Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Thematischer Schwerpunkt 1: Alkoholprävention bei Jugendlichen.
Im Mittelpunkt des Thematischen Schwerpunktes stehen Inhalte der Alkoholprävention bei Jugendlichen.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Anlass und Ausgangssituation
Nach der Aufgabe der militärischen Nutzung des Flughafens Hahn durch die Amerikaner und deren Wegzug folgte in einer Wohnsiedlung in der Ortsgemeinde Rhaunen ein Zuzug der Spätaussiedler aus Russland, beginnend ab dem Jahr 1992.
Ein örtlicher Ansiedlungsschwerpunkt stellt die Ortsgemeinde Rhaunen. Rund 1/3 der 2.200 Einwohner Rhaunens sind Spätaussiedler aus Russland. Obwohl in Einzelfällen von gelingender Integration gesprochen werden kann, ist eine größere Anzahl von Jugendlichen und jungen erwachsenen Aussiedlern mit stark auffälligem Verhalten (Alkoholproblematik) anzutreffen.
Dies ist Ausdruck davon, dass die Belastungen und Spannungen, in die sich die jugendlichen Spätaussiedler und jungen erwachsenen Russlanddeutschen hineinversetzt fühlen, von ihnen nicht bewältigt werden können. So treffen sich alkoholisierte Aussiedlerjugendliche an öffentlichen Plätzen, in der Ortsmitte und am Ortsrand, verbunden mit nächtlichen Ruhestörungen, Sachbeschädigungen bis hin zu Vorkommnissen mit körperlicher Gewalt. Langeweile, Eintönigkeit, familiäre Konflikte, Einsamkeit, Nostalgie und Verlorenheit können für Alkoholmissbrauch bei den jugendlichen Spätaussiedler in Rhaunen verantwortlich sein.
Die Jugendlichen und erwachsenen Spätaussiedler, die sich unter freiem Himmel versammeln, zeigen vor allem Auffälligkeiten wie Alkoholkonsum. Diese Alkoholika wird von den Spätaussiedlern selbst mitgebracht und an den Plätzen konsumiert. Einige Jugendliche aus diesen Cliquen wollten sich in keiner Form kooperativ zeigen. Es geht hier z.B. um das Problem des Alkoholkonsums und der Lärmbelästigung.
Der Konsum von Alkohol hat in den Herkunftsländern in der Regel eine andere Bedeutung als hier. Die Traditionen und die anderen Lebensbedienungen dort haben zur Folge, dass der gewohnte Konsum von Alkohol auch hier anhält und es kein Problembewusstsein innerhalb dieses Bereiches gibt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verunsicherung und Hilflosigkeit hier mit Alkohol "betäubt" wird. Alkohol als "Problemlösungsverhalten" - und gleichzeitig mögliche Eintrittskarte in bestimmte Gesellschaftsbereiche hier - ist für viele Aussiedler und insbesondere Jugendliche ein scheinbarer Ausweg.
Ziele der Präventionsarbeit im Bereich des Alkoholkonsums:
- Persönlichkeitsstärkung der jugendlichen Aussiedlern, Stärkung der Persönlichkeit um Suchtgefährdung zu verringern oder zu vermeiden
- Vorbeugung gegen Alkoholmissbrauch
- Reduzierung von Alkoholkonsum
- Die Bevölkerung für die Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums zu sensibilisieren, Motivation und Gewinnung der Bevölkerung für den risikoarmen Alkoholkonsum.
- Alkoholverzicht bis zur Vollendung des 16. Lebensjahres und maßvoller Alkoholkonsum bei jungen Menschen, Minimierung des Rauschtrinkens
- Verzicht auf Alkohol im Straßenverkehr
Konzeption
Die Ausrichtung des Konzeptes soll Kindern und Jugendlichen vor allem einen Raum gewährleisten (Sporthalle), in welchen sie nach ihren Vorstellungen und mit unterstützender Anleitung ein abwechslungsreiches und angemessenes Programm gestalten können. Die Rolle der Spätaussiedlereltern soll sein bewusst mit den Themen Alkohol, Drogen aber auch den Ausgehzeiten der Kinder und Jugendlichen umzugehen, Grenzen zu setzen und ihre Kinder bei einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem Thema zu unterstützen.
Das Konzept beinhaltet folgende Punkte:
- Sachbeschädigungs- und Gewaltdelikte sowie anders auffälliges Verhalten sollen zurückgehen.
- Die Beschwerden der Anwohner sollen reduziert werden.
- Es soll ein Bereich geschaffen werden, welchen jugendliche Spätaussiedler nach ihren Vorstellungen jedoch alkoholfrei, gestalten können z.B. in der Sporthalle.
- Die Öffentlichkeit soll hinsichtlich des verantwortungsbewussten Alkoholkonsums sensibilisiert werden und bewusster mit diesem Thema umgehen
- Den jugendlichen Spätaussiedler soll die Möglichkeit geboten werden das Angebot selbst gestalten zu können und Aktionen durchzuführen (alkoholfrei)
- Verringerung des schädlichen Alkoholkonsums (Gesundheitswarnungen)
- Förderung der so genannten "Punkt-Nüchternheit" in bestimmten Situationen (z.B. Straßenverkehr, Arbeitsplatz)
- Verstärkung eines Problembewusstseins und Einstellungsänderung gegenüber dem Umgang mit Alkohol.
Zielgruppe
Die Zielgruppe umfasst neben Kindern und Jugendlichen auch Eltern.
- Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene
- Cliquen
- Spätaussiedlereltern
- Bevölkerung
Vorgehen und Umsetzung:
- Suchtprävention
- Aufklärungsarbeit
- Streetwork
- Durchführung von Erlebnis – Kultur und freizeitpädagogischen Angeboten
- Gruppenangebote und sozialpädagogische Begleitung
- Im Rahmen der Aktionen sollen die Jugendlichen dazu angeregt werden, sich mit dem eigenen Konsum von alkoholischen Getränken kritisch auseinandersetzen.
- Seminararbeit
- Thematisieren das Thema Alkohol
- Aufsuchende Elternarbeit
- Schulische Suchtvorbeugung
Durch ein vielfältiges und attraktives Sportangebot wurde eine Alternative zum "frustrierten Alkoholkonsum und rumhängen auf der Straße" geschaffen. Die Sportangebote strukturieren den Alltag der Jugendlichen neu. Deswegen hat sich die Zahl der Beschwerden bei der Polizei reduziert. Die Beschwerden der Anwohner sind deutlich zurückgegangen.
Die Gruppen von jugendlichen Aussiedlern haben durch die Gespräche und Aktionen mit dem Streetworker nachempfinden können, dass der Alkoholkonsum und die Lärmbelästigungen in den Nachstunden vor allem für die ältern Anwohner negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit haben. Die Jugendlichen waren dadurch oftmals dazu bereit auf den Alkoholkonsum und ihre nächtlichen Aktivitäten zu verzichten. Die positiven Rückmeldungen und Resonanzen in der Bevölkerung signalisieren, dass die angestrebten Ziele im Bereich der Alkoholproblematik erreicht wurden. Als Teilziel wurde z.B. ein Rückgang von Beschwerden über alkoholisierte und randalierende Jugendliche an den so genannten Berennpunkten in der Gemeinde erreicht.
Im Zeitraum der Maßnahmen haben sich mehrere kooperative und stabile Jugendgruppen gebildet, in denen nicht mehr der Alkoholkonsum sondern die gemeinsamen Aktionen und Aktivitäten im Vordergrund stehen. Neue Gruppen von Jugendlichen treffen sich regelmäßig z.B. in der Sporthalle und bilden damit die Basis für Freizeitaktivitäten ohne Alkoholkonsum. Jugendliche werden auf diese Weise in Rhaunen erreicht, das heißt dort wo sie leben, wo Einstellungen und Verhaltensweisen ausgeprägt und beeinflusst werden: in der Clique, in der Freizeit.
Jugendliche in Rhaunen entwickelten gemeinsam mit dem Streetworker Georg Stokowy die Idee für eine Kampagne gegen Alkoholkonsum. Im Mittelpunkt der Arbeit stand die Entwicklung einer Serie von Plakaten und Wandbildern, die mit gezielten Slogans auf die Thematik und zum Nachdenken anregen sollten.
Die Wandbildern sollten sensibilisieren und mithelfen Hemmschwellen gegen Alkoholkonsum aufzubauen. Im Rahmen der Präventionsarbeit wurde auch ein Angebot "Alkohol am Steuer" und eine Aktion Namens "AUS" durchgeführt. Im Rahmen dieses Angebotes wurden den Jugendlichen mehrere Filme über Auswirkungen des Alkoholkonsums am Steuer präsentiert. Das bedeutet Jugendliche erfahren praktisch eine Alkoholprävention. Kinder und Jugendliche sollen durch Erlebnisse ihre inneren Stärken entwickeln, um später von sich aus "Nein" zu Alkohol sagen zu können. Wer Kinder und Jugendliche stark macht, schafft das Fundament für einen lebenslangen Schutz vor Sucht. Wir wollen in Rhaunen ein wirkungsvolles Zeichen setzen und dazu beitragen, insbesondere Kinder und Jugendlichen vor der Gefährdung durch Alkohol zu schützen.