Kontaktraum Stadt ohne Alkohol

Gruppen von oft wohnungslosen Menschen, die sich innerhalb eines Stadtgebietes regelmäßig Treffen, um gemeinsam in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken, waren auch in Euskirchen ein eklatantes Problem, das sich beispielsweise durch den hinterlassenen Unrat wie leere, defekte Flaschen oder das Notdurftverrichten in Büschen, Hauswänden, Geschäftseingängen zeigte. Passanten wie Anwohner fühlten sich bedroht bzw. wurden erheblich belästigt. Vor allem waren diese Gruppen durch ihr Verhalten für Kinder und Jugendliche ein negatives Vorbild. Neben älteren Erwachsenen im Bahnhofsvorplatz und Innenstadtbereich wurden auch Cliquen Jugendlicher/junger Erwachsener oft in Parkanlagen, auf Spiel- oder Bolzplätzen auffällig, die dort Alkohol tranken.

Die Kreisstadt Euskirchen reagierte sowohl mit einer Änderung der ordnungsbehördlichen Regelungen als auch begleitend mit dem Beschluss, ab Juli 2008 das MO.S.ES Projekt (Mobile Sozialarbeit Euskirchen Stadt) zu etablieren. Insbesondere wurde § 2 der Ordnungsbehördlichen Verordnung über die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Gebiet der Stadt Euskirchen dahingehend verändert, dass nun der Alkoholkonsum in bestimmten Gebieten wie dem Ruhrpark, Schillerpark, Auelsburg inkl. der Skateranlage, Erftanlagen, Klostergarten, auf Bolzplätzen so wie mit § 9 für alle Kinderspielplätzen untersagt ist.

Ziel dabei ist die wirkungsvolle Bekämpfung der negativen Folgeerscheinungen des öffentlichen Alkholkonsums wie auch eine konsequente Umsetzung der Jugendschutzbestimmungen.

Diese Änderungen waren unbedingt notwendig, um eine rechtliche Basis für Maßnahmen der Behörden zu erwirken. Durch darauf folgende, entsprechende verstärkte Präsenz und Kontrollen seitens des Ordnungsamtes und auch der Polizei sowie der stringenten Umsetzung von ordnungsbehördlichen Maßnahmen erscheinen diese Gruppen nur noch an wenigen exponierten Plätzen.
Personell ergänzt werden die Maßnahmen durch die seit 2008 eingerichtete Parkaufsicht für städtische Grünlagen mit einem Umfang von zwei Stellen.

Um über dieses Vorgehen hinaus auch die Ursachen der Problematik anzugehen, hat die Kreisstadt Euskirchen ein Streetwork-Angebot eingeführt und finanziert.

Dieses Projekt befindet sich in Trägerschaft des Caritasverbandes für das Kreisdekanat Euskirchen e.V. und wird in enger Zusammenarbeit mit der Sucht- und Wohnungslosenhilfe umgesetzt. Zwei Fachkräfte mit je einer Halbtagsstelle sind flexibel an Werktagen, Wochenenden auch in den Abendstunden mit dem MO.S.ES Bus (=Mobile Sozialarbeit Euskirchen Stadt) im Stadtgebiet im Einsatz.

Eine Zielgruppe sind randständige, benachteiligte, (teils wohnungslose) Erwachsene, die von einer Alkohol- oder Drogenproblematik betroffen sind und sich meist tagsüber zur sozialen Kontaktgestaltung im öffentlichen Raum aufhalten. Die zweite Zielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsene ohne feste familiäre/soziale Anbindung, die sich eher in den Abendstunden auf öffentlichen Plätzen wie Schulhöfen oder Supermärkten treffen, um miteinander Alkohol zu trinken. Beide Gruppen werden in der Regel durch andere Institutionen nicht mehr erreicht. Das MO.S.ES Projekt wirkt, die ordnungsrechtlichen Maßnahmen flankierend, auf gesellschaftliche Integrationsmöglichkeiten für diese Gruppen hin. Dies geschieht durch individuelle Hilfsangebote als auch durch gruppenbezogene Übungen zu sozialverträglichem Verhalten in der Öffentlichkeit.

Die Anzahl der Szenetreffpunkte im öffentlichen Raum wurden zwischen 2008 und 2011 von 13 auf 4 verringert. Durch frühzeitige Intervention durch MO.S.ES bilden sich keine neuen Dauertreffpunkte. Allein im Jahr 2011 erreichten die beiden Fachkräfte des Caritasverbandes 152 erwachsene Personen und 210 Jugendliche/junge Erwachsene mit Hilfs- und Unterstützungsangeboten an öffentlichen Plätzen. Damit sind Veränderungsprozesse und Erfolge der Gesamtkonzeption erkennbar.

Weitere Akteure, die für die Alkoholprävention im öffentlichen Raum in Euskirchen eine wichtige Lotsenfunktion haben, sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der beiden Jugendzentren sowie die ehrenamtlichen Spielplatzpaten. Im Rahmen der konzeptionell hier in der offenen Jugendarbeit verankerten aufsuchenden Arbeit, treffen die Mitarbeiter/innen auch Gruppen von jüngeren Jugendlichen an deren informellen Treffpunkten an. Die Spielplatzpaten beobachten von Zeit zu Zeit Jugendliche, die den Kinderspielplatz als Aufenthaltsort nutzen. An diesen Plätzen kommt es vor, dass hier Jugendliche Alkohol konsumieren. Durch eine Vernetzung mit regelmäßigen Gesprächen und kurzen Kommunikationswegen zwischen den Spielplatzpaten und den zuständigen Fachbereichen der Stadtverwaltung oder den Mitarbeitern der Jugendzentren, dem Kreisjugendamt, der Fachstelle für Suchtvorbeugung des Caritasverbandes, der Polizei werden frühzeitige Maßnahmen ergriffen.

Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein