Neue Festkultur

Hintergrund der Initiative ist die Tatsache, dass der Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen immer stärker um sich greift. Allein im Jahr 2010 wurden 57 Jugendliche im Alter zwischen 13-19 Jahren im Main-Tauber-Kreis wegen einer Alkoholvergiftung in einem Krankenhaus in Baden-Württemberg behandelt. Bei 52 Kalenderwochen im Jahr 2010 wurde im Durchschnitt ein Jugendlicher pro Woche aus dem Main-Tauber- Kreis mit einer Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert. Eine Tatsache an der man etwas ändern muss. Daher wurde das erfolgreiche Modell "Festkultur" aus dem Landkreis Sigmaringen auf den Main- Tauber-Kreis übertragen.

Das Präventionsprojekt "Festkultur" soll vor allem dem Alkoholmissbrauch von Jugendlichen begegnen und Feste wieder sicherer machen. Zur Vorstellung und Kommunikation dieses Projektes in den Städten und Gemeinden wurde ein Projektteam aus mehreren Institutionen (Aktionskreis Suchtprophylaxe, Suchtberatungsstellen, Suchtbeauftragte des Regierungspräsidiums Stuttgart, Polizei, Gesundheits- und Jugendamt) gegründet. Das Projektteam sorgte für einen Informationsaustausch vor Ort und stellte sich gleichzeitig den Fragen und Sorgen der Festveranstalter und Verantwortlichen in den Kommunen. Dadurch wurden die Beteiligten eingebunden und hatten nicht das Gefühl etwas übergestülpt zu bekommen. Bedenken wurden ernst genommen und Anmerkungen hinterfragt. So wurden die Eckpunkte, was die zeitlichen Vorgaben betreffen, nicht gleich festgesetzt, sondern in Abstufungen beschlossen.

Ziel des Projektes war es, eine Kultur des Hinsehens zu schaffen, denn gerade Jugendliche benötigen eine deutliche Reaktion der Erwachsenen, wenn sie in einer Phase des Experimentierens Gefahr laufen, sich zu schädigen.

Kern des Konzeptes, das im Landkreis Sigmaringen in allen Städten und Gemeinden angewandt wird, ist die flächendeckende Umsetzung von Eckpunkten, die bei Veranstaltungen eingehalten werden müssen.

Eckpunkte:

Zeitliche Vorgaben

  •   Das Programm beginnt spätestens um 21:00 Uhr
  •   Das Programm endet spätestens um 01:30 Uhr
  •   Ausschank und Musik enden ½ Stunde vor dem Ende der Veranstaltung, also um 2:30 Uhr
  •   Veranstaltungsende um 3:00 Uhr
  •   Voller Eintrittspreis bis 1:00 Uhr


Kontrollen

  • Konsequente Einhaltung von Jugendschutz- und Gaststättengesetz
  • Ausweiskontrollen am Einlass obligatorisch:
    • Alterskontrolle!
    • Betrunkene werden nicht eingelassen.
    • Mitgebrachter Alkohol wird abgenommen.
    • Bei illegalen Drogen erfolgt Anzeige.
    • Waffen aller Art sind verboten.
  • Geeignetes und geschultes Ordnungspersonal/eigene und/oder professionelle Security in und vor der Halle sowie auf dem Parkplatz (Richtwert: pro 50 Besucher 1 Ordner)
  • Klar benannte Verantwortliche - bei Polizei und Bürgermeisteramt bekannt und stets erreichbar


Alkohol

  • Keine Lockangebote für preiswerten Alkohol
  • Kein Ausschank von branntweinhaltigen Alcopops
  • Keine Alkoholabgabe an Betrunkene
  • Der Veranstalter hat Vorbildfunktion und bleibt daher nüchtern

Zur Unterstützung der Festveranstalter wurden vier Infoabende im Main-Tauber-Kreis angeboten, die von ca. 250 Personen sehr gut angenommen wurden. Die Referenten bestanden aus Mitarbeitern der Polizei, des Jugendamtes, des Gesundheitsamtes, des Veterinäramtes und eines Versicherungsunternehmens. Folgende Themen wurden dabei intensiv besprochen: Hausrecht und praktische Umsetzung von Veranstaltungen, Vereinshaftung, Lebensmittelhygiene und Lebensmittelrecht, Infektionsschutz, Jugendschutz und Umgang mit Konfliktsituationen. Schulungsunterlagen und Kontaktdaten wurden ausgehändigt.

Benachbarte Landkreise, wie z.B. Schwäbisch Hall setzen das Projekt ebenfalls um, der Hohenlohekreis hat ein ähnliches Projekt integriert und in den angrenzenden bayerischen Landkreisen werden annähernd dieselben Bedingungen über die "Grundsatzregelung zur Bewältigung von Veranstaltungen in Unterfranken" geregelt. So wurde die Thematik nicht nur im Main-Tauber-Kreis aufgegriffen, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus aufgenommen.

Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein