Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Das Projekt fördert Jugendliche und junge Erwachsene dabei ihre Wünsche, Erwartungen und auch Ängste zu formulieren, zu artikulieren und diese an die kommunalpolitischen Gremien weiterzuleiten, um damit Umsetzungsprozesse zu starten. Dadurch gelingt es engagierte und hoch motivierte junge Menschen nachhaltig für ihre Kommune zu interessieren und sie in kommunalpolitische Entscheidungsprozesse einzubinden.
Zudem wird eine umfassende Bestandsaufnahme der Lebenswelt der Beteiligten bzw. Betroffenen erreicht.
Mit der Zukunftswerkstatt ist es durch Partizipation, Ressourcenmobilisierung und sozial-räumliche Methoden möglich in kürzester Zeit sehr viele konkrete und vor allem umsetz-bare Ideen zu erhalten.
Jugendliche können sich bereits durch die Mitarbeit an der Zukunftswerkstatt, aber auch bei der Umsetzung, aktiv an der Zukunft ihrer Gemeinde beteiligen. Sie erfahren, dass sie und ihre Wünsche ernst genommen werden und sie durch einen persönlichen Einsatz viel bewirken können.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Situationsanalyse
Das Projekt „Zukunftswerkstätten – Jugend im Landkreis Kulmbach“ fand nun bereits in vier Gemeinden des Landkreises statt. Weitere Veranstaltungen sind bereits in Planung. Die Zielgruppe besteht jeweils aus ortsansässigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 – 18 Jahren.
Ressourcen im Feld
Als Hauptressource gelten die Jugendlichen. Um sie dreht sich die Veranstaltung und die Durchführung hängt von ihrer Mitarbeit ab. Außerdem kann nur etwas geändert werden, wenn die Jugendlichen ihre Wünsche und Anregungen äußern. Ihre Anstöße sind die Fundamente für die weitere Arbeit.
Weitere Ressourcen sind der Kreisjugendring und die Landkreisjugendarbeit, welche die Kommunen jederzeit unterstützen. Dieses tun wir mit Geld, Haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, Material und natürlich unserem Know-how. Zusätzlich übernehmen wir den größten Teil der anfallenden Arbeit in der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung.
Das ehrenamtliche Team des Jugendkulturzentrums „Alte Spinnerei“ Kulmbach stellt die mobile „Softbar“ zur Verfügung, um die Besucher mit ansprechenden alkoholfreien Cocktails zu versorgen und so eine ansprechende Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Zusätzlich stellt es auch die Technik für die Moderation und die Musik. Für das Essen und die Verteilung dieses sind die jeweiligen Kommunen zu-ständig.
Nennenswert ist natürlich auch die Kommune, die den Veranstaltungsort stellt und ebenfalls einen Teil der Kosten übernimmt. Hinzu kommen die Jugendbeauftragten, der Bürgermeister und die Vereinsvorstände des Ortes, welche bei der Ergebnisumsetzung mithelfen.
Theoretischer Ablauf des Projekts
Die Jugendlichen werden an diesem Abend in vier wechselnde Gruppen aufgeteilt, sodass in vier verschiedenen Arbeitsbereichen parallel gearbeitet wird. Nach einer bestimmten Zeit werden die Gruppen die Station wechseln, sodass jeder überall einmal war. In jeder Abteilung werden andere Bereiche erfragt und verschiedene sozialräumliche Methoden verwendet.
Letztere sind „gleichzeitig Analyse wie auch pädagogische Aktivierung. In dieser Wechselwirkung entfalten sich der spezifische Erkenntnisgewinn und die Dynamik sozialräumlicher Jugendarbeit. […] Einerseits wird versucht, analytisch die Aneignungsformen Jugendlicher in ihren Wechselwirkungen mit den gesellschaftlichen Raumdefinitionen zu erschließen und damit methodisch-empirisch die sozialräumliche Qualität jugendlicher Lebenswelten zu erfassen. Die Anwendung der Methoden findet andererseits aber direkt im ‚Feld‘ der Jugendarbeit – wo in der Interaktion mit Jugendlichen eine bestimmte Praxis der Jugendarbeit auf[ge]baut wird – statt und löst in ihrer Anwendung verschiedene Prozesse der Auseinandersetzung mit Jugendlichen, Institutionen etc. aus. Die Methoden sind also gleichzeitig Forschungsinstrumente wie Instrumente der praktischen Arbeit: Sie erzeugen einerseits Erkenntnisse über Jugendliche und räumlich vermittelte gesellschaftliche Strukturen – auch über die Rolle und Funktion der Jugendarbeit – und sind andererseits Praxis der sozialräumlichen Jugendarbeit“ (Krisch 2008: 71).
Eine der Arbeitsecken ist nach dem Prinzip der Nadelmethode aufgebaut. Diese ist ein animierendes Verfahren zur Bezeichnung von charakteristischen Orten auf einem Stadtplan. Dabei werden von Jugendlichen Klebepunkte auf einem Gemeindeplan angebracht, um ausgewählte Orte zu markieren. Zusätzlich wird parallel zu jedem Punkt eine Moderationskarte, an einer anderen Pinnwand befestigt und konkret formuliert, was verändert werden soll. Das Positive daran ist, dass es unmittelbar zu Ergebnissen führt und dass es wenig Bearbeitungszeit benötigt.
Ein weiterer Arbeitsbereich ist an die Methode „Zeitbudgets von Jugendlichen“ angelehnt. Hierbei tragen Jugendliche in vorbereitete Vorlagen ein, wie viel „pflichtfreie“ Zeit sie zur Verfügung haben. Dies führt zu einem Einblick über das konkrete Verhältnis der verplanten Zeit – z.B. durch Hausaufgaben, Nachmittags-unterricht, Kurse und Fahrtzeiten – zur tatsächlichen freien Zeit. Dadurch wird er-sichtlich zu welchen Uhrzeiten bzw. an welchen Wochentagen Jugendliche über-haupt Möglichkeiten haben, Angebote der ortsansässigen Vereine in Anspruch zu nehmen. Zusätzlich fragen wir mit einem zweiten Stundenplan ab, welche Ange-bote sie zu welchen Zeiten gerne annehmen würden. Außerdem möchten wir in dieser Ecke, anders als bei der vorherigen, bei welcher es hauptsächlich um Gebäude und Einrichtungen geht, herausfinden, welche Vereine/Angebote es bereits gibt, wie sie diese bewerten und welche sie sich zusätzlich noch wünschen würden.
Die ortsansässigen Vereine haben hierdurch die Möglichkeit, ihre Angebote zu evaluieren und zu modifizieren.
In einer dritten Ecke möchten wir von den Jugendlichen erfahren, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen, was sie sich dafür wünschen würden und wovor sie Angst haben oder worüber sie sich Sorgen machen. Die Abfrage erstreckt sich u.a. auf die schulische Situation, die Berufsausbildung, die Wohnsituation, das persönliche Umfeld und die persönliche Lebensplanung.
Zusätzlich erfragen wir auch, welche Medien die Jugendlichen zur Kommunikation nutzen und über welche sie gerne informiert werden möchten.
Bei der letzten Station soll Platz für alle „verrückten“ Ideen sein. Die Jugendlichen sollen sich vorstellen, sie wären König der jeweiligen Kommune. Um dies „plastisch“ zu erfahren, stellt der jeweilige Bürgermeister seinen Dienststuhl zur Verfügung und die Jugendlichen erhalten zusätzlich noch „Machtinsignien“, wie z.B. ei-ne Königskrone, ein Zepter und einen „Hermelinmantel“. Hier können „grenzenlos“ Wünsche, Hoffnungen und Träume formuliert werden.
Jede der vier Ecken wird von einem neutralen Moderationsteam der Landkreisjugendarbeit oder des Kreisjugendrings betreut. Diese motivieren und aktivieren die Jugendlichen bei der Formulierung ihrer jeweiligen Punkte.
Was sind die wesentlichen Handlungsmaximen des Projekts?
Eine wichtige Maxime der Zukunftswerkstatt ist die Partizipation junger Menschen. Pädagogisch betrachtet bedeutet das, dass die Beteiligten bei allen Entscheidungen, die das Zusammenleben betreffen, einbezogen werden. Auf politischer Ebene heißt diese Partizipation, dass sie teilhaben und sich an politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen beteiligen können. Die Jugend kann somit durch einen persönlichen Einsatz auf Entscheidungen, die ihre Lebenswelt betreffen, direkt Einfluss nehmen. Auf unser Projekt bezogen bedeutet dies, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aktiv an der Gestaltung ihres Ortes teilnehmen und darin bestärkt werden ihre eigenen Wünsche, Vorschläge, Ängste und Sorgen zu äußern. Und nicht nur zu äußern, sondern diese dann auch in dem dadurch entstehenden Umsetzungsprozess zu vollziehen.
Diese Maxime ist ein zentrales Prinzip der Gemeinwesenarbeit, der Sozialraum-orientierung und nicht zuletzt der Verhaltensprävention. Zudem arbeiten wir durch das direkte Eingehen auf die Ergebnisse, also die Wünsche der Jugend, bedürfnisorientiert.
Durch die Beteiligung der Jugendlichen bei der Umsetzung der Ergebnisse, wer-den nicht nur die Ressourcen des Ortes genutzt, sondern auch die der Jugendlichen, sodass ein größerer Pool an vorhandenen Stärken und Möglichkeiten entsteht und die Arbeit somit gegebenenfalls von den Beteiligten ohne Hilfe von außen erledigt werden kann. Verhältnisprävention betreiben wir bei der Umsetzung der gewünschten Ergebnisse, da sich dadurch die Lebensumstände und Lebensbedingungen, der dort lebenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen, verbessern. Zusätzlich entwickeln sich durch diese Verbesserung „Halteperspektiven“ in eher „aussterbenden“ Gemeinden. Somit werden in diesem Projekt die Verhältnisprävention und die Verhaltensprävention vernetzt und aufeinander abgestimmt umgesetzt. Aus mehreren Gründen sehen wir unser Projekt als innovative, kommunale Suchtprävention an.
Als Erstes wird durch die persönliche und wertschätzende Einladung des jeweiligen Bürgermeisters eine sehr hohe Beteiligung (mindestens 40%) der eingeladenen Jugendlichen erreicht. Zudem erlangen wir innerhalb kurzer Zeit konkrete, weitreichende und lebensweltliche Ergebnisse. Damit werden ressourcenorientierte Umsetzungsprozesse mit einer aktiven Einbindung der Jugendlichen gestartet. Insgesamt arbeiten wir mit der Zukunftswerkstatt, den daraus entstehenden Veränderungen, Gründungen und Neuerungen und durch die Partizipation der Jugendlichen verhältnis- und verhaltenspräventiv, welche sozialräumlich umgesetzt wird.
Literatur: Krisch, Richard, 2008: Sozialräumliche Methodik der Jugendarbeit: Aktivierende Zugänge und praxisleitende Verfahren. Beltz Juventa, S. 71
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
Kommunalpolitische Verantwortungsträger sowie Vereine und Verbände
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Kreisjugendring
Kreisjugendring Kulmbach
Veranstaltungskonzeption
Das Projekt wurde bei Fachtagungen auf oberfränkischer und bayernweiter Ebene vorgestellt. Einzelne Landkreise planen vergleichbare Angebote.