Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags
Erfahrungswerte in Kaufbeuren zeigten, dass das Einstiegsalter bei Jugendlichen in Bezug zu Tabak, Alkohol oder Drogen in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich gesunken ist.
Das präventiv ausgerichtete Konzept JuZe-Truck des Kooperationspartners Stadtjugendring Kaufbeuren zielt auf 9-13-jährige Kinder unterschiedlicher kultureller und religiöser Herkunft in zwei Wohngebieten mit hohem Migrationsanteil sowie niedriger Sozialstruktur. Vor Ort werden nach dem Aufbau von Vertrauensbeziehungen durch zwei Pädagogen mit den Kindern Problemfelder wie Alkohol, Rauchen, Drogen, Kleinkriminalität, Gewalt, Mobbing und Sexualität behandelt sowie gesellschaftliche Werte, die nachhaltig die Integration fördern und das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen entwickeln helfen, vermittelt.
Die konzeptionelle Anbindung an das Jugendzentrum Kaufbeuren trägt dazu bei, die Kinder aus den Wohnquartieren im fortgeschrittenen Alter als Jugendliche zur weiteren Begleitung dem Jugendzentrum zuzuführen.
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Die Idee
Die grundlegende Idee entstand in einer Gruppenarbeit mit jüngeren Jugendlichen im Bereich Apfeltranger Straße, einem Wohngebiet mit schwieriger Sozialstruktur. Sie wünschten sich einen wohnortnahen Treffpunkt, da sie seitens der Eltern nicht ins ca. 5 km weit entfernte Jugendzentrum gehen durften. Gleichzeitig zeigte sich in Kaufbeuren, dass die Altersgrenze, ab der Jugendliche zum Beispiel mit Tabak, Alkohol oder Drogen in Berührung kommen, in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich gesunken ist. Aus beiden Bereichen wurde daraufhin das Konzept JuZe-Truck entwickelt.
Das Konzept
Das Konzept betreuter Jugendangebote in Wohngebieten für 9-13-jährige Kinder unterschiedlicher kultureller und religiöser Herkunft geht vom Grundgedanken aus, nicht abzuwarten, ob Jugendliche von sich aus Angebote der Offenen Jugendarbeit wahrnehmen, sondern sie schon in jüngeren Jahren in ihrem Wohnumfeld abzuholen.
Je nach Entwicklungsstand beginnt in der Alterspanne von 9 bis 13 Jahren der Übergang zur Jugendzeit mit den einhergehenden Erscheinungen wie Pubertät und schrittweise Eroberung des öffentlichen Raumes, bei dem sie Rückzugsräume suchen, also sich nicht unbedingt in Sichtweise der elterlichen Wohnung aufhalten wollen. Einher geht die immer früher beginnende Erfahrungswelt von Kindern in den Problemfeldern Alkohol, Rauchen, Drogen, Kleinkriminalität, Gewalt, Mobbing und Sexualität.
Das präventiv ausgerichtete Konzept ist auf zwei Wohnquartiere mit hohem Migrationsanteil sowie niedriger Sozialstruktur ausgerichtet. Durch den Einsatz qualifizierter pädagogischer Fachkräfte wird den Kindern ein gewisses Maß an "Organisation von freier Zeit" nahe gebracht.
Der Schwerpunkt dabei liegt im Aufbau von belastbaren Vertrauensbeziehungen zu den Kindern, durch die es möglich ist, präventive Themen wie Alkohol, Drogen, Gewalt ohne einen "pädagogischen Zeigefinger" offen mit den Kindern anzusprechen. Daneben werden gesellschaftliche Werte vermittelt, die nachhaltig die Integration fördern und das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen entwickeln helfen präventiv die oben genannten Problemfelder in kleinen Gruppen oder in Einzelgesprächen thematisiert.
Die konzeptionelle Verbindung mit dem Jugendzentrum trägt dazu bei, die Kinder aus den Wohnquartieren im fortgeschrittenen Alter als Jugendliche zur weiteren Begleitung dem Jugendzentrum zuzuführen.
Die Umsetzung
Die Planung begann, nachdem klar war, dass die Erprobungsphase des Projektes aus Mitteln des Bundesprogramms "VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gedeckt werden können, im Sommer 2008 mit der Suche nach einem geigneten Fahrzeug. Parallel dazu wurde aus den statistischen Daten der Stadt Kaufbeuren sowie Erfahrungswerten die in Frage kommenden Quartiere identifiziert und mögliche Stellplätze in den beiden Wohngebieten gesucht. Gleichzeitig erfolgte die Gewinnung von Sponsoren für die Anschaffung des Fahrzeuges, der Umgestaltung und der Erstausstattung, da dieses nicht über Eigenmittel des Stadtjugendringes finanzierbar war.
Im Januar 2009 wurde in Norddeutschland ein ehemaliger Feuerwehranhänger erstanden, der zum mobilen Jugendzentrum umgebaut wurde. Der Hänger ist ideal, da er bereits über Fenster, Sitzgelegenheiten, Einbauschränke, Standheizung und einen eigenen Aufgang mit Treppe verfügt.
Die Holzausbauarbeiten sowie die Außengestaltung erfolgten durch ältere Jugendliche sowie einem jungen Graffiti-Künstler aus Kaufbeuren. Seit dem 8. Mai 2009 ist der JuZe-Truck im zweiwöchentlichen Wechsel zwischen den Standorten "Am Bienenberg" und der "Apfeltranger Straße" im Einsatz. Der Innenraum wurde vor Ort von den jüngeren Jugendlichen nach ihren Vorstellungen gestaltet. Sie wurden auch in die Fragen der Ausstattung des JuZe-Trucks mit Material, Spielen und Spielgeräten einbezogen, wobei lebhaft über die Vor- und Nachteile bestimmter Spiele und Geräte diskutiert wurde.
Die Zielgruppe konnte durch Mundpropaganda sehr rasch erreicht werden und die Besucherresonanz ist groß. An vier Nachmittagen werden während der Öffnungszeiten von 14 bis 18 Uhr zwischen 10 bis 20 Jugendliche im Alter von 9 bis 13 Jahren betreut, die ihre Nachmittage nicht mehr zu Hause aber auch noch nicht im Jugendzentrum oder der Stadt verbringen.
Mit den Jugendlichen wurden verschiedene Aktionen wie Spielwettbewerbe, Fackel-Nachtwanderung, Schminkaktion, Ostergeschenk Bastelaktion, Innenraumgestaltung, Billardturnier oder Slackline durchgeführt, die den Besuch des Trucks attraktiv machten und Vertrauensbeziehungsaufbau ermöglichten.
Thematisiert wurden mit den Jugendlichen in Gruppengespräche bisher die folgenden Problemfelder:
- Gewalt und Lösungsstrategien (nach einer körperlichen Auseinandersetzung und Einlieferung eines Jugendlichen ins BKH),
- Rauchen
- Verhaltensregeln in der Gemeinschaft,
- Mobbing unter Jugendlichen (und Schutz vor Mobbing),
- Sexualität (Erstes Verliebt sein und körperliche Annäherung)
- Freundschaft (Vertrauen, Verlässlichkeit)
- Shisha- Rauchen und Gesundheit
- Alkohol
Es wurden zur Behandlung der einzelnen Themen keine Termine gesetzt sondern jeweils ein optimaler Zeitpunkt abgepasst, zu dem ein Thema aufgegriffen und vertieft wurde. Vorrangig für die Pädagogen war, bei den Jugendlichen den Willen zu entwickeln, mehr über das jeweilige Thema zu erfahren. Je nach Situation wurden mit einzelnen Jugendlichen weitere Einzelgespräche zum jeweiligen Thema geführt. In bestimmten Fällen (Gefährdung des Kindeswohles) wurde das Jugendamt direkt einbezogen. Für Eltern wurden diverse Informationsbroschüren beschafft und weiter gereicht.
Finanzen
Die Anschaffung und Umgestaltung des JuZe-Trucks konnte nur durch großzügige Spenden aus der Wirtschaft in Höhe von insgesamt 18000 Euro realisiert werden. Die laufenden Kosten für Personal und Unterhalt wurden in 2009/2010 aus Mitteln des Bundesprogramms "VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Höhe von 18000 Euro p.a. sowie aus Eigenmitteln des Stadtjugendring Kaufbeuren in Höhe von jährlich ca. 4000 Euro p.a. gedeckt.
Ausblick
Durch die positiven Erfahrungen aus dem bisherigen Projektverlauf ist geplant, den JuZe-Truck als Teilbereich der mobilen aufsuchenden Jugendarbeit weiterhin im Gesamtkonzept der Offenen Jugendarbeit des Stadtjugendring Kaufbeuren zu betreiben. Die bisherigen Erfahrungen zeigen zudem, dass der Ansatz einer aufsuchenden thematisierenden Jugendarbeit mit Zielgruppe "jüngere Jugendliche" in belasteten Wohngebieten im Sinne der Prävention richtig ist.
Fragen zum Wettbewerbsbeitrag
C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags
C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags
C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags
Stadtteiltreff Apfelkern