Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Das Vorbildverhalten Erwachsener und die Früherkennung von suchtgefährdeten Jugendlichen im Verein ist wichtiger Bestandteil einer wirkungsvollen Präventionsstrategie, da Kinder und Jugendliche dort einen großen Teil ihrer Freizeit verbringen und ehrenamtlich Tätige eine hohe Glaubwürdigkeit bei Jugendlichen besitzen. Trainer und Jugendleiter sind ein wichtiges Vorbild neben den primären Erziehungsinstanzen von Elternhaus und Schule.
Der Hochtaunuskreis bietet in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe, der Sportjugend Hessen und dem Sportkreis Hochtaunus das Tagesseminar "Kinder- und Jugendschutz aktiv im Verein" an. Bis 2015 sollen in allen Städten und Gemeinden Tagesseminare stattgefunden haben.
Ziel ist es, dass der Verein durch strukturelle Maßnahmen komatöses Rauschtrinken verhindert, attraktive Alternativen zu alkoholischen Getränken anbietet, eine Sportkultur des Genusses und der alkoholfreien Frustrationsverarbeitung entwickelt, sowie eine Früherkennung alkoholgefährdeter Menschen und eine entsprechende Frühintervention im Verein sicher stellt.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
1. Wettbewerbsbeitrag als Teil einer kommunalen Gesamtkonzeption zur Alkoholprävention
Der Hochtaunuskreis ist Standort des Projektes "Hart am Limit". Im reaktiven Projektbaustein erhalten Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene und deren Eltern und Bezugspersonen nach stationär behandelter Alkoholvergiftung noch im Krankenhaus ein entsprechendes Beratungsangebot durch den Verein Jugendberatung und Jugendhilfe e.V.
Im proaktiven Teil arbeitet ein Netzwerk aus allen Ordnungsämtern des Landkreises, der Polizei, des Jugendamtes, Kreisjugendring, Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe, schulpsychologischer Dienst und Gaststättenverband gemeinsam an wirkungsvollen Maßnahmen der Verhältnisprävention. Zu nennen sind dabei die jeweils kommunal erarbeiteten Sicherheitskonzepte mit sogenannten Bannmeilen ohne Alkoholkonsum, Einsatz von geschlechtsparitätisch besetzten Jugendscouts, Einbindung von Veranstaltern auf der Grundlage der Publikation der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. "Jugendschutz in der Praxis – Veranstaltung geplant", Jugendschutzstreifen von Polizei und Jugendamt im weiten Umfeld der Veranstaltungen zur Eindämmung des "Vorglühens" und Kontrolle der Verkaufsstätten von Alkohol, Beratung der Veranstalter zu attraktiven alkoholfreien Getränken, Unterstützung des Sponsoring von alkoholfreien Getränken.
Daneben werden regelmäßig Jugendschutzkontrollen und öffentliche Veranstaltungen zum Thema Alkohol durchgeführt.
Das Vorbildverhalten Erwachsener ist wichtiger Bestandteil einer wirkungsvollen Alkoholprävention. Da Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene einen Großteil ihrer Freizeit im Verein oder im Jugendverband und mit Freunden aus dem Verein verbringen, ist der Verein eine wichtige Sozialisationsinstanz. Im Rahmen des Verselbständigungsprozesses von Kindern und Jugendlichen sind Trainer und Übungsleiter wichtige Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche. Hier erproben sie Grenzen. Im Netzwerk bestand sehr schnell Einigkeit, dass Vereine und Jugendverbände wichtige Netzwerkpartner in der Alkoholprävention sind.
2. Ausgangs- und Bedarfsanalyse
Alle Netzwerkpartner konnten beobachten, dass komatöses Rauschtrinken bei öffentlichen Klein- und Großveranstaltungen dank der kommunal erarbeiteten Sicherheitskonzepte an Bedeutung verliert. Festzustellen ist, dass Alkoholmißbrauch zunehmend im privaten Bereich stattfindet. Vereine mit den Vereinshäusern, den öffentlichen Sportplätzen und den vielen kleinen und großen Festen stehen im Fokus der Öffentlichkeit.
Kinder und Jugendliche wurden bislang durch Maßnahmen der Suchtprävention in der Schule erreicht, bisher jedoch kaum im öffentlichen Freizeitbereich der Sportvereine und der Jugendverbände. Die Arbeit in den Sportvereinen und Jugendverbänden wird von ehrenamtlichen Personen geleistet, die sehr viel Zeit in ihre sportliche Ausbildung als Jugendleiter oder Trainer investieren. Es wurde als schwierig bewertet, den Personenkreis für zusätzliche Aufgaben zu gewinnen. Viele Projekte, die sich an ehrenamtlich Tätige richten, scheiterten bisher an mangelnder Teilnahme. Es musste deshalb eine Zugangsweise über die Netzwerke der Zielgruppe gewählt werden – also über den Sportkreis, der Hessischen Sportjugend und der jeweiligen Kommune, die eng mit den Sportvereinen vor Ort vernetzt ist. Es mussten aktuelle Themen gewählt werden, die Interesse wecken und nicht als Spaßbremse gewertet werden, gleichwohl aber Alkoholprävention hinreichend abdecken. In der Zusammenarbeit mit Sportkreis und der Hessischen Sportjugend bestätigte sich die Ausgangshypothese des Netzwerkes Hart am Limit, dass Kindeswohlfragen wie Aufsichtspflicht, Verkehrssicherungspflicht, Kindeswohlgefährdung neben der Alkoholprävention in den Sportvereinen wichtige, aber häufig vernachlässigte Bereich sind. Außerdem sollten Anreize für die Teilnahme in Form eines kostenlosen Angebotes, und in Form der Anerkennung des Tagesseminars zur Verlängerung der Übungsleiter-, Jugendleiter, Vereinsmanager-Lizenz gegeben werden.
3. Ziele des Projektes
3.1. Kurzfristige Ziele
Die Teilnehmer/innen am Seminar sollen die Grundlagen der Aufsichtspflicht und der Verkehrssicherungspflicht beherrschen. Sie sollen in diesem Zusammenhang auch die Haftungsproblematik in Bezug auf komatöses Rauschtrinken Minderjähriger erkennen.
(erfolgt methodisch anhand von Fallbeispielen)
Die Teilnehmer/innen sollen in der Lage sein, alkoholfreie Getränke als attraktive Alternative zu alkoholischen Getränken wahr zu nehmen und im Sportverein anzubieten (hierzu verköstigen die Teilnehmer/innen alkoholfreie Cocktails und Bowle und erhalten Rezepte)
Die Teilnehmer/innen sollen zwischen Genuss, Gewöhnung und Alkoholsucht unterscheiden können. Sie sollen die Wirkung unterschiedlicher Promillewerte im Rauschbrillenparkour erleben.
Die Teilnehmer/innen sollen vielfältige Möglichkeiten des Genusses als wichtige Grundlage der Alkoholprävention, aber auch der Frustrationsbewältigung kennen lernen (durch Beispiele aus der Spiel- und Entspannungspädagogik).
Die Teilnehmer/innen sollen die unterschiedlichen Gefährdungssituationen für junge Frauen (sexuelle Ausbeutung unter Alkoholeinfluss, Veröffentlichung im Internet) und junge Männer (Gewalt, starke Alkoholintoxikation) als Multiplikatoren den jungen Menschen verdeutlichen können.
Die Teilnehmer/innen sollen Planungshilfen erhalten, um durch strukturelle Maßnahme komatöses Rauschtrinken zu verhindern. Sie sollen auch Verhaltensweisen erproben, um den Ausschank von Alkohol an deutlich alkoholisierten Personen zu verhindern (durch Rollenspiele).
Die Teilnehmer/Innen sollen eine Alkoholgefährdung früh erkennen und Gesprächsstrategien im Umgang mit den Betroffenen erlernen. Weiterhin erhalten Sie die Ansprechpartner der Beratungsstellen und Institutionen.
Die Teilnehmer/innen sollen sich mit Grenzüberschreitungen im Sport und Jugendverband auseinandersetzten, sei es sexuelle, körperliche und psychische Grenzüberschreitungen z.B. auch in Form der Nötigung zu Alkoholkonsum. Sie sollen Empathie für die Betroffenen entwickeln (anhand von Fallbeispielen)
Sie sollen eine Kultur des Hinsehens entwickeln und für den Sportverein einen öffentlichen Verhaltenskodex in Form von Leitlinien entwickeln (vgl. Beispiele der Hessischen Sportjugend).
3.2. Mittelfristiges Ziel
Mittelfristiges Ziel ist es, das Gelernte im Alltag des Sportvereins umzusetzen.
3.3. Langfristiges Ziel
Langfristiges Ziel ist es, dass der jeweilige Verein oder Jugendverband sich einer Zertifizierung Jugendschutz beteiligt. Voraussetzung hierfür ist, dass der Vorstand ein öffentlich zugängliches Konzept Jugendschutz und Kinderwohl erarbeitet. Weiterhin ist Voraussetzung, dass zwei Jugendschutzbeauftragte des Vereins benannt sind, die neue Gruppenleiter und Trainer in die Thematik einarbeiten und bei der Planung von Veranstaltungen den Verein unterstützen. Damit soll eine langfristige und nachhaltige alkoholpräventive und Jugendschutzrelevante Präventionsstrategie umgesetzt werden.
4. Qualitätsmanagement und Evaluation
Nach jedem Seminar wird die Zufriedenheit der Teilnehmer/innen schriftlich erfragt und die Gesamtergebnisse ausgewertet (siehe Anlage).
Nach 6 Monaten sollen alle Seminarteilnehmer zum Umsetzungstand und zum nachhaltigen Erkenntnisgewinn befragt werden.
Wurden eine ausreichende Zahl an Vereins oder Verbandsmitglieder geschult, soll im Gespräch mit dem Vorstand und der Bürgermeisterin/den Bürgermeister die Zertifizierung mit dem Ziel der Umsetzung erläutert werden.
5. Bisherige Ergebnisse und Erreichtes
Es ist gelungen das Konzept im Sportkreis Hochtaunus, in der Sportjugend Hessen, bei den Bürgermeistern des Landkreises und den Landrat sowie den Ordnungsämter, der Polizei und des Kreisjugendrings nicht nur kommunalpolitisch, sondern auch fachpolitisch zu verankern. Die Seminarankündigung läuft über die jeweilige Stadt oder Gemeinde, so dass die kommunalpolitische Einflussmöglichkeit optimal genutzt wird. Das Konzept ist langfristig und nachhaltig angelegt und kombiniert Verhaltens- und Verhältnisprävention.
Das Konzept wurde in einem Modellprojekt im Herbst 2012 in Königstein erfolgreich erprobt und die Akteure der Sportvereine und Jugendverbände aktiv eingebunden. Das Konzept wird nun auf andere Städte und Gemeinden übertragen. Bis 2015 sollen in allen Städten und Gemeinden im Hochtaunuskreis entsprechende Schulungen stattgefunden haben.
6. Verwendung eine möglichen Preisgeldes
Mit einem gewährten Preisgeld könnte die Zahl der Seminare pro Jahr erhöht werden. Weiterhin könnte mit dem Preisgeld auch ein kleiner finanzieller Anreiz der Vereine für die Zertifizierung im Jugendschutz ermöglicht werden. Weiterhin könnte die Zertifizierung durch entsprechende Aushängeschilder und durch die Bereitstellung von Schulungsmaterialien unterstützt werden.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
Vereinsleben
C3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Teile aus den Projektunterlagen "Hart am Limit", Teile aus der Sportjugend Hessen
Das Seminarkonzept soll in allen Städten und des Landkreises umgesetzt werden