Freie und Hansestadt Hamburg

Foto der Preisträger

Auszug aus der Wettbewerbsdokumentation

Kommune und Wettbewerbsbeitrag im Überblick

Einwohnerzahl 1.772.1001
Bundesland Hamburg
Titel des Beitrags Drogenfreie Kindheit und Jugend - selektive und indizierte Prävention für Zielgruppen in besonderen Lebenslagen
Schwerpunkt des Beitrags Suchtpräventive Angebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien, für Straßenkinder sowie in sozial benachteiligten Stadtteilen
Einzelprojekte
  1. KisEl - Hilfe für Kinder suchtkranker Eltern
  2. KIDS - Kinder in der Szene
  3. Regionale Suchtberatungsangebote für Jugendliche und junge Erwachsene
Kontakt Sven Kammerahl
Freie und Hansestadt Hamburg
Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz
Amt für Familie, Jugend und Sozialordnung
Hamburger Straße 37
22083 Hamburg
Tel.: 040/42863-2573
E-Mail: sven.kammerahl@basfi.hamburg.de

Anlass und Ausgangssituation

Neben dem jugendtypischen Experimentierverhalten werden in der Stadt Hamburg ein früher und vielfach unkontrollierter Rauschmittelkonsum sowie exzessive Verhaltensmuster als Begleiterscheinungen einer sich diversifizierenden und nach Inszenierung strebenden jungen Generation wahrgenommen. Gleichzeitig wird festgestellt, dass eine kleine heterogene Gruppe junger Menschen mit den herkömmlichen Methoden der Suchtprävention nicht oder nur schwer erreicht werden kann. Hierbei handelt es sich häufig um Kinder und Jugendliche in einer Lebenslage, die durch vielfache Problemstellungen geprägt sind.

Konzeption und Ziele

Vor diesem Hintergrund entfaltet die Stadt Hamburg im Rahmen ihres 2005 in überbehördlicher Zusammenarbeit entwickelten Konzeptes der "Drogenfreien Kindheit und Jugend" nicht nur allgemeine Präventionsaktivitäten, sondern richtet ein besonderes Augenmerk auf junge Menschen in besonderen Lebenslagen. Ziel ist es, mittels selektiver und indizierter Prävention Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in schwierigen Lebenssituationen und mit einem erhöhten Risiko zur Suchterkrankung rechtzeitig zu erreichen.

Vorgehen und Umsetzung

Im Wettbewerbsbeitrag werden hierzu drei Projekte vorgestellt:

KisEl:

Foto: Info-Stellwände des Projekts connectKisEl steht für "Hilfe für Kinder suchtkranker Eltern". Unter dieser Überschrift hat die Stadt Hamburg verschiedene Bausteine entwickelt, um Kindern in suchtbelasteten Familienverhältnissen besser zur Seite zu stehen. Der Schwerpunkt wird dabei auf Kooperation und Vernetzung gelegt: von der medizinischen Versorgung über Kita und Schule bis hin zu Jugendhilfe, Suchtprävention und Suchthilfe. Das Projekt ist zum einen durch eine breite Verknüpfung der Hilfen für diese Zielgruppe und zum anderen durch die Vernetzung und Bereitstellung von Hilfestellungen für das Hilfesystem selbst gekennzeichnet. Basis der verbindlicheren und nachhaltigeren Zusammenarbeit sind Kooperationsvereinbarungen, in denen Standards und Ziele der Hilfe formuliert werden. Bausteine von KisEl sind unter anderem "Lina" und "connect".

Im Rahmen von "Lina" werden Risikofamilien bereits in der Schwangerschaft angesprochen, um das Zusammenleben von Mutter und Kind bzw. der Familie zu ermöglichen. Eine entsprechende Rahmenvereinbarung zur Kooperation wurde gemeinsam mit den insgesamt mehr als 60 beteiligten Institutionen und Verbänden entwickelt und im Februar 2008 unterzeichnet. Damit die Versorgung ganzheitlich und umfassend gelingen kann, wurde zudem ein Internetportal mit einer Datenbank aller in Hamburg verfügbaren Angebote sowie mit Kommunikationsmöglichkeiten realisiert (www.lina-net.de).

Die Aktivitäten von "connect" zielen auf eine sozialraum- und quartiersorientierte Zusammenarbeit unterschiedlicher mit dem Thema "Kinder aus suchtbelasteten Familien" befasster Fachkräfte bei Prävention und Intervention. Die Voraussetzungen dafür schufen - strukturell - die 2009 von der Stadt Hamburg, den Bezirken und den Trägern der Drogen- und Suchthilfe unterzeichnete "Kooperationsvereinbarung Familie-Kind-Sucht" sowie - instrumentell - arbeitsfeldübergreifende, unbürokratische Fallberatungen.

KIDS – Kinder in der Szene:

Foto des Torsos eines jungen Mannes, der ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift "Meiner heißen Liebe" um den Hals trägt.Dieses Projekt bietet unter Trägerschaft des aus Mitteln des Bereiches Suchtprävention der Stadt Hamburg und aus Spenden finanzierten Vereins "basis & woge e.V." eine Anlaufstelle für Straßenkinder von zwölf bis 18 Jahren - insbesondere aus der Szene rund um den Hauptbahnhof. Viele dieser Kinder und Jugendlichen - jährlich werden durch das zwölfköpfige Fachkräfteteam mehr als 400 junge Menschen erreicht - haben bereits Erfahrungen mit Drogen, sind suchtkrank oder zumindest gefährdet. Ziel der Arbeit von KIDS ist es daher, den Kindern und Jugendlichen Wege zur Stärkung der eigenen Ressourcen zu eröffnen. Dies geschieht unter anderem durch das Angebot "Hirntoaster". Hierbei handelt es sich um ein niedrigschwelliges Lernangebot in Form einer tagesstrukturierenden Maßnahme, die an zwei Nachmittagen in der Woche für die Jugendlichen, die oft wenig oder keinen Kontakt mehr zur Schule haben, angeboten wird. Ziel ist es, soziales Lernen zu fördern, lebenspraktische Fertigkeiten zu vermitteln ("Das Lernen lernen"), Selbstbewusstsein und Selbstwahrnehmung zu stärken und damit auch Suchttendenzen zu reduzieren. Das Arbeitsprojekt "Flohbuy" - ein Second-Hand-Laden im Hamburger Stadtteil Eilbek, der den Jugendlichen die Möglichkeit zum Geldverdienen und sich Ausprobieren gibt - wurde ebenfalls initiiert, um über die Krisenbewältigung und Grundversorgung hinaus ein sinnvolles Angebot und eine Alternative zum Szeneleben zu schaffen. Beide Angebote werden über den Förderverein "Paten für Straßenkids e.V." vollständig aus Spenden finanziert.

Regionale Suchtberatungsangebote für Jugendliche und junge Erwachsene: Die Fachkräfte dieser sechs Suchtberatungsangebote von Trägern der ambulanten Suchthilfe sind in gemeinsam mit den Bezirken ausgewählten, überwiegend sozial benachteiligten Stadtteilen tätig. Parallel zum Aufbau der Beratungsangebote haben die Fachkräfte gemeinsam mit den Bezirksämtern, ihren jeweiligen regionalen Kooperationspartnern und der Fachabteilung Drogen und Sucht einen umfassenden und modellhaften Prozess zur Entwicklung zielgruppenspezifischer und wirkungsorientierter Vereinbarungen durchlaufen. Diese Vereinbarungen wurden im Sommer 2007 abgeschlossen.

Begründung der Prämierung

Die Freie und Hansestadt Hamburg hat in ihrem Beitrag auf beeindruckende Weise dargestellt, wie umfassend dort besondere Lebenslagen bei den Maßnahmen der Suchtprävention berücksichtigt werden. Neben allgemeinen Präventionsangeboten gibt es spezielle Angebote für Kinder suchtkranker und suchtgefährdeter Eltern, suchtkranke oder suchtgefährdete Schwangere, für Straßenkinder sowie in sozial benachteiligten Stadtteilen.

Die Angebote und Maßnahmen sind durch das Ziel einer systematischen Vernetzung und darüber hinaus durch die Schaffung von Suchtberatungsangeboten an der Schnittstelle zur Jugendhilfe geprägt.

Die Zusammenarbeit der Akteure der Suchtprävention hat ein hohes Maß an Verbindlichkeit. Es bestehen verschiedene Kooperationsvereinbarungen, die das Zusammenwirken und die Zuständigkeiten der Beteiligten regeln. Dies ist bei der Vielzahl der Akteure in der Suchtprävention der Freien und Hansestadt Hamburg ein wichtiges Erfordernis. Als besonders innovativ sind die "Wirkungsorientierten Vereinbarungen" im Rahmen der "Regionalen Suchtberatungsangebote" herauszustellen.

Durch die Standardisierung von Arbeitsschritten - insbesondere in der fallbezogenen Beratung - wird zudem eine hohe Qualität der Angebote gewährleistet.

Besonders zu würdigen ist das Bestreben, Hilfeangebote zu regionalisieren und dabei benachteiligte Stadtteile in den Blick zu nehmen, was insbesondere im Projekt "connect" und in den regionalen Suchtberatungsangeboten für Jugendliche und junge Erwachsene erfolgreich umgesetzt wird.

Hervorzuheben sind auch die im Rahmen der Suchtprävention wissenschaftlich fundiert durchgeführten Evaluationen und Wirkungsanalysen (u.a. regelmäßige Schülerbefragung SCHULBUS, wissenschaftliche Begleitung des Projekt KIDS, Controllingverfahren zur Bewertung von wirkungsbezogenen Zielerreichungsgraden im Rahmen der regionalen Suchtberatungsangebote).

Foto: Projektteam

Foto: Projektteam

 

Zum Originalwettbewerbsbeitrag der Freien und Hansestadt Hamburg.

 

1 Die Einwohnerzahlen der prämierten Kommunen wurden folgender Quelle entnommen: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2010): Statistik Lokal. Daten für die Gemeinden, Kreisfreien Städte und Kreise Deutschlands. Ausgabe 2010. Gebietsstand 31.12.2008 (CD-ROM).