Auszug aus der Wettbewerbsdokumentation
Kommune und Wettbewerbsbeitrag im Überblick
Einwohnerzahl |
13.3981 |
Bundesland | Hessen |
Landkreis | Odenwaldkreis |
Titel des Beitrags | Kommunale Alkoholprävention im Netzwerk |
Schwerpunkt des Beitrags | Kooperationsprojekt der Jugendsozialarbeit zur Gewalt- und Suchtprävention |
Einzelprojekte |
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Kontakt |
Sabine Krämer Eis |
Anlass und Ausgangssituation
Die Initiative der Kreisstadt Erbach zur "Kommunalen Alkoholprävention im Netzwerk" entstand vor dem Hintergrund wachsenden Alkoholmissbrauchs von Jugendlichen. Für die Analyse der Problemlage wurden bundesweite Trends herangezogen. Rückschlüsse auf die lokale Situation wurden aus Gesprächen mit der Bevölkerung, mit Lehrpersonal an Schulen sowie Eltern, Kindern und Jugendlichen zu den Themen Gewalt und exzessiver Alkoholkonsum gezogen.
Konzeption und Ziele
Die Konzeption des Ansatzes richtet sich sowohl auf den Aufbau von Strukturen als auch auf die Umsetzung von Projekten. Im Mittelpunkt steht ein breit angelegtes und bereits bundes- und landesweit ausgezeichnetes Kooperationsprojekt zur Gewalt- und Suchtprävention für Kinder und Jugendliche mit dem Titel "Gewalt, Scherben und Alkohol". Eckpunkte dieses Projekts sind ein Multiplikatorenansatz (Jugendliche arbeiten mit Jugendlichen), Netzwerkarbeit, die Implementation von Sport als zentrales Medium sowie eine Reihe von flexibel zu handhabenden Projektbausteinen.
Der Ansatz der Kreisstadt Erbach zielt übergreifend darauf, Kinder, Jugendliche und die Öffentlichkeit für die Themen Gewalt und Alkoholmissbrauch zu sensibilisieren und positive Verhaltensänderungen herbeizuführen sowie Risikofaktoren zu reduzieren. Hierbei wird der Partizipation von Jugendlichen ein großer Stellenwert beigemessen, nicht nur durch den Multiplikatorenansatz, sondern auch über die Zusammenarbeit mit Jugendforum und Schülervertretungen sowie über Projekte, die niedrigschwellig und interessenorientiert Jugendliche ansprechen. In 2011 wird gemeinsam mit Jugendlichen ein Aktionsplan entwickelt, der den Aufbau von neuen Maßnahmen und Angeboten der Jugendsozialarbeit in Erbach befördern soll.
Initiiert und begleitet werden die Aktivitäten zur Suchtprävention von der interkommunalen Arbeitsgruppe "Alkoholprävention - Jugendschutz". Diese Arbeitsgruppe ist Teil der seit 2009 etablierten interkommunalen Zusammenarbeit von drei Kommunen (Beerfelden, Erbach, Michelstadt) unter Leitung der Stadt Erbach. Die Bildung der interkommunalen Arbeitsgruppe trägt der Tatsache Rechnung, dass Vorkommnisse im Bereich Alkoholkonsum und Alkoholmissbrauch von Jugendlichen in den Kommunen meist ähnlich verlaufen und diesen daher durch die gemeinsame Entwicklung und Umsetzung von alkoholpräventiven Maßnahmen entgegengewirkt werden soll.
Vorgehen und Umsetzung
Im Projekt "Gewalt, Scherben und Alkohol" werden seit April 2008 20 Projektbausteine umgesetzt, weitere sind in Planung. Diese einzelnen Projektbausteine sind flexibel einsetzbar und vielseitig. Es gibt sowohl in sich abgeschlossene Einheiten, als auch miteinander kombinierbare sowie aufeinander aufbauende Bausteine. Projektbausteine sind beispielsweise die Eröffnungsveranstaltung mit dem Karateweltmeister Mohammad Abu Wahib, ein Suchtpräventionsprojekt mit der Fachstelle für Suchtprävention (Auswertung einer Alkohol-Befragung) und "Na Toll" der BZgA - eine Aktion mit geschulten Peers - auf dem Erbacher Wiesenmarkt. Zu den durch die interkommunale Arbeitsgruppe "Alkoholprävention und Jugendschutz" initiierten Maßnahmen zählen u.a. der kreisweite Verzicht auf Alkopops bei öffentlichen Veranstaltungen, eine Vorgabe für die Alkoholabgabe an Tankstellen im Stadtbereich und Informationen für Vereine zum Thema Alkoholprävention.
Besonders herausgestellt werden im Beitrag zwei Einzelprojekte:
- Präventionstheater "Ein Tag im Leben von Basti":
Das Präventionstheaterstück wurde in Kooperation mit einem Kindertheater des Landkreises und einer 8. Erbacher Hauptschulklasse entwickelt. Das Stück (inklusive ausgearbeiteter methodischer Vorschläge zur Nachbereitung) wird mittlerweile an anderen Schulen des Odenwaldkreises und des Kreises Bergstraße im Rahmen einer Gastspielreihe aufgeführt. Mit der Hauptschule besteht eine verbindliche Kooperationsvereinbarung. Begleitet wird das Theaterstück von einer Ausstellung, die das Ergebnis einer Plakataktion zum Thema Alkoholprävention ist, an der sich drei Schulen und insgesamt 170 Schülerinnen und Schüler beteiligt haben. Bei dem Projekt handelt es sich um einen Projektbaustein von "Gewalt, Scherben und Alkohol". - Plakataktion für kommunale Volksfeste:
Mit einer Plakataktion sollten junge Menschen, die sich der Auswirkungen des Alkoholkonsums überhaupt nicht bewusst sind, aufgerüttelt werden. Daher wurden für die Plakate, an deren Umsetzung Jugendliche beteiligt waren, eine provokante Sprache und Form gewählt. Die Erfahrungen der bundesweiten Plakataktion der BZgA wurden als Grundlage genutzt. Die Erbacher Plakataktion ist eingebettet in eine Reihe von Maßnahmen, die im öffentlichen Raum und auf Volksfesten auf den steigenden Alkoholkonsum von Jugendlichen und die daraus entstehenden Konflikte aufmerksam machen sollen. Bei der Plakataktion handelt es sich um eine Maßnahme der interkommunalen Arbeitsgruppe "Alkoholprävention Jugendschutz".
Begründung der Prämierung
Mit der Einrichtung der interkommunalen Arbeitsgruppe "Alkoholprävention-Jugendschutz" ist es der federführenden Kreisstadt Erbach gelungen, gemeindeübergreifend eine nachhaltige Struktur für die Präventionsarbeit zu implementieren, die die Umsetzung vielfältiger Maßnahmen, sowohl der Verhaltens- als auch der Verhältnisprävention, befördert. Die Projektträger kooperieren hierbei mit den regionalen Fachstellen für Suchtprävention.
Die Stadt Erbach nutzt ihre kommunalen Einflussmöglichkeiten optimal aus, indem sie alle relevanten Settings, Einrichtungen und Akteure, die unmittelbar und mittelbar Suchtprävention betreiben (Schulen, Jugendorganisationen, Vereine, Fachstellen, Innungen, Kliniken, Verbrauchermärkte, Lichtspielhäuser, Kinder- und Jugendtheatergruppen, Prominenz aus Sport und Showgeschäft), in die Präventionsarbeit einbezieht und eine beachtliche Vielfalt von Aktivitäten und Maßnahmen durchführt.
Besonders zu würdigen ist, dass die Kinder und Jugendlichen aktiv an der Konzeption, Umsetzung und Bewertung der Projektbausteine mitarbeiten. Dass dies gelingt, ist der Verdienst des Engagements insbesondere der Jugendsozialarbeit und verschiedener Schulen und Jugendeinrichtungen sowie dem Mut aller Beteiligten zur Umsetzung innovativer und zum Teil provokanter Projekte (Plakataktion, Kinotrailer) geschuldet.
In der Zusammenarbeit mit Jugendlichen werden durch die intensive Verknüpfung der Themen Gewalt und Sucht und die verbindliche Kooperation mit der örtlichen Hauptschule die besonderen Lebenslagen von Jugendlichen in hohem Maß berücksichtigt. Dies wird auch durch die Wahl der Methoden zur Beteiligung Jugendlicher bekräftigt, die niedrigschwellig sind und auf Impulse wie Sport, Showgeschäft und Prominenz abstellen. Dies sind Beteiligungsinstrumente und -ansätze, die gerade Jugendliche in schwierigen Lebenslagen erreichen und sie zum Mitmachen animieren.
Zu würdigen ist zudem, dass die Stadt Erbach wiederholt und im Rahmen von Festen die Kampagne "Na toll!" der BZgA als Handlungs- und Rüstzeug erfolgreich nutzt und damit zu deren Verbreitung beiträgt.
Es ist der Kommune Erbach gelungen, ein breites Spektrum an Akteuren und Institutionen für die (finanzielle und ideelle) Projektunterstützung zu mobilisieren. Dazu gehören u.a. die Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V., die BARMER Hessen, die BZgA und das Bündnis für Demokratie und Toleranz der Bundesministerien des Inneren und der Justiz.
Zum Originalwettbewerbsbeitrag der Kreisstadt Erbach.
1 Die Einwohnerzahlen der prämierten Kommunen wurden folgender Quelle entnommen: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2010): Statistik Lokal. Daten für die Gemeinden, Kreisfreien Städte und Kreise Deutschlands. Ausgabe 2010. Gebietsstand 31.12.2008 (CD-ROM).