Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Noch immer bilden Spieler_innen an Geldspielautomaten mit 75,3% die größte Gruppe in den ambulanten Suchtberatungsstellen Deutschlands. Glücksspielende erliegen dem Irrglauben, der Spielausgang wäre voraussehbar und die Gewinnchancen durch geschicktes Drücken der Tasten und Auswahl des „richtigen Automaten“ beeinflussbar. Diese Kontrollillusionen sind der Grund dafür, dass regelmäßiges Glücksspiel trotz negativer Folgen aufrechterhalten wird. Der alleinige Zufallscharakter wird von der potentiellen Zielgruppe jedoch oftmals verdrängt.
Statt also mit erhobenem Zeigefinger zu belehren, wurden die Präventionsbotschaften der Kampagne in humorvolle Filme transformiert und so emotional verankert. Die Erreichbarkeit der Zielgruppen in unterschiedlichen Settings konnte mit Hilfe crossmedialer Strategien und prominenter Protagonisten gewährleistet werden. Über Kommentar- und Teilfunktionen wird es den Zielgruppen darüber hinaus ermöglicht, aktiv mit den Kampagneninhalten zu interagieren. 15.300 Aufrufe der Filme bestätigen, dass erfolgreich für Risiken und Suchtpotenzial beim Spielen an Geldspielautomaten sensibilisiert werden konnte.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangslage
Das Glücksspielangebot in Deutschland wird nach wie vor rege genutzt. Viele Menschen können Glücksspiele problemlos in ihren Alltag integrieren. Wenn Glücksspiele jedoch zunehmend andere Lebensbereiche wie Familie und Beruf dominieren und aus dem Freizeitvergnügen ein Drang wird, kann sich daraus ein problematisches oder krankhaftes Glücksspielverhalten entwickeln. Hochgerechnet auf die Bevölkerung haben ca. 800.000 Menschen ein pathologisches oder problematisches Spielverhalten.[1]
Noch immer bilden die Spieler_innen an Geldspielautomaten mit 75,3% die größte Gruppe der rund 18.800 ambulant behandelten Glücksspieler_innen in ambulanten Suchtberatungsstellen.[2] Trotz der Novellierung der Spielverordnung[3], erfordert das Glücksspiel an Geldspielautomaten in der Präventionsarbeit besondere Aufmerksamkeit. Denn diese Glücksspielform weist hohe suchtfördernde Merkmale wie zum Beispiel eine hohe Ereignisfrequenz, multiple Spiel- und Einsatzgelegenheiten sowie Ton- und Lichteffekte auf. Das Auftreten von „Fast Gewinnen“[4] steigert irrationale Überzeugungen hinsichtlich der individuellen Gewinnwahrscheinlichkeiten. Risikotasten und an das Spiel gekoppelte Licht- und Tonsignale beziehen die Spieler_innen aktiv in das Spiel ein, obwohl der Spielausgang bereits durch den gesetzlich festgelegten, programmierten Zufallslogarithmus im Steuerungsprogramm der Automaten vorbestimmt ist. Die aktive Einbeziehung der Glücksspieler_innen in das Spiel fördern Kontrollillusionen. Dieser Umstand kann dazu führen, dass einige der Glücksspielenden trotz Wissens über die gesetzlich festgelegten Ausschüttungsquoten daran glauben, mit dem Automatenspiel Geld verdienen zu können. Die Auszahlungsquote von 60% klingt im Vergleich zu anderen Glücksspielen wie z.B. Lotto auf den ersten Blick sehr Erfolg versprechend. Sie steht aber in keinem Zusammenhang mit dem Risiko des Einsatzes und der Gewinnwahrscheinlichkeit. Etwa 60% der Einnahmen werden ausgezahlt, die restlichen 40% sind Erlös der Automatenindustrie. Das hohe Suchtpotenzial und die Beliebtheit der Geldspielautomaten sind mitnichten verringert. Der abermalige Anstieg der 12-Monats-Prävalenz der Spielteilnahmen an Geldspielautomaten auf 3,7% im Jahr 2013 (entspricht rund 2 Millionen Personen) unter der 16- bis 65-jährigen Bevölkerung belegt diesen Fakt.[5]
Im Land Berlin sind flächendeckend in allen Bezirken Spielhallen zu finden. Die Einwohner Berlins haben in 386 Spielhallenstandorten an 4906 Geldspielgeräten die Möglichkeit, an dieser stark suchtgefährdenden Glücksspielform teilzunehmen.[6] Hinzu kommen die 6.670 Geldspielgeräte an sonstigen Aufstellorten (einschließlich Gaststätten), wobei aufgrund nichtregistrierter, illegal aufgestellter Geldspielautomaten von einer weitaus höheren Anzahl auszugehen ist.
Im Rahmen der Ausschreibung zur Leistungserbringung von Präventionsmaßnahmen im Bereich Glücksspielsucht im Land Berlin gründete die pad gGmbH nach Auftragserteilung durch die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales im Oktober 2008 das Präventionsprojekt Glücksspiel. Um der Forderung nach aktiv präventiven Maßnahmen des Glücksspielstaatsvertrages nachzukommen, wurden verschiedene Leistungsbausteine zur Prävention von Glücksspielsucht im Land Berlin entwickelt und umgesetzt. Die pad gGmbH hat nach einer vierten bundesweiten Ausschreibung im September 2015 erneut den Auftrag erhalten, bis zum 31. Dezember 2018 ihre Arbeit für die Prävention von Glücksspielsucht in Berlin fortzuführen. In Reaktion auf aktuelle Entwicklungen bezüglich epidemiologischer und gesetzlicher Rahmenbedingungen wurden neben etablierten Präventionsmaßnahmen neue Konzepte und Präventionskampagnen entwickelt und umgesetzt. Ziel ist es, gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Schäden, die mit problematischem und pathologischem Glücksspielverhalten in Verbindung stehen, vorzubeugen.
Konzeption, Ziele und Zielgruppen
Konzeption
Die Chance bei Glücksspielen einen Gewinn zu erzielen, wird von den Zielgruppen häufig überschätzt. Die aktive Einbeziehung des Glücksspielenden in das Spiel suggeriert, das Spielgeschehen entscheidend beeinflussen zu können und führt zu einer fehlerhaften Realitätswahrnehmung. Unter Personen, die in den letzten zwölf Monaten mindestens ein Glücksspiel gespielt haben, herrscht nachweislich ein zu geringes Wissen über Glücksspielrisiken und Glücksspielsucht. Zu diesem Schluss kommt die BZgA in ihrer Repräsentativerhebung. Im Jahr 2013 waren irrationale Einstellungen zum Glücksspiel bei den Befragten gegenüber 2011 statistisch signifikant gestiegen[7]. Diese dem logischen Denken nicht zugänglichen Überzeugungen stehen in einem positiven Zusammenhang mit dem Ausmaß eines möglichen Problemspielverhaltens[8]. Hier wird ein erheblicher Handlungsbedarf in der Wissens- und Kompetenzvermittlung deutlich.
Die beschriebenen Erkenntnisse bilden die Basis für die Planung der Präventionskampagne „Kontrollillusionen von Glücksspieler_innen aufdecken“. Anhand glücksspiel- und projektrelevanter Erhebungen, Studien und wissenschaftlicher Fachbeiträge erfolgte eine ausführliche Ausgangs- und Bedarfsanalyse sowie die Festlegung der Zielgruppen und Ziele der Präventionskampagne. Die kreative Umsetzung der Präventionskampagne erfolgte auf Basis der erstellten Konzeption. Um den Großteil der Allgemeinbevölkerung zu erreichen und für das geschickte Marketing und die zielorientierte Werbung der Glücksspielanbieter zu sensibilisieren, erfolgte die Zusammenarbeit mit einer professionellen Agentur. Auf Grundlage aktueller Marktforschungsergebnisse verfügt sie über neueste Kommunikationswerkzeuge und das notwendige Know-how für eine größtmögliche Verbreitung der präventiven Botschaft.
Im Sinne des partizipativ-emanzipatorischen Zugangs geht das Präventionsprojekt Glücksspiel davon aus, dass die meisten Menschen in der Lage sind, für sich und ihr Umfeld selbstständig und souverän richtige Entscheidungen zu treffen. Deshalb wurde sich bei der Kampagnenplanung bewusst dafür entschieden, die Präventionsbotschaft emotional zu verankern und auf Augenhöhe zu kommunizieren anstatt belehrend mit erhobenem Zeigefinger vor den Gefahren des Glücksspiels zu warnen. Darüber hinaus wird es den Zielgruppen über verschiedene Kommunikationskanäle und die Nutzung sozialer Medien ermöglicht, an der Umsetzung und Gestaltung der Kampagne zu partizipieren. Begleitende und / oder erweiternde Maßnahmen wie Werbeanzeigen, Facebook Ads und Edgar Freecards ermöglichen ein Erreichen potenzieller Zielgruppen in unterschiedlichen Settings.
Zielgruppen
Die Affinität zu Glücksspielen ist in der Allgemeinbevölkerung unterschiedlich stark ausgeprägt. Verschiedene Studien identifizieren Männer als besonders glücksspielaffin und als Risikogruppe für die Entwicklung eines problematischen oder pathologischen Glücksspielverhaltens. In der aktuellen Befragung der BZgA zum Glücksspielverhalten in Deutschland gaben 82% der Männer an, in ihrem Leben schon einmal an Glücksspielen teilgenommen zu haben. Ein signifikanter Anstieg von 23,5% ist bezüglich der 12-Monats-Prävalenz bei Glücksspielen an Geldspielautomaten bei den 18- bis 20-Jährigen erkennbar. Hier hat sich der Wert im Vergleich zum Jahr 2007 vervierfacht und bei der Altersgruppe der 21- bis 25-jährigen Männer mehr als verdoppelt. Männliche Befragte spielten im Jahr 2013 häufiger im Monat Glücksspiele als weibliche Befragte. Im Jahrbuch Sucht 2015 wird zudem auf Menschen mit Migrationshintergrund als Hochrisikogruppe für die Entwicklung eines pathologischen Glücksspiels hingewiesen. So weist die PAGE-Studie darauf hin, dass im Besonderen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund im hohen Maße von pathologischem Glücksspielen betroffen sind.[9] Die Datenerhebungen der türkischsprachigen Hotline der Landesfachstelle Bayern zeigte zudem, dass die Mehrzahl der hilfesuchenden männlichen Migranten zum Großteil in gewerblichen Spielhallen spielten und ihr problematisches Spielverhalten sehr lange verschleppten bevor sie Hilfe in Anspruch nahmen.[10]
Als besondere Ziel- und Risikogruppe wurden darüber hinaus Jugendliche identifiziert. Soziale Risikofaktoren wie eine glücksspielunkritische Haltung der Kernfamilie oder eine bereits bestehende (Glücksspiel-) Suchtproblematik der Mutter oder des Vaters steigern die Wahrscheinlichkeit, ein problematisches Glücksspielverhalten zu entwickeln. Glücksspielaffinität in der Peergroup, schlechte Schulleistungen und fehlende Anerkennung im sozialen Nahumfeld müssen als weitere Risikofaktoren für die Entwicklung einer Glücksspielproblematik genannt werden.[11]
Kommerzielle Glücksspielangebote und selbstorganisiertes Glücksspiel gehören zur Lebenswirklichkeit vieler junger Heranwachsender. Es ist davon auszugehen, dass bei Jugendlichen jene Glücksspielvarianten beliebt sind, welche nur geringe Geldeinsätze verlangen, leicht verfügbar sind und vom sozialen Umfeld akzeptiert werden. Fatalerweise treffen diese Merkmale auf Glücksspiele mit hoher psychotroper Wirkung wie Geldautomatenspiel zu.[12]
Aus suchtpräventiver Sicht ist festzustellen, dass ein früher Einstieg das Risiko für die Entwicklung eines pathologischen Glücksspielverhaltens im Erwachsenenalter erhöht. Nachweisbar entwickelt sich bei Männern pathologisches Glücksspiel vor allem in der Phase der Adoleszenz.[13] Als gravierend muss die um 50% erhöhte Lebenszeitprävalenz der 14- bis 30-Jährigen bezeichnet werden.[14]
Ziele
Glücksspiel ist in unserer Gesellschaft ein gemeinhin akzeptiertes Freizeitvergnügen. Dem gesellschaftlich hohen Stellenwert von Geld und dem Streben nach Reichtum kommt Glücksspiel entgegen.[15] Aus diesen Gründen ist es für die Präventionsarbeit unabdingbar, die Allgemeinbevölkerung über Glücksspielrisiken und Glücksspielsucht aufzuklären und für verantwortungsbewusstes Spielverhalten zu sensibilisieren.
Konzeptionelles Ziel der Kampagne war daher die Durchführung öffentlichkeitswirksamer Medienkampagnen auf Grundlage der verhaltenspräventiven Intervention[16]. Die Kampagne möchte auf die Gefahren und Risiken von Geldspielautomaten hinweisen und das sehr hohe Suchtpotential von Geldspielautomaten thematisieren. Darüber hinaus soll die Allgemeinbevölkerung dafür sensibilisiert werden, dass der Spielausgang trotz vermeintlich hoher und von der Automatenindustrie häufig geschönter Auszahlungsquoten allein zufallsbedingt ist.
Vorgehen und Umsetzung
Eine Umsetzung der Kampagne konnte lediglich durch zusätzlich zur Verfügung gestellte finanzielle Mittel der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales realisiert werden. Der Berliner Senat wollte das Präventionsprojekt Glücksspiel in der Aufgabe unterstützen, dem problematischem und pathologischem Spielen an Geldspielautomaten vorzubeugen sowie auf die besonderen Risiken und Gefahren dieser stark suchtgefährdenden Glücksspielform aufmerksam zu machen.
Um möglichst viele Menschen mit dem zur Verfügung stehenden Budget erreichen zu können, entschied sich das Präventionsprojekt Glücksspiel für die Zusammenarbeit mit einer professionellen Agentur.
Bei der Auswahl des Anbieters wurde darauf geachtet, dass Erfahrungen in der Kampagnenentwicklung für Non-Profit-Organisationen vorliegen. Nach Sichtung mehrerer Angebotskonzepte beauftragte das Präventionsprojekt Glücksspiel die Agentur Heymann Brandt De Gelmini.
Die Auswahl der konkreten Vorschläge zum Umsetzung der Kampagne erfolgte im Abgleich mit der erstellten Bedarfs- und Zielanalyse sowie in kooperativer Absprache mit der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales.
Mit Hilfe humorvoller Filmspots wird gezeigt, dass den Glücksspieler_innen im Augenblick des Spielens eine falsche Erwartungshaltung suggeriert wird. Als Protagonisten wurden professionelle Schauspieler und prominente Zugpferde eingesetzt. Darüber hinaus fand der Kampagnenstart jeweils zum Bundesweiten Aktionstag gegen die Glücksspielsucht statt, sodass in Kombination mit Pressemitteilungen auf die Präventionskampagne aufmerksam gemacht werden konnte.
Um eine hohe Zahl der festgelegten Zielgruppe zu erreichen fand die Verbreitung der Präventionskampagne anhand der Crossmedia-Strategie statt. Der parallele Einsatz mehrerer synergetisch wirkender Medien (z.B. Print und Web) ermöglicht zusätzlich das Erreichen der Zielgruppe in verschiedenen Settings.
Um das vorhandene Budget effizient einzusetzen, wurden die kurzen Filme über die sozialen Kanäle und die Videoplattform Youtube im Internet verbreitet. Für die zusätzliche Bewerbung und Verbreitung der Kampagne wurde diese mit Facebook Ads beworben. Facebook Ads sprechen Benutzer_innen anhand der Informationen, Interessen und Gewohnheiten an, welche diese in ihren Profilen hinterlegt haben. Zusätzlich zu den Interessen und Informationen stehen diverse Filterfunktionen für demographische und geographische Daten zur Verfügung. Die zusätzliche Bewerbung der Kampagne mit Facebook Ads erhöhte somit die Chance besonders glücksspielinteressierte Menschen mit den Präventionsbotschaften zu erreichen.
Innovationsgehalt
- Erstmals gelang es, prominente Zugpferde für eine berlinweite Präventionskampagne gegen die Glücksspielsucht zu gewinnen.
- Zusammenarbeit mit einer professionellen Agentur für die kreative Umsetzung der Präventionskampagne
- Entwicklung viraler Präventionsspots
- Streuung der Kampagne über verschiedene Kanäle und Soziale Medien
- Partizipation der Zielgruppen wurde über Kommentar- und Teilfunktionen ermöglicht
- Auf Basis der konzeptionellen Idee der Präventionskampagne „Kontrollillusionen von Glücksspieler_innen aufdecken“ können zusätzlich zu den Filmen auch zukünftig begleitende Maßnahmen wie Anzeigen, Facebook Ads, Flyer, Edgar Freecards veröffentlicht werden.
- Die kampagnenbeleitenden Postkartenmotive können über Edgar Freecards verteilt werden. Edgar Freecards werden in den Berliner Bars, Cafés und Clubs verteilt und sind vor allem bei jungen Menschen beliebt. Die Streuung von Präventionsbotschaften über Edgar Freecards bietet die Ansprache im direkten Lebensumfeld der jungen Zielgruppe. Zudem ist es über diesen Anbieter möglich, die Streuung auf Berliner Ballungsräume von Glücksspielangeboten zu konzentrieren.
Ergebnisse und Erreichtes
- Die Filmspots der Präventionskampagne wurden bis zum Januar 2016 über 15.300-mal von Youtube Nutzern angesehen.
- Durch die Zusammenarbeit mit professionellen Schauspielern und bekannten Radiomoderatoren des Berliner Radiosenders JAM FM konnte vor allem die Risikogruppe der jungen Erwachsenen erreicht werden.
- Die Filmspots der Kampagne werden von anderen Bundesländern für Präventionsveranstaltungen genutzt.
- Die Veröffentlichung der Filmspots über Youtube, Facebook und Twitter ermöglicht eine unbegrenzte Laufzeit der Kampagne.
- Die Kampagne wurde so gestaltet, dass die präventive Botschaft zusätzlich durch Printmedien begleitet werden konnte.
- Durch den Kampagnenstart zum Bundesweiten Aktionstag gegen die Glücksspielsucht mit Pressemitteilungen konnte ein großes mediales Echo erzielt werden.
[1]vgl. Meyer 2015: 140
[2]vgl. Meyer 2015:146
[3]in Kraft getreten am 11.06.2014
[4]Beispiel „Fast Gewinn“: Beim Spielen am Geldspielautomaten erscheinen zwei von drei notwendigen Gewinnssymbolen und das fehlende Symbol bleibt eine Position vor der Gewinnlinie stehen.
[5]vgl. Meyer 2015:146
[6] vgl. Abgeordnetenhaus Berlin 2015: 1
[7] vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2014a: 11
[8] vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2014a: 11f
[9] vgl. Bensel / Tuncay 2013: 157
[10] vgl. Bensel / Tuncay 2013: 158f
[11] vgl. Busch-Hettwer / Hayer 2013: 68
[12] vgl. Busch-Hettwer / Hayer 2013:62f
[13] vgl. Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen 2013: 29
[14] vgl. Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen 2013: 29
[15] vgl. Meyer / Bachmann 2011: 107f
[16] Strategie, die auf die Kontrolle, Reduzierung und Beseitigung von Gesundheitsrisiken in den Umwelt bzw. Lebensbedingungen setzt
Literaturnachweis
Abgeordnetenhaus Berlin (Hg.) (2015): Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Daniel Buchholz (SPD). Spielhallen-Flut zerstört Kieze und Menschen (X): Wie dramatisch ist die Lage im Jahr 2015? Drucksache 17 / 15 752. Berlin (17/15 752).
Bensel, Wolfgang; Tuncay, Mete (2013): Beratung und Behandlung von Glücksspielern mit türkisch-orientalischem Migrationshintergrund. In: Jörg Petry (Hg.): Differentielle Behandlungsstrategien bei pathologischem Glücksspielen. Freiburg im Breisgau: Lambertus, S. 156–168.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hg.) (2014a): Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2013. Ergebnisbericht. Köln.
Busch-Hettwer, Hedwig; Hayer, Tobias (2013): Die Behandlung von jüngeren Glücksspielern. In: Jörg Petry (Hg.): Differentielle Behandlungsstrategien bei pathologischem Glücksspielen. Freiburg im Breisgau: Lambertus, S. 62–78.
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (2013): Pathologisches Glücksspielen. Hamm (Suchtmedizinische Reihe, 6).
Meyer, Gerhard (2015): Glücksspiel. Zahlen und Fakten. In: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hg.): Jahrbuch Sucht 2015. Lengerich: Pabst Science Publishers, S. 140–155.
Meyer, Gerhard; Bachmann, Meinolf (2011): Spielsucht. Ursachen, Therapie und Prävention von glücksspielbezogenem Suchtverhalten. 3. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
Allgemeinbevölkerung sowie spezifische Bevölkerungsgruppen, welche ein erhöhtes Risiko für problematisches oder krankhaftes Glücksspielverhalten aufweisen.
Soziale Netzwerke und Massenmedien
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
- Agentur Heymann Brandt De Gelmini GmbH
- JAM FM / Skyline Medien GmbH
Mediale Präsentation zu bundesweiten Fachtungen des Fachverbandes Glücksspielsucht e.V.
„Spielautomaten machen reich! Aber nicht Dich! Da hilft auch keine Glückssträhne“ - Feste Einbindung des Filmspots in Präventionsschulungen der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention Diakonisches Werk Hannover
„Spielautomaten machen reich! Aber nicht Dich! Da hilft auch keine Glückssträhne“ - Feste Einbindung des Filmspots in Schulpräventionsveranstaltungen des Freundeskreis Suchtnotruf Essen e.V.
"Vorsicht vor Jack Pott!" - Einbindung des Präventonsspots in die Email-Signatur des Suchthilfekoordinators des Bezirks Marzahn-Hellersdorf
Einzelprojekte
Einzelprojekts Nr. 1
Im Jahr 2013 waren mehr als zwei Drittel der behandelten Glücksspieler_innen dem Automatenspiel verfallen. Kognitive Verzerrungsmuster liefern eine Erklärung für die zunächst verwunderliche Tatsache, dass regelmäßiges Glücksspiel trotz zunehmender negativer Folgen aufrechterhalten wird. Denn es liegt in der menschlichen Natur, auch bei zufallsbedingten Phänomenen einen logischen Zusammenhang herstellen zu wollen. So entsteht der Irrglaube, das Ergebnis eines Glücksspiels wäre voraussehbar oder ließe sich gar durch Rituale und Talismane steuern.
Im Fokus der Kampagne steht daher die Sensibilisierung zu Glücksspielrisiken und Glücksspielsucht am Glücksspielautomaten. Auf Basis einer umfassenden Ausgangs- und Bedarfsanalyse definierte das Präventionsprojekt Glücksspiel suchtgefährdete Personen und die Allgemeinbevölkerung als Zielgruppen. Detailliert wurden folgende Ziele der Kampagne benannt:
- Die Spieler_inen an Geldspielautomaten werden für die Tatsache sensibilisiert, dass sie das Spiel strategisch nicht beeinflussen können, weil letztlich der Zufallsalgorithmus des Gerätes entscheidet.
- Die Zielgruppen werden darauf aufmerksam gemacht werden, dass Geldspielautomaten zu den Glücksspielarten mit dem höchsten Suchtpotenzial gehören.
Bezüglich der detaillierteren Herangehensweise berücksichtigte das Präventionsprojekt, dass potenzielle Zielgruppen die möglichen Risiken und Suchtpotenziale beim Automatenglücksspiel vermutlich lieber verdrängen oder gänzlich negieren. Daher fand eine kreative Transformation der Botschaft statt, um dennoch die nötige Beachtung zu finden.
Der Innovationsgehalt dieser Kampagne wird vor allem hinsichtlich des ausgewählten Mediums und der Cross-Media Strategie deutlich. Denn trotz des begrenzten Budgets hat die Kampagne das Ziel, möglichst viele Menschen zu erreichen. Die Entscheidung fiel daher auf das Medium eines viralen Films. Da tendenziell eher solche Filme geteilt werden, welche unterhaltsam und nicht belehrend gestaltet sind, wurde die Botschaft in einem „trojanischen Pferd“ verpackt. Zunächst werden die Hoffnungen der Zielgruppe in der Botschaft „Spielautomaten machen reich!“ bestätigt, sodass eine gesteigerte Aufmerksamkeit für die Kampagne generiert werden kann. Im nächsten Schritt erfolgt schließlich die Auflösung des trojanischen Pferdes, indem der Slogan mit „Aber nicht Dich! Da hilft auch keine Glückssträhne!“ ergänzt wird. Bezüglich des viralen Spots wird aufgrund der humorvollen Gestaltung also zunächst das emotionale Zentrum der Zielgruppen angesprochen bevor weitere Informationen folgen. Sollten Zuschauer_innen tatsächlich auf die Idee kommen, die im Film angepriesene Glückssträhne erwerben zu wollen, landen sie jedoch auf der umfassenden Webseite oder am Telefon des Präventionsprojektes Glücksspiel.
Um eine Vielzahl von Menschen in verschiedenen Settings zu erreichen, fand eine Bewerbung der Kampagne über verschiedene Kanäle statt. Den Zielgruppen wurde es beispielsweise über soziale Medien wie Facebook, Twitter und Youtube ermöglicht, an der Verbreitung der präventiven Botschaft mitzuwirken. Mittels zielgruppenspezifischer Bewerbung auf Facebook und passender Postkarten konnte die Beitragsreichweite dermaßen gesteigert werden, dass sich bereits mehr als 13.000 Menschen den Film (https://www.youtube.com/watch?v=-qw9YOl9eeM) angesehen haben. Eine langfristige und nachhaltige Nutzung der Kampagne wird insofern gewährleistet, dass diese in präventiven Workshops eingebunden und ebenfalls anderen Kommunen für die präventive Arbeit zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus wird die Reichweite der Kampagne mittels Facebook- und Google-Analytics kontinuierlich evaluiert, um die Qualität der Arbeit des Präventionsprojektes zu sichern und weiter zu entwickeln.
Einzelprojekts Nr. 2
Im Jahr 2013 zeigten knapp 800.000 Menschen in Deutschland ein problematisches oder süchtiges Glücksspielverhalten. Aktuelle Studien und Erhebungen identifizieren das Spielen an Geldspielautomaten noch immer als eine der meistgenutzten und sehr suchtgefährdenden Glücksspielarten. Glücksspieler_innen sind während des Spiels meist voller Hoffnungen auf einen hohen Gewinn, sodass sie mit rationalen Botschaften eher schwierig zu erreichen sind.
Aus diesem Grund entschied sich das Präventionsprojekt Glücksspiel für eine filmische Fortsetzung der Geldspielautomaten-Präventionskampagne. Im Fokus steht erneut die emotionale Verankerung der Botschaft, um für Glücksspielrisiken und Glücksspielsucht am Geldspielautomaten zu sensibilisieren. Im Zuge einer Ausgangs- und Bedarfsanalyse entschied sich das Präventionsprojekt dafür, mit der Kampagne sowohl die Allgemeinbevölkerung als auch Personen mit sozialem, problematischem und pathologischem Glücksspielverhalten anzusprechen. Detailliert wurden folgende Ziele der Kampagne benannt:
- Die Spieler_innen an Geldspielautomaten werden darauf aufmerksam gemacht, dass ihnen in der Spielsituation falsche Erwartungen suggeriert werden und sie einem Trugschluss aufsitzen.
- Die Zielgruppen werden dafür sensibilisiert, dass es zum Knacken des Jackpots keine Strategie gibt, weil letztlich ein Algorithmus über den Spielausgang entscheidet.
Bezüglich der detaillierteren Herangehensweise berücksichtigte das Präventionsprojekt, dass die Botschaft trotz Appellcharakter humorvoll gestaltet ist. Es fand daher eine Transformation in bildliche Redensarten statt, um die notwendige Aufmerksamkeit zu generieren und eine emotionale Verankerung bei den Zielgruppen sicherzustellen.
Der Innovationsgehalt dieser Kampagne wird vor allem hinsichtlich des ausgewählten Mediums und der Crossmedia-Strategie deutlich. Um trotz eines begrenzten Budgets einen Großteil der Zielgruppen zu erreichen, wurde erneut auf das Medium eines viralen Films zurückgegriffen. In vier kurzen Spots (https://www.youtube.com/watch?list=PLWxSL8oqrIDAjYXKuNdHnQuEKEJdG09Vv&v=...) werden zunächst Sprichwörter wie beispielsweise „Lass dir keinen Bären aufbinden!“ oder „Lass dich nicht über’s Ohr hauen“ von zwei Schauspielern dargestellt. Abschließend bekommt der Zuschauer kurze Appelle wie „Lass dir keinen Bären aufbinden – Glücksspiel macht süchtig. Nicht reich“ zu sehen. Als Schauspieler konnten gänzlich neue Kooperationspartner, die Moderatoren John und Rasheed des Radiosenders Jam FM, gewonnen werden. In Folge ihrer hohen Beliebtheit bei jungen Erwachsenen im Alter zwischen 14 -29 Jahren kamen Synergieeffekte zum Tragen.
Die Verbreitung der Kampagnen-Botschaft fand über unterschiedliche Kanäle statt, um die Zielgruppen in unterschiedlichen Settings zu erreichen. Denn während die Filme sowohl auf Youtube, Facebook und Twitter veröffentlicht wurden, wiesen das Präventionsprojekt in einer Pressemitteilung und auch die Moderatoren in ihrer Radioshow auf die Kampagne hin. Darüber hinaus konnte mittels zielgruppenspezifischer Werbung auf Facebook die Beitragsreichweite weiterhin gesteigert werden. Dabei war es wichtig, den Zuschauern über Kommentar- und Teilfunktionen zu ermöglichen, mit den Kampagneninhalten zu interagieren und an einer Verbreitung der präventiven Botschaft mitzuwirken.
Eine langfristige und nachhaltige Nutzung wird insofern gewährleistet, indem kampagnenkorrespondierende Präventionspostkarten durch externe Anbieter an die Bevölkerung verteilt und so auf die Filme aufmerksam machen. Darüber hinaus sollen langfristig besonders Menschen mit Migrationserfahrung in die Umsetzung und Gestaltung der Kampagne einbezogen werden. Dies geschieht über die Ausschreibung eines Wettbewerbes zu geeigneten Sprichwörtern aus dem arabischsprachigen Raum. Weiterhin wird die Reichweite der Kampagne mittels Facebook- und Google-Analytics kontinuierlich evaluiert, um die Qualität der Arbeit des Präventionsprojektes zu sichern und weiter zu entwickeln.