Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Das Gesamtkonzept umfasst die „Suchtprävention in der Schule“, die Wandersausstellung zum Thema Essstörungen „Klang meines Körpers“ sowie die anschließende intensive Beratung einzelner besonders suchtgefährdeter Jugendlicher und junger Erwachsener in der Beratungsstelle.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Suchtprävention in der Schule
Das hier erweiterte, flexible Konzept der Suchtprävention in der Schule berücksichtigt einerseits die Schulen, die zur Erstellung eines Suchtpräventionskonzeptes die entsprechende fachliche Prozessbegleitung der Caritas Suchtkrankenhilfe über einen längeren Zeitraum bis zu max. 2 Jahre benötigen, so wie es seit 2008 gut nachgefragt und umgesetzt wird. Die intensive Prozessbegleitung kann nun zugunsten nachrückender Schulen vermindert oder verkürzt werden, so dass hier immer eine Anpassung an den Bedarf der jeweiligen Schule möglich ist.
Suchtpräventionskonzepte und –maßnahmen, die nur einen speziellen Teilbereich, wie z.B. Computerspielsucht, Essstörungen, Cannabiskonsum etc. betreffen, werden bei Anfragen seitens der Schulen durch das entsprechende Fachpersonal der Suchtkrankenhilfe mitentwickelt bzw. durchgeführt. Schulen, die bereits ein Suchtpräventionskonzept entwickelt haben und Suchtpräventionsmaßnahmen im schulischen Kontext umsetzen, werden auf Wunsch bei der Evaluation und Qualitätsentwicklung des Konzepts und einzelner Maßnahmen durch das Fachpersonal der Suchtkrankenhilfe unterstützt.
Für alle Schulen, die über die hier genannten Angebote unterstützt werden, wird einmal jährlich eine Lehrerfortbildung zu gewünschten bzw. aktuellen Themen der Suchtprävention durchgeführt sowie einmal jährlich ein Netzwerktreffen seitens der Suchtkrankenhilfe organisiert und durchgeführt.
Wanderausstellung zum Thema Essstörungen „Klang meines Körpers“
Die Ursachen von Essstörungen sind vielschichtig und umfassen genetische, gesellschaftliche, familiendynamische und psychische Faktoren. Essstörungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Der Beginn einer Essstörung liegt häufig in der Pubertät zwischen dem 13. und 16. Lebensjahr und verläuft zunächst meist unauffällig und schleichend. Erst bei gravierenden Gewichtsveränderungen, körperlichen und seelischen Begleiterkrankungen wird das Umfeld hellhörig. Die Betroffenen selbst verheimlichen aus Scham die krankheitsrelevanten Symptome. Die chronischen Verläufe mit Klinikaufenthalten, Zwangsernährung und langwierigen Therapiemaßnahmen belasten die Essgestörten, die Familien sowie das Gesundheitssystem erheblich. Die Suchtkrankenhilfe der Caritas Sozialdienste Rhein-Kreis Neuss GmbH arbeitet seit 1987 mit essgestörten Menschen und ihren Familien mit einem eigenständigen Beratungs- und Behandlungskonzept. Seit 2009 bietet die Caritas in Kooperation mit dem Kreisgesundheitsamt im Rhein Kreis Neuss mit der interaktiven Wanderausstellung „Klang meines Körpers“ ein eigenes Präventionskonzept zum Thema Essstörungen an.
Mit den selbst geschriebenen Texten, persönlichen Bildern und ausgewählten Liedern geben die jungen Frauen tiefe Einblicke in ihre Innenwelt, die weit über die sachliche Information hinausgehen und vor allem einen emotionalen Eindruck hinterlassen. Die Wanderausstellung bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit sich über die Krankheitsbilder zu informieren, Ursachen und Hintergründe zu erkennen und unterschiedliche Lösungswege z.B. über die hoffnungsvoll gestalteten Schatzkisten zu erfahren. Auf diese Art gelingt es, dass Schüler, Lehrer und Eltern die Betroffenen in ihrer Krankheit, aber auch mit ihrem kreativen Potential besser verstehen. Aktuell ist jeder zehnte an Essstörungen erkrankte Mensch ein Mann. Auslöser können sein: Training im Leistungssport und übertriebener Wunsch Muskeln aufzubauen (Biggerexie), Rollenunsicherheit, Ängste bezüglich der Sexualität und Selbstwertproblematik. Seit 2012 konnte mit Hilfe eines männlichen Betroffenen, der in der Suchtkrankenhilfe der Caritas Neuss 2010 seine Therapie erfolgreich abgeschlossen hatte, ein eigenes „Jungenmodul“ zum Thema „Jungen und Essstörungen“ eingesetzt werden. Die Ausstellung wird nun auch den geschlechtsspezifischen Unterschieden von Essstörungen gerecht. Die Wanderausstellung ist hervorragend geeignet, um Essstörungen vorzubeugen, frühzeitig zu handeln und Beratung vor Ort in Anspruch zu nehmen. Mitarbeiterinnen der Suchtkrankenhilfe begleiten die Lehrer, Schulsozialarbeiter, Schüler und Schülerinnen bei den Projekttagen mit der Ausstellung. Ein Elternabend ergänzt das Angebot. Diese fachliche Begleitung ist nun ein kontinuierliches schulisches Präventionsangebot der Suchtkrankenhilfe an den Schulen im Rhein-Kreis Neuss, da das Thema Essstörungen in den Katalog der Suchtprävention an vielen Schulen mit aufgenommen wurde.
Symptomübergreifende Beratung suchtgefährdeter Jugendlicher und junger Erwachsener
Den steigenden Beratungs- und Behandlungsanfragen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die zur Schule gehen, in der Ausbildung sind oder schon früh arbeitslos sind, kann nur durch ein kontinuierliches, fachlich auf die Zielgruppe spezialisiertes Angebot begegnet werden. Anders als bei erwachsenen Menschen sind bei Jugendlichen spezielle Orientierungs- und Entwicklungsaufgaben zu bewältigen und das familiäre Umfeld stellt für sie einen besonderen Bezugsrahmen dar, der in den meisten Fällen in die Beratung einzubeziehen ist. Im Beratungskonzept der Suchtkrankenhilfe für suchtgefährdete Jugendliche und junge Erwachsene sind daher Eltern- und Familiengespräche fester Bestandteil und durch einen systemischen Beratungs- und Behandlungsansatz fachlich fundiert. Auch Beratungsangebote, welche für die Jugendlichen und deren Eltern bei Bedarf separat durch verschiedene Bezugspersonen in der Beratung vorgehalten werden, stützen das Bedürfnis der betroffenen Jugendlichen nach Vertraulichkeit und Autonomie. Die Prävention zur Verhinderung oder frühzeitigen Erkennung von essgestörtem Verhalten hat dazu geführt, dass ein erhöhter Beratungsbedarf von Familien an die Suchtkrankenhilfe herangetragen wird. In den meisten Fällen ist noch keine Therapie notwendig. Die Betroffenen und die Eltern, oder auch Freunde benötigen allerdings dringend einen intensiven Beratungsprozess. Wunsch und Ziel der Gespräche ist es frühzeitig Muster von essgestörtem Verhalten zu erkennen und aufzulösen, dahinterliegende Problematiken zu entdecken und zu bearbeiten, sowie den Angehörigen Unterstützung und Entlastung anzubieten.
Jugendliche, die bereit sind, ihren Suchtmittelkonsum oder ihr suchtgefährdendes Verhalten in Frage zu stellen, sind häufig kurzentschlossen in ihrer Bereitschaft, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Längere Wartezeiten auf Termine verhindern nicht selten den Einstieg in die Beratung. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines zeitlich kurzfristigen Beratungsangebots. Dieses wird in Form von Einzelgesprächen, häufig in Form des Einbeziehens der Eltern erbracht. Ein bewährter, fester Bestandteil in der Suchtberatung ist der Besuch einer fachlich angeleiteten Gruppe. Das Erleben ähnlicher Problematiken von Mitbetroffenen und deren Rückmeldungen stellen einen zentralen Wirkfaktor in der Sucht- und Präventionsarbeit dar. Die Einbindung Jugendlicher in die Gruppenangebote erwachsener Suchtkranker erweist sich erfahrungsgemäß aufgrund unterschiedlicher Lebensphasen mit verschiedenen Schwerpunktthemen als nicht zielführend. Ein dem Altersspektrum angepasstes Gruppenangebot ist installiert worden. Diese durch Fachpersonal angeleitete Informations- und Motivationsgruppe wird in den frühen Abendstunden für Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahren zu einer festen Zeit wöchentlich angeboten.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
Essstörungen
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Einzelprojekte
Einzelprojekts Nr. 1
Je nach Anforderung der Schule, der Veranstaltungsart (Elternabend, Projekttag, Projektwoche, Unterrichtsstunde) und der zu erwartenden Altersgruppe kommen entsprechende Fachkräfte, ausgebildete peers und geeignete Module der Präventionsarbeit zum Einsatz. Die Kommunikation mit der Zielgruppe wird durch die Ansprache von Gleichaltrigen erleichtert. Dies schafft eine besondere Form von Glaubwürdigkeit, in dem die peers sich innerhalb der Zielgruppe – ausgestattet mit Präventionsangeboten wie Alkoholtests oder „Überlebens-Packs“ (z. B. Condom, Taschentücher, Suchtinformation, Obst) in der Verteilung über „Bauchläden“ - bewegen. Dieses erfolgreiche peereducation-Konzept ist nur erreichbar durch eine umfassende Ausbildung der peers zum Thema Sucht, Suchtvorbeugung, Gesprächsführung, Reflektion der eigenen Konsumgewohnheiten etc. In den persönlichen Kontakten mit den anderen Jugendlichen geben sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen weiter. Das entsprechende Equipment wird je nach Art der Präventionsveranstaltung zusammengestellt und mobil eingesetzt. Das eigens zu Präventionszwecken ausgestattete Prevent-Mobil Fahrzeug wird nicht nur bei öffentlichen Veranstaltungen, sondern auch in der Schule eingesetzt.
Das Konzept spricht zwei Zielgruppen an: Einerseits die Kinder und Jugendlichen, die (noch) keine Suchtmittel konsumieren. Sie werden darin unterstützt, suchtmittelfrei zu Feiern bzw. ihre Freizeit zu gestalten und sie werden über Risiken des Suchtmittelkonsums auf spielerische und erlebnisorientierte Weise informiert bzw. geschult. Andererseits setzt das Konzept konkret beim Suchtmittelkonsum junger Menschen an: Der Suchtmittelkonsum wird bei bereits konsumierenden Jugendlichen mit einer grundsätzlich offenen und zunächst akzeptierenden Haltung thematisiert und die jungen Menschen mit dem Konzept der motivierenden Kurzintervention zur Auseinandersetzung des eigenen Konsumverhaltens angeregt. Ziel ist dabei, den verantwortungsbewussten und aufgeklärten Konsum zu fördern sowie bereits Suchtgefährdete zur Reduktion des Konsums anzuregen bzw. weitere Unterstützung anzunehmen. Ziel ist es, mit einer offenen und akzeptanzorientierten Kommunikation: einen persönlichen und positiven Erstkontakt der Jugendlichen mit dem Suchthilfesystem zu ermöglichen und ihre Suchtmittelkonsumenten-Mündigkeit, d. h. ihr Bewusstsein für persönliche Risiken im Umgang mit Suchtmitteln zu erweitern sowie Kontrollstrategien und Ausstiegshilfen zu vermitteln.
Einzelprojekts Nr. 2
Mitarbeiterinnen der Suchtkrankenhilfe begleiten die Lehrer, Schulsozialarbeiter, Schüler und Schülerinnen an Projekttagen zum Thema Essstörungen mit der Ausstellung. Ein Elternabend ergänzt das Angebot.
Die Wanderausstellung bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit sich über die Krankheitsbilder zu informieren, Ursachen und Hintergründe zu erkennen und unterschiedliche Lösungswege z.B. über die hoffnungsvoll gestalteten Schatzkisten zu erfahren. Auf diese attraktive Art gelingt es, dass Schüler, Lehrer und Eltern die Betroffenen in ihrer Krankheit, aber auch mit ihrem kreativen Potential besser verstehen. Die Wanderausstellung ist gut geeignet, um Essstörungen vorzubeugen, frühzeitig zu handeln und Beratung vor Ort in Anspruch zu nehmen. Seit 2009 bietet die Caritas den Schulen im Rhein Kreis Neuss mit der finanziellen Förderung des Kreisgesundheitsamtes mit der interaktiven Wanderausstellung „Klang meines Körpers“ ein eigenes Präventionskonzept zum Thema Essstörungen an. Seit 2014 ist die Wanderausstellung Teil des dreigliedrigen Schulischen Suchtpräventionskonzeptes, das aus Kreismitteln finanziert wird.
Einzelprojekts Nr. 3
Durch die Aktivitäten im Rahmen der „Suchtprävention in der Schule“ sind die Beratungs- und Behandlungsanfragen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die zur Schule gehen, in der Ausbildung sind oder schon früh arbeitslos sind, enorm gestiegen. Für die präventive Arbeit erweist sich das Modul „Schulische Suchtprävention“ als niederschwelliges Angebot und damit als geeignetes Instrument, Klienten mit höherem Beratungsbedarf in die Beratungsstelle zu lotsen. Hier erhalten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein kontinuierliches, fachlich auf sie spezialisiertes Angebot, in dem das familiäre Umfeld in den meisten Fällen in die Beratung einbezogen wird. Auch Beratungsangebote, welche für die Jugendlichen und deren Eltern bei Bedarf separat durch verschiedene Bezugspersonen in der Beratung vorgehalten werden, stützen das Bedürfnis der betroffenen Jugendlichen nach Vertraulichkeit und Autonomie.
Die Prävention zur Verhinderung oder frühzeitigen Erkennung von essgestörtem Verhalten hat ebenfalls dazu geführt, dass ein erhöhter Beratungsbedarf von Familien an die Suchtkrankenhilfe herangetragen wird. In den meisten Fällen ist noch keine Therapie notwendig. Die Betroffenen und die Eltern, oder auch Freunde benötigen allerdings dringend einen intensiven Beratungsprozess. Jugendliche, die bereit sind, ihren Suchtmittelkonsum oder ihr suchtgefährdendes Verhalten in Frage zu stellen, sind häufig kurzentschlossen in ihrer Bereitschaft, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Längere Wartezeiten auf Termine verhindern nicht selten den Einstieg in die Beratung. Daher ist dieses Beratungsangebot, das derzeit noch nicht auf finanzielle Mittel der Krankenkassen im Rahmen der Prävention zurückgreift und sich aus kommunalen Mitteln finanziert, ein wichtiger Baustein, der ständig und kontinuierlich nachgefragt wird.