirkung hinsichtlich verbindlicher Teilnahme und Beteiligung am Thema „sekundärer“ Zielgruppen wie Eltern. Nur so lässt sich aus unserer Sicht Medienkompetenz ganzheitlich entwickeln – Absprachen, Bedarfe, Wünsche, Regeln sollen von allen Zielgruppen gleichermaßen geäußert, nachvollziehbar, akzeptiert und umsetzbar sein. Absprachen und Regeln sowie alternative Angebote zur Mediennutzung u.v.m. sollen in allen Kontexten gleichermaßen Beachtung finden – unabhängig des jeweiligen Settings Schule, zu Hause, Freizeit u.v.m.
Mit den ersten, im Jahr 2019 umgesetzten, Angeboten im Rahmen des Gesundheitszieleprozesses lässt sich bereits eine hohe Nachfrage und Auslastung der Angebote durch Schulen, Kitas, Familienzentren und die entsprechenden Nutzer*innenzielgruppe der Kinder, Jugendlichen, Eltern und des pädagogischen Fachpersonals attestieren. Dies dient uns als ein erster Indikator dafür, die „richtigen“ Maßnahmen ergriffen und folglich annahmefreudige Angebote geschaffen und bereitgestellt zu haben.
So zeigt zeigte sich bereits im Verlauf des Jahres 2019 eine so große Nachfrage nach den Workshops (mit anschließenden Elternabenden) in Schulen durch „Lost in Space“ (Caritas), dass bereits frühzeitig eine Warteliste für 2019 und darüber hinaus 2020 bestand und besteht.
Das theaterpädagogische Angebot von und durch „Cabuwazi“, das einen konzeptionellen Schwerpunkt auf das Thema „Medien“ erarbeitet hat, zeigt sich in der Zielgruppenerreichung über das eigentliche Angebot hinaus besonders erfolgreich. So wird das Schwerpunktthema im Rahmen einer Projektwoche mit den Schüler*innen gemeinsam erarbeitet und das Programm intensiv einstudiert. Darüber hinaus allerdings findet nach jeder Projektwoche eine Aufführung statt, zu der alle Schüler*innen und Lehrer*innen, sowie alle Eltern eingeladen werden. Im Schnitt finden sich zu dieser ca. 200 Besucher*innen ein, die nunmehr ebenfalls in die Auseinandersetzung mit dem Thema gehen (müssen).
Das Angebot „Elterngespräch“, umgesetzt durch die Kolleg*innen der Fachstelle für Suchtprävention Berlin, fand ebenfalls Nachfrage. Diese kann jedoch mit Blick auf die bevorstehenden Jahre, hinsichtlich der Auslastung, gesteigert werden. Hierzu sollten weitere/andere Räume und Angebotsorte, wie z.B. Begegnungs- und Familienzentren akquiriert werden.
(Weiterführende, exemplarische Angebotsbeispiele der Angebote von „Lost in Space“ und „Cabuwazi“ siehe „D Einzelprojekte“).
Ziel ist es jedoch, diese und ergänzende, weiterführende Angebote zu verstetigen, bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und auszubauen. Denn: Jedes Kind, jede/r Jugendliche/r, jedes Elternteil und jede pädagogische Fachkraft aus Kita, Schule, Jugendfreizeit u.v.m. in Treptow-Köpenick sollen die Angebote in Anspruch nehmen können! Dafür braucht es für gewöhnlich Zeit, Geld und den Ausbau der Angebote.
So sind ab diesem Jahr 2020 ein Peer-Projekt an Schulen und weitere Multiplikatorenfortbildungen durch „Lost in Space“ geplant. Eine Angebotserweiterung (über die bestehenden Angebote hinaus) stellt die derzeit laufende Entwicklung eines sogenanntes „Exit-Games“ mit dem Schwerpunktthema/Ziel Medien- und gesundheitsförderliche Kompetenzentwicklung sowie die „Analogisierung von Computer-/Videospielen“ durch die WETEK Medienetage dar und sollen/werden noch in diesem Jahr angeboten und umgesetzt. Auch das Thema „Cybermobbing“ beschäftigt uns zunehmend und wird in die künftige Planung mit einfließen.
Wichtig ist uns, dass der begonnene Prozess nicht nur pilothaft und regional begrenzt seine Wirkung entfaltet, sondern - bedarfsbezogen - jedes Kind, jede/r Jugendliche, alle Elternteile und pädagogischen Fachkräfte Zugang zu den Angeboten erhalten sollen, wenn sie diese anfragen.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Einzelprojekte
Einzelprojekt Nr. 1
Dieses bewegungsfreudige Projekt reagiert auf die Anforderungen des kommunalen Gesundheitsziels in Treptow Köpenick. Es besteht die Notwendigkeit nach neuen, praxisbezogenen und handlungsorientierten Lernformen, die stärker als bisher Kinder und ihre Familien an eine gesunde Lebensführung heranführen. Denn körperlich leistungsschwache und motorisch unterentwickelte Kinder, extreme Konzentrationsschwächen, eine Zu-nahme von Hyperaktivität, autoaggressivem Verhalten und Gewalt prägen an vielen Schulen jetzt bereits den Schulalltag. Durch die Vermittlung von körperlicher Bewegungsfreude und Selbstregulierungsfähigkeiten bei Schüler*innen wird psychischen und physischen Krankheiten von Kindern aktiv entgegengewirkt. Das Projekt fördert einerseits einen Sensibilisierungsprozess mit Kindern, Eltern und Bildungsverantwortlichen zum Thema Mediennutzung und andererseits zeigt es eine Vielfalt von konkreten Bewegungsangeboten auf. Es wirkt so einer bewegungsarmen Kindheit und ihren Folgen entgegen und schafft sinnvolle Verbindungen zwischen digitaler und analoger Lebenswelt von Kindern.
Durch enge Kooperationen bieten wie fünftägige Schulprojektwochen für 60 Schüler*innen aus Grundschulen im Zirkuszelt an. Trotz einer seit Jahren steigenden Zahl an psychischen Störungen bei Heranwachsenden – 20% gelten als gefährdet oder erkrankt – fehlen präventive Ressourcenprojekte für Kinder in Jugendfreizeiten und an Schulen. Denn bei der Nutzung von digitalen Medien sind Kinder fast bewegungslos, auch in der Schule und bei den Hausaufgaben sitzen sie und bewegen ihre Körper wenig. Viele Kinder fallen durch eine körperliche, motorische „Ungeschicktheit“ auf - Kinder klettern, springen, balancieren in ihrer Kindheit immer weniger - stattdessen nutzen sie die Kommunikationsnetzwerke ihrer Smartphones, sehen Serien bei Netflix und zocken am Computer. Psychische Störungen wie ADHS, Depressionen, Essstörungen, Störung des Sozialverhaltens, Adipositas sowie Ängste bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu. Durch die öffentlichen Aufführungen erreichen wir 400 Schüler*innen, die Anteil nehmen. Das Projekt steht im aktiven Dialog mit Eltern, Erzieher*innen aus dem Hortbereich/Jugendfreizeiteinrichtungen, Lehrer*innen, Sozialpädagog*innen und weiteren Akteuren aus dem Bildungsbereich.
Mit diesem neuen Lernformat für Kinder und Jugendliche wird im Rahmen von Schulprojektwochen eine Reflektion gemeinsam mit den Schüler*innen für eine bewusste und verträgliche Nutzung von digitalen Medien erarbeitet. Der Sensibilisierungsprozess wird mit einem Methodenmix aus Zirkus,-Theater- und Medienpädagogik unterstützt und in künstlerischen Bildern/Szenen bei einer öffentlichen Vorstellung für alle sichtbar gemacht. Gleichzeitig wird eine Vermittlung von „Bewegung ist cool und macht Spaß“ im Zirkus durch Workshops gefördert, denn auch Trendsportarten wie Parcours, Trapez, Trampolin, Slackline, Flowerstick werden zu den klassischen Zirkusgenres wie Akrobatik, Jonglage, Diabolo angeboten.
Für das Projekt ist die konzeptionelle Zusammenarbeit zwischen den Schulen, dem Gesundheitsamt und dem Kinder- und Jugendzirkus CABUWAZI weiterentwickelt worden. Der Bedarf nach Vermittlung von aktiver Bewegungsfreude, körperlicher Fitness und achtsamer Mediennutzung für Kinder und Jugendliche ist auch von Schulleiter*innen bestätigt worden. Im Vordergrund der Planung stehen die Entfaltung und Stärkung persönlicher, motorischer sowie sozialer Befähigungen und Begabungen der Teilnehmer*innen. Durch die öffentliche Präsentation als Vorstellung für andere Schulklassen sensibilisieren wir über 400 junge Menschen.
Die Eltern und Bildungsverantwortlichen werden in die Handlungsschritte einbezogen und direkt aufgefordert, sich mit dem Prozess und den Ergebnissen der Kinder auseinanderzusetzen. Elternabende zur Informationsweitergabe und Vorbereitungen auf das Projekt finden in der Schule statt. Die Projektwochen und die dazugehörige Präsentation findet in den Bewegungsräumen und im Zirkuszelt von Cabuwazi in Alt-Treptow statt. Die Lehrer*innen begleiten des Prozess und werden durch Lernmaterialien direkt geschult, wie sie die Ergebnisse in den Unterricht weiter verarbeiten können.
Einzelprojekt Nr. 2
In der Welt von Kindern und Jugendlichen spielen digitale Medien eine wichtige Rolle. In allen Lebensbereichen chatten, spielen, posten junge Menschen und bauen ihre sozialen Netzwerke über das Internet auf. Darüber hinaus recherchieren sie online für Hausaufgaben und drücken sich auf unterschiedlichsten Plattformen im Internet kreativ aus. Für viele Jugendliche und Kinder ist „ON-Sein“ eben „voll normal“.
Damit das nicht zum Problem wird, gestalten wir mit Schüler*innen vor Ort Workshops zum Thema Medienkonsum. Sie reflektieren das eigene Nutzerverhalten und lernen, sich sicher in der Medienwelt zu bewegen.
Wenn Kinder und Jugendliche viel Zeit online verbringen, wachsen die Sorgen ihrer Eltern. „Wann verbringt mein Sohn zu viel Zeit mit dem Computerspiel?“ „Welche Risiken birgt Facebook für meine Tochter?“ „Was kann ich tun, wenn ich zu meinem Kind nicht mehr durchdringe?“ Diesen und ähnlichen Fragen stellen sich Eltern in ihrer verantwortungsvollen Rolle. Doch wie erkennen sie rechtzeitig den Übergang von „normal“ zu „kritisch“?
An den thematischen Elternabenden in den Schulen klären wir viele dieser wichtigen Fragen und geben hilfreiche Tipps. So verstehen Eltern ihre Kinder besser und halten Schritt im rasanten Zeitalter der digitalen Medien.
Der Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V. (umsetzendes Projekt „Lost in Space“) bietet allen interessierten Schülerinnen und Schülern Workshops für die Schulklassen drei bis neun an.
Für jüngere Klassenstufen veranstalten wir Workshops für Kinder, ab Klassenstufe fünf auch komplette Projekttage zum Thema Medienkonsum. Spielerische und kreative Methoden vermitteln Wissen und sensibilisieren für Gefahren.
Ohne die Eltern geht es nicht. Ergänzend klären wir deshalb an einem Elternabend Fragen wie: Ab wann ist ein eigenes Smartphone okay? Welche Aufgaben habe ich als Elternteil? Ist mein Kind ohne Smartphone ein Außenseiter?