Ein Projekt zur Prävention und Frühintervention bei jugendlichen Rauschtrinkerinnen und Rauschtrinkern
Hintergrund
Seit Anfang dieses Jahrzehnts tritt das Phänomen des komatösen Rauschtrinkens unter Jugendlichen auch in Hessen vermehrt auf. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen der unter 20 Jährigen hat sich in den letzten zehn Jahren von 800 auf 1800 Personen mehr als verdoppelt. Die Tatsache, dass die Wissenschaftsstadt Darmstadt in den Statistiken des statistischen Landesamt die wenigsten Krankenhauseinlieferungen von Jugendlichen im hessenweiten Vergleich zu verzeichnen hat bestätigt einerseits die erfolgreiche Präventionsarbeit in Darmstadt, ist aber gleichzeitig der Grund diese Arbeit zu intensivieren.
Das Projekt "Hart am Limit – HaLT" wurde mehrere Jahre als Bundesmodell durchgeführt evaluiert. Aufgrund der positiven Wirkungen wird HaLT inzwischen bundesweit durchgeführt. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt wurde vom Regierungspräsidium Darmstadt als offizieller Projektstandort bestätigt. Die Projektzertifizierung wurde von der Landesstelle für Suchtfragen durchgeführt.
Das Projekt basiert auf zwei Säulen:
1. Säule: Der proaktive Baustein umfasst strukturelle suchtpräventive Maßnahmen im Umgang mit Alkohol auf kommunaler Ebene. Zielgruppe ist die erwachsene Bevölkerung.
2. Säule: Der reaktive Baustein besteht aus einem Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche, die mit einer Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert wurden.
Thematische Meilensteine in der Wissenschaftsstadt Darmstadt:
- Konzeptentwicklung Jugend und Alkohol 2010 und Abstimmung mit den politischen Entscheidungsträgern.
- Projekt und Konzeptpräsentation auf der Präventionskonferenz des Kommunalen Präventionsrates zum Thema Jugend und Alkohol "zwischen Kompetenz und Koma" 2010
- Kooperationsvereinbarung mit dem Schaustellerverband und Start der gemeinsamen Initiative zum Thema Jugendschutz auf dem Weihnachtsmarkt 2010
- Magistratsbeschluss und Besttätigung der Wissenschaftsstadt Darmstadt als Projektstandort HaLT im Rahmen der Hessischen Landesinitiative.
- Projektpräsentation mit allen Kooperationspartner durch die Hessische Landesstelle im Rahmen der AG Sicherheit des Kommunalen Präventionsrates.
- Kooperation und aktive Veranstalterberatung und Information im begleitenden HaLT Projekt "keine Kurzen für Kurze" in Kooperation mit den Faschingsvereinen und der Gastronomie zu den Faschingsveranstaltungen 2011.
- Fortführung der Darmstädter Präventionskampagne "Meine Abwehr steht" in Kooperation mit dem SV Darmstadt 98 und Implementierung in das Projekt HalT
- Kooperation mit den Genehmigungsbehörden und der Polizei und Veranstaltungsinformationen für alle Veranstalter mit Genehmigungspflicht zum Thema Jugend und Alkohol seit 2011.
- Kooperation mit dem Heimatverein, als Veranstalter des Heinerfestes, der Polizei und dem Rettungsdienst durch gezielte Ansprache von Jugendlichen auf dem Festgelände und dem vorhalten einer Aktions- und Informationszone im Herrngarten seit 2011.
- Zertifizierung der Projektoordination und der Beraterinnen und Berater im Reaktiven Baustein durch die Hessische Landesstelle für Suchtfragen 2011.
- Kooperationsvereinbarung zur Frühintervention bei alkoholintoxinierten Jugendlichen in der Kinderklinik zwischen der Wissenschaftsstadt Darmstadt, der Kinderklinik Prinzessin Margaret und dem Suchthilfezentrum des Caritasverbandes Darmstadt. 2011.
- Startphase auf der Basis der Kooperationsvereinbarung und Projektstart des reaktiven Bausteins im Modellprojekt HaLT in der Kinderklinik zur Faschingszeit 2012
Eine Besonderheit des Projektes HaLT, wie auch ein Novum in der Sucht- und Drogenhilfe ist es hierbei, dass die Finanzierung dieser Frühintervention auf der Grundlage einer Landesweiten Vereinbarung erstmalig durch die Krankenkassen als Kooperationspartner finanziert wird.
Für diesen Baustein konnten in Darmstadt bereits vor Projektstart die Kinderklinik Prinzessin Margaret Darmstadt als zentrales Zuweisungskrankenhaus der Region sowie das Suchthilfezentrum des Caritasverbandes als Kooperationspartner gewonnen werden.
In einer Kooperationsvereinbarung wurde die Grundlage für ein spezifisches Hilfsangebot für Kinder und Jugendliche formuliert, die nach exzessivem Trinken mit einer Alkoholvergiftung in Kinderklinik aufgenommen werden oder sich auf anderen Wegen melden.
Insbesondere die hochriskant konsumierenden Jugendlichen benötigen Unterstützung zur Bewältigung der hinter ihrem Verhalten liegenden Problematik. Zumindest kurzfristig besteht nach einem einschneidenden Ereignis wie einer Notweinweisung eine hohe Bereitschaft zur kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Alkoholkonsum und die Eltern sind bereit Unterstützung und weiterführende Hilfsangebote anzunehmen.
Auf diese Bereitschaft soll mit direkter Ansprache unmittelbar reagiert werden. Durch eine gründliche Analyse der Situationen und Trinkmotive, die zur Intoxikation geführt haben ergeben sich wichtige Informationen für das weitere Vorgehen.
Ziele der Beratung sind die Unterstützung bei der Bewältigung der individuellen Problemsituation unter Einbeziehung des sozialen Umfeldes sowie die Verbesserung der Risikokompetenz. Das Hilfsangebot wird ausschließlich durch die zertifizierten Beraterinnen und Berater des Caritasverbandes Darmstadt und gemäß folgender Vereinbarungen erbracht.
Diese Kooperationsvereinbarung versteht sich als ein Stufenmodell und wird gemäß den Vereinbarungen der Kooperationspartner evaluiert und fortentwickelt.