Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Der Caritasverband Düsseldorf führt seit 2012 das Projekt HaLT durch. Um auch den Proaktiven Baustein in einer Großstadt umsetzen zu können wurde ein Stadtteilprojekt für „Peers“ aus Schulen und sozialen Einrichtungen entwickelt. Auf Grundlage dieser Erfahrungen und des Präventionsgesetzes, wird eine Erweiterung auf weitere Lebenswelten im Stadtteil angestrebt. Als Kooperationspartner werden Schützen- und Karnevalsvereine gewonnen. Ziel ist es, die Vereine zum Thema „Riskanter Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen“ zu sensibilisieren, eine Kultur des Hinschauens zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen und sich der eigenen Vorbildfunktion bewusst zu werden.
Ab 2016 gibt es in Düsseldorf, eine trägerübergreifenden Fachstelle für Suchtvorbeugung von Caritas, Diakonie und Drogenhilfe.
Dies führt zur Schaffung neuer Strukturen, zur Minimierung von Schnittstellenproblemen und Nutzung von Synergieeffekten.
Das Bündeln und Erfassen von Daten zur Weiterentwicklung von Angeboten, orientiert sich an den Bedarfen der Leistungsempfänger, siehe Ausbau HaLT.
Eine regelmäßige Überprüfung von Leistung und Wirkung ermöglichen die Erhebungen von Evaluationsdaten zur Überprüfung und Abbildung von Veränderungen.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangslage
In den letzten Jahren nimmt das Rauschtrinken von Kindern und Jugendlich stetig zu. Zwei Drittel der 12-15-jährigen haben schon einmal Alkohol getrunken. Bei den 16-jährigen sind es über 90%. Regelmäßig überschreiten viele Heranwachsende ihre Grenzen beim Alkoholkonsum. Sie wissen immer noch sehr wenig über die Wirkungsweisen und Gefahren von Alkohol. Daher kommt es immer häufiger dazu, dass Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung in das Krankenhaus eingeliefert werden.
Im internationalen Vergleich liegen deutsche Jugendliche in der Spitzengruppe!
HaLT-Konzept
Seit 2012 ist der Caritasverband Düsseldorf ein anerkannter HaLT-Standort und bietet das HaLT Präventionsprogramm für Kinder und Jugendliche mit riskantem Alkoholkonsum an. Das HaLT-Konzept besteht aus zwei Bausteinen:
1. Baustein
„HaLT ist ein Suchtpräventionsprojekt, das aus zwei unterschiedlichen Bausteinen besteht, die sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Im reaktiven Projektbaustein werden Jugendliche nach stationär behandelter Alkoholvergiftung mit dem sogenannten „Brückengespräch“ meist noch im Krankenhaus angesprochen. Zusätzlich zu diesen Einzelberatungen für betroffene Jugendliche (und ihre Eltern) erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem riskanten Konsumverhalten im Rahmen eines 8 bis 12-stündigen Gruppenangebotes.“ (HaLT: Was ist HaLT, Online 2014) Die Fachstelle Sucht des Caritasverband Düsseldorf arbeitet seit 2012 sehr eng mit dem Evangelischen Krankenhaus zusammen. Die Universitätsklinik beteiligt sich seit 2013 ebenfalls am HaLT-Programm. Die Zusammenarbeit wird von Ärzten und dem Pflegepersonal und den Familien als sehr hilfreich empfunden. Da sie nun die Jugendlichen nicht mehr „nur“ nach Hause entlassen, sondern auch wissen das eine Nachsorge besteht.
2. Baustein
„Ergänzend zu diesem Ansatz im Bereich der indizierten Prävention steht eine kommunal verankerte Präventionsstrategie mit dem Ziel, Alkoholexzesse und schädlichen Alkoholkonsum im Vorfeld zu verhindern. Schlüsselbegriffe für diesen proaktiven Projektbaustein sind Verantwortung und Vorbildverhalten von Erwachsenen im Umgang mit Alkohol, die konsequente Einhaltung des Jugendschutzgesetzes an Festen, in der Gastronomie und im Einzelhandel sowie eine breite Sensibilisierung der Bevölkerung. Das bedeutet, während der reaktive Baustein die Zielgruppe der riskant Alkohol konsumierenden Jugendlichen anspricht, wendet sich der proaktive Baustein vorwiegend an Erwachsene.“ (HaLT: Was ist HaLT, Online 2014)
Siehe Foto "Bausteine des HaLT-Konzeptes"
Projektidee und Zielgruppe
Um dem Phänomen des problematischen Trinkverhalten von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken, ist es wichtig Prävention vor Ort zu leisten, um die Menschen direkt in ihrer Lebensumgebung in speziellen Settings (wie z.B. Schulen Freizeiteinrichtungen, Vereinen) anzusprechen. Lebensraummodelle sind wirksamer, sie setzen in der Lebensrealität der Jugendlichen im Stadtteil, in der Schule und in Freizeiteinrichtungen an. Ein Projekt in einen einzelnen übersichtlichen Stadtteil anzugliedern folgt der Idee, dass vor Ort die bestehenden Netzwerke genutzt und weiter gefestigt werden. Solche Projekte sind besonders wirksam, da sie in den bestehenden Strukturen, in denen Menschen leben, umsetzbar sind und ihre Zielgruppe direkt erreichen. Experten gehen davon aus, dass sich ungefähr nach zwei Jahren ein präventiver Effekt auf das Konsumverhalten von Kindern und Jugendlichen einstellt. (vgl. A. Bühler, IFT: Was wirkt in der Suchtprävention? In: Aktuelle Diagnostik & Therapie, 2009)
Aufbauend auf den Erfahrungen und Expertenwissen im reaktiven Bereich, setzt der Caritasverband im proaktiven Baustein seine Stadtteil-Konzeptidee um. In einer Großstadt von der Größe Düsseldorf kann der proaktive Bereich mit dem oben beschriebenen Lebensraummodell und dem Peergruppen Ansatz in einzelnen Stadtteilen umgesetzt werden.
Definition nach D. Rohr und S. Strauß: Peer-Gruppen bezeichnen in der heutigen Fachliteratur Bezugsgruppen, welche sich aus Menschen ähnlichen Alters zusammensetzen, bzw. von gleichen Status sind. In der Resilienz Forschung wird eine gute Beziehung zu den Peers als ein zentraler Schutzfaktor beschrieben. „Die größere soziale Nähe, die Peers untereinander herstellen können, gilt also als günstige Voraussetzung zur Initiierung von Lernprozessen, die soziales aber auch inhaltliches Lernen ermöglichen. Wahrhaftigkeit und Glaubhaftigkeit des Austauschprozesse werden maximiert und scheinen somit geeignet, Einstellungen, Verhalten und Erfahrungswissen positiv zu beeinflussen.“ (Rohr, D. und Strauß, S.: Der Peer-Ansatz in der Gewaltprävention. In proJugend 2/2010)
Als besonders wirksam wird auch eine Kombination aus verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen beschrieben.
„Verhaltenspräventive Maßnahmen beziehen sich auf das Verhalten von Personen. Gefördert werden u. a. Lebenskompetenzen, die einen weitgehend suchtfreien Lebensstiel ermöglichen sollen.
Verhältnispräventive Maßnahmen verfolgen Veränderungen der biologischen, sozialen oder technischen Umwelt.“ (Dr. Hanewinkel, R.: Prävention als Antwort auf alle Probleme: Auch auf verhaltensbezogene Störungen?, IFT-Nord, 2008)
Der substanzspezifische auf Alkohol gerichtete Ansatz im HaLT Programm, erhöht die Wirksamkeit, da er eindeutig und Zielgruppenorientiert ist.
Die eindeutigen Botschaften und Ziele lassen sich klarer kommunizieren und von den Adressaten (z.B. Vereine, Schulen Freizeiteinrichtungen) umsetzen als allgemein gehaltene Präventions-Appelle.
Die unterschiedlichen Akteure im Stadtteil müssen sich miteinander vernetzen, sie müssen nach A. Bühler systemübergreifend sein. Ein regionales Netzwerk aus:
- Lehrern
- Ordnungsamt
- Soziale Einrichtungen
- Einzelhandel
- Schützen-/Karnevalsvereinen
- Vereinen (z.B. Sport)
- Medien
Das Projekt setzt sich aus zwei großen Bausteinen zusammen, Schule und Öffentlichkeitsarbeit. Beide Bausteine ergänzen sich gegenseitig und werden innerhalb eines Stadtteils umgesetzt. An einem gemeinsamen Aktionstag treten sie an die Öffentlichkeit, um die Bürger und Bürgerinnen zum Thema riskanter Alkoholkonsum von Jugendlichen und die eigenen Vorbildfunktion zu sensibilisieren.
Stadtteilbezogene ALkoholprävention.
- Reflektierende Einstellung zum Alkoholkonsum fördern, damit die Jugendlichen einen eigenverantwortlichen Umgang mit Alkohol entwickeln.
- Jugendliche werden als Peers gewonnen, um Multiplikatoren für die Heranwachsenden und die Erwachsenen zu sein.
- Peers erwerben selbst pädagogische Fähigkeiten und Fertigkeiten.
- Förderung sozialer Fertigkeiten und kommunikativer Kompetenz
- Schulung von Problembewusstsein.
- Die Schule selbst wird als helfend empfunden.
- Die Bevölkerung des Stadtteils wird zu dem Thema Umgang mit Alkohol sensibilisiert, die eigene Vorbildfunktion zum Thema Alkoholkonsum soll dem Einzelnen bewusst werden.
- Problembewusstsein schaffen!
- Aufklärung!
- Netzwerke werden etablieren, vorhandene Netzwerkarbeit vertiefen.
Damit die Nachhaltigkeit und Wirksamkeit des Projektes gewährleistet werden kann, werden die einzelnen Bausteine in Schule und Öffentlichkeitsarbeit jährlich fest integriert. Somit ist eine dauerhafte Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema: eigenverantwortlicher Umgang mit Alkohol gegeben.
Ergebnisse und Erreichtes
Das Stadtteilprojekt HaLT startete im Januar 2014 in Düsseldorf mit einer Peergruppe der 9. Jahrgangsstufe einer Hauptschule. Diese informierten in ihrer eigenen Schule drei Schulklassen des 8. Jahrgangs und deren Lehrer zum Thema „Riskanter Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen“.
Seit Januar 2014 wurden bisher drei Peergruppen, an zwei Schulen, in zwei Stadtteilen gebildet.
Zum Abschluss des Projektes findet jeweils ein Aktionstag im Stadtteil statt. Insgesamt kamen, 22 Schulkassen, (ca. 410 Schüler sowie 16 Lehrer). Da die Aktionen an öffentlichen Plätzen durchgeführt wurden, konnte darüber hinaus eine breite Öffentlichkeit erreicht werden.
Im Vorfeld des Aktionstages wurden der Einzelhandel und Kioskbesitzer durch die Peers über die Aktion informiert und zum Thema Jugendschutz sensibilisiert.
Die Aktionstage wurden gemeinsam mit 14 Kooperationspartnern aus unterschiedlichen Bereichen geplant und organisiert.
Innovationsgehalt
Aufgrund der positiven Rückmeldungen und Erfahrungen in der stadtteilbezogenen Arbeit, wird der Caritasverband eine Erweiterung der Lebenswelten in den Stadtteilen durchführen, d. h. Schützen und Karnevalsvereine werden als Kooperationspartner gewonnen, um diese zum Thema „Riskanter Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen“ zu informieren und zu sensibilisieren. Ziel ist es hier, ein Problembewusstsein zu entwickeln und sich der eigenen Vorbildfunktion bewusst zu werden. Zukünftig möchten wir die Schützen und Karnevalsvereine als Multiplikatoren nutzen, damit diese ihre eigenen Vereinsmitglieder aufklären und sensibilisieren, um gemeinsam unterschiedliche Aktionen zu planen.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
keine Angabe
Schützenvereine