Berlin, Bezirk Treptow-Köpenick

Name der Stadt, der Gemeinde, des Landkreises: 
Berlin, Bezirk Treptow-Köpenick
Typ: 
kreisfrei
Bundesland : 
Berlin
Einreichende Dienststelle: 
Bezirksamt Treptow-Köpenick
Name des Ansprechpartners: 
Mario Nätke
Funktion des Ansprechpartners: 
Suchthilfekoordinator
Straße/Postfach: 
Hans-Schmidt-Straße 18
Postleitzahl: 
12489
Ort: 
Berlin
Telefon des Ansprechpartners: 
+49 30 90297-6167
Telefax des Ansprechpartners: 
+49 30 90297-6164
E-Mail des Ansprechpartners: 
Internetadresse der Kommune: 

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

"Sucht im Alter" - ein suchtpräventives Themenfeld und Gesundheitsprozessziel innerhalb des kommunalen Gesundheitszielprozesses "Gesund älter werden in Treptow-Köpenick"

Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags

Treptow-Köpenick bearbeitet seit 2012 innerhalb des kommunalen Gesundheitszielprozesses "Gesund älter werden in Treptow-Köpenick" das Thema Sucht im Alter. Ausgehend und orientiert an Bundesmodellprojekten zum Themenspektrum Sucht im Alter, wurde und wird versucht, die dort gewonnenen Erkenntnisse an die Erfordernisse im Bezirk anzupassen und mit hiesigen Akteuren umzusetzen. Bei aller Unterschiedlichkeit der Bundesmodellprojekte hat sich eine Erkenntnis als allgemeingültig durchgesetzt: Das vernetzte Arbeiten der durchaus unterschiedlichen Hilfesysteme Altenhilfe und Suchthilfe wird zunehmend wichtiger. Nur wenn die Akteure beider Hilfesysteme voneinander wissen und die vorgehaltenen Angebote bekannt und kommuniziert werden, ist kooperierendes Arbeiten möglich. Vor diesem Hintergrund wurden und werden im Rahmen des kommunalen Gesundheitszielprozesses die im Bezirk bestehenden Strukturen der Altenhilfe und der Suchthilfe nachhaltig vernetzt, um die Zusammenarbeit der verschiedensten Anbieter zu optimieren und präventive Handlungsoptionen aufzuzeigen.

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Gesundheitszielprozess „Gesund älter werden in Treptow-Köpenick“

Gesundheitsprozessziel „Sucht im Alter“-Verbesserung der Lebensqualität abhängigkeitsgefährdeter älterer Menschen

Bevor auf das Projekt und die nachhaltig wirksamen Aspekte eingegangen wird, benennen wir an dieser Stelle die vorgegebenen Kriterien des Wettbewerbes und bringen diese mit dem Projekt in Verbindung:

In Treptow-Köpenick gehen wir in Sachen „Sucht im Alter“ neue Wege, sind innovativ und praxisorientiert.

Der seit 2008 laufende Gesundheitszielprozess „Gesund alt werden in Treptow-Köpenick“ mit dem Gesundheitsprozessziel „Sucht im Alter“ist ein aus kommunalen Strukturen hervorgegangenes und von der Kommune (hier: Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin) vor Ort selbst initiiertes Projekt und wirddarüber hinaus durch das politischverantwortliche Mitglied des Bezirksamtes befördert und begleitet. 

Es führt mehrere Akteure zusammen, ist auf Nachhaltigkeit angelegt und bewirkt fortlaufend Veränderungen vor Ort und bei den Akteuren und Nutzern.

Ausgangspunkt war der  als Anlage beigefügte Bezirksamtsbeschluss 112/2012(s. Anlage) zur Umsetzung des Gesundheitsprozesszieles "Sucht im Alter".

Herzstück des Gesundheitsprozesszieles ist die Entwicklung und Implementierung eines Fortbildungsmodules für Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen zum Umgang mit abhängigkeitsgefährdeten Seniorinnen und Senioren.Umgesetzt werden konnte dieser Baustein des Gesundheitszielprozesses durch die enge Zusammenarbeit des Bezirkes mit der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin und der AOK Nordost - Die Gesundheitskasse.

Festzustellen ist, dass die geschaffenen Vernetzungsstrukturen und Ergebnisse der Gesundheitsprozessziele (hier: Gesundheitsprozessziel „SUCHT IM ALTER“) ideengebend auch für andere, sowie bedürfnis- und bedarfsorientiert sind.

Nachfolgend werden Entstehung, Werdegang und Verstetigung beschrieben. Wir verweisen in diesem Zusammenhang u.a. auch auf diein derAnlage beigefügten Broschüren „Der Gesundheitszielprozess in Treptow-Köpenick“ (hier vor allem Broschüre 2 „Bewegung im Alter“ – S. 19), den Handlungsleitfaden "Motivierende Kurzintervention in der Altenpflege" sowie die Informationsflyer, die als Handreichung allen Hausärzten im Bezirk, den Einrichtungen der ambulanten und stationären Pflege im Bezirk und den ehrenamtlichen Helfern aus Kiezklubs und Sozialkommissionen zur Verfügung gestellt werden.Die beiden bereits erschienenen und die noch ausstehende Bezirksbroschüre zur Thematik Sucht im Alter bildenein konzeptionelles Gesamtkonstrukt, um die spezifischen Wege und Zielerreichungsschritte zu dokumentieren und für Aussenstehende nachvollziebar zu machen.

Anlass und Ausgangssituation

Die Implementierung des Gesundheitszielprozesses mit dem Fokus auf ältere Abhängigkeitsgefährdete ist eingebettet in einen seit 2008 forcierten kommunalen Gesundheitszielprozess, der durch einen Beschluss des Bezirksamtes Treptow-Köpenick initiiert wurde. Von Beginn an wird dieser Prozess getragen durch einen berufenen und begleitenden Arbeitskreis, dessen Leitung der für Gesundheit zuständige Stadtrat innehat.In der ersten Projektphase (2008-2011) des kommunalen Gesundheitszielprozesses ging es u.a. darum, innerhalb der Kommune den Blick für den strukturgebenden Prozess eines kommunalen Gesundheitszieles zu schärfen (s. auch Anlage - Broschüre 1). Da in Treptow-Köpenick der demografische Wandel in besonderer Weise darstellbar war und ist, bot sich eine Hinwendung zu gesundheitsförderlichen Themen für die älteren Bevölkerungsschichten an. Vordergründig ging es in den ersten vier Jahren um den Erhalt der seniorenspezifischen kommunalen Einrichtungen im Bezirk, die Erstellung eines Ärztewegweisers und die Orientierung der bezirklichen Versorgungsstrukturen an den Erfordernissen der älteren Bevölkerung.

Konzeption

In der aktuellenLegislatur des Bezirksamtes (2011-2016) werden zwei Prozessziele bearbeitet. Mit dem ersten Prozessziel „Bewegung“wird ein zentrales Thema der Gesunderhaltung und Gesundheitsförderung im Alter in den Fokus genommen(s. auch Anlage - Broschüre 2 ).

Mit dem zweiten Prozessziel, das sich der Verbesserung der Lebensqualität abhängigkeitsgefährdeter älterer Menschen widmet und um das es nachfolgend in der Bewerbung geht, rückte im Rahmen des Gesundheitszielprozesses erstmals ein Themenfeld in den Fokus, in dem nicht nur positive Aspekte des Älterwerdens verstärkt werden. Hier wird vielmehr ein Augenmerk auf bereits manifestierte und verfestigte Gesundheitsschäden und Gesundheitsrisiken gerichtet (die dazu gehörige Broschüre wird im Frühjahr 2016, anlässlich einer kommunalen Gesundheitskonferenz zur Thematik, erscheinen).

Ausgehend von einer Ideenwerkstatt in 2012, bei der neben dem versorgenden Krankenhaus auch eine Auswahl der versorgenden Träger im Bezirk (Altenhilfe, Suchthilfe, Pflegestützpunkte,…) teilnahmen, wurde mit der Implementierung des Gesundheitsprozesszieles zur Thematik „Sucht im Alter“ ein durchaus sperriges Themenfeld in den Fokus gerückt, das bislang wenig diskutiert wird.Deutlich wurde, dass erhebliche Handlungsbedarfe bestehen und die Akteure sich der angesprochenen Problematik stellen werden. Die Schaffung tragfähiger Strukturen der Zusammenarbeit zwischen Suchthilfeeinrichtungen und weiteren Leistungserbringern ist verabredet worden (s. auch Anlage -Workshop 16.8.2012).

Einschub: Von 2010 bis 2013 wurden, gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit, Bundesmodellprojekte zur Thematik Sucht im Alter umgesetzt. Parallel wurde das Thema „Sucht im Alter“ auch als Bundesgesundheitsziel beschrieben. Die bundesweit stattfindenden fachlichen Diskussionen der ersten Projektergebnisse konnten unmittelbarin die hiesigen Überlegungen einfließen. Zu beachten war und ist dabei immer, dass in Treptow-Köpenick– anders als in den Modellprojekten, denen jeweils ca. 250.000 bis 300.000€ zur Verfügung gestellt wurden  – kein zusätzliches Geld zur Verfügung stand und steht. Dies bedenkend, sind wir mit den Ergebnissen und dem weiteren Verlauf des Projektes mehr als zufrieden, auch und gerade weil die Akteure viel eigenes Engagement mitbringen. In Treptow-Köpenick konnten also Erkenntnisse und Ergebnisse, die gleichsam unter Laborbedingungen generiert wurden, in die Realität übergeleitet werden.

Vorgehen und Umsetzung, Ergebnisse und Erreichtes

Meilensteine:

I: Mit dem Fortschreiten des Gesundheitszielprozesses „Sucht im Alter“ konnten die Hilfesysteme der Altenhilfe und der Suchthilfe enger vernetzt werden. Hilfreich war dabei, dass es gelang, den Gerontopsychiatrisch – Geriatrischen Verbund (GGV) des Bezirkes in die Überlegungen zu einer stärkeren Vernetzung der höchst unterschiedlichen Hilfesysteme „Altenhilfe“ und „Suchthilfe“ einzubinden. Sowohl der Gerontopsychiatrisch – GeriatrischeVerbund, als auch die Suchthilfeträger im Bezirk stellen Vertreter im oben erwähnten beratenden Arbeitskreis des Stadtrates und können unmittelbare Rückmeldungen zu Bedarfen und Hilfestellungen geben.

II: Mit unserem Weg der – auch im bundesweiten Vergleich -frühen Fokussetzung auf das Thema „Sucht im Alter“ war der Bezirk Treptow-Köpenick in Berlin immer auch Nutznießer und Impulsgeber weitergehender Überlegungen, die im und für das Land Berlin getroffen wurden.

Die Berliner Landesgesundheitskonferenz hat, nach den Impulsen und Ergebnissen einervon der Ärztekammer, der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin und Gesundheit Berlin e.V.vorbereiteten Tagung  im Mai 2013, das Thema „Sucht im Alter vorbeugen“ Ende2014 als Landesgesundheitsziel für Berlin festgeschrieben. Die dort beschriebenen und festgehaltenen Teilziele (s. Anlage, Beschluss 2/2014)sowie diemöglichen Akteure sind durch die frühzeitig und eigenständig verfolgten Wege in Treptow-Köpenick bereits voll umfänglich umgesetzt und können als Blaupause für andere Bezirke hergenommen werden. Insofern konnten wir den von uns beschrittenen Weg bereits in diversen Foren und Gremienbeispielgebend vorstellen (u.a. in Form eines Workshops beim Kongress “Armut und Gesundheit2014“).

III: Der mit der erwähnten Ideenwerkstatt in 2012 begonnene Weg hat dazu geführt, dass sich in Treptow-Köpenick eine unvoreingenommene Sicht auf die Problemlagen älterer Menschen, die missbräuchlich oder gar abhängig konsumieren, durchgesetzt hat.Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pflegender Einrichtungen wissen um die Möglichkeiten der hiesigen Beratungsstelle und können diese sogar zu sich ins Haus holen. Durch eine – auch politisch wichtige Prioritätensetzung – sind bestehende Zuwendungsmittel umgeschichtet und zweckgebunden für ein aufsuchendes Beratungsangebot der Alkohol- und Medikamentenberatungsstelle zur Verfügung gestellt worden, so dass nunmehr auch immobile Senioren in Pflegeheimen ein entsprechend qualifiziertes Beratungsangebot wahrnehmen können (s. auch Anlage: Flyer „Aufsuchende Beratung“). Hinzu kommt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der pflegenden Einrichtungen einen neuen Blick auf dieses Angebot bekommen und die Hilfe zunehmend weniger als Einmischung, sondern tatsächlich als Hilfe verstehen.Ein Nebeneffekt ist der reflektierte Umgang vieler Pflegekräfte mit den eigenen Konsumgewohnheiten – insofern realisieren versorgende Träger präventive Fürsorge auch für ihre Beschäftigten im Sinne einer betrieblichen Gesundheitsförderung.In der hiesigen Suchtberatungsstelle wird zudem eine Motivations- und Stabilisierungsgruppe für Senioren vorgehalten, die sehr gut angenommen wird.

IV: Schon bei der ersten Ideenwerkstatt wurde ein qualifizierendes Modul für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pflegender Einrichtungen als Möglichkeit beschrieben, Kompetenzen in Sachen „Motivierender Gesprächsführung – Kurzintervention“ zu fördern.In Folge konnten die AOK Nordostsowie die Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin als überbezirklicheKooperationspartner zur Umsetzung eines solchen Fortbildungsangebotes gewonnen werden. Die AOK Nordost war von der Einbettung des Gesundheitsprozesszieles „Sucht im Alter“in den kommunalen Gesundheitszielprozess sehr angetan und erklärte sich bereit, ein von der Fachstelle für Suchtprävention eigens entwickeltes Fortbildungsmodul („Suchtsensible Pflege“ – angelehnt an ein bereits bestehendes Fortbildungsmodul „Suchtsensible Pflegeberatung“)sowie ein Manual für pflegende Einrichtungen zu finanzieren und in Treptow-Köpenick als Pilot für ganz Berlin starten zu lassen (s. auch Anlage: Manual und Ankündigungsflyer).Anlässlich des Herbstsymposiums des Gerontopsychiatrisch- geriatrischen Verbundes in 2014 wurde unter Beteiligung des Bezirksbürgermeisters einKick-offdieser ganztägigen Fortbildungsveranstaltung realisiert – am Ende haben 16 Mitgliederorganisationen des hiesigen GGV das Angebot genutzt und MultiplikatorInnen zur Thematik „Sucht im Alter“ schulen lassen.Auf der Seite der Bundesdrogenbeauftragten ist innerhalb der Reihe „Projekt des Monats“ein Verweis auf die Aktivitäten in Treptow-Köpenick hinterlegt:

http://www.drogenbeauftragte.de/drogenbeauftragte/projekt-des-monats/suchtsensible-pflege-beratung.html

Diese Fortbildung wird nun, ausgehend von den gesammelten Erfahrungen in Treptow-Köpenick und dem hiesigen GGVin ganz Berlin verstetigt und ergänzt nachhaltig und innovativ das Angebotsportfolio der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin. Die Finanzierung für eine Berlinweite Implementierung hat die AOK Nordost übernommen.Eine ausführlichere Beschreibung dieses Meilensteines findet sich unter Punkt D - Einzelprojekte.

V: Ein wichtiger Aspekt in der Fortschreibung des Gesundheitsprozesszieles „Sucht im Alter“ist die Einbindung der hiesigen Kiezklubleiterinnen und Kiezklubleiter sowie der ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger.In Treptow-Köpenick sind dies u.a. die Sozialkommissionen, ehrenamtliche Betreuer und ehrenamtliche Kiezklubmitarbeiter.Einige Träger der Suchthilfelandschaft haben sich zusammengefunden und ein mobiles Schulungsteam gegründet, um die oben beschriebenen Laien im Umgang mit abhängigkeitsgefährdeten Menschen (die ihnen imZuge ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit im Bezirk gelegentlich begegnen) sicherer zu machen.Bei diesen Veranstaltungen geht es um ganz grundsätzliche und elementare Dinge wie: Ist süchtiges Verhalten erkennbar? Wie kann ich Hilfe organisieren? Wo sind die Grenzen meiner Fürsorge? Sehr deutlich wird, dass es Gesprächsbedarfe gibt, die vorher nicht befriedigt werden konnten oder aus Scham und Unsicherheit nicht artikuliert wurden. Im Verlaufder zunehmenden Kommunikation des Themas in der Öffentlichkeit sind auch Sportvereine auf uns zugekommen, und erbatenSchulungen zur Thematik „Sucht im Alter“ für ihre Trainer und Betreuer. Insofern scheint es zu gelingen, Sensibilität und Wissen nicht nur bei den unmittelbar helfenden Systemen, sondern auch im sozialen Umfeld potentiell Betroffener zu erhöhen. Das mobile Schulungsteam wird innerhalb regionaler Veranstaltungsformate im Rahmen der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaften für Workshops angefragt und konnte insofern seinen Aktionsradius auch auf professionelle Helfer aus der Altenhilfe ausweiten.

VI: Der Bereich Öffentlichkeitsarbeit spielt eine große Rolle. In Treptow-Köpenick gibt es, wie auch in anderen Berliner Bezirken, Broschüren und Zeitschriften speziell für Senioren (Seniorenjournal, Ratgeber Soziales und Gesundheit,…). Bei der Befassung mit den bisherigen Inhalten wurde deutlich, dass die ThemenfelderSucht/ Abhängigkeit im Alter in der Vergangenheit in diesen Publikationen nie beleuchtet wurden. Hier konnten nunmehr – gerade auch vor dem Hintergrund des kommunalen Gesundheitszielprozesses – Artikel platziert werden, die den Fortschrittim Prozess beschreiben und Ansprechpartner im Bezirk kommunizieren.

VII: Im Zuge der Kommunikation und Öffnungdes Themas in und für die Öffentlichkeit, wurde eine Volkshochschulreihe implementiert, die esbetroffenen Angehörigen oder Helfern ermöglicht, das Thema mit einer Fachfrau zu erörtern (s. auch Anhang: Flyer VHS –Reihe).

VIII: Ein wichtiger Baustein bei der Umsetzung des kommunalen Gesundheitszieles ist die Einbindung allerHausärzte im Bezirk. Die Wirksamkeit ärztlicher Kurzintervention in Verbindung mit einer – ebenso knappen– Handreichung zu problematischem Gesundheitsverhalten ist evident.Diese Erkenntnis aufgreifend, wurden zwei Flyer entwickelt, die komprimiert (und neugierig machend) die Themenfelder „Alkohol beim Älterwerden“ sowie „Medikamente beim Älterwerden“ zum Inhalt haben (s. auch Anlage: Flyer „Alkohol beim Älterwerden“ und „Medikamente beim Älterwerden“). Das Besondere ist, dass diese Flyer nicht in Präsentationsregalen herumliegen, sondern tatsächlich als Handreichung (für Ärzte, Pflegende oder auch ehrenamtliche Helfer) dienen, um betroffenen Menschen nach einer Kurzintervention einen Anker mit nach Hause zu geben, der zur Nachbetrachtung taugt und die Möglichkeit bietet, das dort beschriebene Hilfeangebot ohne Druck und selbstbestimmt in Anspruch zu nehmen. Um die Hemmschwelle niedrig zu halten, hat das hiesige Krankenhaus für das Thema „Sucht im Alter“ sowohl eine Telefonnummer geschaltet, als auch eine Mailadresse eingerichtet, die nur diesem Thema gewidmet sind.                   

Der Flyer hat, auch aufgrund der ungewöhnlichen Gestaltung, in Berlin Aufmerksamkeit erregt. Auch in anderen Bezirken gibt es Interesse, diesen 1:1 zu übernehmen und zu realisieren – dann natürlich mit den jeweiligen regionalen Hilfeadressen. Der erste Bezirk, der bereits in die Umsetzung gegangen ist und die Nutzungsgenehmigung zum Nachdruck erbeten hat, ist Marzahn – Hellersdorf.

IX: Viele Hausärzte im Bezirk sind in der Hausarztakademie Treptow-Köpenick organisiert und realisieren u.a. über diese Akademie ihre regelhaften Fortbildungen. Eine Vertreterin der Hausarztakademie ist Mitglied im bereits erwähnten beratenden Arbeitskreis und kann regelhaft die Ergebnisse dieses Gremiums und des Arbeitsprozesses in den Reihen der Hausarztakademie kommunizieren und gleichsam streuen. Über diese Verbindung war es möglich, bereits zwei Mal das Thema „Sucht im Alter“ als Fortbildungsthema im Jahreszyklus der Akademie zu platzieren, die Hausärztezu sensibilisieren undihnen die Hilfeangebote im Bezirk vorzustellen.

Die hier beschriebenen Mosaiksteine des Gesundheitszielprozesses „Sucht im Alter“ illustrieren, dass es im Zuge des kommunalen Gesundheitszielprozesses „Sucht im Alter“ vorrangig darum geht, die Helfer in den höchst unterschiedlichen Systemen Altenhilfe und Suchthilfe und den komplementären Hilfesystemen für die Sorgen und Nöte der Betroffenen zu sensibilisieren, Möglichkeiten der Zusammenarbeit aufzuzeigen und diese nutzbar zu machen. Letztlich kommt es sehr darauf an, ein Klima des Vertrauens und des Miteinander zu erarbeiten, um sowohl für die Helferinnen und Helfer, als auch für die Betroffenen ein hilfreiches und gesundheitsförderliches Umfeld zu schaffen.

Schlussendlich wurde und wird, bezogen auf eine bestimmte Zielgruppe und mit Wirkung darüber hinaus, ein nachhaltiges Netzwerk aufgebaut, das selbstbestimmtes Altern – auch und gerade füreine besonders vulnerable Bevölkerungsgruppe - in der Kommune ermöglicht. Dabei werden sowohl Maßnahmen universeller Prävention, selektiver Prävention als auch indizierter Prävention umgesetzt.  

Erfüllung der Bewertungskriterien

Der Beitrag wird vom Bezirk Treptow-Köpenick von Berlin eingereicht.

Er ist innovativ, weil er bislang kaumangesprochene Zielgruppen einbeziehtund neue Partner für eine Zusammenarbeit gewonnen werden konnten.

Der Beitrag ist durch die Einbettung in einen kommunalen Gesundheitszielprozess in einGesamtkonzeptkommunaler Gesundheitsförderung und Prävention eingebunden.Der zugrunde liegendeBezirksamtsbeschluss liegt den Anlagen bei.

Der Umsetzung des Gesundheitsprozesszieles „Sucht im Alter“ging eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse durch eine Ideenwerkstatt voraus, die alle potentiellen Akteure des Bezirkes berücksichtigtund bereits in der Anfangsphase auch externe Expertise eingebunden hat.

DieZielformulierung ist bei einem Gesundheitszielprozess immanent.Auchdas Herzstück des Gesundheitsprozesszieles, die Entwicklung und Umsetzung des Fortbildungsmoduls, beinhaltet Zielformulierungen und wird fortlaufend evaluiert.

Zusammenfassend geht es:

  • um die bessere Zusammenarbeit der unterschiedlichen Arbeitsfelder Suchthilfe und Altenhilfe
  • um die bessere Vernetzung und Kooperation zwischen Arzt, Apotheker und pflegender Einrichtung
  • um eine Steigerung der Vermittlungszahlen von Seniorinnen und Senioren in Beratungsstrukturen
  • umfrühe Intervention bei riskant konsumierenden Seniorinnen und Senioren
  • um Handlungssicherheit, Haltungsreflektion und Wissensvermittlung für die Helfer in pflegenden Berufen
  • im Zusammenspiel und der Gesamtbetrachtung aller vorgenannter Aspekte um den Erhalt und die Verbesserung der Lebensqualität riskant konsumierender oder süchtiger Seniorinnen und Senioren. 

Der Beitrag kombiniert verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen und konnte zu einer kooperativen undverbindlichenVernetzung der Akteure beitragen.

Durch die Einbettung in einenGesundheitszielprozess ist einekommunalpolitische Verankerungrealisiert.

Der Beitrag bietet die Basis für einen Transfer in andere Kommunen (a) Nutzung der Flyeridee durch andere Bezirke in Berlin – Start:Marzahn-Hellersdorf; (b) Implementierung des Fortbildungsmoduls „Suchtsensible Pflege“ in allen Berliner Bezirken bis Ende 2017.

Schlussendlich kann festgestellt werden, dass es gelungen ist, die Einrichtungen der Altenhilfe auf die erwartbar größer werdenden Zahlen älterer Suchtkranker vorzubereiten, den Beschäftigten in pflegenden Einrichtungen mögliche Zugänge zuden Hilfeangeboten der hiesigen Suchthilfe für ihre Klienten  aufzuzeigen und das Projekt "Gesundheitsprozessziel Sucht im Alter" zum Programm zu machen.

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags

C 10 Gibt es zur Suchtprävention in Ihrer Kommune eine schriftliche Gesamtkonzeption? : 
ja (bitte als Anlage beifügen, siehe Abschnitt E)
nein
C 11 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag in diese Gesamtkonzeption eingebunden?: 
ja
nein
C 12 Hat sich der/die (Ober-)Bürgermeister/in bzw. Landrat/-rätin öffentlich für Ihren Wettbewerbsbeitrag eingesetzt?: 
ja
nein

C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags

C 20 Gibt es zu Ihrem Wettbewerbsbeitrag ein schriftliches Konzept? : 
ja (bitte als Anlage beifügen, siehe Abschnitt E)
nein
C 21 Sind die Präventionsziele Ihres Wettbewerbsbeitrags detailliert festgelegt?: 
ja
nein
C 22 Wurde vor der Zielfestlegung eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse erstellt?: 
ja
nein
C 23 An welche Zielgruppen richtet sich Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Kinder
Jugendliche
junge Erwachsene
Erwachsene
Senioren/Seniorinnen
Eltern/Erziehungsberechtigte
Familien
Personen mit Migrationshintergrund
sozial benachteiligte Personenkreise
suchtbelastete Familien
Multiplikatoren
Veranstalter
Gastronomie
Clubs/Diskotheken
Einzelhandel
Tankstellen
Weitere
C 23a Wenn "Weitere"... Welche?: 

Akteure der Suchthilfe und der Altenhilfe, nebst Pflegeeinrichtungen sowie ehrenamtlich Engagierte innerhalb des kommunalen Nahfeldes.

C 24 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag geschlechtsspezifisch/geschlechtersensibel ausgerichtet?: 
ja
nein
C 25 Auf welche Suchtstoffe und Suchtformen ist Ihr Wettbewerbsbeitrag ausgerichtet?: 
Alkohol
Tabak
Medikamente
Cannabis
Kokain
Amphetamine (u.a. Crystal Meth)
neue psychoaktive Substanzen ("Legal Highs")
pathologisches Glücksspiel
exzessive Computernutzung
exzessive Internetnutzung
Weitere
C 26 Welche innovative Aktivitäten und Maßnahmen zur Suchtprävention stehen in Ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt?: 
Verfolgung geschlechtersensibler Ansätze
Verfolgung kultursensibler Ansätze
Einbeziehen bisher nicht bzw. kaum angesprochener Zielgruppen
Einbeziehen von Zielgruppen in besonderen Lebenslagen (z.B. von Armut betroffene Familien)
Nutzen neuer Zugangswege zur Zielgruppe
Einsatz neuer Wege zur Beteiligungsförderung
Berücksichtigung bislang noch nicht einbezogener Suchtstoffe/Süchte (z.B. Crystal Meth u.a. neue psychoaktive Substanzen, pathologisches Glücksspiel, exzessive Computer- und Internetnutzung)
Nutzung "Sozialer Medien" (Facebook, Twitter u.a.)
Zusammenarbeit mit neuen, bislang eher selten eingebundenen Kooperationspartnern und Multiplikatoren
Weitere
C 26a Wenn "Weitere"... Welche?: 

Herauszuheben ist hier die bedarfsorientierte, gelungene Kooperation des Bezirkes mit der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin und der AOK Nordost.  Resultat dieser bedarfsorientierten Kooperation ist die Entwicklung des Fortbildungsmoduls "Suchtsensible Pflege", das nunmehr in ganz Berlin umgesetzt wird.  

Das aufsuchende Angebot der hiesigen Suchtberatungsstelle für immobile Seniorinnen und Senioren in Pflegeeinrichtungen ist Berlinweit ein Solitär.

Der Zusammenschluss von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener  Suchthilfeträger des Bezirkes, nebst des versorgenden Krankenhauses zu einem mobilen Schulungsteam für Laien und professionelle Helfer bietet - neben den wichtigen Schulungsinhalten - die Gelegenheit, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Suchtkrankenhilfe persönlich kennenzulernen und der Suchthilfe ein öffentlich wahrnehmbares Gesicht zu geben.

C 27 Welche Strategie der Suchtprävention verfolgt Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Verhaltensprävention
Verhältnisprävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
C 28 An welche Lebenswelten (Settings, Einrichtungen) knüpft Ihr Wettbewerbsbeitrag an?: 
Kindergarten/Kita
Grundschule/Primarbereich
weiterführende Schule
Berufsschule
Betrieb/Ausbildungsstätte
Einrichtung der Jugendarbeit
Sportverein
Volkshochschulen/Bildungsstätten
Senioreneinrichtung
Gaststätten/Restaurants
Clubs/Diskotheken
Feste/Veranstaltungen
Straße/öffentlicher Raum
Stadtteil/Quartier
Weitere
C 28a Wenn "Weitere"... Welche?: 

Einrichtungen der stationären und ambulanten Pflege im Bezirk Treptow-Köpenick

C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags

C 30 Welche Akteure aus Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Beitrags?: 
Gemeinde-, Stadt- bzw. Kreisrat
Bürgermeister/in bzw. Landrat/-rätin
Suchtpräventionsstelle
Gesundheitsamt
Jugendamt
Sozialamt
Ordnungsamt
Weitere
C 31 Welche Akteure außerhalb von Kommunalpolitik und -verwaltung beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Beitrags?: 
Suchtberatungsstellen
Krankenkassen
Krankenhäuser
niedergelassene Ärzte/Ärztinnen
Apotheken
Schulen
Einrichtungen der Jugendarbeit
Mobile Jugendarbeit
Sportvereine
Betriebe/Ausbildungsstätten
Kirchen
Wohlfahrtsverbände
Migrantenorganisationen
Einrichtungen der Seniorenarbeit
Selbsthilfeeinrichtungen
Quartiermanagement
Polizei
Veranstalter
Gastronomie
Clubs/Diskotheken
Einzelhandel
Tankstellen
Fahrschulen
Lokale Medien
Sponsoren
Stiftungen
Weitere
C 32 Gibt es schriftliche und verbindliche Vereinbarungen zur Vernetzung und Kooperation der Akteure?: 
ja
nein
C 32a Wenn ja, welche?: 

Bezirksamtsbeschluß 112-12 (s. Anlage)

Die Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin hat eine schriftliche Fördervereinbarung mit der AOK Nordost - Die Gesundheitskasse über den Berlinweiten Rollout der "Suchtsensiblen Pflege - Motivierende Kurzintervention in der Altenpflege".

Das aufsuchende Angebot der Suchtberatungsstelle ist nummehr ein neuer, zuwendungsfinanzierter Baustein im Rahmen der Zuwendungsmittelvergabe des Bezirkes Treptow-Köpenick.

C 33 Welche Laufzeit hat Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
C 34 Wie lange ist die Finanzierung des Wettbewerbsbeitrags gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
C 35 Wird der Wettbewerbsbeitrag in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
C 36 Sind im Rahmen Ihres Wettbewerbsbeitrags entwickelte Projekte und Maßnahmen andernorts übernommen und eingesetzt worden?: 
ja
nein
C 36a Wenn ja, welche?: 

Das Fortbildungsmodul "Suchtsensible Pflege" wird derzeit berlinweit, im Zusammenwirken der bezirklichen Suchthilfekoordinatoren, der bezirklichen Gerontopsychiatrisch-Geriatrischen Verbünde und den jeweiligen Suchtberatungsstellen umgesetzt. Finanziert wird das Rollout durch die AOK Nordost - Die Gesundheitskasse. Die Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin ist zudem eingebunden in Überlegungen einer bundesweiten Verbreitung des Fortbildungskonzeptes sowie des Handlungsleitfadens "Suchtsensible Pflege" an andere Fachstellen für Suchtprävention im Bundesgebiet, was auch vom Bundesministerium für Gesundheit unterstützt wird.

Die speziellen Flyer "Alkohol beim Älterwerden" und "Medikamente beim Älterwerden" können in anderen Berliner Bezirken übernommen werden - Marzahn-Hellersdorf war der erste Bezirk, der dies bereits umgesetzt hat.

Einzelprojekte

Einzelprojekts Nr. 1

D 10 Titel des Einzelprojekts Nr. 1: 
Fortbildungsmodul "Suchtsensible Pflege"
D 11 Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
D 12 Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
D 13 Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
D 14 Kurzbeschreibung des Projektes auf maximal einer DIN A 4 – Seite : 

Das Fortbildungsmodul "Suchtsensible Pflege" wurde aufgrund des von den Trägern der ambulanten und stationären Altenhilfe in Treptow-Köpenick formulierten Fortbildungsbedarfes sowie vor dem Hintergrund der großen Relevanz der Problematik der Suchtgefährdung bei älteren, pflegebedürftigen Menschen entwickelt.

Diese wurde u.a. durch die vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte repräsentative Erhebung zum Umgang mit suchtmittelabhängigen älteren Menschen in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen belegt, laut derer Pflegekräfte schätzen, dass ca. 14% der Menschen, die von ambulanten Pflegediensten und in stationären Einrichtungen betreut werden, Alkohol- oder Medikamentenprobleme haben. (ZiS 2009) Aufgrund der demographischen Entwicklung ist davon auszugehen, dass die Anzahl problematisch psychoaktive Substanzen konsumierender Menschen, auch in Pflegeeinrichtungen zukünftig ansteigen wird. Die derzeit 40-50-Jährigen haben nicht nur traditionell hohe Konsumzahlen, sondern auch den größten Bevölkerungsanteil bei einer insgesamt steigenden Lebenserwartung.

Die Praxis zeigt, dass bei Sucht im Alter aus vielfältigen Gründen kaum Zuweisungen in Hilfen erfolgen, u.a. weil die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit einer Behandlung angesichts des fortgeschrittenen Alters bezweifelt wird oder die Netzwerke nicht ausreichend bzw. die Hilfeangebote nicht bekannt sind.

Dennoch sehen sich die Pflegekräfte in ihrem Arbeitsalltag mit den Auswirkungen problematischen Suchtmittelkonsums konfrontiert, z.B. mit aggressivem Verhalten, Hilflosigkeit oder Verwahrlosung und sind unsicher, wie sie sich im Einzelfall verhalten sollen.

  • Sollen sie die Betroffenen auf den Konsum ansprechen und falls ja, wie?
  • Ist es legitim, Alkohol auf Wunsch von Patienten einzukaufen?
  • Ab wann ist ein Konsum denn überhaupt als problematisch einzustufen?
  • Wo beginnt und wo endet meine Verantwortung und wen kann ich als Unterstützer ins Boot holen?

Die Fortbildung „suchtsensible Pflege“ basiert auf dem Konzept der Motivierenden Kurzintervention, wurde partizipativ entwickelt und praxisnah konzipiert und beschäftigt sich mit diesen und ähnlichen Fragestellungen.

Neben der Vermittlung von Hintergrundwissen zu Risiken und Nebenwirkungen von psychoaktiven Substanzen sowie zu Sucht(-gefährdung) und Strategien geeigneter Intervention wird auch die Möglichkeit zur Fallbesprechung und zum Praxisaustausch geboten. Darüber hinaus wird die Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung angeregt.

Im Rahmen der eintägigen Fortbildung werden auch Kommunikationsstrategien für eine respektvolle, motivationsfördernde Ansprache vermittelt und erprobt sowie unter Einbeziehung der regionalen Alkohol- und Medikamentenberatungsstelle zur Verfügung stehende Hilfen vorgestellt, um die Vernetzung zwischen Sucht- und Altenhilfe und die Inanspruchnahme der Angebote zu fördern.

Eine frühestmögliche Ansprache und damit Intervention bietet die Chance, geeignete Maßnahmen einzuleiten und ggf. Hilfen zu installieren, um die Lebensqualität und Lebensfreude der Betroffenen wieder zu steigern. Die Möglichkeit zur Veränderung ist in jedem Lebensalter gegeben. Die Erfolgsaussichten sind bei Menschen, die erst in höherem Lebensalter mit einem Substanzmissbrauch begonnen haben, sogar besonders hoch.

Das Konzept der Suchtsensiblen Pflege sieht vor, dass die geschulten Mitarbeiter/innen das erlernte Wissen in ihren Trägern multiplizieren mit dem Ziel, eine Kultur des Hinschauens in den Einrichtungen zu befördern. Als Unterstützung erhalten sie eine eigens dafür entwickelte Broschüre mit Hintergrundwissen und konkreten Praxistipps.

Dank der positiven Resonanz im Bezirk Treptow-Köpenick, konnte der „Rollout“, gefördert durch die AOK Nordost – Die Gesundheitskasse, in alle Berliner Bezirke begonnen werden.

Einzelprojekts Nr. 2

D 20 Titel des Einzelprojekts Nr. 2: 
Aufsuchendes Beratungsangebot der Suchtberatungsstelle und Flyerentwicklung
D 21 Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
D 22 Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
D 23 Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
D 24 Kurzbeschreibung des Projektes auf maximal einer DIN A 4 – Seite : 

Beratungsangebote  für riskant konsumierende Bürgerinnen und Bürger oder Suchtkranke sowie deren Angehörige können im Regelfall in dafür geschaffenen Einrichtungen,  wie z.B. Suchtberatungsstellen,  in Anspruch genommen werden. 

Suchtberatungsstellen sind auf eine proaktive Inanspruchnahme ihrer Leistungen durch Hilfesuchende  angewiesen. Welche Möglichkeiten haben jedoch  Menschen, die aufgrund einer Pflegebedürftigkeit und daraus resultierender Immobilität nicht mehr in der Lage sind, externen Sachverstand  in Form eines Beratungsangebotes für sich in Anspruch zu nehmen?

Der fortlaufende, moderierte  Austausch unterschiedlicher Fachleute im Rahmen des installierten Beratenden Arbeitskreises führte zur Beschreibung dieser wahrnehmbaren Lücke innerhalb des Hilfesystems und zu einem ungewöhnlichen Lösungsansatz.

Das gemeinsam entwickelte, aufsuchende Beratungsangebot der hiesigen Suchtberatungsstelle für Alkohol-und Medikamentenabhängige wurde nicht nur als notwendig beschrieben, sondern konnte durch eine  fachliche und politische Prioritätensetzung  im Bezirke Treptow-Köpenick realisiert und umgesetzt werden.

Aus den bestehenden Zuwendungsmitteln für alle gemeindenahen Psychiatrieprojekte wurden Gelder zweckgebunden für die Suchtberatungsstelle umgeschichtet  und  mit dem aufsuchenden Beratungsangebot ein neuer Baustein innerhalb des Beratungsstellenportfolios installiert.

Eine Kollegin der Suchtberatungsstelle, die  bereits in der Vergangenheit  mit dem Themenfeld „Sucht im Alter“ befasst war, hat das neue, aufsuchende  Angebot zunächst in allen Einrichtungen der  stationären Pflege im Bezirk vorgestellt. Durch die Vor – Ort – Termine konnte sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der  Pflegeeinrichtungen  die Scheu nehmen, das neue Angebot auch wahrzunehmen – nicht zuletzt, weil  sie im persönlichen Austausch der Suchthilfe ein Gesicht geben konnte und das Angebot, externen Sachverstand in die Einrichtung zu holen,  nicht als potentielle Einmischung  wahrgenommen wird.

In diesem  Zusammenhang  sind  auch die eigens entwickelten Flyer („Alkohol beim Älterwerden“ und „Medikamente beim Älterwerden“)  zu erwähnen, die als Handreichung für professionelle Helfer in der Altenhilfe und  für die im Bezirk praktizierenden Hausärzte entwickelt wurden. Diese bieten die Gelegenheit, den Betroffenen,  nach erfolgter Kurzintervention,  einen Erinnerungsanker in die Hand zu geben, der  nachfolgend  zur weitergehenden Kontaktanbahnung in die bezirklichen Hilfestrukturen genutzt werden kann.

Der ungewöhnlich gestaltete Flyer  wurde und wird allen Berliner Bezirken, die diesen nutzen möchten, zur Verfügung gestellt  (mit Auflistung deren spezieller Angebote).  Marzahn –Hellersdorf ist der erste Bezirk, der in die Nachnutzung gegangen ist.

Einzelprojekts Nr. 3

D 30 Titel des Einzelprojekts Nr. 3: 
Selbsthilfezentrum "Rettungsanker"
D 31 Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
D 32 Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
D 34 Kurzbeschreibung des Projektes auf maximal einer DIN A 4 – Seite : 

Selbsthilfeprojekt  „Blauer Rettungsanker“ (Eigendarstellung)

Zeitraum: Januar 2014 bis Dezember 2015 - Projektverstetigung ab 2016 als "Sucht im Alter beim Blauen Rettungsanker"

Mit Beginn des Projektes „Blauer Rettungsanker“ trafen sich jeden Dienstag von 10:00 bis 14:00 Uhr in den Räumlichkeiten der Heilpädagogischen Praxis in der Peter - Hille - Str.60 in 12587 Berlin die Betroffenen und Ihre Angehörigen zu Gesprächen und gemeinsamen Unternehmungen. Am Anfang jedes Jahres wurde eine Programmplanung entworfen, darin waren die Wünsche und Anregungen aller Beteiligten enthalten. So waren darin folgende Ziele: u.a. Tierparkbesuch, Briefmarkenaustausch, Besuch der Gärten der Welt, des Spreewalds, des ZOO- Eberswalde, Dampferfahrten und Vorträge über interessante Themen,z.B. Insekten, Sternwarte Treptow oder Buchlesungen. Die geplanten Vorhaben konnten realisiert werden. Die Buchlesungen“Niemals vergessen, wo ich herkomme“ und „Ein Leben ohne Alkohol“ wurden gut angenommen und führten zu reichlichen Diskussionen. Der Besuch von Pfarrern aus der Evangelischen Gemeinde bot einen Erfahrungsaustausch über Lebenskonzepte. Ein Höhepunkt des Projektes war der Besuch in den Gärten der Welt.  Die Vernetzung im Wohngebiet zeigt sich durch Aufklärung: Fragen über das Blaue Kreuz, über unser Projekt „Blauer Rettungsanker“, Aushänge im Gemeindezentrum, im Kirchenblatt u.a.. Ein weiterer fester Termin ist jeden Freitag von 15:00 bis 17:00 Uhr: Bewegungserfahrung, regelmäßige Kräftigung der Muskulatur und des Bewegungsapparates an Sportgeräten. Dadurch wird die psychische und physische Belastbarkeit verbessert. Seit Herbst 2014 gibt es Dienstags von 10:00 bis 14:00 Uhr die Möglichkeit, sich PC-Grundlagen an Laptops (Betriebssystem WINDOS 7, bzw.8.1und 10 ) anzueignen. Bisher nehmen  sowohl männliche als auch weibliche Gruppenmitglieder zwischen 50 bis 80 Jahren daran teil. Das Interesse an PC- Kenntnissen ist weiter angestiegen.  Durch dieses Projekt konnten einige Betroffene in ihrer individuellen Situation Hilfestellung bzw. Unterstützung bekommen, z.B. bei der Strukturierung ihres Alltags. Sie erhielten auch durch Gruppenmitglieder Kontakt in Krisensituationen z.B. Knie-OP, ambulant, Umzug von Köpenick nach Neu-Hohenschönhausen, Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit verschiedenen Krankheitsbildern (Parkinson,Manische Depression, Herzkreislauferkrankungen, Diabetes) kam von Gruppenmitgliedern. Schlussendlich kann das Projekt “Blauer Rettungsanker“ ist erfolgreich vernetzt beschrieben werden:

  • Kontakt zu Hausärzten, Krankenkassen, Pflegedienste, Kiezklub „Vital“
  • mit den Vereinen: Blaues Kreuz, Eltern helfen Eltern, Behinderten-Sport, NACOA...
  • Begleitung durch Gespräche/Beratung, Öffentlichkeitsarbeit über Suchtfragen
  • Kontakt zur Behindertenbeauftragten Frau Rühling, zum Suchthilfekoordinator Herrn Naetke
  • Gemeinsame Gestaltung von Höhepunkten mit den Gruppenmitgliedern, mit den Mitgliedern „Eltern helfen Eltern“ und von Kiezklub - Senioren. Die Feste waren ein gelungener Verbund zwischen Begegnungsgruppe und anderen Vereinen, in denen die Mitglieder ehrenamtlich tätig sind.
  • Die einfühlsame Arbeitsweise von Heilpädagogen mit Suchtkrankenhelfer- Kenntnissen als Mediator sind eine gute Voraussetzung und Bereicherung für die Durchführung eines solchenProjektes.

Anlagen

Fotos

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Fortbildungsmodul "Suchtsensible Pflege"

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Fortbildungsmodul "Suchtsensible Pflege"

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Fortbildungsmodul "Suchtsensible Pflege"

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Aktive des Projektes "Rettungsanker"

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PC - Kurs im Selbsthilfeprojekt "Rettungsanker"