Nachtwanderer

Was passiert mit den Jugendlichen, die keinen Einlass bei Veranstaltungen finden bzw. danach im Ort
weiterfeiern oder sich generell lieber an öffentlichen Plätzen treffen und dabei übermäßig Alkohol
konsumieren? - Diese Problematik wird durch das Projekt "Nachtwanderer" aufgegriffen, das erstmals
in Schweden und inzwischen vereinzelt in Deutschland umgesetzt wird.

Bei der Hauptversammlung des Aktionskreises Suchtprophylaxe im Februar 2011 stellten die
Öhringer Nachtwanderer ihre Arbeit vor. Die Stadt Bad Mergentheim zeigte großes Interesse und
führte das Projekt noch im selben Jahr ein. Derzeit gibt es eine Gruppe von 10 ehrenamtlichen
Erwachsenen. Die Nachtwanderer haben ein Deeskalationstraining bei der Polizei, eine Erste Hilfe-
Ausbildung beim Roten Kreuz, sowie Beratung und Hilfestellung durch den Aktionskreis
Suchtprophylaxe erhalten. Weitere Städte und Gemeinden im Main-Tauber-Kreis beraten gerade, ob
sie das Projekt umsetzen werden.

Nachtwanderer sind:

  • Ansprechpartner für Jugendliche und junge Erwachsene
  • Geschulte, ehrenamtliche Erwachsene ab 20 Jahre
  • In kleinen Gruppen an den Wochenenden zwischen etwa 22:00 Uhr und 03:00 Uhr unterwegs
  • Überall dort wo Jugendliche anzutreffen sind, z.B.
    • auf öffentlichen Plätzen,
    • In öffentlichen Verkehrsmitteln
    • In Parks
  • Erkennbar an ihren Westen mit dem Aufdruck "Nachtwanderer"

Nachtwanderer möchten:

  • Eine angenehme Atmosphäre schaffen
  • Vertrauen aufbauen
  • Hilfe und Unterstützung in verschiedenen Situationen anbieten
  • Für respektvolles Miteinander eintreten
  • Gesprächspartner sein
  • Werte vermitteln
  • Aggressionen und Vandalismus begrenzen
  • Das soziale Klima verbessern

Nachtwanderer möchten nicht:

  • Bürgerwehr sein
  • Hilfspolizei sein
  • Ein Projekt gegen Lärm, Müll oder Vandalismus sein
  • Alkohol konfiszieren
  • Platzverweise erteilen

Nachtwanderer Regeln:

  • Wir sind für Jugendliche da und schauen hin
  • Wir treten immer respekt- und vertrauensvoll gegenüber Jugendlichen auf
  • Wir respektieren die Privatsphäre der Jugendlichen
  • Unser Ziel ist gegenseitiges Vertrauen
  • Die Gruppe bleibt immer zusammen
  • Wir tragen einheitliche Westen und Jacken, die unser Logo zeigen
  • Wir statten unsere Gruppen mit Erste-Hilfe-Set und Taschenlampen aus
  • Wir schulen uns in "Erster Hilfe" und anderen für uns wichtigen Kenntnisbereichen
  • Wir holen im Notfall Ordnungs- und Rettungskräfte als Unterstützung
  • Wir diskutieren die Geschehnisse der Nacht nur untereinander und geben sie nicht weiter

Fazit:

Die "Wanderungen" erzeugten eine durchweg positive Resonanz bei den Jugendlichen mit der
Reaktion "echt cool". Auch die Erwachsenen waren beeindruckt und wollten mehr wissen. Die Polizei
ist zufrieden mit der Arbeit der Nachtwanderer und für die Stadt stellen sie ein Bindeglied zwischen
den Jugendlichen und der Stadt dar.

Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein