Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Der Präventionsgedanke ist in Erfurt anerkannt und verzweigt verbreitet, die unterschiedlichen Zuständigkeiten lassen mehrere Ansätze erkennen. Ein Gesamtkonzept gibt es (noch) nicht.
Netzwerk in Netzwerke Vertreterinnen des Erfurter Frauennetzwerkes werden in den kommunalen Arbeitskreis Suchtprävention berufen.
Geschlechtergerechtigkeit stärken Nach der geschlechtsspezifischen Ausrichtung des kommunalen Präventionskonzepts im Bereich Sucht sollen geschlechts-spezifische Darstellungen wieder Eingang in die Erfurter Sozialplanung bzw. Sozialberichterstattung finden.
Qualitätsziele gestalten Präventionsziele sind verbindlich und abrechenbar zu gestalten. Die Rolle des Arbeitskreises soll im kommunalen Bewusstsein gestärkt werden und mit Zielvereinbarungen gesichert werden.
Zugang zu Netzwerken sichern Zur jährlichen Präventionsdisco treffen sich die Netzwerker*Innen aus Jugendschutz, Polizei, Gleichstellung und Frauenprojektarbeit und setzen die Wissensvermittlung zu neuen Substanzen und ihren Konsumformen, Gefahren und Folgen fort, bieten ihre suchtpräventiven Angebote für Frauen und Männer in gemeinsamer Aktion an.
Übertragbarkeit ermöglichen, wenn die Inhalte stimmen, der Präventionsgedanke ein gemeinsamer ist und die Partner*Innen die richtigen sind, dann gelangen Ideen und Konzepte in die jeweiligen kommunalen Netzwerke.
Öffentlichkeitsarbeit Die Berichterstattung in kommunalen Gremien und vor dem Stadtrat wird informativen Charakter tragen und soll die kommunale Suchtprävention stärken.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Bewerbungshintergrund - Nichtfachleute treten zu Fachthema an
Im Laufe der Jahre hat sich die Landschaft der Hilfen in Erfurt verändert. Fraueninitiativen, wie TIAMAT Frauenheilweise e.V., das Frauentechnikzentrum haben aufgegeben. Fraueneinrichtungen, wie das Haus Drehtür und die Frauentagesstätte Gebesee konnten nicht weiter finanziert werden, wurden geschlossen bzw. sind zu gemischtgeschlechtlichen Einrichtungen geworden.
Die Kontakt- und Beratungsangebote in den Frauenzentren und dem Frauenhaus werden zunehmend von Frauen nachgefragt, die mit psychischen Problemen belastet sind. In den letzten fünf Jahren hat sich deren Anteil an den Beratungsgesprächen verdoppelt. Im Jahr 2014 ist ein erhöhter Gebrauch von Medikamenten und Suchtmitteln deutlich geworden.
Im Austausch zwischen den Sozialarbeiterinnen und der Gleichstellungsbeauftragten wurden Schwerpunktthemen und Handlungsoptionen diskutiert: Frau und Sucht* frauengerechte Konzepte* Rahmenbedingungen* Substanzmittelgebrauch* Gender* Wissenschaft* Erfahrungen* Ressourcen* Gewalterfahrungen* Geschlecht*Drogen*.
Wir wussten: unsere Frauen tauchen in den Arztpraxen und Kliniken als reguläre Patientinnen auf, sie werden als Schwangere betreut und als Mütter sitzen sie im Jugendamt, sie warten auf eine Entgiftung oder sind als Substituierte in Behandlung, sie leben in Notunterkünften oder im betreuten Wohnen.
Wir wussten auch, dass sie fast überall neben den Männern den geringeren Anteil ausmachen. Aber: Sind die Hilfen, die sie benötigen die gleichen wie für Männer? Sind diese Hilfen für sie gut erreichbar oder brauchen Frauen andere Zugänge?
Wir sollten uns wieder mit der Notwendigkeit geschlechtsspezifischer Projekte in der Sucht-und Drogenberatung, in der Suchtkrankenhilfe auseinander setzen und dabei erkunden, ob Forschung und Praxis weit auseinander liegen. Wir müssen sicher sein, wollten mehr wissen, dazu lernen. Die 25er Jubiläen der Gleichstellungsstelle und des Frauenzentrums Brennessel boten einen geeigneten Anlass, dieses Schwerpunktthema zu setzen statt Feste zu feiern.
Eine Jahreskampagne entstand im Kopf und auf dem Papier und wurde als eine Veranstaltungsreihe „K.O. ich lasse mich nicht abhängen- eine Informationskampagne zu Frauen, Sucht, Drogen und Abhängigkeit“ in Kooperation erarbeitet, sehr erfolgreich, mit großem Zuspruch und thüringenweiter Beteiligung von März bis November 2015 umgesetzt. (Konzept zur Jahreskampagne)
Die öffentliche Anerkennung der Jahreskampagne wurde mit Beschluss des Erfurter Stadtrats vom 16.12.2015 gewürdigt und eine Wettbewerbsbeteiligung empfohlen. (Stadtrat Erfurt Beschluss Nr. 2742/2015)
Die Ergebnisse der Kampagne, die gewonnenen gemeinsamen Erfahrungen und die Vorhaben bestimmen die Wettbewerbsbeteiligung.
Bewerbungshilfe - Lobbyarbeit der Gleichstellungsbeauftragten
Die gesetzlich verankerte Arbeit von Gleichstellungsbeauftragten ist es, darüber zu wachen und darauf hinzuwirken, dass das verfassungsrechtliche Gebot der Gleichberechtigung erfüllt wird. In diesem Sinne sind sowohl Gesetze als auch gesellschaftliche Realitäten zu analysieren, besonders benachteiligte Personen oder Gruppen auszumachen, auf Veränderung initiativ hinwirken.
Das ist nicht allein zu realisieren, sondern gesellschaftlicher Auftrag aller in der Verantwortung stehender in Politik, Wohlfahrt und Gemeinschaft. In diesem Aufgabenspektrum verbinden sich Themen mit Schwerpunkten, die unterschiedlich große Spielräume einnehmen und eine Vielfalt von Akteur*Innen mit ausgeprägter Sichtweise mit Ansprüchen aus den verschiedenen Ebenen vereinen.
Die Kooperation zur Jahreskampagne in Erfurt hat Partner*Innen zusammengeführt, die als Multiplikator*Innen verschiedenen Netzwerken angehören. Der große organisatorische Aufwand wurde gemeinsam gestemmt, die Kosten geteilt, der thematische Schwerpunkt des Fachbereiches gleichberechtigt eingebracht und im verbindlichen Rahmen dargestellt. Das führte zum Nutzen aller, hat Vertrauen entwickelt und eine neue Qualität in der Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und freien Trägern zur Folge gehabt. Dieses zeitgebundene Netzwerk wird sich jährlich auf ein gemeinsames Präventionsprojekt vorbereiten, ansonsten nicht mehr bestehen. Die Akteur*Innen sichern zu, die gemeinsam gewonnenen Erfahrungen in andere Netzwerke zu tragen, um den geschlechtsspezifischen Blick wieder zu schärfen.
Bewerbungskonzept - Keine Masche: Netzwerk in Netzwerke
Das Konzept Kommunale Suchtprävention wird gegendert, in der Gesamtheit geschlechtsspezifisch ausgerichtet, die Zielausrichtung überarbeitet.
Gewalt hat - auch – ein Geschlecht. Gewalt hat mit Männlichkeiten und Weiblichkeiten zu tun und trifft Frauen und Männer auf unterschiedliche Weise. Der Begegnung geschlechtsbezogener Gewalt mit gezielten Aktivitäten wird in die Zielstellungen des o.g. Konzepts aufgenommen.
Dazu ist es erforderlich, Vertreterinnen des Erfurter Frauennetzwerkes in den Arbeitskreis zu berufen und deren Beteiligung zu unterstützen. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit bzw. die veränderte Ausrichtung der Suchtprävention sind öffentlichkeitswirksam umzusetzen.
Um Frauenwissen weiter zu geben, wenden sich engagierte Mitarbeiterinnen aus den Frauenprojekten an junge Frauen und Männer und bringen sich in das Netzwerk der kommunalen Jugendschützer ein: Einmal jährlich gestaltet das Team der Jahreskampagne 2015 eine Präventionsdisco für Jugendliche und Junggebliebene im Musikpark Erfurt aus und trägt mit eigenen Angeboten der Informations- und Aufklärungsarbeit zum gemeinsamen Gelingen bei.
Zielausrichtung
Bereits 2004 fordert die Deutsche Hauptstelle gegen Suchtgefahren DHS zur nachhaltigen Verankerung des Gender Mainstreaming in der Suchthilfe auf. Mit dem frauenspezifischen Suchtprojekt in Erfurt „Haus Drehtür“ wird erstmals zu Qualitätsmerkmalen und Empfehlungen für eine frauenspezifische Suchtarbeit diskutiert, anstehende Themen und Forderungen formuliert. Heute ist es still geworden um die Fragen nach der Bedeutung von Geschlecht und Sucht – von Frau und Sucht.
- Bei der Neuausrichtung der Zielstellung kommunaler Suchtprävention wird sich im Bereich der Verhaltensprävention damit auseinander gesetzt, dass Gender das Gesundheitsverhalten und Krankheitsgeschehen beeinflusst und deshalb in allen Bereichen der Verhaltensprävention Beachtung finden muss.
- Gewalt im Geschlechterverhältnis steht einer Gleichberechtigung entgegen. Drogengebrauchende Frauen sind extrem von Gewalt betroffen oder gefährdet. Die Zielausrichtung im Bereich der universellen Prävention wird um Präventionsangebote bei geschlechtsbezogener Gewalt erweitert.
- Nach der erfolgreichen Präventionsdisco vom 10.04.2015 im Musikpark Erfurt wird diese zur Tradition werden. Im Bereich der selektiven Präventionsziele kann eine Präzisierung vorgenommen werden.
Zur Stärkung der Ziele im Bereich der Verhältnisprävention wird die Gleichstellungsbeauftragte mit der Koordinatorin Suchtprävention mindestens einmal jährlich den Stadtrat zur Umsetzung der Konzeption unterrichten.
Vorgehen
Der Arbeitskreis Suchtprävention tagt in 2016 zum ersten Mal wieder am 22.Januar. Dazu ist die Gleichstellungsbeauftragte als Vortragende eingeladen, die die abgeschlossene Jahreskampagne „K.O. ich lasse mich nicht abhängen- eine Informationskampagne zu Frauen, Sucht, Drogen und Abhängigkeit“ und deren Ergebnisse vorstellt.
Eine Beschlussvorlage empfiehlt dem Arbeitskreis die Berufung weiterer Mitglieder: die Gleichstellungsbeauftragte und jeweils eine Vertreterin der Frauenzentren.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt sieht die Aussprache zur Überarbeitung der Zielsetzung kommunaler Suchtprävention vor und soll die Einsetzung einer Unterarbeitsgruppe zur Folge haben, die die Fortschreibung der Konzeption übernehmen wird.
Am 14.März 2016 trifft sich das Team der Jahreskampagne 2015 zur Vorbereitung
der Präventionsdisco am 1.04.16, dem letzten Freitag in den Osterferien. Die Organisation des Treffens wird von der Gleichstellungsbeauftragten und den Jugendschützern getragen.
Innovation vor Ort - Innovation für Erfurt
Geschlechtergerechtigkeit Das Konzept der kommunalen Suchtprävention wird fortgeschrieben und dabei geschlechtsspezifisch ausgerichtet. Bislang wurden geschlechtsspezifische Darstellungen in der Sozialplanung bzw. Sozialberichterstattung nicht vorausgesetzt.
Qualitätsziele Bei der Fortschreibung des Konzepts wird die Zielausrichtung einen besonderen Schwerpunkt bilden, um detaillierter und damit abrechenbarer Ziele zu formulieren. Gleichzeitig sollen verbindliche Zielvereinbarungen der Partner*Innen für die Arbeit im Arbeitskreis angestrebt werden.
Zugang Zur jährlichen Präventionsdisco treffen sich die Netzwerker*Innen aus Jugendschutz, Polizei, Gleichstellung und Frauenprojektarbeit und setzen die Wissensvermittlung zu neuen Substanzen und ihren Konsumformen, Gefahren und Folgen fort, bieten ihre suchtpräventiven Angebote für Frauen und Männer in gemeinsamer Aktion an.
Übertragbarkeit Die Veranstaltungen der Jahreskampagne sind nicht nur von mehreren Hundert Menschen besucht worden, sie haben einen hohen Wissenszuwachs gebracht. Die Vorträge der mitwirkenden Wissenschaftlerinnen und Praktiker*Innen wurden auf den Internetseiten des Präventionszentrums der Suchthilfe in Thüringen gGmbH und des Frauenzentrums Brennessel - Zentrums gegen Gewalt an Frauen eingestellt. Die Veranstaltungsreihe kann in weitere Städte und Landkreise übertragen werden, alle Vortragenden haben dazu ihre Bereitschaft erklärt, die Jugendschützer, Polizeibediensteten, Gleichstellungsbeauftragten und Frauenprojektmitarbeiterinnen sind vor Ort anzusprechen.
Evaluation Die Berichterstattung der Gleichstellungsbeauftragten gemeinsam mit der Koordinatorin Suchtprävention vor dem Stadtrat soll informativen Charakter tragen und dazu anregen, die kommunale Suchtprävention zu stärken.
Vernetzung- Netzwerk in Netzwerke Engagierte Netzwerker*Innen haben erkannt, dass eigene Netzwerke wichtig, aber nicht ausreichend sind, um gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Die weitere Vernetzung des Frauennetzwerkes mit bestehenden Netzwerken bringt Nutzen für alle, für Frauen, für Männer, für Erfurt.
Fazit
Ohne bestätigten städtischen Haushalt ist in 2015 eine Veranstaltungsreihe erfolgreich beendet worden. Die Umsetzung der Ergebnisse erfolgt 2016 im Zuge der vorläufigen Haushaltsführung bestimmt ebenso erfolgreich: weil die Inhalte stimmen, die Notwendigkeit erkannt ist, weil die Partner*Innen die richtigen sind.
Wir, die Netzwerker*Innen, starten in die Netzwerke.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
keine Angabe
Frauenhaus, Frauenzentren
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
vorerst Frauennetzwerk