Übersee

Typ: 
kreisangehörig
Name Stadt, der Gemeinde, des Landkreises: 
Übersee
Bundesland: 
Bayern
Einreichende Dienststelle: 
Gemeinde Übersee
Name des Ansprechpartners: 
Erika Stefanutti
Funktion des Ansprechpartners: 
Gemeinderätin und Jugendbeauftragte
Straße/Postfach: 
Hochgernweg
Postleitzahl: 
83236
Ort: 
Übersee
Telefon des Ansprechpartners: 
08642/6931
E-Mail des Ansprechpartners: 
Internetadresse der Kommune: 

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Titel des Wettbewerbsbeitrags

Sansibar

Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags

Hier soll das Projekt der "Sansibar" aus der Gemeinde Übersee vorgestellt werden.

Auslöser war bei dem Klassenlehrer Paul Dorsch, die im Auftrag des Landkreises Traunstein erstellte Sozialraumanalyse für das Jahr 2001, welche für die Gemeinde Übersee erschreckende Zahlen zu Tage förderte, was den Gebrauch von Alkohol und Drogen bei Jugendlichen angeht.

In dem Zeitraum von 2003 bis 2005 erfolgte daraufhin ein von der Caritas Traunstein gestartete Projekt "Guad Beinand", welches in zahlreichen Treffen, sich mit dieser Thematik beschäftigte und einige Ansatzpunkte herausarbeitete. An diesen Veranstaltungen nahm auch obiger Klassenlehrer teil, doch für ihn mahlten die Mühlen der Gemeinde zu langsam und so griff er ein bereits bestehendes Projekt des Kreisjugendrings Traunstein auf, welcher allen sozialen Einrichtungen und Vereinen eine Bar anbot, an der nur alkoholfreie Getränke ausgeschenkt werden durften. Da das Angebot für den ganzen Landkreis Traunstein war, reifte bei ihm der Gedanke, dass die Gemeinde Übersee selbst eine Bar bekommt, welche zu Veranstaltungen ausgeliehen werden kann, aber, an der nur alkoholfreie Getränke ausgeschenkt werden dürfen. Sie dient also der Prävention gegen den, nach wie vor auch in der Gemeinde Übersee üblichen Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen. Gleichzeitig sollen zum einen die Vereine und andere Organisationen, die ein Fest veranstalten, angehalten werden diese Bar auszuleihen, zum anderen sollen sie befähigt werden einen Beitrag in Sachen Jugendarbeit zu leisten.

Die heutige Sansibar hat ihre Entstehungsgeschichte in einem Schulprojekt, welches vom Kultusministerium im Rahmen "Praxis an Hauptschulen" finanziell gefördert wurde.

Hierbei erstellte die neunte Klasse von Lehrer Paul Dorsch, der Volksschule Übersee im Schuljahr 2006/07, in Zusammenarbeit mit Herrn A. Reichl, diese Bar im achtwöchigen Werkunterricht.

Neben der kräftigen finanziellen Unterstützung durch das Kultusministerium, übernahmen die nicht unerheblichen restlichen Kosten, der Bürgermeister, der katholische und evangelische Pfarrer und der Förderverein für die Schüler der Grund- und Hauptschule.

Nach der Fertigstellung und der feierlichen Übergabe der Sansibar an die Gemeinde Übersee, wurde die Jugendbeauftragte Erika Stefanutti mit der Aufgabe betraut, die Einsatzmöglichkeiten der Bar zu koordinieren.

Da eine Bar ohne geschultes Personal nicht viel Wert ist, ging Frau Stefanutti daran Jugendliche anzusprechen, ob sie nicht Lust hätten einen Mixkurs für alkoholfreie Getränke an der Berufsschule in Traunstein zu absolvieren. Sie musste nicht viel Überzeugungsarbeit leisten und fand innerhalb kurzer Zeit eine Handvoll Interessierter. Diese lernten in einem mehrstündigen Kurs, von einem Berufsmixer, zahlreiche Rezepte von exotischen, wohlschmeckenden, aber immer alkoholfreien Drinks. Nach dem Bekannt werden, dass es in Übersee eine Bar und ein Mixteam gibt, kamen die ersten Anfragen und Ausleihungen.

So wurde der obligatorische Sektempfang nach der Firmung ersetzt, durch die Sansibar und jeder war begeistert von den farbenprächtigen und leckeren Drinks, mit den Namen: Florida, Green Virgin, Adventure, Let Kiss und so manch andere.Auch die evangelische Kirche fragte sogleich an, ob das Sansibarteam Zeit hat, bei einer Seetaufe Getränke zu mixen. Auch hier war das Ergebnis nur Lob von allen Seiten.

Im Verlauf der Jahre 2007 kam die Sansibar noch bei weiteren Festen zum Einsatz:

  • 70. Geburtstag von Dekan Kronast
  • Konfirmation
  • Abschlussfeier der 9. Klasse
  • Feuerwehrfest
  • Seetaufe am Chiemsee
  • Seefest
  • Evangelisches Gemeindefest
  • Chiemgau rockt in Traunstein
  • Break-Dance Festival in Pittenhart

Gleichzeitig mit der ansteigenden Nachfrage an die Sansibar, kamen, nach Absolvierung des Mixkurses, weitere interessierte Jugendliche zum Sansibarteam dazu. So wuchs die Mannschaft inzwischen auf ca. 20 Jugendliche an, die von 4-5 Erwachsenen unterstützt werden. Alle zusammen planen, organisieren, kaufen ein, schenken aus, räumen auf und sind oftmals die Letzten, die ein Fest verlassen.

Bei allen Veranstaltungen gab es eine große Nachfrage nach den exotischen Drinks, die nicht nur allen schmeckten, sondern auch sehr günstig im Preis angeboten werden, da es nicht Ziel ist möglichst viel Gewinn zu erzielen.

Im Jahr 2008 war das Sansibar-Team im Einsatz:

  • Jugendfaschingsfeier in Neubeuren
  • 25 Jahrfeier der Achental – Realschule in Marquartstein
  • Verabschiedung des Bürgermeisters und der Gemeinderäte
  • Firmung
  • Sommerfest des Trachtenvereins
  • Begrüßung der Neubürger in Übersee
  • Feuerwehrfest
  • Sommerfest des Tennisclub
  • Abschlussfeier der 9. Klasse
  • Evangelisches Gemeindefest
  • Sommerfest des Kindergartens
  • Bürgerpreisverleihung im Landratsamt
  • Einweihung des Annette Kolb Gymnasiums Traunstein
  • Treffen der Sozialverbände des Landkreises Traunstein, in Waging
  • Schulfest in Übersee
  • Mixkurs für Jugendbeauftragte aus Nordrhein-Westfalen, in Ruhpolding
  • Tag der offenen Tür an der Montessorischule Traunstein

Ein besonderer Einsatz war beim Sommerfest der Kinderklinik in Aschau am 28. Juni 2008. An diesem Tag wurden "Mixtandems" gebildet werden, d.h. immer ein Jugendlicher arbeitete mit einem Behinderten zusammen. Diese Teams schenkten dann an diesem Tag Drinks aus. Damit dies reibungslos klappte fuhren einige Tage vorher bereits einige Jugendliche nach Aschau, um den Kindern dort in die Grundlagen des Mixens einzuweisen.

Fazit: Durch den Einsatz der mobilen Bar soll eine Sensibilisierung des Konsumverhaltens in Bezug auf Alkohol gefördert, eine Entkopplung von Alkohol- und Festkultur erreicht und preiswerte Alternativen zu alkoholischen Getränken angeboten werden. Gleichzeitig, und das ist mindestens genau so viel Wert, finden Jugendliche eine Plattform, wo sie sich für eine sinnvolle Sache engagieren können. Sie erlangen dabei Kompetenzen wie, Belastbarkeit, Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen, Flexibilität, Offenheit, Kommunikationskompetenz usw.

Weiterhin besitzt ihre ehrenamtliche Tätigkeit eine sehr hohe Außenwirkung, symbolisieren sie doch mit ihrem Tun den etwa gleichaltrigen Festgängern, dass man ohne Alkohol viel mehr Spaß haben kann. Gleichzeitig wird ihr Selbstbewusstsein durch den großen Erfolg gestärkt, was für sie gerade in der Pubertät, also in der Zeit des Zweifelns und der Unsicherheit, ungeheuerlich viel Wert ist. Diese Erfahrungen, Einstellungen und gemeinschaftlichen Erlebnisse stärken diese Jugendliche. Sie werden diese Zeit ihr restliches Leben nicht mehr vergessen, im Gegenteil sie sind vielleicht später in der Lage diese Erfahrungen auch an ihre Kinder weiterzugeben.

Darüber hinaus wachsen diese junge Menschen auf diese Art und Weise in die Strukturen eines Dorfes hinein, schließen neue Kontakte, "verwurzeln" so und entdecken was ihre Heimat ist.

Oder, wie der amerikanische Entwicklungspsychologe Richard Lerner in seinen Studien zeigt, dass freiwilliges gesellschaftliches Engagement nicht nur die Demokratie und die soziale Sicherheit fördert, sondern

"Wer Gutes tut, ist auch gut in der Schule"

Fragen zum Wettbewerbsbeitrag

C 11 Gibt es zu den Suchtpräventionsaktivitäten in Ihrer Kommune eine schriftliche Gesamtkonzeption?: 
ja
nein
C 12 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag in diese Gesamtkonzeption eingebunden?: 
ja
nein
C 13 Hat sich der (Ober-)Bürgermeister bzw. Landrat öffentlich für Ihren Wettbewerbsbeitrag eingesetzt?: 
ja
nein
C 21 Gibt es zu Ihrem Wettbewerbsbeitrag ein schriftliches Konzept?: 
ja
nein
C 22 Sind die Präventionsziele Ihres Wettbewerbsbeitrags detailliert festgelegt?: 
ja
nein
C 23 Wurde vor der Zielfestlegung eine Ausgangs- und Bedarfsanalyse erstellt?: 
ja
nein
C 24 Welche Strategie der Suchtprävention verfolgt Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
Verhaltensprävention
Verhältnisprävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
C 25 Auf welche Suchtstoffe und Suchtformen ist Ihr Wettbewerbsbeitrag ausgerichtet?: 
Tabak
Alkohol
Cannabis
Medikamente
Heroin und andere Drogen
(Glücks-)Spielsucht
Weitere
C 26 An welche Zielgruppe(n) richtet sich Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
3-6jährige
7-10jährige
11-14jährige
15-18jährige
Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien
Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche
Eltern
Familie
Multiplikatoren
Weitere
C 27 Ist Ihr Wettbewerbsbeitrag geschlechtsspezifisch/geschlechtersensibel ausgerichtet?: 
ja
nein
C 28 An welche Settings und Einrichtungen knüpft Ihr Wettbewerbsbeitrag an?: 
Kindergarten/Kita
Grundschule
Hauptschule
Realschule
Gymnasium/Fachoberschule
Gesamtschule
Berufsschule
Jugendeinrichtung
Sportverein
Ausbildungsstätte
Diskotheken
Gaststätten/Restaurants
Fahrschulen
Einzelhandel
Strasse/Öffentlicher Raum
Spielplatz
Quartier/Stadtteil
Weitere
C 31 Welche Akteure aus Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung beteiligen sich?: 
Gemeinde-, Stadt- bzw. Kreisrat
(Ober-)Bürgermeister bzw. Landrat
Suchpräventionsstelle
Gesundheitsamt
Jugendamt
Sozialamt
Schulverwaltungsamt
Sportamt
Ordnungsamt
Polizei
Weitere
C 32 Welche verwaltungsexternen Akteure beteiligen sich wesentlich an der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags?: 
Krankenkassen
Krankenhäuser
Niedergelassene Ärzte
Apotheken
Kindergärten/Kitas
Schulen
Einrichtungen der Jugendarbeit
Mobile Jugendarbeit
Ausbildungsstätten
Sportvereine
Wohlfahrtsverbände
Kirchen
Stadtteileinrichtungen/Quartiersmanagement
Selbsthilfeeinrichtungen
Ehrenamtliche Helfer
Einzelhandel
Tankstellen
Gaststätten
Diskotheken
Fahrschulen
Lokale Medien
Sponsoren
Stiftungen
Weitere
Welche?: 
Zahlreiche weitere Vereine im Ort und andere im Landkreis
C 33 Gibt es schriftliche und verbindliche Vereinbarungen zur Vernetzung und Kooperation der Akteure?: 
ja
nein
C 34 Welche Laufzeit hat Ihr Wettbewerbsbeitrag?: 
bis zu 2 Jahre
mehr als 2 Jahre (aber befristet)
Dauerangebot
C 35 Wie lange ist die Finanzierung des Wettbewerbsbeitrags gesichert?: 
offen
bis zu 2 Jahre
dauerhaft
C 36 Wird der Wettbewerbsbeitrag in seiner Qualität und Zielerreichung überprüft und bewertet bzw. evaluiert?: 
ja
geplant
nein
C37 Werden bei der Umsetzung Ihres Wettbewerbsbeitrags von anderen entwickelte Projekte und Maßnahmen übernommen und eingesetzt?: 
ja
nein
C 38 Sind umgekehrt in Ihrem Wettbewerbsbeitrag entwickelte Projekte und Maßnahmen andernorts übernommen und eingesetzt worden?: 
ja
nein
Wenn ja, welche?: 
Andere Gemeinden, Schulen und andere Einrichtungen leihen sich die Sansibar aus

Anlagen