Kassel

Typ: 
kreisfrei
Name der Stadt, der Gemeinde, des Landkreises: 
Kassel
Bundesland: 
Hessen
Einreichende Dienststelle: 
Dezernat III, Bürgermeister Kaiser (haushaltsbewirtschaftende Stelle ist das Ordnungsamt)
Name des Ansprechpartners: 
Wolfgang Schwerdtfeger
Funktion des Ansprechpartners: 
Dezernatskoordinator, Referent des Bürgermeisters
Straße/Postfach: 
Rathaus, Obere Königsstraße 8
Postleitzahl: 
34117
Ort: 
Kassel
Telefon des Ansprechpartners: 
+49 561 7871283
Telefax des Ansprechpartners: 
+49 561 7872218
E-Mail des Ansprechpartners: 
Internetadresse der Kommune: 

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

"warm up – chill down" – Pilotprojekt eines sogenannten Trinkraumes

Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags

Der Trinkraum ist als niedrigschwelliges szenenahes, suchtbegleitendes Angebot angelegt. Er ist sinnvolle Erweiterung eines ordnungspolitischen, sozialpolitischen und präventiven Strategiekonzeptes der Stadt Kassel zum Suchtmittelkonsum im öffentlichen Raum (Projekt "Stadtfrieden").

Mit dem Angebot wird das Ziel verfolgt, alkoholkranken Menschen in hochgradig prekären Lebenssituationen, die ihren Lebensmittelpunkt "auf der Straße" haben, und infolge ihres dort ausgeübten Alkoholkonsums in die öffentliche Kritik geraten sind, einen menschenwürdigen und tolerierten Aufenthaltsbereich zu gewähren und damit zugleich zu einer Entlastung und Befriedung der Kasseler Innenstadt beizutragen.

Der Trinkraum hat den Status eines Pilotprojektes, da bisher weder in Kassel noch in Hessen ein vergleichbares Angebot besteht. Die Entwicklung des Projektes fußt auf Annahmen und Erfahrungen der szenenahen sozialen Arbeit in Kassel und es bezieht Erkenntnisse aus einem Informationsbesuch bei der Stadt Kiel ein. Federführend ist in Kassel das Ordnungsamt im Dezernat des Bürgermeisters. Weitere kommunale und externe Stellen werden bedarfsweise eingebunden.

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Anlass und Ausgangssituation

Wie in anderen Großstädten gibt es auch in Kassel seit langem an verschiedenen öffentlichen Orten eine tendenziell zunehmende Präsenz der offenen Szene von Alkoholkonsumenten. Während der letzten Jahre war zu beobachten, dass sich die Szenen der Alkoholkonsumenten und der Konsumenten illegaler Drogen zunehmend vermischen.

Weiterhin gab die Häufung von Szeneangehörigen an bestimmten innerstädtischen Plätzen und die damit teilweise verbundenen Begleiterscheinen (Verschmutzungen, Urinieren in Grünflächen, Lärm, selten Vandalismus) Anlass für Beschwerden. Teilweise wurden andere öffentliche- und private Nutzungen im Bereich dieser Orte verdrängt oder behindert.

Alkoholverbote im öffentlichen Raum sind in rechtlicher und tatsächlicher Hinsicht problematisch und allenfalls punktuell als ergänzende Maßnahme sinnvoll.

Diese Entwicklung war Anlass für die Stadt Kassel, in einem Ämter übergreifenden Prozess sowie unter Einbeziehung externer Träger im Bereich der Suchthilfe sowie der Polizei eine Bestandsaufnahme mit Erfahrungsaustausch vorzunehmen und daraus ein mittelfristiges strategisches Handlungskonzept zu erarbeiten.

Der Wettbewerbsbeitrag eines sog. "Trinkraum" ist ein Teil dieses Konzeptes. Die Planung begann im Jahr 2011, die Umsetzung des Pilotvorhabens erfolgt seit Sommer 2012.

Konzept

Der Trinkraum ist als niedrigschwelliges szenenahes suchtbegleitendes Angebot angelegt. Er ist Teil eines ordnungspolitischen, sozialpolitischen und präventiven Strategiekonzeptes der Stadt Kassel zum Suchtmittelkonsum im öffentlichen Raum.

Mit dem Trinkraum wird das Ziel verfolgt, alkoholkranken Menschen in hochgradig prekären Lebenssituationen, die ihren Lebensmittelpunkt "auf der Straße" haben, und in Folge ihres dort ausgeübten Alkoholkonsums in die öffentliche Kritik geraten sind, einen menschenwürdigen und betreuten Toleranzbereich zu gewähren und so zu einer Entlastung und damit Befriedung der Kasseler Innenstadt beizutragen.

Zum Ende der einjährigen Pilotphase folgt eine Evaluierung zwischen der Stadt Kassel und den Betreibern über die gewonnenen Erfahrungen. Diese Auswertung kann die Bestätigung, Neuausrichtung, Überarbeitung oder Beendigung des Projektes zur Folge haben.

Träger des Trinkraums ist die Stadt Kassel – Ordnungsamt.

Organisationsstruktur

Die für den Trinkraum angemieteten Räumlichkeiten werden für die Dauer des Projektes von der Stadt Kassel im Rahmen einer vertraglichen Vereinbarung den Betreibern überlassen.

Der Trinkraum wird auf der Grundlage des ehrenamtlichen Engagements geführt. Verantwortlich für die Durchführung und die damit verbundene Organisationsstruktur sind zwei namentlich verbindlich benannte Personen der freien, ganz überwiegend ehrenamtlich strukturierten örtlichen Initiative "Szene Direkt".

Das Projekt verfolgt einen integrativen Ansatz. Es ist beabsichtigt – und zum Teil bereits realisiert -, nach Möglichkeit geeignete Besucher in den Organisationsablauf mit einzubinden. Dies gilt insbesondere für den Bereich, Service, Reinigung, Instandhaltung.

Während der Öffnungszeiten ist sichergestellt, dass zwei Aufsichtspersonen anwesend sind.

Umfeld und Rahmenbedingungen

Einzugsgebiet des "Trinkraum" ist Kassels Innenstadt. Ein medizinisches, therapeutisches oder sozialarbeiterisch fachliches Leistungsangebot ist mit dem Trinkraum nicht verbunden.

Das Projekt ist - dem Verständnis der Betreiber entsprechend - durch Akzeptanz, Toleranz und christlich-sozialethisch definierte Nächstenliebe gegenüber den Besuchern geprägt. Sie werden in ihrer aktuellen Lebenssituation und Suchterkrankung akzeptiert und respektiert.

Der Aufenthalt in den Räumlichkeiten und die Inanspruchnahme eines Gesprächsangebots des Betreibers sind grundsätzlich kostenfrei.
Die Besucher müssen in den Räumen des Trinkraums folgende Grundregeln beachten:

  • Keine Gewalt
  • Kein Konsum illegaler Drogen, psychotroper Substanzen oder ärztlich nicht verordneter Medikamente
  • Kein Handel mit illegalen Drogen, psychotropen Substanzen oder Medikamenten
  • Kein Konsum branntweinhaltiger Getränke
  • Keine Hehlerei
  • Kein Mitführen von Waffen
  • Kein Vandalismus

Diese Grundregeln wurden als Hausordnung formuliert und im Aufenthaltsraum gut sichtbar ausgehängt. Regelverstöße werden mit einem Hausverbot belegt.
Der Verzehr mitgebrachter nicht-branntweinhaltiger Getränke ist gestattet, ebenso das Rauchen in einem separaten Bereich des Trinkraums (Rauchernebenraum).

Hunde dürfen mitgeführt werden. Minderjährige erhalten keinen Zutritt zum Trinkraum.

Öffnungszeiten

Die Regelung der Öffnungszeiten für den Trinkraum erfolgte einvernehmlich zwischen dem Betreiber und der Stadt Kassel.

Zurzeit sind die Öffnungszeiten von Montag bis einschließlich Samstag in der Zeit von 11:00 Uhr bis 19:00 Uhr. Um die Öffnungszeiten bedarfsgerecht auszurichten, kann es angezeigt sein, diese den Besucherinteressen entsprechend zu optimieren und damit zu verändern. Die tägliche Mindestöffnungszeit beträgt jedoch 7  Stunden.

Zielgruppe

Zielgruppe des Trinkraums sind erwachsene Alkoholkonsumenten, die der s.g. "offenen Szene" zugehören. Diese Konsumenten haben häufig polyvalente und polytoxikomane Konsummuster, weisen einen hohen gesundheitlichen / psychosozialen Verelendungsgrad auf und sind als chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängigkeitskranke (CMA) anzusehen.

Viele weisen mehrfache Therapieerfahrungen oder Therapieabbrüche sowie eine ablehnende Haltung gegenüber dem etablierten Hilfeangebot und den Leistungsabteilungen der Stadt Kassel auf. Sie haben langjährige Erfahrungen mit ihrem Lebensmittelpunkt auf der Straße. Sie sind in der Regel arbeitslos und überschuldet, leben in ungesicherten Wohnverhältnissen oder sind obdachlos. Ihr Alltag ist vom Suchtmittel-Beschaffungszwang, Gewalt, Verfolgungs-, Versorgungs- und Überlebensängsten gekennzeichnet.

Hinzu kommen Isolation, Vereinsamung und Vernachlässigung elementarer Selbstfürsorge, mangelndes Selbstvertrauen in die Möglichkeit positiver Veränderung ihrer Lebenssituation und eine deutlich reduzierte Fähigkeit zur Selbstbestimmung und Selbstverantwortung.

Klassische Drogenabhängige so genannter "harter" Drogen – insbesondere mit langjähriger Drogenabhängigkeit, polytoxikomanen Konsummustern / Mischkonsum von Heroin und Kokain, Tabletten und Barbituraten, Methadon-, Polamidon- und Subutex-Substitution – bilden nicht die Zielgruppe des Trinkraums. Sie sind Zielgruppe des auf sie bedarfsgerecht abgestimmten Angebots des "Kontaktladen Café Nautilus" in Kassel.

Zielsetzung

Mit dem Angebot des Trinkraums verbinden sich folgende Ziele:

  • Gewähren eines niedrigschwelligen, stressfreien, akzeptierten Raums, als Treffpunkt, Begegnungs- und Aufenthaltsort
  • Beschränkung des Konsums von branntweinhaltigen alkoholischen Getränken; Angebot alkoholfreier Getränke bei Bedarf
  • Verbesserter Zugang und Erreichbarkeit von Personen der offenen Szene
  • Stärkung des Gemeinschaftserlebnisses und ein Entgegenwirken sozialer Vereinsamung
  • Stärkung des Selbstwertgefühls und des Selbstbewusstseins
  • Verbesserung der aktuellen individuellen Lebenssituation (Reduzierung von Verwahrlosung und sozialer Verelendung)
  • Verbesserung der ambulanten Gesundheitsfürsorge unter Berücksichtigung der besonderen Situation suchtkranker Menschen
  • Stärkung des Vertrauens und der Akzeptanz in weiterführende qualifizierte Hilfen
  • verbesserte Überleitung in das weiterführende qualifizierte Hilfesystem

Besucherzentriertes Angebot

Besucherzentrierte, als regelhaft angelegte Leistungen sind mit dem Trinkraum nicht verbunden. Grundsätzlich besteht aber für die Besucher die Möglichkeit, aus ihren Begegnungen und Erfahrungen heraus initiativ zu werden und - mit Unterstützung des Betreibers - kreative oder praktische Betätigungsfelder zu entwickeln. Das gilt sowohl für die Ausgestaltung des Trinkraums als auch für kleine Workshops (Musik, Kunst, Theater), die in Eigenregie durchgeführt werden. Durch eine aktive und sinnvolle Gestaltung der freien Zeit, erfahren sie Unterstützung bei der Entwicklung einer verbesserten Tagesstruktur.

Es wurde damit begonnen, den Besuchern auf Wunsch - unter Berücksichtigung ihrer gesundheitlichen und körperlichen Verfassung - die Mitwirkung und, soweit möglich, ihre organisatorische Einbindung in den Trinkraum zu eröffnen.

Darüber hinaus besteht – auf freiwilliger Basis – ein persönliches Gesprächsangebot. Durch eine motivierende Gesprächsführung können Besucher Unterstützung erfahren bei

  • der Entwicklung einer Motivation zur Veränderung und Verbesserung der Lebenssituation und perspektivisch zum Ausstieg aus der Suchtabhängigkeit
  • der Stärkung des Körper- und Gesundheitsbewusstseins
  • der Stärkung der Eigenverantwortung bei der Abwehr von Verwahrlosung, Ausgrenzung und Verelendung
  • dem Aufbau und Vertrauen zum Hilfesystem und bei der Annahme von Hilfen zur Verbesserung der sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Situation.

Für die Kontaktaufnahme mit den weiterführenden Hilfeeinrichtungen (Soziale Hilfen, Suchthilfe, städtische Ämtern und Behörden) können die Besucher kostenlos und ungestört Orts-Telefonate führen. Die Besucher erhalten auf Wunsch entsprechendes Informationsmaterial der lokalen Gesundheitsprophylaxe, Suchthilfe, Sozialberatung etc.

Die Besucher haben, soweit es dem organisatorischen Ablauf nicht entgegensteht, die Möglichkeit sich kleinere Mahlzeiten zuzubereiten. Das Bereitstellen von nichtalkoholischen Getränken (Kaffee, Tee, Wasser, Säfte etc.) und kleinen Speisen (z.B. Kuchen, Suppen, belegte Brote) erfolgt zum Selbstkostenpreis.

Funktionale Ausstattung

Der Aufenthaltsbereich, der sich in zwei Räume (ca. 180 qm und 30 qm) gliedert, weist Gruppen von Einzeltischen und Stühlen auf, die sich je nach Bedarf zu einer größeren Runde (für Gruppenaktivitäten) gruppieren lassen. Bei der Beschaffung der Einrichtung wurde weit gehend auf Gebrauchtmöbel zurückgegriffen.
Bei der Ausgestaltung der Räumlichkeiten wurden hinsichtlich der angestrebten Akzeptanz die Wünsche und Interessen der Besucher berücksichtigt. Sie wurden nach Möglichkeit aktiv an der Ausgestaltung und am Erhalt sowie an der Renovierung beteiligt.

Außenbereich

Der Außenbereich ist offiziell nicht Bestandteil des Trinkraum-Angebotes. Er wird jedoch als Freifläche im geringen Umfang von den Besuchern mitgenutzt. Die Betreiber des Trinkraums sind gehalten, ihren Einfluss geltend zu machen, um Tendenzen der Verschmutzung, Lärmbelästigung oder größerer Personenansammlung zu vermeiden und erforderlichenfalls durch Maßnahmen dazu beizutragen, dass das Gesamtbild der Anlage nicht nachhaltig negativ beeinträchtigt wird und eine Belästigung benachbarter Anlieger unterbleibt.

Kooperationen

Der Trinkraum ist in das lokale Netzwerk sozialer Institutionen eingebunden. Da sich mit der Inanspruchnahme des Trinkraums keine sozialen oder medizinischen Leistungen verbinden, kommt der Kooperation mit dem sozialen Netzwerk und damit der im Bedarfsfall angezeigten Überleitung in das weiterführende Hilfeangebot eine zentrale Bedeutung zu.

Korrespondierend mit der Eröffnung des "Trinkraum" und als Beitrag zur Entflechtung von Alkohol- und illegaler Drogenszene wurden die Öffnungstage der kommunal geförderten Einrichtung für Konsumenten illegaler Drogen ("Café Nautilus") von drei Tagen auf fünf Tage erhöht und zum anderen eine "Straßenarbeit mit Schlichtungsfunktion" dort neu eingerichtet, wo bislang die größte Kumulation von Alkohol und illegaler Drogenszene bestand. (Diese hat sich mit Öffnung des "Trinkraum" erheblich entspannt, ist aber noch vorhanden).

Der Betreiber beteiligt sich an einem regelmäßigen Informations- und Erfahrungsaustausch und kooperiert mit den lokalen Trägern der Sozialen Hilfe und der Suchthilfe, insbesondere mit dem Soziale Hilfe e.V., dem Diakonischen Werk sowie mit der Drogenhilfe Nordhessen e.V. und mit dem seitens der Stadt Kassel genannten Ansprechpartner für den Trinkraum.

Um eine bestmögliche Frequentierung des Trinkraums zu gewährleisten, besteht ein regelmäßiger und intensiver Kontakt zur aufsuchenden szenenahen Sozialarbeit.

Die Einbindung von Studierenden des Studienganges "Soziale Arbeit" der Universität Kassel ist im Rahmen von Praktika beabsichtigt; Vorgespräche finden derzeit statt.

Dokumentation

Die Besucherzahlen, die Besucherstruktur sowie besondere Auffälligkeiten werden erfasst, dokumentiert und halbjährlich an das Ordnungsamt der Stadt Kassel weitergeleitet.
Sie dienen zugleich dem Auswertungsgespräch des Pilotprojektes (s.o.: "Konzept").

Kosten

Für das überwiegend ehrenamtlich geleistete personale Engagement zum Betreiben des Trinkraums wird eine Aufwandsentschädigung in Höhe von insgesamt 30.000 Euro gewährt. Hinzu kommen Miet- und Betriebskosten von ca. 18.000 € sowie ein einmaliger Betrag für die Erstausstattung und Schönheitsreparaturen der angemieteten Räume.

Erkenntnisse aus dem bisherigen Projektverlauf

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Erfahrungen nach sieben Monaten der Pilotphase nahezu ausnahmslos positiv sind.
Bei der Suche und Auswahl geeigneter Räumlichkeiten gab es Bedenken einzelner Anwohner, die sich auch ein Ortsbeirat zu eigen machte. Diese Bedenken, die erhebliche Beeinträchtigungen – bis hin zu Gefährdungen – unterstellten, sind inzwischen verstummt. Dies dürfte nicht zuletzt auf den bisher weitgehend reibungslosen Betrieb zurück zu führen sein.

Die Zahl der Besucher schwankt unabhängig von der Jahreszeit zwischen 30 und 70 während einer täglichen Öffnungszeit und liegt damit über den Erwartungen.
Suchtkranke Menschen der "Offenen Szene" fühlen sich diskriminiert, verfolgt und von der Gesellschaft ausgegrenzt. Die Erwartung an einen Aufenthalts- und Rückzugsort, und damit die Akzeptanz und Annahme desselben, korrespondiert sehr stark mit dem Wunsch, nicht im Fokus der Strafverfolgung zu sein und von polizeilichen Maßnahmen unbehelligt zu bleiben. Bemerkenswert, aber insofern auch folgerichtig ist, dass die gegebenen Regeln (s.o.) weitestgehend eingehalten werden. Dies geschieht nicht nur durch die jeweils anwesenden betreuenden Personen, sondern vor allem im Wege der sozialen Kontrolle der Besucher untereinander, die eine "stressfreie" Aufenthaltsmöglichkeit schätzen und erhalten wollen.

Den meisten unter Ihnen ist bewusst, dass bei Regelverletzungen und insbesondere dem Umgang mit illegalen Drogen die polizeilichen Ermittlungen den "Trinkraum" verstärkt einbeziehen- und zum Ziel von Durchsuchungen und Personenkontrollen machen müssten. Hierdurch entstünde eine hohe Belastung für alle Besucherinnen und Besucher, unabhängig davon, ob sie sich im Einzelfall strafrechtlich relevant verhalten haben oder nicht.

Hervorzuheben ist ferner, dass bislang keine Konflikt- und Bedrohungssituationen eingetreten sind, die zu einem Eingreifen von Polizei oder Ordnungsamt geführt hätten.

Namensgebung: Die Bezeichnung "Trinkraum" ist sowohl diskriminierend (indem sie die Besucherinnen und Besucher pauschal als "Trinker" etikettiert) als auch missverständlich. Häufige Missverständnisse sind z.B. die unzutreffende Vermutung, dass dort in der Art eines gastronomischen Angebotes Alkohol ausgeschenkt würde oder auch, dass der uneingeschränkte Konsum alkoholischer Getränke gestattet sei.

Durch Transparenz gegenüber der Lokalpresse, durch das Einladen von Vertretern der kommunalpolitischen Fraktionen wurden bereits Fortschritte bei der Versachlichung und Information erzielt und in Kürze soll zudem ein Informationsflyer zur Verfügung stehen. Dennoch besteht seitens Betreibern und Stadt der Wunsch, die formalistische, im allgemeinen Sprachgebrauch ungeeignete Bezeichnung als "Trinkraum" abzulegen. Die temporäre Lösung von Juni bis November 2012 wurde von den Besuchern und Betreibern als "Der Container" kommuniziert. Ob die seit einigen Wochen für die festen Räume eingeführte Bezeichnung "warm up – chill down" sich durchsetzt, bleibt abzuwarten.

Abschließend, und obwohl dies nicht Primärziel des Projektes war, sollte die sehr gute Relation von Mitteleinsatz und erzielten positiven Wirkungen ausdrücklich erwähnt werden.

Erfüllung der Wettbewerbskriterien

Vor dem Hintergrund der vorstehend beschriebenen Merkmale des Wettbewerbsbeitrages sind die Bewertungskriterien des Wettbewerbs zu einem erheblichen Teil erfüllt. (Auf ein "Abhaken" im Sinne einer Checkliste wird angesichts der vorgegebenen Textmenge von maximal fünf Seiten verzichtet).

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags

C 10 Gibt es zu den Alkoholprävention in Ihrer Kommune eine schriftliche Gesamtkonzeption? (wenn ja, bitte als Anlage beifügen): 
ja
nein
C 11 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag in diese Gesamtkonzeption eingebunden?: 
ja
nein
C 12 Hat sich der (Ober-)Bürgermeister bzw. Landrat öffentlich für Ihren Wettbewerbsbeitrag eingesetzt?: 
ja
nein

C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags

C 20 Gibt es zu Ihrem Wettbewerbsbeitrag ein schriftliches Konzept? (wenn ja, bitte als Anlage beifügen): 
ja
nein
C 21 Sind die Präventionsziele Ihres Wettbewerbsbeitrags detailliert festgelegt?: 
ja
nein
C 22 Wurde vor der Zielfestlegung eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse erstellt?: 
ja
nein
C 23 An welche Zielgruppe richtet sich Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Kinder
Jugendliche
Junge Erwachsene
Erwachsene
Senioren
Eltern/Erziehungsberechtigte
Familien
Obdachlose
Multiplikatoren
Veranstalter
Gastronomie
Clubs/Diskotheken
Einzelhandel
Tankstellen
Weitere
C 24 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag geschlechtsspezifisch/geschlechtersensibel ausgerichtet?: 
ja
nein
Welche? (bitte benennen) : 
Angehörige der sog. "Straßenszene"
C 25 Welche Maßnahmen zur Alkoholprävention im öffentlichen Raum stehen in ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt?: 
Strategische Konzepte mit dem Ziel eines verantwortungsvollen Umgangs mit Alkohol
Maßnahmen zur Verhinderung des Rausch-Trinkens (Koma-Saufen, Binge Drinking)
Multiplikatoren-Fortbildung
Peer-Education
Streetwork und aufsuchende Hilfen
Beratung
Verzicht auf Alkoholwerbung auf kommunalen Werbeflächen
Alkoholbeschränkungen/-verbote im öffentlichen Raum
Alkoholbeschränkungen/-verbote im öffentlichen Personennahverkehr
Abgabebeschränkungen bei Sport- und anderen Großveranstaltungen
Abgabebeschränkungen bei Karnevalsfeiern, Kirmes-, Schützen- und Volksfesten
Förderung von Punktnüchternheit und reduziertem Alkoholkonsum im Straßenverkehr
Dialog- und Mediationsverfahren, Konfliktmanagement
Erarbeitung von Leitfäden, Arbeitshilfen, Info-Material
Weitere
Welche? (bitte benennen): 

Beitrag zur Reduktion des gesundheits- und sozialschädlichen massiven Alkoholkonsums durch Schaffung eines betreuten Toleranzraumes mit niedrigschwelligem Beratungsangebot

C 26 Welche Strategie der Suchtprävention verfolgt Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Verhaltensprävention
Verhältnisprävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
C 27 Welche öffentlichen Orte stehen im Fokus Ihres Wettbewerbsbeitrags?: 
Quartier/Stadtteil
Besondere Straßen/Plätze
Spielplätze
Öffentliche Park- und Grünanlagen
Öffentlicher Personennahverkehr
Öffentliche Veranstaltungen
Öffentliche Feste
Weitere
Welche? (bitte benennen): 

Plätze im Innenstadtbereich

C 28 An welche Settings und Einrichtungen knüpft Ihr Wettbewerbsbeitrag an?: 
Grundschule/Primarbereich
Hauptschule
Realschule
Sekundarschule
Gymnasium/Fachoberschule
Gesamtschule
Berufsschule
Ausbildungsstätte
Jugendeinrichtung
Senioreneinrichtung
Obdachloseneinrichtung
Sportverein
Weitere
Welche? (bitte benennen): 

unmittelbares Angebot an die offene Alkoholszene und Zugehen auf diese

C3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags

C 30 Welche Akteure aus Kommunalpolitik und -verwaltung beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags?: 
Gemeinde-, Stadt- bzw. Kreisrat
Bürgermeister bzw. Landrat
Suchtpräventionsstelle
Gesundheitsamt
Jugendamt
Sozialamt
Ordnungsamt
Polizei
Weitere
Welche? (bitte benennen): 

Der städtische Drogenbeauftragte

C 31 Welche verwaltungsexternen Akteure beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags?: 
Suchtberatungsstellen
Krankenkassen
Krankenhäuser
Niedergelassene Ärzte
Apotheken
Schulen
Einrichtungen der Jugendarbeit
Mobile Jugendarbeit
Sportvereine
Ausbildungsstätten
Kirchen
Wohlfahrtsverbände
Quartiermanagement
Einrichtungen der Seniorenarbeit
Obdachlosenhilfe
Migrantenorganisationen
Selbsthilfeeinrichtungen
Veranstalter
Gastronomie
Clubs/Diskotheken
Einzelhandel
Tankstellen
Fahrschulen
Lokale Medien
Sponsoren
Stiftungen
Weitere
Welche? (bitte benennen): 
ehrenamtlich tätige Privatpersonen (Initiative "Szene Direkt")
C 32 Gibt es schriftliche und verbindliche Vereinbarungen zur Vernetzung und Kooperation der Akteure?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 

Vertrag zwischen der Stadt und den Betreibern

C 33 Welche Laufzeit hat Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
bis zu zwei Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
C 34 Wie lange ist die Finanzierung des Wettbewerbsbeitrags gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
C 35 Wird der Wettbewerbsbeitrag in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
C 36 Werden bei der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags von anderen entwickelte Projekte/Maßnahmen übernommen und eingesetzt?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 

Erfahrungen in der Stadt Kiel mit einem ähnlichen Angebot wurden einbezogen.

C 37 Sind im Rahmen Ihres Wettbewerbsbeitrags entwickelte Projekte und Maßnahmen andernorts übernommen und eingesetzt worden?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 

Dies ist nicht bekannt. Allerdings haben sich verschiedentlich Vertreterinnen und Vertreter anderer Städte für das Kasseler Projekt interessiert.

Anlagen

14_1543_1647_3266.pdf

Projektbericht "Handlungsstrategie zum Umgang mit Alkohol- und Suchtmittelmissbrauch auf öffentlichen Plätzen"
PDF icon 14_1543_1647_3266.pdf

14_1543_1647_3267.pdf

Konzept für Anmietung und Betrieb eines Trinkraumes in Kassel (Pilotprojekt)
PDF icon 14_1543_1647_3267.pdf

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Foto der Einrichtung (1)
Foto der Einrichtung (1)

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Foto der Einrichtung (2)
Foto der Einrichtung (2)

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Foto der Einrichtung (3)
Foto der Einrichtung (3)

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Foto der Einrichtung (4)
Foto der Einrichtung (4)

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Foto der Einrichtung (5)
Foto der Einrichtung (5)

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Foto der Einrichtung (6)
Foto der Einrichtung (6)