Jugendschutz auf dem Oktoberfest – Modell der kurzen Wege: zwischen Notfallhilfe und Prävention

Im Rahmen der Arbeit des Jugendschutzes mit Gewerbetreibenden und Veranstaltern werden Betreiber von Konzerten, Sport- sowie anderen jugend- und alkoholaffinen Veranstaltungen im Vorfeld der Events beraten, um sie für den reibungslosen Ablauf der Veranstaltungen zu sensibilisieren. Darüber hinaus werden Auflagen zur Durchführung gemacht. Bei Großveranstaltungen ist der Jugendschutz vor Ort.

Während des Frühlingsfestes und des Oktoberfestes befindet sich die Dienststelle des Jugendschutzes auf der Festwiese. Am Beispiel des Oktoberfestes sollen die Handlungsebenen des Jugendschutzes erläutert werden. Vor Beginn wird eine Pressemitteilung mit den wichtigsten Jugendschutzbestimmungen erstellt, die auch Empfehlungen und Serviceleistungen für Eltern anbietet. In persönlichem Kontakt mit den Wirten bzw. Geschäftsleitungen der Großbetriebe werden die einschlägigen Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes und der Oktoberfestverordnung verdeutlicht und schriftlich unterbreitet. Die Jugendschutzunterweisung der Ordnungsdienste in der Sicherheitsbesprechung sowie die tägliche Lage-Besprechung der Behörden sind klassische Elemente verhältnispräventiver Ausrichtung.

Während der Wiesn sind im Servicezentrum Theresienwiese alle dort tätigen Dienststellen, wie Bayrisches Rotes Kreuz, Polizei, Kreisverwaltungsreferat, Festspielleitung, Jugendschutz, "Aktion sichere Wiesn", erreichbar. Dies stellt ein rasches und lösungsorientertes Krisenmanagement sicher.

Der Jugendschutz ist täglich von 16.00-23.00 Uhr, an Wochenenden von 12.00-23.00 Uhr, mit einer hauptamtlichen Fachkraft und vier geschulten Helferinnen und Helfern vor Ort. Für Jugendliche, die von den Ordnungsdiensten, der Polizei oder nach medizinischer Erstversorgung durch das BRK überbracht werden, übt die Jugendschutzstelle eine Art "Brückenfunktion" aus. Die Jugendschutzfachkräfte versuchen, im Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen Zugang und Einblick in die aktuelle Situation zu bekommen. Diese erste situative Klärung erfordert häufig ein Ausbalancieren der emotionalen Befindlichkeit, vor allem wenn die Jugendlichen alkoholisiert sind und im nächsten Schritt Verbindung zu den Eltern herzustellen ist. Im Kontakt mit den Eltern gilt es, auf deren Sichtweise zu achten. Meist verhalten sich die Eltern kooperativ und holen ihr Kind in der Schutzstelle ab. Die Eltern erhalten dabei eine kurze Information zur Gesprächsführung mit ihrem Kind. Lässt sich aus dem Erscheinungsbild der Jugendlichen, deren Schilderungen über ihren Lebensalltag oder aus dem Verhalten der Eltern die Einschätzung tiefer gehender Probleme erkennen, ergeht ein Situationsbericht an den zuständigen Sozialdienst. In Fällen, in denen in der akuten Situation gewichtige Anhaltspunkte für eine Gefährdung des Jugendlichen erkennbar werden, wird eine Inobhutnahme durchgeführt.

Mit der "Aktion sichere Wiesn", die sich in freier Trägerschaft um die Sicherheit und Unterstützung von Mädchen und Frauen in und um die Wiesn kümmert, werden genaue Absprachen getroffen, um in vorliegenden Krisensituationen gemeinsam möglichst rasch Abhilfe schaffen zu können.

Stichprobenartige Jugendschutzkontrollen zur Abgabe von Alkohol und zu Altersbeschränkungen werden täglich in den Festzelten und den gastronomischen Betrieben durchgeführt, z.T. gemeinsam mit den Jugendbeamten des Polizeipräsidiums. Mit dem Ziel, dem sogenannten Vorglühen bei Jugendlichen entgegenzuwirken, werden erweiterte Kontrollen in der Nähe des Oktoberfestes (z.B. U-Bahn-Kioske) durchgeführt. Der erstmalige Einsatz von Streetworkern im Umfeld der Wiesn an den Wochenenden in der Zeit von 16.30-01.00 Uhr als eine Art Testlauf (siehe "Streetwork auf der Partymeile") ließen den hohen Bedarf sowie auch die große Akzeptanz bei Jugendlichen erkennen.

Das Konzept des Einsatzes von geschulten Helferinnen und Helfern im Jugendschutz eröffnet im Verbund mit den hauptamtlichen Fachkräften die Möglichkeit, Großveranstaltungen durch Präsenz vor Ort zu begleiten. Aus einem Pool von insgesamt ca. 24 Hilfskräften (Fachkräfte aus anderen Bereichen der Jugendhilfe im Rahmen von geringfügiger Nebenbeschäftigung oder kurzfristig Beschäftigte) werden diese bei ausgewählten jugendaffinen Veranstaltungen ergänzend eingesetzt.
 

Welche Laufzeit hat das Projekt?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
Wie lange ist die Finanzierung des Projektes gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
Wird das Projekt in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein