Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
Titel des Wettbewerbsbeitrags
Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags
1. Einleitung
Die Gemeinde Umkirch gehört mit ihren ca. 5.275 Einwohnern zum Landkreis Breisgau- Hochschwarzwald und liegt etwa 10 Kilometer westlich der Stadt Freiburg im Breisgau.
2. Ausgangssituation
In der Gemeinde Umkirch, gerade auch im dortigen Jugendzentrum, sind Gewalt und Drogen ein Thema.
Es gibt teilweise gewaltbereite Jugendliche, die mitunter vorbestraft oder zumindest schon einmal polizeilich aufgefallen sind, z.B. wegen Diebstahl, Körperverletzung etc. In diesem Zusammenhang spielen meist auch Suchtmittel wie Cannabis, aber auch Alkohol eine große Rolle. Gerade in der Kombination von Cannabis und Alkohol kommt es sehr schnell zu brenzligen Situationen, da durch beide Stoffe die Aggressivität der Jugendlichen gesteigert werden kann. Teilweise geht der Drogen- und Alkoholmissbrauch bei den Jugendlichen in Umkirch mit einer dissozialen Karriere einher. Beschaffungskriminalität und Dealen gehören manchmal zum Alltag und werden bei Abhängigkeit oft auch zum "Lebenszweck".
Zum Teil lässt sich der Konsum der Umkircher Jugendlichen dadurch erklären, dass es vielen von ihnen zum Beispiel an Zukunftsperspektiven mangelt (z.B. Arbeitslosigkeit) oder sie Belastungen oder Schwierigkeiten in der Familie ausgesetzt sind. Viele leben im Hochhausviertel, stammen meist aus Familien mit Migrationshintergrund und sind zudem sozial und finanziell oft benachteiligt (beengter Wohnraum, Arbeitslosigkeit, häusliche Gewalt etc.). Die Konsequenz ist, dass die Drogen den Jugendlichen ein falsches Wärmegefühl vermittelt, das sie Probleme kurzzeitig vergessen lässt.
3. Präventionsstrategien der Gemeinde Umkirch
3.1 Netzwerk Jugend Umkirch
Das "Netzwerk Jugend" wurde im Januar 2006 von der Gemeinde Umkirch gegründet und trifft sich ca. alle 2- 3 Monate, um einen ständigen Informationsaustausch gewährleisten zu können.
Teilnehmer des Netzwerkes sind, neben dem Kinder- und Jugendreferat der Gemeinde Umkirch, das Jugendzentrum Umkirch, die Grund- und Hauptschule Umkirch, die Sozialpädagogische Schülerhilfe Umkirch, das Jugendamt (ASD), der Polizeiposten March und die Förderschule Wildtal.
Die Experten der Kinder- und Jugendarbeit im Netzwerk der Gemeinde Umkirch treffen sich regelmäßig um u.a. über Themen, wie Suchtprävention, ins Gespräch zu kommen und auch Erfahrungen auszutauschen, die sie in ihren Einrichtungen bzw. Institutionen mit den Jugendlichen gemacht haben.
Im Netzwerk Jugend findet eine regelmäßige Evaluation der verschiedenen Strategien und Angebote statt, denn so kann gemeinsam überlegt werden, was entstehen, verbessert, weiterentwickelt oder verändert werden muss. Durch den relativ überschaubaren Kreis von Fachleuten, mit ihren vielfältigen Kompetenzen und Erfahrungen wird es ermöglicht, einen großen Raum für Präventionsarbeit einzunehmen und ständig auf neue Gegebenheiten reagieren zu können.
Das Ziel dieses regelmäßigen Zusammentreffens ist, die Problematiken, aber auch Gegebenheiten anzusprechen, um dann gemeinsam Strategien der Prävention entwickeln zu können. Zudem findet eine regelmäßige Fallbesprechung statt und es werden gemeinsame Projekte durchgeführt.
Der Polizeiposten March, das Kinder- und Jugendreferat Umkirch und das Jugendzentrum haben zuletzt an einem Projekt teilgenommen, was mit den anderen drei Jugendzentren aus den Umlandgemeinden veranstaltet wurde. Die Veranstaltung, mit dem Titel "4…gewinnt gegen Langeweile!", galt als eine gemeindeübergreifende Sucht- und Gewaltprävention. Die Jugendzentren wollten so ihre gut funktionierende Zusammenarbeit untereinander zum Vorschein bringen, aber auch Angebote der Prävention für Jugendliche und Eltern schaffen. In diesem Rahmen hat das Jugendzentrum Umkirch einen Karaokeabend veranstaltet, bei dem die Polizei mit eine "Promillebrille" vor Ort war um zeigen zu können, was für Auswirkungen Alkohol auf den Körper haben kann. Der Abend war ein voller Erfolg.
3.2 Elternnetzwerk
Aus dem Netzwerk Jugend heraus entstand 2008 die Idee, die Eltern mehr zu beteiligen, sie mehr in die Pflicht als Eltern zu nehmen und mit ihnen zusammen zu arbeiten.
So gab es im Juli das erste Zusammentreffen zwischen dem Bürgermeister, dem Kinder- und Jugendreferat, der Polizei, dem Jugendzentrum, den Eltern und den Jugendlichen.
Die Themen des ersten Abends waren u.a. der Alkohol- und Drogenkonsum der Jugendlichen und die Vorstellung des neuen Bußgeldkataloges.
Nach dem Bußgeldkatalog wird nun für Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ein Bußgeld verhängt. Darüber sollten sowohl die Eltern, als auch die Jugendlichen informiert werden.
Wichtig ist im Bezug auf die Eltern, dass sie versuchen einen übermäßigen Konsum früh zu erkennen und sie auch bereit sind, mit ihren Kindern offen darüber zu sprechen und sie über die Gefahren und Risiken aufzuklären.
Ein weiteres Anliegen von uns ist, dass die Eltern erkennen, dass sie mit diesen Problemen nicht alleine sind und Hilfe bekommen können, wenn sie sie brauchen. Die Eltern sollen nicht den zunehmenden Trinkexzessen mit einer Akzeptanz begegnen, sondern mit einem gewissen Verständnis für die Jugendlichen aber auch mit dem Setzen von Grenzen.
Es gibt Eltern, denen die Suchtproblematik ihrer Kinder bekannt ist, sie aber mit der Situation und dem dafür erforderlichen Umgang überfordert sind. Oft wissen sie nicht, wie sie mit dem Konsum von Suchtmitteln und der eventuell daraus resultierenden Sucht umgehen sollen. Die andere Seite ist, dass sie für die Kinder oft ein schlechtes Vorbild sind, da sie ihnen vermitteln, dass der tägliche Umgang mit legalen Drogen wie Alkohol normal ist und dazu gehört. Es scheint als denken die Jugendlichen, dass das zum Erwachsen werden dazu gehört und dass man auch nur so Erwachsen wird, wenn man viel verträgt.
Im Elternetzwerk wird gemeinsam mit den Jugendlichen und den Eltern erarbeitet, wie Freiräume gelebt werden können, aber wo auch Grenzen sind.
Im Elternnetzwerk wird gemeinsam erarbeitet, was von Seite der Eltern, aber auch von der Seite der Jugendlichen für eine gute und nachhaltige Suchtprävention getan werden kann. Die Eltern und Jugendlichen kennen nun professionelle Ansprechpartner und wissen, an wen sie sich bei Fragen wenden können.
Die Partizipation den Jugendlichen ist uns sehr wichtig geworden, denn für eine gute Prävention muss man sie mit einbinden und sie teilhaben lassen. Denn durch die Teilnahme am Netzwerk wird Ihnen eine gewisse Verantwortung übertragen.
Auf Wunsch der Eltern und Jugendlichen wird das Elternnetzwerk in Zukunft alle 6 Monate veranstaltet.
3.3 Sport und Streetwork in der offenen Jugendarbeit als Präventionsstrategie
Sport
Das Sportangebot des Jugendzentrums basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Dies bedeutet, dass die Kinder und Jugendlichen einfach wenn sie Lust und Zeit haben zu den Terminen in die Turnhalle kommen können.
Die Sportgruppe, in der Regel männliche Jugendliche, trifft sich regelmäßig einmal in der Woche.
Das Sportangebot findet meist sonntags statt, an einem Tag, an dem die Jugendlichen nur "rumhängen" würden und so eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung haben. Da die Nachfrage groß ist und der Sport einen wichtigen Beitrag zum Aggressionsabbau und zur Suchtprävention leistet, soll das Angebot zukünftig ausgebaut werden.
Die Sportgruppen sollen Kindern und Jugendlichen helfen, eine Identität aufzubauen, die auf einem stabilen Selbstwert beruht. Hierbei geht es um den Erwerb, das Kennenlernen und die Stabilisierung persönlicher Fähigkeiten, sowie ihre Wertschätzung. Diese Fähigkeiten dienen des Weiteren als große Aufgabe der Entwicklung, wie z.B. Aufbau von Freundschaftsbeziehungen, Aufbau eines eigenen Wertesystems, Bewältigung der körperlichen Entwicklung etc.
Durch den Sport sollen die Jugendlichen positive Verhaltensweisen erlernen, wie z.B. Teamfähigkeit, aber auch die Möglichkeit haben, Aggressionen abbauen zu können. So können u.a. verschiedene konstruktive Möglichkeiten der Konfliktlösung erarbeitet werden, denn eine Strategie zum Aggressionsabbau und der inneren Konfliktlösung ist Sport und das erkennen die Kinder und Jugendlichen.
Für Jugendliche, die in einer sehr patriarchalisch geprägten Familie aufwachsen, bedeutet dies oft, dass sie versuchen außerhalb auszubrechen aus diesen starren Zwängen. Der Sport bietet ihnen hierfür den notwendigen Ausgleich.
Durch die multikulturelle Zusammensetzung haben sie bei Mannschaftsspielen die Möglichkeit, ihre Verschiedenheit und Vielfältigkeit anzuerkennen und zu nutzen.
Durch den Sport merken die Jugendlichen, dass Cannabis und Alkohol einen negativen Einfluss auf ihren Körper hat, zum Beispiel haben sie eine geringere Kondition als andere Jugendliche. Zudem können sie sich hier austoben und Probleme so vergessen, ohne Drogen zu nehmen oder sie in Alkohol zu "ertränken". Sie sind nicht allein, denn sie sind eine Gemeinschaft, die zusammen für ein Ziel zusammenhält. Dieses Wärmegefühl brauchen die Jugendlichen, denn so flüchten sie bei Problemen in die Sport und nicht in die Drogen.
Das Sportangebot stellt für die Jugendliche eine alternative, aber auch niederschwellige Beschäftigungsmöglichkeit dar.
Da viele männliche Jugendliche teilnehmen, wurde bereits eine Mädchengruppe eingerichtet, mit der zukünftig auch ein sportliches Angebot aufgebaut werden soll.
Streetwork
Die Methode Streetwork hat in Umkirch einen hohen Stellenwert, denn hier werden Jugendliche angesprochen, die mit Präventionsstrategien/ -angeboten nur schwer oder gar nicht zu erreichen sind.
Regelmäßig geht der Sozialarbeiter durch Umkirch und sucht beliebte Plätze von Jugendlichen auf, um sie anzusprechen und so ein Vertrauensverhältnis aufbauen zu können. Oft kann der Sozialarbeiter sie bewegen das Angebot des Jugendzentrums in Anspruch zu nehmen oder sie akzeptieren ihn als einen Absprechpartner für alle möglichen Probleme. Als Ansprechpartner kann er so die Jugendlichen über die Gefahren und Risiken des Drogenkonsums aufzuklären.
4. Ziele der Strategien
Drogenkonsum und die Gefahr der Abhängigkeit können neben vielen anderen Ursachen einerseits aus Situationen entstehen, bei denen Suchtstoffe als Mittel der Flucht oder Befreiung erscheinen, jedoch können solche Situationen sich auch ergeben durch verängstigende Erziehungspraktiken, persönliche Unsicherheiten, Scheitern beim Berufseintritt, schlechte Zukunftsperspektiven oder auch Krisen- und Konfliktsituationen.
Konkrete und wichtige Ziele der Präventionsarbeit in Umkirch sind:
- Stärkung individueller Kompetenzen der Jugendlichen, aber auch ihrer Eltern.
- Förderung von Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit (auch "nein" sagen können!).
- Förderung der Kommunikations- und Konfliktfähigkeit (keine Flucht in Drogen o.ä.).
- Sensibilisierung und Aufklärung der Eltern bzw. der Jugendlichen in Bezug auf den Suchtmittelkonsum und die sich daraus resultierenden Nebenwirkungen, Konsequenzen und Wirkungsweisen.
- Förderung der Entwicklung des Kindes bzw. des Jugendlichen zu einer harmonischen ausgeglichenen, sich selbst vertrauenden, zu eigenverantwortlicher Lebensgestaltung fähigen Persönlichkeit, die gelernt hat, rechtzeitig nein sagen zu können, für die ein Leben ohne Missbrauch von Drogen selbstverständlich ist.
- Positive Einstellungen und Handlungskompetenzen fördern.
- Nachhaltigkeit der Prävention.
- Eltern mit einbeziehen und ihnen verdeutlichen, dass das Vorleben und Vorbild der Erwachsenen in Konfliktsituationen sowie beim Umgang mit Suchtmitteln unmittelbar die die Einstellungen des Heranwachsenden prägen. Es ist daher für Eltern wesentlich, die eigene Position und die Wirkung des eigenen Verhaltens im Blick auf die Kinder zu überdenken.
- Die Förderung der Selbstreflexion betreffend eigener Lebensvorstellungen und Werte.
- Die Förderung von Sensibilität gegenüber Verlockung und Verführbarkeit von Suchtmitteln.
5. Ausblick und Zukunftsvisionen
Wir möchten auch in Zukunft unsere Suchtpräventionsstrategien immer wieder ausbauen, verbessern und auf neue Gegebenheiten reagieren.
Netzwerk Kinder: Um schon im frühen Alter mit der Prävention beginnen zu können, möchten wir im nächsten Jahr ein "Netzwerk Kinder" aufbauen. Mit Teilnehmern wie z.B. einem Arzt, einer Heilpädagogin und einer Fachkraft für Sprachförderung möchten wir bereits im Kindergartenalter mit der Prävention beginnen.
Mädchenarbeit: Da auffallend ist, dass auch immer mehr Mädchen von einer Suchtproblematik betroffen sind, soll künftig die Mädchenarbeit verstärkt werden.
Unter Anderem soll die Mädchengruppe ein konstantes Angebot werden, in dem die Mädchen in einem geschützten Rahmen Gespräche führen und Probleme besprechen können.
FAKT: Geplant ist 2009 außerdem, dass das Programm FAKT vom Jugendzentrum eingeführt wird. Dies dient ebenfalls der Gewalt- und Suchtprävention und wird vom dem zuständigen Sozialarbeiter durchgeführt.
Das Programm arbeitet mit einem Belohungssystem, dass den Jugendlichen auf eine gute Art und Weise zeigt, dass es sich lohnt an Regeln und Grenzen zu halten.
Mittagtisch und Hort
Des Weiteren soll der Mittagstisch mit anschließendem Hort entstehen, welcher den Kindern eine Stabilität und Kontinuität bieten soll.
Der Mittagstisch sowie der Hort soll für alle Kinder und Jugendliche von Umkirch zugänglich sein und einen geschützten Ort darstellen, in dem sie essen, Hausaufgaben machen und spielen können.