Delmenhorst

Name der Stadt, der Gemeinde, des Landkreises: 
Delmenhorst
Typ: 
kreisfrei
Bundesland: 
Niedersachsen
Einreichende Dienststelle: 
Fachdienst Jugendarbeit und Kindertagesbetreuung
Name des Ansprechpartners: 
Martina Gaebel
Funktion des Ansprechpartners: 
Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz
Straße/Postfach: 
Lange Str. 1
Postleitzahl: 
27749
Ort: 
Delmenhorst
Telefon des Ansprechpartners: 
04221-99 2604
Telefax des Ansprechpartners: 
04221-99 1225
E-Mail des Ansprechpartners: 
Internetadresse der Kommune: 

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Aktionsplan "Riskanter Konsum"

Kurzfassung des Wettbewerbsbeitrags

Der Aktionsplan "Riskanter Konsum" umfasst unterschiedliche Maßnahmen und Projekte der Stadt Delmenhorst, die dem riskanten Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen entgegen wirken sollen. Das Besondere des Beitrages ist die Vielfältigkeit der Angebote und der hohe Grad der Vernetzung.

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

In den vergangenen Jahren hat der riskante Konsum von Alkohol bei einer kleinen, aber steigenden Zahl von Jugendlichen besorgniserregend zugenommen. Die Zahl der wegen einer Alkoholvergiftung stationär behandelten Jugendlichen hat sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt, und zwar sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen.

Eine im Jahr 2008 durchgeführte Befragung an Delmenhorster Schulen bestätigt den bundesweiten Trend. An der Erhebung "Riskanter Konsum: Ein Thema für Jugendliche in Delmenhorst" , die unter Federführung von Prof. Dr. Tielking von der Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland durchgeführt wurde, waren 1.545 Schülerinnen und Schüler der 8. und 10. Klasen beteiligt. Zentrale Ergebnisse der Erhebung sind: Der Einstieg in den Alkoholkonsum findet viel zu früh statt, den stärksten Anstieg beim Rauschtrinken finden wir in der Gruppe unter 16 Jahren. Es gibt einen signifikanten Zusammenhang zwischen frühem Rauchen und frühem Rauschtrinken. Es ist außerdem ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Schulform und frühen Alkoholerfahrungen analog zum Bildungsgefälle erkennbar. Gleiches gilt für Tabak und Cannabis. In der Präventionsarbeit ist deshalb ein besonderes Augenmerk auf Kinder und Jugendliche mit niedrigem Bildungsniveau zu legen.

Bereits seit 2006 hat sich der Fachkreis Suchtprävention und Gesundheitsförderung des Kriminalpräventiven Rates das Thema "Riskanter Konsum" als wesentlichen Schwerpunkt gesetzt. Dies hat dazu geführt, dass bestehende Maßnahmen und Projekte weitergeführt und intensiviert wurden und neue Projekte etabliert werden konnten. Im letzten Jahr wurde die Suchtprävention gezielt um den Bereich "Glücksspielsucht und Computerspiele / virtuelle Welten" erweitert. Seit 2009 haben sich verschiedene Akteure zum Aktionsbündnis "Riskanter Konsum" zusammengeschlossen, um Maßnahmen zu bündeln und Ressourcen effektiv zu nutzen.

Zu den Projekten, die eine breite Zielgruppe erreichen, gehört beispielsweise das Suchtpräventionsprojekt "drop & hop", das in Delmenhorst flächendeckend in allen 6. Klassen vom Gymnasium bis zur Sonderschule durchgeführt wird. Es handelt sich um ein primärpräventives Projekt, das Sachinformationen zum Thema "Drogen" mit Lebenskompetenzförderung verknüpft. Das Projekt wird von der Präventionsfachkraft der Anonymen Drogenberatung und dem Erzieherischen Jugendschutz der Stadt Delmenhorst in Kooperation mit der Polizei und den jeweiligen Lehrkräften durchgeführt. Da alle SchülerInnen der Jahrgangsstufe das Projekt durchlaufen, werden auch diejenigen aus suchtbelasteten Familien oder anderen besonderen Lebenslagen (z.B. Armut, niedriges Bildungsniveau) erfasst. Oft kommt es vor, dass sich einzelne SchülerInnen während des Kurses über die Suchtbelastung in der Familie äußern oder sich vertraulich an die Lehrkraft wenden. Somit konnten über das Projekt in Einzelfällen weiterführende Hilfen vermittelt werden.

Auch beim School-Out-Soccer (siehe Einzelprojekt 2)werden alle Jugendlichen ab der 5. Klasse angesprochen. Beim SOS handelt es sich um ein schulübergreifendes Fußballturnier am letzten Schultag vor den Sommerferien. SOS ist eine attraktive Alternativveranstaltung zum selbstorganisierten Abschlusstreffen von SchülerInnen in der städtischen Parkanlage, der Graft, das häufig mit Alkoholkonsum verbunden ist. Vor allem jüngeren Jugendlichen zwischen 11 und 14 Jahren soll mit SOS ein spannendes, drogenfreies Angebot gemacht werden.

Parallel zum SOS finden in der Graft Jugendschutzkontrollen durch die Polizei und den Gesetzlichen Jugendschutz der Stadt statt, da es in den Jahren 2007 und 2008 dort z.T. zu erhöhtem Alkoholkonsum von jüngeren Jugendlichen und damit verbunden zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen ist. Als flankierende Maßnahme ist ein "Präsenzteam" aus Streetworkern, JugendhausmitarbeiterInnen und Mitgliedern des Kriminalpräventiven Rates in der Graft, um bei Konflikten erwachsene AnsprechpartnerInnen zu stellen und kostenlos Wasser zu verteilen. Ziel der Maßnahme ist es nicht, Jugendliche zu vertreiben oder ihre Freiräume zu beschneiden. Es geht um den Schutz vor riskantem Konsum und vor Übergriffen. Von vielen Jugendlichen, vor allem von Mädchen, wurde die Maßnahme sehr positiv bewertet.

Eine andere Zielgruppe wird mit der Kitafortbildung "Beginnen wir im Kindergarten - Frühzeitig handeln: Kinder stärken" erreicht. Das Halbtags-Wochenseminar richtet sich an ErzieherInnen, GrundschullehrerInnen und weitere pädagogische Fachkräfte des Kindergartens und Grundschulbereiches. Neben Sachinformationen geht es auch darum, ErzieherInnen für suchtbelastete Familienkonstellationen zu sensibilisieren, das Hilfesystem in Delmenhorst vorzustellen, Fallbeispiele zu erörtern, Medienkompetenz zu vermitteln und die praktische Umsetzung von Suchtpräventionskonzepten im Kindergarten bzw. in der Grundschule zu verdeutlichen.

Der Aktionstag "Durchblick" (siehe Einzelprojekt 1) wird in 8. Klassen vorrangig an Hauptschulen durchgeführt. An verschiedenen Mitmach-Stationen setzen die Jugendlichen sich mit dem Thema "Alkohol" und ihrem eigenen Umgang mit der "Alltagsdroge" auseinander. Zentraler Baustein des Aktionstages ist das Theaterstück "Flasche leer" vom Schauspielkollektiv Lüneburg. Als Ergänzung zum Theaterstück wird ein Gespräch mit einem ehemaligen Alkoholiker angeboten, der über seine persönlichen Erfahrungen berichtet. Ergänzt wird der Aktionstag durch Mitmach-Aktionen zum Thema "Alkohol" und "Rauchen", die verschiedene Aspekte beleuchten und zum Nachdenken über den eigenen Konsum anregen sollen.

Ein Versuch, den Aktionstag an einem Gymnasium durchzuführen, hat gezeigt, dass sich das Konzept besonders gut für Hauptschulen eignet. So konnten die HauptschülerInnen beispielsweise das Theaterstück wesentlich besser mit ihrer eigenen Lebensrealität verbinden als die GymnasiastInnen.

Zwei Maßnahmen, die sich gezielt an Jugendliche mit riskantem Konsummuster wenden, sind zum einen die Brückengespräche, die von einem Mitarbeiter der Anonymen Drogenberatung DROB durchgeführt werden, wenn ein Jugendlicher mit einer Alkoholvergiftung in die Städtische Klinik eingeliefert wird. Zum anderen findet in der DROB die sogenannte "Auflagengruppe" statt, an der Jugendliche und junge Erwachsene aufgrund einer Auflage wegen einer Straftat in Zusammenhang mit erhöhtem Alkoholkonsum teilnehmen müssen (siehe Einzelprojekt 3).

Im Aktionsplan "Riskanter Konsum" sind vielfältige Maßnahmen und Projekte zusammengefasst, die auf unterschiedliche Zielgruppen zugeschnitten sind. Viele der einzelnen Maßnahmen sind miteinander verzahnt und beziehen sehr unterschiedliche Akteure der kommunalen Suchtprävention mit ein. Die Maßnahmen sind zum Teil flächendeckend ausgerichtet, zum Teil spezialisiert. Hoher Wert wird auf eine nachhaltige Implementierung gelegt. Die Projekte sind in der Regel geschlechtssensibel ausgerichtet, so wird beispielsweise Wert darauf gelegt, dass sich beim SOS gezielt Mädchenmannschaften anmelden. Bei "drop & hop" werden einige Übungen geschlechtsspezifisch getrennt durchgeführt, um die Thematisierung sensibler Themen zu erleichtern.

Hervorzuheben ist der hohe Grad der Vernetzung, z.B. über den Kriminalpräventiven Rat, aber auch über kleinere Netzwerke, wie die AG Schule, die AG Gewalt, den AK gegen sexuellen Missbrauch oder die AG Jugend. Da Delmenhorst mit ca. 76.000 EinwohnerInnen eine überschaubare Größe hat, kennen sich in der Regel alle Akteure der kommunalen Suchtprävention persönlich, was die Kommunikation erleichtert. Die Vernetzung ist auch ohne schriftliche Vereinbarungen verlässlich und tragfähig.

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

C 1 Fragen zur gesamtkommunalen Einbindung des Wettbewerbsbeitrags

C 10 Gibt es zu den Suchtpräventionsaktivitäten in Ihrer Kommune eine schriftliche Gesamtkonzeption?: 
ja
nein
C 11 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag in diese Gesamtkonzeption eingebunden?: 
ja
nein
C 12 Hat sich der (Ober-)Bürgermeister bzw. Landrat öffentlich für Ihren Wettbewerbsbeitrag eingesetzt?: 
ja
nein

C 2 Fragen zur Konzeption und Ausrichtung des Wettbewerbsbeitrags

C 20 Gibt es zu Ihrem Wettbewerbsbeitrag ein schriftliches Konzept? : 
ja
nein
C 21 Sind die Präventionsziele Ihres Wettbewerbsbeitrags detailliert festgelegt?: 
ja
nein
C 22 Wurde vor der Zielfestlegung eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse erstellt?: 
ja
nein
C 23 Welche Faktoren stehen in ihrem Wettbewerbsbeitrag im Mittelpunkt?: 
Familiensituation, z.B. suchtbelastete Familien, gewaltbelastete Familien,Teenager-Schwangerschaften/sehr junge Eltern
Armut und/oder besondere Finanz- und Einkommenssituation, z.B. Arbeitslosigkeit, Sozialhilfebezug und/oder Schulden in den Familien
Wohnverhältnisse und Wohnbedingungen, unter denen Kinder/Jugendliche aufwachsen, z.B. Wohnen in benachteiligten Stadtteilen
Bildungslagen, z.B. bildungsbenachteiligte/bildungsferne Kinder und Jugendliche/Familien
Integrationsbedingungen, z.B. Migrationshintergrund, Armut, fehlende soziale Kontakte
Weitere
Welche? (bitte benennen): 
Straffälligkeit
C 24 An welche Altergruppe (der Kinder und Jugendlichen) richtet sich Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
0-6jährige
7-10jährige
11-14jährige
15-18jährige
C 25 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag geschlechtsspezifisch/geschlechtersensibel ausgerichtet?: 
ja
nein
C 26 An welche weiteren Zielgruppen (über Kinder und Jugendliche hinaus) richtet sich Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Eltern
Familie
Multiplikatoren
Weitere
C 27 Welche Strategie der Suchtprävention verfolgt Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Verhaltensprävention
Verhältnisprävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
C 28 An welche Settings und Einrichtungen knüpft Ihr Wettbewerbsbeitrag an?: 
Kindergarten/Kita
Grundschule / Primarbereich
Hauptschule
Realschule
Sekundarschule
Gymnasium/Fachoberschule
Gesamtschule
Gemeinschaftsschule
Berufsschule
Familienbildungsstätte
Kinder- und Jugendeinrichtung
Sportverein
Ausbildungsstätte
Diskotheken
Gaststätten/Restaurants
Fahrschulen
Einzelhandel
Strasse/Öffentlicher Raum
Spielplatz
Quartier/Stadtteil
Weitere
C 29 Auf welche Suchtstoffe und Suchtformen ist Ihr Wettbewerbsbeitrag ausgerichtet?: 
Tabak
Alkohol
Cannabis
Medikamente
Heroin, andere illegale Drogen
(Glücks-)Spielsucht
Online- und Internetsucht
Weitere
C 30 Welche Akteure aus Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Bei: 
Gemeinde-, Stadt- bzw. Kreisrat
Bürgermeister bzw. Landrat
Suchtpräventionsstelle
Gesundheitsamt
Jugendamt
Erziehungs- und Familienberatungsstelle
Schulverwaltungsamt
Sportamt
Ordnungsamt
Polizei
Sozialamt
Weitere

C 3 Fragen zur Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags

C 31 Welche verwaltungsexternen Akteure beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags?: 
Suchtberatungsstellen
Krankenkassen
Krankenhäuser
Niedergelassene Ärzte
Apotheken
Kindergärten/Kitas
Schulen
Einrichtungen der Jugendarbeit
Mobile Jugendarbeit
Sportvereine
Ausbildungsstätten
Kirchen
Wohlfahrtsverbände
Quartiersmanagement
Migrantenorganisationen
Selbsthilfeeinrichtungen
Ehrenamtliche Helfer
Einzelhandel
Tankstellen
Gaststätten
Diskotheken
Fahrschulen
Lokale Medien
Sponsoren
Stiftungen
Weitere
Welche?: 

Schulsozialarbeit

C 32 Gibt es schriftliche und verbindliche Vereinbarungen zur Vernetzung und Kooperation der Akteure?: 
ja
nein
C 33 Welche Laufzeit hat Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als zwei Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
C 34 Wie lange ist die Finanzierung des Wettbewerbsbeitrags gesichert?: 
offen
bis zu zwei Jahre
dauerhaft
C 35 Wird der Wettbewerbsbeitrag in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
C 36 Werden im Rahmen der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags von anderen entwickelte Projekte und Maßnahmen übernommen?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 

HaLT-Projekt

C 37 Sind umgekehrt im Rahmen Ihres Wettbewerbsbeitrags entwickelte Projekte und Maßnahmen andernorts übernommen worden?: 
nein

Einzelprojekte

Anlagen