Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Ausgehend von der Zunahme junger Crystal- Konsument*innen an den Schulen und Freizeiteinrichtungen im ländlichen Raum und der Nachfrage von Lehrer*innen und Schulsozialarbeiter*innen nach methodisch- interaktivem Material, haben schulische Präventionsteams und die AG „Crystalprävention“ des Saalekreises eine „Substanz- Box Crystal“ erarbeitet und umgesetzt. Die Box enthält eine 90 minütige Bildungseinheit sowohl für den Unterricht, als auch für Freizeiteinrichtungen; auch Zusatzmaterial (Flyer, Fact- Sheets und z.B. rechtliche Hinweise). Sie wird in den Schulen ab Klasse 9 nach Bedarf (Antwort trifft Frage!) eingesetzt.
Da die Box auf großes Interesse stieß, wurden adäquat drei weitere Substanz- Boxen erarbeitet und eingesetzt (Cannabis, Alkohol, Tabak). Alle Boxen waren Inhalt eines Workshops für Eltern, Lehrer*innen und Schüler*innen, wurden erprobt, kritisiert und didaktisch/ methodisch aufbereitet. Eine fünfte Box (Thema Essstörung) ist in Arbeit.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation
Als Reaktion auf die aktuelle Problemlage im Zusammenhang mit einem zunehmenden Crystal- Gebrauch und Missbrauch gründete sich 2014 im Saalekreis eine Arbeitsgruppe mit dem Ziel der Crystal- Prävention. Mitglieder der Arbeitsgruppe waren und sind Suchtberatungsstellen, die Fachstelle für Suchtprävention, Polizei, Streetworker, Student*innen, das Gesundheitsamt und die ambulante Familienhilfe.
Zunächst wurden relevante Zielgruppen ermittelt.
- junge Konsument*innen (User)
- Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen, Freizeitpädagog*innen
- Ärzt*innen
- konsumierende Eltern im Hilfesystem
1. & 4.) Vor allem für jugendliche Konsument*innen, die in den Beratungsstellen ankommen und die, die nicht in den Beratungsstellen ankommen, möglicherweise im Freizeitbereich oder auf der Straße angetroffen werden können und für junge konsumierende Eltern im Hilfesystem wurden Safer- Use- Bags zusammengestellt (Sniefröhrchen, Kondom, Kaugummi, Gleitgel, Zettel mit Adressen & Telefonnummern der Beratungsstellen, Nasenpflegecreme, Flyer). Der Flyer wurde in der AG entwickelt und der Zielgruppe angepasst und ist Teil der Expertise zur Versorgung mit zielgruppengerechten Informationsmaterialien der BZgA zu Methamphetamin. Die Bags wurden den Suchtberatungsstellen und den Streetworkern zur Verfügung gestellt, aber auch Sozialpädagog*innen in einer ambulanten Familienhilfe. Die Bags fungieren als Türöffner und können durch die spezifischen Inhalte Themen öffnen und Bedarf erkennen lassen. Nach einem halben Jahr erhielten die Institutionen einen Fragebogen zum Umgang mit den Safer-Use-Bags.
2.) Für Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen, Freizeitpädagog*innen, aber auch Jugendleiter der Feuerwehr oder Übungsleiter im Sportverein wurde ein Werkzeug entwickelt, welches nach einer verpflichtenden dreistündigen Schulung als 90 minütige Bildungseinheit umgesetzt werden kann. Dabei sind die Schulen und die Jugendhilfe und wichtige Partner für Prävention und Frühintervention.
3.) Für Ärzt*innen erarbeitete eine Suchtberatungsstelle ein zweiseitiges Factsheet, welches komprimiert Auskunft gibt über Crystal als Substanz, erwünschte positive Wirkungen, unerwünschte Symptome, spezifische Merkmale eines kritischen Konsums, Vernetzung und das weiterführende Hilfesystem. Das Factsheet wurde von der Landesstelle für Suchtfragen LSA übernommen und an Ärztekammer und niedergelassene Ärzte weitergeleitet und ist ebenfalls aufgenommen wurden in die Expertise zur Versorgung mit zielgruppengerechtem Informationsmaterialien der BZgA zu Methamphetamin.
Konzeption, Ziele und Zielgruppen
Neben dem Elternhaus haben die Schulen und Freizeiteinrichtungen Einfluss auf die Entwicklung von jungen Menschen. Kinder und Jugendliche sind hier über viele Jahre erreichbar und so können in Gruppen Verhaltensmuster kommuniziert und gefördert werden.
Suchtprävention muss und kann mehr sein als reine Wissensvermittlung. Ausgehend davon, dass Suchtprävention von den Lehrkräften als eine schulische Aufgabe im Rahmen ihres Sozialisations- und Erziehungsauftrages verstanden wird, wird deutlich, dass langfristig ausgelegte Maßnahmen und Kontinuität erforderlich sind.
„Mangelndes Wissen und vergleichsweise geringes Problembewusstsein erweisen sich gegenwärtig als Haupthindernisse einer effizienten Suchtprävention im schulischen und Freizeit- Bereich. Nur bei Überwindung dieser Barrieren besteht Aussicht auf erhöhte Aktivitäten von Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen bezüglich der Durchführung entsprechender Präventionsprogramme, sowie einem sachkompetenten Umgang von Lehrern mit Schülern, der präventiv wirkt bzw. Schülern, die mit Drogen in Berührung gekommen sind, Hilfe leistet. Daher sollten nicht suchtpräventive Einzelmaßnahmen im Zentrum der Präventionsarbeit stehen, sondern Maßnahmen, die für jede Jahrgangsstufe die regelmäßigen suchtpräventiven Aktivitäten festschreiben.“[1]
Erfolgreiche Präventionsarbeit in der Schule und im Freizeitbereich hat das Ziel, das Selbstwertgefühl zu stärken und soziale Kompetenz zu vermitteln. Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche die Fähigkeit entwickeln, angemessen und selbstverantwortlich mit persönlichen und sozialen Problemen, Konflikten und Anforderungen umzugehen.
Für diese Arbeit wird den Pädagog*innen ein Material an die Hand gegeben, welches als Einstieg in eine thematische Auseinandersetzung eingesetzt und kompakt, interaktiv, informativ und variabel genutzt werden kann. Es wurde ein Substanzbox zum Thema Crystal entwickelt, die nach einer Schulung ausgeliehen und angewendet wird.
Ziel: niedrigschwellige substanzspezifische Crystal- Prävention ab Klasse 9 als Einstieg für weitere Folgeinhalte in unterschiedlichen Settings
Zielgruppen: Sekundärzielgruppe: Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen, Pädagog*innen in Freizeiteinrichtungen, Feuerwehr, Übungsleiter*innen in Sportvereinen Primärzielgruppe: Jugendliche ab 9.Klasse oder/ und 15 Jahren in verschiedenen Settings
Vorgehen und Umsetzung
- Es wurden aus allen Bereichen Informationen gebündelt über Konsumformen, Konsummotive, substanzspezifisches Auftreten, Konsumgruppen, Konsumsettings, Mischkonsum, Beratungsrelevanzen, angrenzende Zielgruppen, Symptome, rechtliche Grundlagen, Unterscheidung zu anderen Substanzen, Etablierungsmuster.
- Die Inhalte der Bildungseinheit wurden in der AG zusammengetragen (was kann wie „vermittelt“ werden).
- Die Didaktik, Methodik, der Ablauf, Filme, Power Points, Spiele wurden zusammengetragen und überprüft.
- Alle Inhalte wurden in der AG „gespielt“, besprochen und auf Handhabbarkeit überprüft.
- Es wurde ein Handout (Hefter) für die Sekundärzielgruppe erarbeitet, der eine genaue Anleitung zum Ablauf und viele weitere Hinweise gibt, was u.a. Material zum Weiterarbeiten enthält.
- In einer Box wurden Hefter, alle Methoden, weiterführendes Material & Preise zusammengefasst.
- Es wurde eine 3-stündige Schulung für die Sekundärzielgruppe erarbeitet, beworben und durch die AG mehrfach umgesetzt.
- Die Box wurde ausgeliehen und an bisher 2 Schulen angewendet.
- Geplant ist eine Multiplizierung der Box für Schulen mit einem nachhaltigen und umfassenden Präventionskonzept.
Innovationsgehalt
- die Box ist Teil einer umfassenden und nachhaltigen Präventionsidee im Landkreis
- die bislang noch nicht einbezogene Substanz Crystal wurde in den Blick genommen
- durch Schulungen der Sekundärzielgruppe werden Multiplikator*innen erreicht, fachlich und methodisch unterstützt, präventive Haltungen ausgetauscht, die einen wertschätzenden Umgang mit einer neugierigen, konsumfreudigen oder konsumierenden Primärzielgruppe möglich machen
- die Anwendung der Box kann Auslöser für eine weitere Beschäftigung mit dem Thema Crystal oder auch anderen Themen sein
- die Crystal- Box (Herstellung, Handhabung, Umsetzung) war insofern anregend, als dass weitere Substanzboxen entwickelt wurden (Cannabis, Tabak, Alkohol), die gleichermaßen erarbeitet, erprobt und angewendet wurden und werden
- eine Box zum Thema Essstörung ist in Arbeit gemeinsam mit einer Sekundarschule und eines Gymnasiums
- die Boxen können Dupliziert und Schulen mit einem nachhaltigen Präventionskonzept zur Verfügung gestellt werden
Ergebnisse und Erreichtes
4 Substanzboxen, die geschult, ausgeliehen und bis jetzt in 7 Schulen angewendet wurden. Die Arbeit befindet sich in einem stetigen Prozess. Es wird allen Pädagog*innen ein Fragebogen zur Verfügung gestellt, um eine „innerbetriebliche“ Evaluation durchführen zu können mit dem Ziel Inhalte und Methoden zu optimieren.
Suchtprävention in Schulklassen
Neben dem Elternhaus hat die Schule Einfluss auf die Entwicklung von jungen Menschen. Kinder und Jugendliche sind hier über viele Jahre erreichbar und so können auch in der Schule Verhaltensmuster kommuniziert und gefördert werden. Suchtprävention muss und kann mehr sein als reine Wissensvermittlung. Ausgehend davon, dass Suchtprävention von den Lehrkräften als eine schulische Aufgabe im Rahmen ihres Sozialisations- und Erziehungsauftrages verstanden wird, wird deutlich, dass langfristig ausgelegte Maßnahmen und Kontinuität erforderlich sind.
„Mangelndes Wissen und vergleichsweise geringes Problembewusstsein erweisen sich gegenwärtig als Haupthindernisse einer effizienten Suchtprävention im schulischen Bereich. Nur bei Überwindung dieser Barrieren besteht Aussicht auf erhöhte Aktivitäten von Schulen bezüglich der Durchführung entsprechender Präventionsprogramme sowie einem sachkompetenten Umgang von Lehrern mit Schülern, der präventiv wirkt bzw. Schülern, die mit Drogen in Berührung gekommen sind, Hilfe leistet. Daher sollten nicht suchtpräventive Einzelmaßnahmen im Zentrum der Präventionsarbeit stehen, sondern Maßnahmen, die für jede Jahrgangsstufe die regelmäßigen suchtpräventiven Aktivitäten festschreiben.“[2]
Erfolgreiche Präventionsarbeit in der Schule hat das Ziel, das Selbstwertgefühl zu stärken und soziale Kompetenz zu vermitteln. Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche die Fähigkeit entwickeln, angemessen und selbstverantwortlich mit persönlichen und sozialen Problemen, Konflikten und Anforderungen umzugehen.[3] Präventionsarbeit in und an der Schule heißt erlebnisreiche und gesundheitsgerechte Alternativen zum Suchtmittelgebrauch aufzuzeigen und einzuüben. Dafür stehen im Landkreis Saalekreis allen Lehrer*innen und Pädagog*innen im schulischen und im Freizeitbereich ab sofort 4 Substanz- Boxen zur Verfügung. Diese können nach einer dreistündigen Schulung ausgeliehen und angewendet werden.
Die Boxen enthalten Fachwissen, Methoden, Material, eine vollständige Unterrichtseinheit und Hinweise zur suchtpräventiven Arbeit in den Bereichen Tabak, Alkohol, Cannabis und Crystal. Die „Boxen- Schulung“ ist kostenfrei.
[1] http://www.kreissoest.de/gesundheit_verbraucher/gesundheit/praevention/s...
[2] http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/7702/1/Zusammenfassung...
[3] http://www.kreis-soest.de/gesundheit_verbraucher/gesundheit/praevention/...
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
Jugendfreizeit-Einrichtungen, Schulen
Essstörungen
Kokreis Prävention & Präventionsteams an Schulen
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
keine Angabe
Übernahme von Schulen Substanz-Boxen zum Thema: Essstörungen, Crystal, Cannabis
Einzelprojekte
Einzelprojekts Nr. 1
I. Dauerschleife „Crystal im Kopp“
Der Film wird zum „Ankommen“ als Dauerschleife gezeigt und unkommentiert gelassen. Er wirkt durch seine Farben, die Musik und die verständliche Darstellung.
Für die Begrüßung wird er beendet.
II. Begrüßung/ 5 min
Die Jugendlichen werden begrüßt und die Bildungseinheit wird erläutert.
Sollte die Bildungseinheit nicht in der Schule stattfinden und der/ die Referent*in nicht bekannt sein, erfolgt eine Vorstellung.
III. Themenparkplatz/ 3 min
Befestigen Sie das A4- Blatt sichtbar.
Jede*r Teilnehmer*in erhält zunächst einen bunten Notizzettel. Dieser dient dazu, aufkommende Fragen, die im Laufe der Veranstaltung entstehen, festzuhalten. Pro Zettel sollte nur ein Gedanke/Beitrag in Stichworten/Halbsätzen notiert werden. Mit Magneten an der Tafel oder mit Kleber an einem Flipchartblatt können die Jugendlichen ihre Fragen unaufgefordert „parken“.
Ziel: Alle Teilnehmenden haben unabhängig voneinander die Möglichkeit, ihre Fragen zum Thema zu äußern. Alle Beiträge sind sichtbar. Alle Fragen sind erlaubt.
IV. 1,2 oder 3- Spiel/ 10 min
Um einen tieferen Einblick in das Thema Crystal-Meth zu bekommen, wird das Spiel „1,2 oder 3“ durchgeführt. Dazu wird die vorbereitete Präsentation über einen Beamer an eine Wand geworfen. An drei Stellen im Raum werden die A, B oder C Felder platziert. Die Jugendlichen werden sich im Spielverlauf immer wieder zu den jeweiligen Feldern bewegen. Der*die Referent*in erklärt zu Beginn die Spielregeln. Anschließend liest er die jeweiligen Fragen und Antwortmöglichkeiten vor und geht auch auf die gegeben Lösungen ein, bespricht aufkommende Unsicherheiten und Fragen.
Spielregel: Die Jugendlichen bewegen sich, während die Melodie erklingt zu dem Feld, auf dem sie die richtige Antwort erwarten. Es ist kein Wettbewerb! Es gibt keine Preise.
V. Gruppenarbeit / 40 min
Um individuelle Einblicke in die Thematik des Crystal-Meth zu erhalten, werden die Jugendlichen mit Interviews von Konsument*innen konfrontiert. Dazu teilen Sie die Jugendlichen in drei Gruppen. In den Gruppen wird jeweils ein Thema tiefer beleuchtet.
Themen: Konsummotivation „Runterkommen“ „Draufsein“
Anhand des zur Verfügung gestellten Films erarbeiten sich die Jugendlichen nun die aufgeführten Inhalte. Die Ergebnisse werden festgehalten, anschließend im Plenum vorgestellt und nachfolgenden Fragen Raum gegeben.
VI. Jeopardy / 20 min
Das Crystal-Jeopardy dient einer Vertiefung und Wiederholung thematischer Schwerpunkte. Dazu teilen sich die Jugendlichen in zwei Gruppen ein. Diese werden im folgenden Spielverlauf gegen einander antreten. Die Spielregeln werden erläutert. Die beiden Gruppen müssen versuchen so viele Antworten wie möglich richtig zu beantworten. Dazu hat jede Gruppe jeweils 30 Sekunden pro Frage Zeit. Wird die Frage richtig beantwortet erhält die Gruppe 5 Schokopunkte. Danach ist die andere Gruppe dran.
Wird die Fragen nicht richtig beantwortet, gibt es keine Punkte und die andere Gruppe ist dran. Die Gruppe mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.
VII. Reflexion und Verabschiedung/ 5min
Im Anschluss kommen die Jugendlichen noch einmal in einem Stuhlkreis zusammen. Jede*r Teilnehmer*in bekommt einen Klebepunkt und klebt diesen auf das xy- Diagramm auf das Flipchartblatt. Inhalte: Wissenszuwachs & Konnte ich für mich etwas mitnehmen?
Der/ die Referent*in/ Lehrer*in fasst die Reflexion kurz zusammen, bedankt sich bei den Jugendlichen für die Teilnahme und weist auf das vorhandene Infomaterial hin.