Steinfurt (Kreis)

Name der Stadt, der Gemeinde, des Landkreises: 
Steinfurt (Kreis)
Typ: 
Landkreis
Bundesland : 
Nordrhein-Westfalen
Einreichende Dienststelle: 
Kreisverwaltung Steinfurt
Name des Ansprechpartners: 
Frank Woltering
Funktion des Ansprechpartners: 
Stabsstelle Sozialplanung
Straße/Postfach: 
Tecklenburger Str. 10
Postleitzahl: 
48565
Ort: 
Steinfurt
Ort_Zusatz: 
Kreis
Telefon des Ansprechpartners: 
+49 2551 69-2182
E-Mail des Ansprechpartners: 
Internetadresse der Kommune: 

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Offenes Wohnzimmer für suchterkrankte Menschen

Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags

Das Offene Wohnzimmer, ein Kooperationsangebot des Caritasverbandes Rheine e. V. (Haus Forckenbeck) und der Jugend- und Drogenberatung Aktion Selbsthilfe e. V., versteht sich als tertiäres Präventionsangebot für suchterkrankte Menschen im Rahmen der bestehenden Präventionsstruktur des Kreises Steinfurt. Das Angebot wendet sich insbesondere an bedingt bzw. nicht abstinenzfähige und ältere Menschen, sowohl an alkoholabhängige als auch drogenabhängige Menschen.

Das Offene Wohnzimmer ist als Übergangsraum zur allgemeinen Öffentlichkeit zu sehen und dient als niedrigschwellige Anlaufstelle, die aufgesucht werden kann, ohne sich unmittelbar als potentiell oder faktisch suchtkrank auszuweisen. Man kann hinein schnuppern, egal wie gesund oder wie krank man sich fühlt; man kann bei Aktivitäten mitwirken oder man kann einfach nur passiv anwesend sein.

Daneben besteht die Möglichkeit, das Gespräch mit professionellen Helfern zu suchen (Information und Beratung) und/oder an Freizeitangeboten teilzunehmen. Dieses Angebot findet in Ergänzung zu bestehenden ambulanten Hilfen, außerhalb der üblichen Öffnungszeiten und an Wochenenden statt.

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Anlass und Ausgangssituation

Im Kreis Steinfurt werden für die chronisch mehrfach beeinträchtigten abhängigkeits-erkrankten Menschen 64 Behandlungsplätze im Bereich des stationären Wohnens vorgehalten. Im Rahmen der Nachsorge nimmt diese Abhängigkeitsgruppe Angebote der Suchtberatungsstellen und des Ambulant Betreuten Wohnens wahr.

Aus der Erfahrung in der Arbeit im Stationären Wohnen sowie in der ambulanten Betreuung (Suchtberatung und Ambulant Betreutes Wohnen) der CMA-Klienten zeigt sich ein spezifischer Hilfebedarf dieser Abhängigkeitsgruppe. Das Problem stellt sich auf unterschiedlichste Weise und auf unterschiedlichen Ebenen dar:

  • Die CMA-Patienten können sich auf die bestehenden ambulanten und stationären Hilfeangebote nur bedingt einlassen. Eine Betreuungs- und Beziehungskontinuität ist nur teilweise gewährleistet.
  • Die CMA-Patienten können bei Aufrechterhaltung des Trinkverhaltens in einer abstinenzorientierten Hilfemaßnahme mittelfristig nicht länger gehalten werden.
  • Es werden aktuell nur unzureichende niedrigschwellige Hilfeangebote für diese Personengruppe vorgehalten, in der die Abstinenzorientierung zweitrangig sein darf.
  • Die CMA-Patienten fühlen sich mit den Anforderungen des bisherigen Hilfesystems überfordert und nicht verstanden. Rückzug, soziale Isolation, Verwahrlosung und immer wiederkehrende körperliche Entgiftungsmaßnahmen sind die Folge.
  • Die CMA-Patienten werden wieder in den stationären Behandlungskontext aufgenommen und würden damit den Kreislauf zum x-ten Mal durchlaufen. Mit welchen Aussichten? Hospitalisierung, Selbstaufgabe, Verweigerung ...?
  • Beim Behandler als auch bei den Patienten zeigt sich bei den häufigen Wieder-behandlungen in denselben Institutionen eine gewisse Resignation.
  • Die Versorgungsdefizite der CMA-Patienten werden im Behandlungsalltag immer deutlicher.
  • Diese Personengruppe belastet weiterhin auf eine kostenintensive Weise den Sozialhaushalt und damit die Gesellschaft, ohne Perspektive auf Veränderung.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Frau Kunk-Robel wurde die Versorgungslage der chronisch mehrfach beeinträchtigten abhängigkeitserkrankten Menschen (CMA-Patienten) im Kreis Steinfurt konkret in den Blick genommen und eine Analyse ihres Hilfebedarfs vor dem Hintergrund der bestehenden Hilfeangebote vorgenommen. Die Ergebnisse dieser Bedarfsanalyse finden sich in ihrer Bachelorarbeit unter der Überschrift „Versorgungslage der CMA-Patienten im Kreis Steinfurt“ vom 18. Mai 2009 wieder, welche dieser Bewerbung als Anlage beigefügt ist.

Zum Handlungsbedarf im Kreis Steinfurt haben 40 Experten aus den Bereichen der Suchtkrankenhilfe, der Wohnungslosenhilfe, der medizinischen Versorgung und des Kreises Steinfurt als Behörde (Sozialer Dienst, Sozialamt, Gesundheitsamt) und CMA-Patienten folgende Trendaussage getroffen:

Mehr als die Hälfte der CMA-Klienten, die von Januar 2008 bis Juli 2008 Kontakt zu Diensten/Einrichtung/Praxen aufgenommen hatten, haben keine Hilfe in Anspruch genom-men oder die Maßnahmen vorzeitig beendet. Zudem hat sich gezeigt, dass die Bedarfe in den einzelnen Sektoren (Ibbenbüren/Lengerich, Emsdetten/Steinfurt und Rheine) des Kreises Steinfurt unterschiedlich sind. Hieraus ließ sich ableiten, dass Versorgungslücken im Rahmen niedrigschwelliger Angebote bestanden.

Im Gemeindepsychiatrischen Verbund, in der Regionalplanungskonferenz beim Kreis Steinfurt  mit dem LWL und in den verschiedenen Arbeitskreisen wurde nach der Hoch-zonung des ABWs immer wieder auf die Unterversorgung der komplementären, niedrigschwelligen Hilfen hingewiesen. Zur Konkretisierung der niedrigschwelligen Hilfen im Sektor Rheine wurde eine Arbeitsgruppe aus verschiedenen Einrichtungen und Fachrichtungen (Wohnungslosenhilfe der Stadt Rheine, Drogenberatung Aktion Selbsthilfe, Suchtberatungsstelle, Ambulant Betreutes Wohnen und Haus Forckenbeck des CV Rheine, LWL-Klinik Rheine) gegründet und regelmäßige Treffen wurden vereinbart. Hier wurde herausgearbeitet, dass niedrigschwellige, offene Angebote außerhalb der regulären Öffnungszeiten fehlen. Ab April 2010 wurde in der Zusammenarbeit mit der Jugend- und Drogenberatung Aktion Selbsthilfe und dem Haus Forckenbeck vierzehntägig der damalig benannte „Sonntagstreff“ für nicht abstinenzfähige und nur zeitweise abstinenzfähige Menschen in der Zeit von 10 bis 12 Uhr durchgeführt. Der „Sonntagstreff“ wurde zunächst von zwei bis zu vier Besuchern aufgesucht. Dieser vierzehntägige Sonntagstermin wurde über einen Zeitraum von ein-einhalb Jahren umgesetzt und im Jahr 2012 um den „Mittwochstreff“ erweitert, d. h. alle zwei Wochen am Mittwochabend in der Zeit von 18 bis 20 Uhr.

Aus diesen Vorläufern hat sich das Konzept des Offenen Wohnzimmers entwickelt. Im Herbst 2012 hat der Caritasverband Rheine e. V. (Haus Forckenbeck) in Kooperation mit der Jugend- und Drogenberatungsstelle Aktion Selbsthilfe e. V. diesbezüglich einen Projektantrag an den Kreis Steinfurt gestellt, der im Rahmen einer zweijährigen Projektphase bewilligt und um ein drittes weiteres Jahr bis Ende 2015 verlängert wurde.

Konzeption, Ziele und Zielgruppen

Konzept

Das Offene Wohnzimmer versteht sich als ein tertiäres Präventions- und Nachsorgeangebot für chronifizierte suchterkrankte Menschen zur Unterstützung in der Gestaltung ihrer Lebensgrundlagen (Schadensminimierung: Suchterkrankung und ihre Folgeerkrankungen, Existenzminimum, desolate Wohnsituation, keine regelmäßige Beschäftigung, Isolation). Die Leistungen des Caritasverbandes Rheine e. V. und der Jugend- und Drogenberatungsstelle Aktion Selbsthilfe e. V. im Rahmen des Offenen Wohnzimmers umfassen im Wesentlichen niedrigschwellige Hilfsangebote ohne schwellenangsterzeugende Bedingungen im Sinne einer akzeptierenden und fördernden Suchtarbeit. Existenzkrisen und daraus resultierende Hilfebedürfnisse entstehen unabhängig vom Vorhandensein einer Ausstiegsmotivation aus der Sucht. Daher werden Hilfeangebote ohne unbedingtes Beharren auf Abstinenz unterbreitet. Dem bisher unerreichten und unversorgten Klienten wird eine aus seiner Sicht akzeptable Anlaufstelle eröffnet, die problemlagenadäquate Angebote vorhält. Es sind allesamt Angebote, die in Situationen sozialer Desintegration kompensierend eingreifen. Das Offene Wohnzimmer als niedrigschwelliges Kontakt- und Begegnungsangebot ist so integriert, dass entsprechend des aktuellen Bedarfs des Klienten die Vermittlung in andere Hilfeangebote möglich ist.

Inhalte und Ziele

Die Kontakt- und Begegnungsstätte des Offenen Wohnzimmers bietet eine alltagsnahe, lebenspraktische und tagesstrukturierende Betreuung. Eine Abstinenzorientierung ist gewünscht, muss aber nicht Bedingung oder primäres Ziel sein, um das Offene Wohnzimmer besuchen zu dürfen.

Menschen, die chronisch abhängig sind, befinden sich meist in einem körperlich, psychisch und sozial desolaten Zustand. Aus der 15-jährigen Erfahrung in der stationären Betreuung von CMA-Klienten im Haus Forckenbeck zeigte sich, dass diese im geschützten Rahmen und enger Begleitung überwiegend die Abstinenz und Tagesstruktur einhalten konnten. In den Bewerbergesprächen für die stationäre Aufnahme lehnten jedoch drei von vier Bewerbern die stationäre Hilfe ab, da sie sich mit dem Abstinenzgebot und der Teilhabe an der Gemeinschaft überfordert sahen. Nach der Entlassung aus dem stationären Wohnen fiel auf, dass die CMA-Klienten trotz der Unterstützung durch das Ambulant Betreute Wohnen nur unzureichend in der Lage waren, die im stationären Kontext erarbeiteten Behandlungserfolge (Tagesstruktur, Abstinenz, Teilhabe an der Gemeinschaft) aufrecht zu erhalten. Die fehlende Beziehungskontinuität und die zu hohen Leistungserwartungen der Öffentlichkeit führten die Klienten schnell wieder in die Rückfälligkeit und in die soziale Desintegration. Diese Verhaltensauffälligkeiten sind typisch für CMA-Klienten und weisen damit auf einen spezifischen Behandlungsbedarf hin. Um auch diese Klienten aufzufangen, ist die niedrigschwellige Kontakt- und Begegnungsstätte eine unverzichtbare Ergänzung zu den bestehenden Hilfsangeboten.

Daraus ergeben sich für das Offene Wohnzimmer folgende Zielsetzungen:

  • Ort der Begegnung (Kontaktaufnahme, Kontakthalten, Vertrauen aufbauen, Schaffung von Beziehungskontinuität)
  • Information und Beratung der Sucht (Schadensminimierung)
  • Einschränkung des Suchtmittelkonsums
  • Verlängerung der Abstinenzphasen
  • Klärung und Unterstützung bei sozialen Problemen (Existenzminimum, Wohnen, Beschäftigung)
  • Beschäftigung (sinnvolle Freizeitgestaltung)
  • Vermittlung in andere Hilfsangebote

Zielgruppe

Zur Zielgruppe des Offenen Wohnzimmers gehören in erster Linie:

  • ältere alkohol- und/oder drogenabhängige Menschen
  • chronisch mehrfach beeinträchtigte suchterkrankte Menschen
  • von Wohnungslosigkeit und Isolierung bedrohte Menschen
  • nichtabstinenzfähige sowie von einer hohen Rückfälligkeit bedrohte Menschen

Vor allem die älteren alkohol- und drogenabhängigen Menschen zeigen ein besonderes Interesse, das Offene Wohnzimmer aufzusuchen, um ihrer Isolation und der Langeweile zu entgehen.

Vorgehen und Umsetzung

Die Öffnungszeiten des Offenen Wohnzimmers sind an jedem zweiten Sonntag von 11 bis 13 Uhr und an jedem Donnerstag von 18 bis 20 Uhr in den Räumlichkeiten der Jugend- und Drogenberatungsstelle in der Thiemauer 42, 48431 Rheine. Alle drei Monate wird ein spezifisches Freizeitangebot vorgehalten (siehe Anlage, Beispiel Bowling oder Tagesausflüge). Die Termine werden über einen Flyer an die Besucher und an die verschiedenen Institutionen (Klinik, Beratungsstellen, etc.) im Sektor Rheine verteilt sowie über die persönliche Ansprache und Einladung bekannt gemacht und weitergegeben. Zudem sind die aktuellen Flyer auf der Homepage der beteiligten Akteure verortet.

An den Sonntagen wird in der Regel ein Frühstück und an den Donnerstagen eine kleine Abendmahlzeit angeboten. Bei den Planungen, Vorbereitungen und Aufräumarbeiten können sich alle Besucher beteiligen - jeder so wie er kann! Es wird viel Wert auf Gemeinschaft gelegt. Zwischenzeitlich wird das eine oder andere Gespräch geführt, gemeinsam diskutiert. Auch werden Probleme (Suchtdruck, Stimmungsschwankungen, Einsamkeit, Langeweile, etc.) in der großen Runde oder aber unter vier Augen erörtert und nach Lösungen gesucht. Hin und wieder werden auch gerne verschiedene Gesellschaftsspiele oder Spiele an der Dartscheibe gespielt. Bis vor kurzem stand auch noch ein Billardtisch zur Verfügung, den etliche Besucher gerne genutzt haben. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, das Kino, eine Ausstellung, die Eisdiele oder ein Café zu besuchen. Die Besucher gestalten die Inhalte des Offenen Wohnzimmers mit.

Die Öffnungszeiten sind variabel und mit den Teilnehmern bestimmbar und Freizeitaktivitäten können auch Tagesausflüge beinhalten.

Das Offene Wohnzimmer wird zurzeit von zwei SozialpädagogInnen geleitet, die durch ihre Arbeit im stationären Wohnen des Hauses Forckenbeck und in der Drogenberatung Berufserfahrung in der Suchthilfe mitbringen. Der gesamte Stundenanteil beträgt momentan 6 Stunden/Woche. Neben dem Vorhalten der angegebenen Öffnungszeiten beinhaltet die Arbeitszeit nach den Erfahrungen während der dreijährigen Projektphase die Akquise, die Organisation, die Abholdienste, die Dokumentation sowie die telefonische Erreichbarkeit für die Besucher.

Innovationsgehalt

Über dieses trägerübergreifende Projekt des Offenen Wohnzimmers ist es uns gelungen, auf niederschwelliger Ebene suchtkranke Menschen suchtstoffübergreifend und ohne Vorbehalte zu gemeinsamen Aktivitäten zusammenzuführen. Das Offene Wohnzimmer bietet neben den bestehenden Angeboten der Suchthilfe über die regulären Öffnungszeiten hinaus eine Ergänzung im Rahmen von Begegnung und Freizeitgestaltung.

Die spezifische Zielgruppe des Offenen Wohnzimmers ist aufgrund der Schwere der Suchterkrankung und ihrer Individualproblematik mit der Teilhabe an der Gemeinschaft, mit der Tages- und Freizeitgestaltung sowie im Umgang mit ihrer komplexen Abhängigkeitserkrankung insgesamt überfordert. Hierbei fallen insbesondere die älteren, chronifizierten suchterkrankten Menschen immer wieder aus dem bisherigen Hilfesystem heraus. Bei diesem Personenkreis zeigen sich besonders in den Abendstunden und an den Wochenenden massive Isolierungstendenzen und damit verbunden ein hohes Rückfallrisiko, die aufgrund fehlender Ressourcen im bisherigen Hilfesystem nicht aufgefangen werden konnten. Das Offene Wohnzimmer bietet mit ihrer nachrangigen Zielsetzung der Abstinenz einen neuen Zugangsweg explizit zu dieser besonderen Zielgruppe, um sie aus ihrer marginalen Position in die Gemeinschaft einzubeziehen. Gerade dieser veränderte Zugang ermöglicht über das positive Erleben im Miteinander, über das Sich-Angenommen-Fühlen sowie über die Erfahrungen, seinen, wenn auch noch so kleinen, aber wichtigen Beitrag für die Gruppe einbringen zu können, unseren Besuchern ihre Beziehungsfähigkeit und letztendlich auch ihre Abstinenzfähigkeit verbessern sowie stärken zu können und auch zu wollen.

Die Besucher gehen ohne Vorbehalte respektvoll miteinander um und schätzen sich inzwischen auch in ihren unterschiedlichen Fähigkeiten. Sie bieten sich gegenseitig Unterstützung, beispielsweise bei Fahrradreparaturen oder Hardware- und Softwarefragen, an und geben sich günstige Einkaufstipps oder treffen Verabredungen außerhalb des Offenen Wohnzimmers. Damit wird deutlich, dass der gruppendynamische Prozess des Offenen Wohnzimmers inzwischen über die eigentliche Öffnungszeit hinausgeht und somit ihre Zielsetzung als Übergangsraum erfolgreich erfüllt.

Da das öffentliche Verkehrsnetz in einigen Randbezirken von Rheine insbesondere in den Abendstunden und an den Wochenenden nur unzureichende Fahrzeiten vorhält, bietet das Offene Wohnzimmer den Besuchern einen Fahrdienst an, den es ihnen möglich macht, das Offene Wohnzimmer trotzdem zu besuchen. Neben der reinen Fahrdienstfunktion fühlen sich Besucher durch diesen besonders angenommen und wertgeschätzt.

Ergebnisse und Erreichtes

Für die meisten Besucher ist das Offene Wohnzimmer zu einem festen und wichtigen Bestandteil ihrer Tagesstruktur geworden. Die Besucher zeigen inzwischen eine hohe Identifikation mit dem Offenen Wohnzimmer. So lässt sich ein fester Besucherstamm benennen, der zu beiden Öffnungszeiten regelmäßig kommt. Dann gibt es Besucher, die vorzugsweise am Sonntag oder am Donnerstag kommen sowie sporadische Besucher, die sowohl in der Woche als auch am Wochenende erscheinen.

Die Anliegen der Besucher lassen sich wie folgt beschreiben: raus aus der Einsamkeit, Gemeinschaft erleben, Anlaufstelle nach Feierabend und am Wochenende, über Suchtprobleme sprechen, offenes Ohr der Mitarbeiter, Langeweile umgehen, Beschäftigung wie Gesellschaftsspiel, Bowling, gemeinsames Kochen und Essen (Frühstücks- und Abendessenangebot), Unterstützung, Beratung und Vermittlung bei Krisen.

Ein Besucher nimmt dieses Angebot zum Anlass, an seiner Abstinenzfähigkeit zu arbeiten. Er schafft es inzwischen, nüchtern zu kommen, weil das Gemeinschaftserleben zunehmend an Bedeutung für ihn gewinnt. Er lebte bisher isoliert und ohne feste Beziehungsstrukturen. Die Ansprache und die Rückmeldungen sowie auch die Bestätigung durch die anderen Besucher und durch die professionellen Akteure bestärken ihn, nicht mehr durchgehend zu trinken. Dieses spornt auch weitere Besucher an, sich mit ihrem Konsum kritischer als bisher auseinanderzusetzen.

Die zunehmenden Besucherzahlen zeigen, dass das Offene Wohnzimmer angenommen und auch in anderen Einrichtungen und Institutionen in Rheine bekannter wird. Der damalige Sozialdezernent vom Kreis Steinfurt und jetzige Bürgermeister von Rheine, Herr Dr. Peter Lüttmann, hat das Offene Wohnzimmer im Juli 2014 zu einer gemeinsamen Grillveranstaltung aufgesucht, sich im Gespräch mit den Besuchern einen persönlichen Eindruck verschafft und der Fortführung eines weiteren Projektjahres bis Ende 2015 zugestimmt.

Auch zeigte die BAG GPV großes Interesse am Offenen Wohnzimmer und war im Oktober 2015 vor Ort. Im Rahmen dieser Veranstaltung ist es den Besuchern auf eindrucksvolle Weise gelungen, sich zu präsentieren und das Offene Wohnzimmer vorzustellen.

Das Offene Wohnzimmer wird evaluiert. Seit dem Januar 2013 werden die Besucherzahlen dokumentiert und dem Kreis Steinfurt werden alle drei Monate entsprechende Rechenschaftsberichte vorgelegt.

Ab 2016 geht das Angebot des Offenen Wohnzimmers im Sektor Rheine nun in die Regelfinanzierung des Kreises Steinfurt über. Auch die vier weiteren Suchtberatungsstellen des Kreises Steinfurt erhalten dadurch die Möglichkeit, das Offene Wohnzimmer in ihren Sektoren vorzuhalten. In der letzten Sitzung des Arbeitskreises Sucht des Kreises Steinfurt Anfang Dezember 2015 gaben die vier Suchtberatungsstellen bekannt, mit der Planung und Organisation für die Einrichtung eines Offenen Wohnzimmers beschäftigt zu sein, damit die Umsetzung nach dem „Rheinenser Modell“ ab Januar 2016 erfolgen kann. In dieser Sitzung wurde ebenfalls beschlossen, dass sich die Akteure der fünf Offenen Wohnzimmer des Kreises Steinfurt zu einem regelmäßigen Erfahrungsaustausch treffen. Das erste Treffen ist im Februar 2016 geplant. Die Koordination wird bei Frau Kunk-Robel (Offenes Wohnzimmer Rheine) liegen.

Zukünftige Schritte:

  • Prozesshafte und konzeptionelle Weiterentwicklung des Offenen Wohnzimmers unter Beteiligung der Besucher und der vernetzten Akteure
  • Ergänzung des Offenen Wohnzimmers durch aufsuchende Arbeit und Streetwork
  • Verstärkung der Zusammenarbeit mit den Wohnungslosenhilfen
  • CRA-Methode als Baustein der professionellen, niedrigschwelligen Hilfen und zum Ausbau der örtlichen und kreisweiten Vernetzung

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags

C 10 Gibt es zur Suchtprävention in Ihrer Kommune eine schriftliche Gesamtkonzeption? : 
ja (bitte als Anlage beifügen, siehe Abschnitt E)
nein
C 11 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag in diese Gesamtkonzeption eingebunden?: 
ja
nein
C 12 Hat sich der/die (Ober-)Bürgermeister/in bzw. Landrat/-rätin öffentlich für Ihren Wettbewerbsbeitrag eingesetzt?: 
ja
nein

C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags

C 20 Gibt es zu Ihrem Wettbewerbsbeitrag ein schriftliches Konzept? : 
ja (bitte als Anlage beifügen, siehe Abschnitt E)
nein
C 21 Sind die Präventionsziele Ihres Wettbewerbsbeitrags detailliert festgelegt?: 
ja
nein
C 22 Wurde vor der Zielfestlegung eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse erstellt?: 
ja
nein
C 23 An welche Zielgruppen richtet sich Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Kinder
Jugendliche
junge Erwachsene
Erwachsene
Senioren/Seniorinnen
Eltern/Erziehungsberechtigte
Familien
Personen mit Migrationshintergrund
sozial benachteiligte Personenkreise
suchtbelastete Familien
Multiplikatoren
Veranstalter
Gastronomie
Clubs/Diskotheken
Einzelhandel
Tankstellen
Weitere
C 23a Wenn "Weitere"... Welche?: 

Chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängigkeitserkrankte, welche bedingt bzw. nicht dauerhaft abstinenzfähig sind

C 24 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag geschlechtsspezifisch/geschlechtersensibel ausgerichtet?: 
ja
nein
C 25 Auf welche Suchtstoffe und Suchtformen ist Ihr Wettbewerbsbeitrag ausgerichtet?: 
Alkohol
Tabak
Medikamente
Cannabis
Kokain
Amphetamine (u.a. Crystal Meth)
neue psychoaktive Substanzen ("Legal Highs")
pathologisches Glücksspiel
exzessive Computernutzung
exzessive Internetnutzung
Weitere
C 25a Wenn "Weitere"... Welche?: 

Beigebrauch bei Substitutionsbehandlung

C 26 Welche innovative Aktivitäten und Maßnahmen zur Suchtprävention stehen in Ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt?: 
Verfolgung geschlechtersensibler Ansätze
Verfolgung kultursensibler Ansätze
Einbeziehen bisher nicht bzw. kaum angesprochener Zielgruppen
Einbeziehen von Zielgruppen in besonderen Lebenslagen (z.B. von Armut betroffene Familien)
Nutzen neuer Zugangswege zur Zielgruppe
Einsatz neuer Wege zur Beteiligungsförderung
Berücksichtigung bislang noch nicht einbezogener Suchtstoffe/Süchte (z.B. Crystal Meth u.a. neue psychoaktive Substanzen, pathologisches Glücksspiel, exzessive Computer- und Internetnutzung)
Nutzung "Sozialer Medien" (Facebook, Twitter u.a.)
Zusammenarbeit mit neuen, bislang eher selten eingebundenen Kooperationspartnern und Multiplikatoren
Weitere
C 26a Wenn "Weitere"... Welche?: 

Das offene Wohnzimmer bietet einen offenen und akzeptanzorientierten Zugangsweg zum Hilfesystem. Abstinenz wird nicht als Voraussetzung zur Inanspruchnahme vorausgesetzt. Zeitgleich wird den Nutzer/innen jederzeit die Möglichkeit der Veränderung mittels weiterer Beratungs- und konkreter Unterstützungsleistungen ermöglicht (Steigerung der Veränderungsmotivation).

C 27 Welche Strategie der Suchtprävention verfolgt Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Verhaltensprävention
Verhältnisprävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
C 28 An welche Lebenswelten (Settings, Einrichtungen) knüpft Ihr Wettbewerbsbeitrag an?: 
Kindergarten/Kita
Grundschule/Primarbereich
weiterführende Schule
Berufsschule
Betrieb/Ausbildungsstätte
Einrichtung der Jugendarbeit
Sportverein
Volkshochschulen/Bildungsstätten
Senioreneinrichtung
Gaststätten/Restaurants
Clubs/Diskotheken
Feste/Veranstaltungen
Straße/öffentlicher Raum
Stadtteil/Quartier
Weitere
C 28a Wenn "Weitere"... Welche?: 

Sucht- und Drogenszene, Obdachlosenszene

C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags

C 30 Welche Akteure aus Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Beitrags?: 
Gemeinde-, Stadt- bzw. Kreisrat
Bürgermeister/in bzw. Landrat/-rätin
Suchtpräventionsstelle
Gesundheitsamt
Jugendamt
Sozialamt
Ordnungsamt
Weitere
C 30a Wenn "Weitere"... Welche?: 

Stabsstelle Sozialplanung, Dezernent Dezernat II

C 31 Welche Akteure außerhalb von Kommunalpolitik und -verwaltung beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Beitrags?: 
Suchtberatungsstellen
Krankenkassen
Krankenhäuser
niedergelassene Ärzte/Ärztinnen
Apotheken
Schulen
Einrichtungen der Jugendarbeit
Mobile Jugendarbeit
Sportvereine
Betriebe/Ausbildungsstätten
Kirchen
Wohlfahrtsverbände
Migrantenorganisationen
Einrichtungen der Seniorenarbeit
Selbsthilfeeinrichtungen
Quartiermanagement
Polizei
Veranstalter
Gastronomie
Clubs/Diskotheken
Einzelhandel
Tankstellen
Fahrschulen
Lokale Medien
Sponsoren
Stiftungen
Weitere
C 32 Gibt es schriftliche und verbindliche Vereinbarungen zur Vernetzung und Kooperation der Akteure?: 
ja
nein
C 32a Wenn ja, welche?: 

Siehe Vertragstext – Kooperation zweier Leistungserbringer. Diese Kooperation, welche erst später vertraglich geregelt wurde, bestand von Beginn an auf freiwilliger/kooperativer Basis

C 33 Welche Laufzeit hat Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
C 34 Wie lange ist die Finanzierung des Wettbewerbsbeitrags gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
C 35 Wird der Wettbewerbsbeitrag in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
C 36 Sind im Rahmen Ihres Wettbewerbsbeitrags entwickelte Projekte und Maßnahmen andernorts übernommen und eingesetzt worden?: 
ja
nein
C 36a Wenn ja, welche?: 

Das Angebot ist als lokales trägerübergreifendes befristetet Projekt initiiert worden. Nach Auswertung der Projektergebnisse wurde zwischen Verwaltung und Leistungserbringern einvernehmlich vorgeschlagen, dass das Angebot ab 2016 kreisweit vorgehalten wird und weitere lokale Leistungserbringer das Projekt umsetzen können.

Einzelprojekte

Einzelprojekts Nr. 1

D 11 Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
D 12 Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
D 13 Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein

Einzelprojekts Nr. 2

D 21 Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
D 22 Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft

Einzelprojekts Nr. 3

D 31 Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
D 32 Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft

Anlagen

Fotos

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